Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des

GRUSSWORT
JÖRG WIECZOREK, BAH
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V.
Eröffnung expopharm, Düsseldorf, 30. September 2015
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Becker,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
die EXPOPHARM ist und bleibt die bedeutendste pharmazeutische Fachmesse in Deutschland
und Europa. Daher bin ich auch in diesem Jahr wieder gerne als Vorstandsvorsitzender des BAH
zur Eröffnung der EXPOPHARM gekommen. Die EXPOPHARM ist nicht nur eine Leistungsschau
rund um die Apotheke, sondern sie ist auch ein wichtiges Dialogforum. Viele unserer
Mitgliedsunternehmen kommen deswegen gerne und regelmäßig zu Ihrer Messe.
Darüber hinaus sind die Beziehungen zwischen dem DAV und dem BAH traditionell gut und der
Schulterschluss derzeit sehr eng. Uns alle verbindet das gemeinsame Anliegen einer guten
Arzneimittelversorgung. selbst wenn manchmal im politischen Alltag Zweifel bestehen, auch die
Regierungsverantwortlichen sehen durchaus die Bedeutung von Arzneimitteln.
Bundesgesundheitsminister Gröhe erklärte in seiner Rede auf unserer diesjährigen
Mitgliederversammlung (ich zitiere): „Ohne Ihre Produkte wäre eine gute Gesundheitsversorgung
nicht denkbar“ (Zitat Ende). Ich ergänze: Und ohne die inhabergeführte Apotheke vor Ort
erst recht nicht.
Denn ein gut funktionierendes und leistungsstarkes Gesundheitssystem in Deutschland braucht
neben den Herstellern die Apothekerinnen und Apotheker als kompetente Berater vor Ort und
nah am Patienten. Denn nur so kann eine gute und sichere Versorgung der Bevölkerung mit
Arzneimitteln gewährleistet werden. Was wir nicht benötigen, sind Gesundheitsökonomen, die wie jüngst geschehen - die Apothekenpflicht als überflüssiges Privileg bezeichnen und
Apotheken auf eine Stufe mit Bäckereien und Baumärkten setzen. Die wichtige Beratung bei
Arzneimitteln wurde dabei auch noch als - ich zitiere: „entbehrliches Schwätzchen“ bezeichnet.
Wer oder was hier entbehrlich ist, überlasse ich Ihrer Bewertung.
Auf unserer Mitgliederversammlung vergangene Woche in Berlin habe ich deutlich betont: Der
BAH steht auf zwei starken Säulen - OTC und RX. Unverändert gilt daher unser Engagement
auch dem rezeptfreien Arzneimittel und der Selbstmedikation.
Wir wollen künftig noch intensiver den Nutzen rezeptfreier Arzneimittel in den Fokus unserer
Aktivitäten stellen und für den Bereich dieser Arzneimittel gewonnene Erkenntnisse in
strategische Maßnahmen umsetzen.
Wir haben daher eine Studie „Selbstbehandlung und Apotheke“ in Auftrag gegeben. Erste
Ergebnisse wurden auf unserer Mitgliederversammlung vorgestellt und u. a. mit Ihnen, Herr
Becker, diskutiert. Unter den Diskutanten herrschte Einigkeit: Gerade das Potenzial der
Selbstmedikation gewinnt weiter an Bedeutung. Übrigens hob auch Minister Gröhe auf unserem
Abendempfang ausdrücklich die Bedeutung rezeptfreier Arzneimittel und der Selbstmedikation
für ein effizientes und nachhaltiges Gesundheitssystem hervor.
Dass unser Gesundheitswesen ohne rezeptfreie Arzneimittel und ohne Selbstmedikation nicht
mehr funktionieren würde, zeigt sich schon allein darin, dass jede zweite Packung, die in einer
Apotheke abgegeben wird, ein rezeptfreies Arzneimittel ist. Umso unverständlicher - und
geradezu absurd - sind daher die Pläne der Politik, Apothekerkinnen und Apotheker bei der
Erstellung des Medikationsplanes außen vorzulassen. Um es hier ganz deutlich zu sagen: Sie
gehören eingebunden und dafür setzen wir uns ein!
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Denn OTC-Arzneimittel, einhergehend mit der Beratung, helfen jeden Tag vielen Menschen mit
vergleichsweise geringem Aufwand, wieder gesund zu werden und ihren Aufgaben
nachzugehen. Dies geschieht - man muss es immer wieder betonen - an 365 Tagen, 24 Stunden
rund um die Uhr. Das reduziert - was die Ergebnisse des Gutachtens eindrucksvoll zeigen - bei
allen Beteiligten Zeit und Aufwand. Es bringt mehr Effizienz in die Patientenversorgung und spart
für das Solidarsystem viel Geld ein. Die Gutachter haben errechnet: Ein Euro investiert in die
Selbstmedikation, spart der GKV 14 Euro!
Mein klares Angebot an Sie: Lassen Sie uns auch weiterhin diesen für die Zukunft der
Arzneimittelversorgung so wichtigen Weg gemeinsam gehen. Bleiben wir im ständigen Dialog.
Wir dürfen auch nicht aus den Augen verlieren, dass jeder zweite Deutsche erwartet, dass sich
das Gesundheitssystem in den kommenden zehn Jahren verschlechtern wird. Dies ein Ergebnis
aus dem Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH, unserer kontinuierlichen repräsentativen
Umfrage zum Gesundheitsempfinden der Bevölkerung. Hier ist es unsere gemeinsame Aufgabe,
solche Befürchtungen der Bevölkerung, zumindest was die Arzneimittelversorgung anbelangt, zu
widerlegen.
Der KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Gassen hat im Vorfeld des diesjährigen Deutschen Ärztetages
ganz klar erklärt (Zitat):
„Wir werden in Zukunft daran gemessen werden, wie die Versorgung für die Patienten gelingt“
(Zitatende). Dies gilt nicht nur für die Vertragsärzteschaft. Dies gilt ebenso für die
Apothekerschaft, den pharmazeutischen Großhandel und die Arzneimittel-Hersteller. Insoweit
sitzen wir alle in einem Boot. Wir müssen nur darauf achten, dass wir nicht nur rudern, andere
aber steuern.
Eine gute Arzneimittelversorgung ist nicht zu Nulltarifen und Dumpingpreisen möglich. Wir
müssen wieder vermehrt den eigentlichen Wert des Arzneimittels benennen: Seinen Stellenwert
im Gesundungsprozess der Menschen. Wir müssen gemeinsam aktiv gestalterisch agieren
und nicht nur auf gesetzliche Maßnahmen und politisches Geschehen reagieren.
Lassen Sie uns dies immer, trotz aller unterschiedlichen Interessensfelder, bei unserer täglichen
Arbeit im Hinterkopf behalten, in gemeinsamer Verantwortung für das höchste Gut des Menschen
- seine Gesundheit.
Ich möchte mit einem Vergleich schließen, wobei das Folgende auch für Mütter, Söhne und
Schwiegertöchter gilt.
In Kürze wird meine Tochter heiraten. Für einen Vater immer ein ganz besonderer, sehr
persönlicher Moment. Man gibt die Tochter ab an einen anderen Mann.
Die Sorge um eine glückliche Zukunft treibt einen um. Aber auch Freude, wenn man sie in guten
Händen weiß. Warum erzähle ich Ihnen das?
Weil auch wir Arzneimittel-Hersteller beruhigt unsere Produkte in Ihre Hände geben können, weil
wir Sie - die Apotheker - als verlässliche Partner kennen und schätzen.
Bei diesem Bild übersehe ich nicht, dass es in den allermeisten Fällen die Apothekerinnen sind,
die diese Kompetenz zugunsten der Patienten ein- und umsetzen.
Von Heiratsschwindlern wie Wunderheilern, pharmazeutischen Marktschreiern und
Wühltischbetreibern ist dagegen dringend abzuraten.
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Meine Damen und Herren, es bleibt noch viel zu bewegen und zu gestalten. Lassen Sie uns die
vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit im Politischen wie Pharmazeutischen
fortsetzen. Bilden wir auch weiterhin unsere Koalition der Vernunft, der Geschlossenheit und der
Stärke!
Ich wünsche der EXPOPHARM und dem Deutschen Apothekertag ein gutes Gelingen sowie
fruchtbare Diskussionen und Entscheidungen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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