Buddha1 und Freud Frühjahrstagung Beziehungsanalytischer Arbeitskreis Nordrhein-Westfalen vom 15. - 16. April 2016 in Kronenburg/Eifel Einführung in die Thematik: Das Paar und das Dritte der Verschränkung: Einheitserleben in der psychoanalytischen Praxis Gelingende Paarbeziehungen scheinen in einer dialektischen Wechselwirkung zwischen einem Selbsterleben von Eigenständigkeit und einem Überschreiten der Selbstgrenzen im Einheitserleben zu gedeihen. Dieses Dritte der Beziehung als übergeordnetem Prozess wird im Gegensatz zur herkömmlichen Auffassung gerade nicht als „unreife“ regressive Verschmelzung betrachtet. Verschmelzung wird häufig als Angst vor Getrenntheit verstanden, die dazu führt, dass Unterschiede verleugnet werden müssen, weil eine Differenz im Erleben den Anderen bedrohlich fremd erscheinen lässt. 1 Skulptur vom katalanischen Bildhauer Jaume Plensa, installiert in San Giorgio Maggiore auf der Biennale Venedig, 2015 (Foto: J. Maurer) Statt Regression kommt es bei diesem Dritten der Verschränkung zu einer „Transgression“. Jeder der Beteiligten profitiert aus dem Einheitserleben heraus, weil dessen Selbst erweitert wird. Beide Partner werden im Dritten der Verschränkung neu erschaffen. Das erweiterte Selbst entsteht aus einer Art „Unst“ neu - und mit jeder weiteren Begegnung immer wieder anders. Wir erfahren uns durch Beziehung schöpferisch verändert, wenn das unbekannte Neue nicht als bedrohlich nivelliert werden muss. Wird dieser Prozess im Sinne einer Gegenwartserfahrung aushaltbar, entsteht ein Potential, welches in seiner Reichweite über die lediglich zusammengefügten Beziehungsbeiträge beider hinausweist. Moderne analytische Beziehungskonzepte, welche dieses übersummative Dritte zum Gegenstand haben, werden vor dem Hintergrund des Konzeptes der Verschränkung diskutiert. Diese Überlegungen werden am Beispiel meditativer Seinserfahrung und spiritueller Präsenzerlebnisse in der psychoanalytischen Alltagspraxis konkret veranschaulicht. Referent: Jürgen Maurer, Bonn niedergelassener ärztlicher Psychoanalytiker (DPV, IPV), (Einzel-, Gruppen-, Paar- und Familientherapie) Lehranalytiker und Dozent an der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf, Weiterbildungsleiter in Psychoanalytischer Paar- u. Familientherapie im Beziehungsanalytischen Arbeitskreis NRW, Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Beziehungsanalyse, Weiterbildung und Praxis in Meditation, Veröffentlichungen zum Thema: Thea Bauriedls Beziehungsanalyse im Feld der Psychoanalyse - Relationale Psychoanalyse in Deutschland, in: Potthoff, Peter u. Wollnik, Sabine (Hg.): Das Gespräch der Subjekte, Gießen 2015, Psychosozial-Verlag. Quantenphysik und Psychoanalyse, unveröffentlichtes Manuskript, 2015. Das ozeanische Gefühl Das ozeanische Gefühl beschreibt die mystische Erfahrung von All-Einheit (beschrieben in der altindischen Advaita-Philosophie (A-dvaita = Nicht – Zwei). Ozeanische Zustände sind charakterisiert durch eine nicht pathologische Durchlässigkeit von Ich-Grenzen, welche eine ganzheitliche Selbst-Erfahrung im Sinne des All-Eins-Erlebens erst ermöglicht. Sie unterscheiden sich grundsätzlich von Getrenntheitszuständen, die eine Voraussetzung für das herkömmliche Verständnis von Beziehung als Begegnung (Interaktion) zwischen abgegrenzten Individuen darstellen. Freud hat das ozeanische Gefühl als Abkömmling eines primitiven regressiven Verschmelzungszustands pathologisiert - im Gegensatz zur Auffassung einer transzendenten Überschreitung der Getrenntheit (Rolland): Ein Phänomen, welches uns befähigt, Eins-Sein als fundamentale Empfindung zu erleben, ungeteilt im Ganzen auf zu gehen. Klinische Beispiele erläutern die Bedeutung ozeanischer Zustände als besonders kreative und spirituelle Momente im Praxisalltag. Referent: Dr. theol. Dieter Funke, Düsseldorf Psychologischer Psychotherapeut, Studium Theologie, Philosophie und Psychologie. Lehrbeauftragter für Pastoralpsychologie nach der psychoanalytischen Ausbildung. Niedergelassener Psychoanalytiker (Einzel-, Gruppen-, Paartherapie). Zahlreiche Veröffentlichungen zu kulturanalytischen, religionspsychologischen Themen, insbesondere der Verbindung von Mystik, Spiritualität und Psychoanalyse. Veröffentlichungen zum Thema: Ich – eine Illusion? Bewusstseinskonzepte in Psychoanalyse, Mystik und Neurowissenschaften, Gießen 2011, Psychosozial-Verlag. Dimensionen des ozeanischen Gefühls, in: Oberhoff, Bernd, (Hg.), Musik und das ozeanische Gefühl. Eine Expedition ins Innere der Musik, Gießen, 2015 (11-52), Psychosozial-Verlag. Idealität als Krankheit? Über die Ambivalenz von Idealen in der postreligiösen Gesellschaft, erscheint Gießen 2016, Psychosozial-Verlag. Freud und Buddha In einem seit Jahren geführten Dialog zwischen dem Zen-Meister Gerald Weischede( in der Tradition von Shunryu Suzuki und Richard Baker-Roshi) und mir als einem klinischen Psychoanalytiker haben wir eine vergleichende Untersuchung der Arbeitsmodelle des Buddhismus und der Psychoanalyse unternommen. Als zentrales Motto ist die Dynamik von Reflexion und Präsenz anzusehen, in dem sich dieser „meditative Weg“ und der „analytische Weg“ beschreiben lassen. In dem Seminar werden zwei zentrale Thematiken in diesem Zusammenhang besprochen: der Begriff des „Anfänger-Geistes“ in Beziehung zur therapeutischen Situation und die Thematik von Wandel und Vergänglichkeit aus buddhistischer und klinischer Sicht. Referent: Prof. Dr. med. Ralf Zwiebel, Kassel Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalytiker (DPV, IPV), Lehranalytiker am Alexander Mitscherlich Institut, Kassel, ehemals Professor für psychoanalytische Psychologie der Universität Kassel. Zahlreiche Veröffentlichungen. Publikation zum Thema: G. Weischede und R. Zwiebel (2009): Neurose und Erleuchtung. Klett-Cotta R. Zwiebel und G. Weischede (2015): Buddha und Freud. Präsenz und Reflexion. Vandenhoek und Ruprecht, Göttingen. Tagungsort und Hotel: Anschrift: Hotel Villa Kronenburg, Burgbering 12, 53949 Dahlem, Tel. 06557- 295 (öffentlicher Parkplatz vor dem Burgtor, Kopfsteinpflasterstrasse durch das Tor ca. 70 m zu Fuß, dann nach der Kirche links befindet sich das Hotel) Der kleine, mittelalterliche, malerische Ort Kronenburg (Eifel) mit Stadtrecht, Burgbering und Burgruine liegt auf einem Hügel. Kronenburg gehört zur Gemeinde Dahlem (Bahnhof). Von Köln ca. 1 Autostunde, von Bonn ca. 1 ¼ h entfernt. Dauer: 15. April 2016, 15.00 h – 16. April 2016, gegen 16.30 h Teilnahmegebühr: Anmelden bis 15. 11. 2015: EUR 130.-, danach EUR 160.Bitte überweisen an Jürgen Maurer, Kto.Nr. 32763, BLZ 37050198 bei Sparkasse Köln-Bonn IBAN: DE 89 3705 0198 0000 032763 Stichwort: “Frühjahrstagung“ Anmeldung: Per Email an: [email protected] Oder formlos schriftlich per Post. (bitte möglichst bald wegen Zimmerkontingentierung) Ausserdem bitte zeitnah im Hotel anrufen wegen individueller Wünsche an die Zimmerreservierung. Zeitplan Freitag 15. April 2016 15.00 - 16.30 h Maurer 1. Teil 17.00 - 18.30 h Dr. Funke 1. Teil 19.00 - 20.30 h Prof. Zwiebel 1. Teil 20.30 h: Abendessen Samstag 16. April 2016 9.00 - 10.30 h Prof. Zwiebel 2. Teil 11.00 - 12.30 h Dr. Funke 2. Teil 14.00 - 15.30 h Maurer 2. Teil 15.45 - 16.30 h Abschlussplenum
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