Katholische Akademie in Bayern 21. November 2015 Spiritualität im Alter - Gerotranszendenz Vortrag von Prof. Dr. Hartmut Remmers www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Gliederung 1. Thesen zur Selbstverständigung 2. Entwicklungsmöglichkeiten im Alter 3. Generativität und Integrität 4. Lebensbejahung 5. Gerotranszendenz - drei Entwicklungsebenen - zwei Beispiele 6. Spiritualität als Quelle der Bewältigung beruflicher Belastungen www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de • Paul Baltes: „Alter“ ist ein relativ junges Phänomen • Menschen sind in der Lage, die mit dem Alter verbundenen Verluste auszugleichen • Weiterentwicklung der „sozioemotionalen Selektivitätstheorie“: Sozioemotionale Veränderungen im Alter sind nicht nur Mechanismen der Verlustbewältigung. Vielmehr werden vermehrt Fähigkeiten erworben, Anderen kompetent zu helfen und eigene Erfahrungen an Jüngere weiterzugeben. (Carstensen & Lang 2007) www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Eric Erikson 1902 - 1994 www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de • Persönlichkeitsentwicklung erfolgt lebenslang als Entwicklung von IchIdentität. Ich-Identität ist nicht starr. Ich-Identität ist eine immer wieder neu zu erbringende, immer nur vorläufige Integrationsleistung. An dieser Integrationsleistung haben Sichtweisen und Bewertungen anderer Menschen einen starken Anteil. • Die für das höhere Alter spezifische Krise kreist um die Thematik „Integrität versus Verzweiflung“. • Die Thematik „Integrität versus Verzweiflung“ korreliert stark mit der Thematik „Generativität versus Stagnation“. www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Gerotranszendenz (Tornstam 1989, 1992) Kosmische Ebene: - verändertes Weltverständnis, - starke Integration von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, - intensiv empfundene Verbundenheit mit nachfolgenden Generationen, - verminderte Todesfurcht, - größere Empfänglichkeit für vermeintlich (!) Bedeutungsloses, - erhöhte Akzeptanz einer mystischen Dimension des Lebens. www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Ebene des Selbst: - Bessere Integration von positiv und negativ bewerteten Aspekten der eigenen Person, - gelassenere Haltungen gegenüber Versäumnissen, - Zunahme altruistischer Einstellungen und weniger Egoismus, - Transzendenz der eigenen Körperlichkeit, - Wiederentdeckung persönlicher Wurzeln in der Kindheit, - Ich-Integrität. www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Ebene sozialer Beziehungen: - zunehmende Selektivität (Carstensen & Lang 2007) - emotional bedeutsame Beziehungen werden wichtiger, oberflächliche unwichtig, - differenziertes Verständnis des Unterschieds zwischen Rolle und Selbst, - Relativierung materieller Werte, - Asketismus, - reifere Urteile, - Weisheit. www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de John Donne 1572 - 1631 www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de John Donne: Devotions upon Emergent Occasions (1624): “Wir sterben und wir können dem Tod nicht mit Freude begegnen, da wir im Prozess des Sterbens den Qualen der Krankheit ausgesetzt sind; wir sind von der Krankheit gepeinigt. Wir können nicht gefasst warten, bis die Qualen schließlich kommen, sondern Vorahnungen und Befürchtungen nehmen diese Qualen bereits vorweg, die ihrerseits darauf deuten, dass der Tod bevorsteht. Unsere Auflösung nehmen wir bereits in diesen ersten Veränderungen wahr, doch wird die erlebte Auflösung im Prozess der Krankheit nur noch beschleunigt. Die Auflösung, die eigentlich erst mit dem Tode beginnt, ist bereits vom Zeitpunkt dieser ersten Veränderungen gezeichnet.“ (Übers. A. Kruse) www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de Vielen Dank! www.pflegewissenschaft.uni-osnabrueck.de
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