Evolution der Dunker - IServ mercator

Die Evolution der Dunker
Weiterführende Informationen
A) Der Effekt kleiner Populationen: Gendrift
In kleinen Populationen, die für die Fortpflanzung isoliert sind, kann sich die Genfrequenz und damit der Genpool
unter bestimmten Voraussetzungen unabhängig von Mutation und natürlicher Mutation sehr schnell ändern. Diese
Veränderungen unterliegen in besonderem Maße dem Zufall: Je kleiner die Population ist, desto mehr zufällige
Veränderungen kann es geben. Dieses Phänomen nennt man Gendrift.
Durch die starke und schnelle Veränderung des Genpool kann auch die Evolution in diesen Populationen
beschleunigt ablaufen.
B) Die Blutgruppenvererbung der Dunker
Die Forscher, die die Blutuntersuchungen Anfang der 1950er Jahre vornahmen, stellten fest, dass die
Häufigkeitsverteilung der Blutgruppen zum Teil stark von der in der westdeutschen, aber auch der benachbarten
US-amerikanischen Bevölkerung unterschied. Seit der Auswanderung der Dunker von Deutschland nach Amerika
waren nur ungefähr 220 Jahre vergangen, so dass die Zeitspanne für eine evolutive Entwicklung durch natürliche
Selektion deutlich zu kurz ist. Zudem ist beim Merkmal „Blutgruppe“ kein selektiver Vorteil zwischen den
Blutgruppen erkennbar: Eine höhere Überlebensrate bzw. Fitness ist durch keine der Blutgruppen gegeben.
Außerdem müssten Umweltfaktoren, die die Selektion bewirkt haben, auch auf die deutschen und später die
amerikanischen Nachbarn ähnliche Einflüsse bezüglich ihres Genpools gehabt haben. Entweder hätten demnach
alle drei Gruppen eine ähnliche Genfrequenz im Genpool oder die Dunker hätten einen Wert, der zwischen der
deutschen und der amerikanischen Bevölkerung liegt. Dies ist aber nicht so: Die Häufigkeitsverteilung der
Blutgruppen bei den Dunkern ist 44,5% M, 42% MN und 13,5% N, in den Vergleichsgruppen liegt sie bei 30% M,
50% MN und 20% N.
Innerhalb der Dunker gibt es bei den jüngeren Personen bis etwa 30 Jahre eine Allelverteilung M:N von etwa 3:1,
während bei den älteren über 55 Jahren das Allelverhältnis fast ausgeglichen ist: Das Allel M ist nur 10% häufiger.