Nutzung von Evauluationsergebnissen in politischen

Jahrestagung DeGEval 2015
AK Verwaltung
Nutzung von Evaluationsergebnissen im politischen
Entscheidungsprozess – eine Annäherung
Prof. Dr. Gottfried Konzendorf
Einordnung
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Politische Entscheidungen sind komplexe
Prozesse mit vielfältigen Akteuren und
Interessen (Heterarchien)
Evaluationen nur ein Faktor unter vielen
Offen, ob und wie die Ergebnisse von
Evaluationen in politische Entscheidungen
einfließen
Ansätze in der Wissenschaft
Analyse politischer Entscheidungsprozesse, z. B.
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Inkrementalismus: Lindblom u. a.
Piecemeal Engineering: Popper
Policy-Cycle, Input-Output Modells: Easton
Garbage-Can-Modell: Cohen, March, Olson
Multiple-Stream-Modell: Kingdon
Advocacy-Coalition Framework: Sabatier
Wissensnutzungsforschung, z. B.:
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Habermas 1968 (technokratische, dezisionistische und pragmatische
Modell der Politikberatung), Weiss 1977, Biesta 2010, Wollmann
2012
Einfluss von Evaluation auf die politische
Entscheidungsfindung: Erwartungen vs. Befunde
Zunächst: Erwartung: Hoher Einfluss von Evaluation
(Reduktion der Unsicherheiten bezüglich Wirkung, Kosten, Praktikabilität etc.)
Allerdings - Befund:
Nutzung der Ergebnisse rarer Ausnahmefall (z.B. Wollmann)
Instrumentalisierung von Evaluationsergebnissen durch Politik- und
Praxisinteressen: verzögern, verschwinden lassen, etc. „politische
Phantasie“; zudem Kolonialisierung der Wissenschaft durch Praxisvorgaben
Außerdem - „Zeit“-Modi der „Nutzung“:
Keine Nutzung
Verzögerte Nutzung (Sickereffekte)
Direkte Nutzung
Fragestellung:
Welche Faktoren erhöhen den direkten
Einfluss von Evaluationen auf die
politische Entscheidungsfindung?
Identifizierte Einflussfaktoren
1.
• Ko-evolutive Einpassung der Ergebnisse in pol. Paradigma - keine „Unzeit“-gemäßen
Informationen; aber: Prinzip des Randes
Beispiele: Neuausrichtung Integrationspolitik (Staatsangehörigkeitsrecht; Jus sanguinis –
Jus soli) – Brain-Waste-Studie; Gegenbeispiel: Innerortshöchstgeschwindigkeit
2.
• Hohe Qualität (Validität, Evidenz, Relevanz) der Information (keine Schablonen und
Standardberichte)
„Was“ verallgemeinerbar, „Wie“ vom Einzelfall abhängig),
Bsp. BRH FöKo II
3.
• Rechtzeitige Informationsbereitstellung
d.h. auch vor parteipolitischer Festlegung
 Verzahnung von öffentlich-politischer
Positionierung und Evaluationsprozess
Identifizierte Einflussfaktoren
4.
5.
6.
• Teil-(Öffentlichkeit) herstellen: Überprüfen Evaluationsergebnisse und
Lösungsvorschläge, andauernder politisch-fachlicher Diskurs
Beispiele: Anerkennungsgesetz, GFA in GGO, Leistungsvergleiche Art. 91d GG
• Akteursbasis erweitern
Beispiel.: Anerkennungsgesetz
• Interaktion: Politik, Verwaltung, Evaluation
Verknüpfung der Evaluation mit „geregelten“
Abläufen in Politik und Verwaltung
Vermutung 1: Faktor 6 (Interaktion) hat großen Einfluss auf die
Faktoren 1 bis 5
Vermutung 2: Das pragmatische Modell der Politikberatung
(kritische Interaktion zwischen Wissenschaft einerseits und Politik
und Verwaltung andererseits) wird
im Kern bestätigt,
bedarf aber - z.B. aufgrund verschiedener
Entwicklungen (z.B. Informatisierung, Wandel der
Öffentlichkeit, direkt-demokrat. Elemente) – einer Revision