2 l Standpunkt ZO/AvU Mittwoch, 19. August 2015 PRO UND KONTRA WÄRE MICHEL PLATINI DER BESSERE FIFA-PRÄSIDENT ALS SEPP BLATTER? Kein Heiliger, aber ein geeigneter Nachfolger Platini kann ja wohl nicht der Beste sein Wo es um viel Macht und Geld geht, kann man nicht davon ausgehen, besonders viele Heilige anzutreffen. Dies ist zweifellos auch bei der Fifa der Fall. Die Annahme, allein durch einen Wechsel an der Spitze könne dieses während langer Jahre gewachsene System durchbrochen werden, ist daher naiv. Bei den zurzeit bekannten Möchtegernnachfolgern von Sepp Blatter kommt einem – wie bei der laufenden Kandidatenkür für die US-Präsidentschaft – unweigerlich der Gedanke: Das kann ja wohl nicht das Beste sein! Fürs Präsidium der Fifa muss doch eine Persönlichkeit gefunden werden, die unbelastet die Herkulesaufgabe angehen kann, das ramponierte Image des Weltfussballverbands zu verbessern – durch Transparenz und Glaubwürdigkeit. Wer sich dafür kaum eignet, ist Michel Platini. Es geht vielmehr darum, die verlorene Glaubwürdigkeit schnell wieder zurückzugewinnen und ein klares Zeichen zu setzen. Sepp Blatter ist trotz seinen grossen Verdiensten rund um den Weltfussball nicht mehr die optimale Be setzung für die Zukunft – da sind sich wohl beide Lager einig. Neben den gegen ihn erhobenen Vorwürfen spielt auch Blatters Alter eine Rolle. Mit Michel Platini steht ein fast 20 Jahre jüngerer Nachfolger bereit, der eher die Kraft und vor allem die Zeit aufbringen kann, die nötig sein werden, um die a ngekündigten Reformen u mz usetzen. Papst Benedikt XVI. hat b ezüglich Nachfolgestrategie sicherlich einen Massstab in einer anderen globalen Organisation gesetzt, indem Daniel Wäfler wohnt in Gossau und ist SVP-Kantonsrat. er mit der alten Tradition gebrochen und noch zu Lebzeiten seinem Nachfolger Platz gemacht hat. Trotz allen Verdiensten ist jeder Funktionsträger grundsätzlich ersetzbar, alles andere ist Personenkult. Mit Michel Platini steht ein fähiger Nachfolger für das Fifa-Präsidium bereit, der mehr Teil der Lösung als Teil des Problems ist. Was mich an Platini überzeugt, ist seine klare Haltung zum Katar-Entscheid. Er hat dafür gestimmt und steht dazu. Dies zeichnet einen Spitzenfunktionär aus. Platini wird als einstiger Blatter-Zögling auch das Gute dieser Weltfussball-Ära für die Zukunft erhalten. Es ist ja nicht ver boten, aus eigenen und Fehlern anderer zu lernen. Platini als Spieler war für mich ein Held. In seiner Funktion als Uefa-Präsident setzte ich Hoffnungen in ihn. Die hat er spätestens beim letzten Fifa-Kongress zunichtegemacht. Der immer etwas schnoddrig und zerzaust wirkende Uefa-Präsident lümmelte in seinem Sessel, machte wirre Ansagen, inszenierte undurchsichtige Ränkespiele – und hatte am Ende ausser Konfusion nichts erreicht. Wenn schon intrigieren, dann bitte gekonnt. Aber dafür fehlt Platini die Schlauheit eines Sepp Blatters – ein Manko, das er Thomas Vogel wohnt in Effretikon und ist FDP-Kantonsrat. mit Integrität nicht wettmachen kann. Als «Vatermörder» gewinnt man keine Sympathien. Platini war Freund und Vertrauter Blatters, jahrelang Teil des «Systems Fifa» als deren Vizepräsident. Er pflegt Seilschaften, stimmte für die WM in Katar und platzierte dabei für einen Job gleich noch seinen Sohn im Emirat. Es ist nicht ersichtlich, welche Strategie er mit der Fifa verfolgen würde, war er doch in der Vergangenheit gegen verschiedene Reformen. Nein, Platini wäre nicht der bessere Fifa-Präsident, und es wäre falsch und wenig anspruchsvoll zu argumentieren, alles sei besser als Blatter. Dem Weltfussball ist zu wünschen, dass eine integre Persönlichkeit einen ehrlichen Aufbruch signalisiert. Leserbild der Woche Die Ustermer Aussenwacht Freudwil zeigt sich in der Gewitternacht hell erleuchtet: Die Aufnahme schoss Cyrill Hänni aus Freudwil. 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Drei Wochen lang kurvte ich diesen Sommer im Südosten des Lands herum, fast 4000 Kilometer sammelten sich dabei an. Und wissen Sie was? Kein einziges Mal hörte ich jemanden hupen. Nie zeigte mir jemand den Vogel, weil ich im letzten Moment noch einmal die Spur wechseln musste. Keiner fuhr derart nahe auf, dass ich im Rückspiegel den Zustand seiner Zähne hätte beurteilen können, und aus einem Parkplatz in eine stark befahrene Strasse einzufädeln, war ein Klacks. Hier eine einladende Bewegung, da ein freundliches Nicken mit dem Kopf – und das auch für Fussgänger, die an ungewöhnlichen Stellen die Strasse queren wollten. Die Ruhe, mit der die Kanadier im Strassenverkehr unterwegs sind, war imponierend. So sehr, das meine Frau und ich uns sagten: Auch wir können ohne Messer zwischen den Zähnen Auto fahren. Beseelt von diesem Vorsatz, stoppte meine Frau in Zürich sogleich für jemanden, der abseits eines Fussgängerstreifens über die Strasse wollte. Das anscheinend ungewohnte Manöver brachte den Mann völlig aus dem Konzept. Erst nach einer zweiten einladenden Handbewegung getraute er sich, sein Vorhaben umzusetzen. Zum Dank warf er meiner Frau spontan eine Kusshand zu – ein schöner Lohn für eine kleine Aufmerksamkeit. 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