Artikel der Ärztezeitung

Vorhofseptumdefekt (ASD)-Verschluss: Duale Plättchenhemmung senkt
Migränerisiko
Nach dem Verschluss eines ASD per Katheter treten bei etwa 15 % der Kinder und
Jugendlichen Migräne-Attacken auf. Den jungen Patienten wurden Antikoagulantien,
sogenannte blutverdünnende Medikamente, zur Vermeidung von Blutgerinnseln
verordnet und zwar bisher meist ASS ©. Neue Studienergebnisse aus den USA
lassen vermuten, dass bei zusätzlichem Gebrauch des Arzneimittels „Clopidogrel ©“
das Migränerisiko bezüglich Häufigkeit und Schwere um 50 % reduziert wird.
Das Deutsche Ärzteblatt schreibt: Wenn nach interventionellem Verschluss eines
Vorhofseptumdefektes zwei statt ein Hemmer der Thrombozytenfunktion verordnet
werden, reduziert dies Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken.
Der interventionelle Verschluss eines Vorhofseptumdefektes (atrial septum defect,
ASD) gilt heute als Therapie der Wahl, wenn das persistierende Foramen ovale
hämodynamisch bedeutsam ist. Die Erfolgsraten sind hoch, die Komplikationsraten
gering, und im Vergleich zur offenen Operation erholen sich interventionell
behandelte Patienten recht schnell von dem Eingriff.
Eine Limitation sind jedoch neu auftretende Migräne-Attacken bei ca. 15% der
Patienten. Empirisch wird dagegen ASS verschrieben, meist für sechs Monate.
Beobachtungen zufolge reduziert eine zusätzliche Clopidogrel-Gabe Häufigkeit und
Schweregrad der Kopfschmerzen.
Ob dies tatsächlich der Fall ist, ist in einer Doppelblindstudie (CANOA Trial)
untersucht worden, deren Ergebnisse beim der AHA-Jahrestagung 2015 präsentiert
und im Fachblatt JAMA publiziert wurden. 171 Patienten ohne Migräne in der
Anamnese wurden nach einem ASD-Verschluss mit dem Amplatzer-Device
randomisiert zwischen ASS 80 mg/d allein oder ASS 80 mg/d plus Clopidogrel 75
mg/d und damit jeweils drei Monate lang behandelt.
Clopidogrel halbiert Migränerisiko
Die Gabe der zwei Thrombozytenfunktionshemmer erwies sich eindeutig überlegen.
Die Patienten dieser Gruppe litten in den ersten drei Monaten im Schnitt 0,4 Tage pro
Monat unter Migräne, die nur mit ASS behandelten Patienten hingegen im Schnitt 1,4
Tage pro Monat (p = 0,04). Dies war der primäre Endpunkt.
Konkret trat bei 8 von 84 Patienten (9,5%) unter ASS/Clopidogrel sowie bei 19/87
Patienten (21,8%) unter ASS-Monotherapie eine postinterventionelle Migräne auf.
Bei 3 bzw. 11 Patienten ging eine Aura voraus.
Milderer Verlauf bei dualer Plättchenhemmung
Bemerkenswert war, dass alle 8 Patienten unter ASS/Clopidogrel unter leichteren
Migräneformen litten (MIDAS I-II), während 7 Patienten unter ASS-Monotherapie
über heftige Migräne-Attacken klagten (MIDAS III-IV). Nebenwirkungen waren gleich
verteilt, mit der Ausnahme von geringfügigen Blutungen, die mit 5 vs. 1 unter
ASS/Clopidogrel etwas häufiger auftraten.
Fazit der Autoren: Nach ASD-Verschluss sollten die Patienten zwei
Thrombozytenfunktionshemmer einnehmen.
Mehr vom AHA-Kongress:
http://www.springermedizin.de/aha-2015_duale-plaettchenhemmung-reduziertmigraene-risiko/6034322.html?sendID=21044&linktyp=teaser2&cm_mmc=ecircleNL_-LM_Update+Kardiologie-_-S_Antidot+gegen+Faktor-XaHemmer+macht+Fortschritte-_L_16&newsletterID=13&wt_mc=email.Update+Kardiologie.Antidot+gegen+FaktorXa-Hemmer+macht+Fortschritte%3F © AHA
Weitere aktuelle Artikel finden sie in unserem AHA-Kongressdossier 2015.
Die Beiträge vom AHA-Kongress 2014 finden Sie hier.
publiziert am: 19.11.2015 16:00 Autor: Dirk Einecke Quelle:
springermedizin.de basierend auf: Jahrestagung der American Heart Association
(AHA) vom 7.-11.2015 in Orlando; Rodés-Cabau J, et al.; Effect of Clopidogrel an
Aspirin vs Aspirin Alone on Migraine Headaches After Transcatheter Atrial Septal
Defect Closure. The CANOA Randomized Clinical Trial. JAMA 2015; doi:
10.1001/jama2015.13919