Vorarlberger Chancenpreis 2015 Name: Heidelinde Golob Was

Vorarlberger Chancenpreis 2015
Name: Heidelinde Golob
Was machen Sie beruflich?
Ich bin Volksschullehrerin.
Wo sind Sie beschäftigt?
Ich arbeite an der Volksschule Unterfeld in Lauterach.
Konnten Sie sich Ihre Arbeit aussuchen?
Als Mensch mit einer hochgradigen Sehbehinderung ist die Berufswahl prinzipiell
sehr eingeschränkt. Dennoch habe ich um die Verwirklichung meines Traumberufes
gekämpft. Ich habe es damals erreicht, dass ich zur Ausbildung zugelassen wurde,
was schon eine Meisterleistung war.
Hatten sie Hilfe beim Aussuchen?
Bei meiner Berufswahl hatte ich die volle Unterstützung meiner Familie, die mir
immer wieder den Rücken stärkte und mir das Vertrauen in meine Fähigkeiten
schenkte.
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Situation beim Arbeiten?
Ich bin sehr glücklich in meinem Beruf und glaube, wirklich gute Arbeit zu leisten. Da
ich nicht mehr in der Lage bin, die Aufsichtspflicht zu erfüllen, wurde mir eine
Mitarbeiterin zur Verfügung gestellt, die mir genau diese Aufgabe übernimmt und
mich somit rechtlich Schützt. Sie unterstützt mich in allen Verpflichtungen, die eine
Lehrerin zu erfüllen hat und wo gesunde Augen nötig sind. Dank ihr konnte ich meine
Arbeit behalten.
Gibt es etwas, das Sie gerne ändern möchten?
Generell finde ich es schade, dass der Lehrerberuf fast ausschließlich von
nichtbehinderten Menschen ausgeübt wird. Es ist für mich überhaupt nicht
einzusehen, wieso beispielsweise ein querschnittsgelähmter Mensch nicht
unterrichten darf. Ein Rollstuhlfahrer kann fast allen Verpflichtungen eines Lehrers
nachkommen. Natürlich muss das Arbeitsprofil den Fähigkeiten des Arbeitnehmers
angepasst werden. Ich unterrichte z.B. vorwiegend Fächer, mit einem geringen
Korrekturaufwand, da mir genau diese Tätigkeit nicht mehr möglich ist. Aber es gibt
genügend Fächer, die mir keinerlei Schwierigkeiten bereiten. In diesem Beruf gibt es
ja zum Glück viele Möglichkeiten und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es muss ein
Umdenken stattfinden. Dieses Berufsziel sollte auch Menschen mit einer
Einschränkung in Zukunft ermöglicht werden. Denn gerade solche Lehrpersonen
wären ein sehr gutes und glaubwürdiges Vorbild für unsere Kinder.
Was gefällt Ihnen an ihrer Arbeit?
Das was jeder Lehrperson gefallen sollte, nämlich die Arbeit und der Umgang mit
Kindern.
Was ist Ihnen dabei wichtig?
An meinem Arbeitsplatz wird die Integration wirklich gelebt.
Dabei kann ich nicht nur Unterrichtsinhalte vermitteln, sondern auch ein Vorbild sein,
wie man auch mit Einschränkungen ein glückliches und erfülltes Leben führen kann.
Haben Sie Menschen um sich herum, die Sie mögen?
In meinem Umfeld finde ich viele nette Kollegen, die mich akzeptieren und meine
Arbeit schätzen. Natürlich gibt es manchmal Menschen, zu denen man keinen
Zugang hat. Aber das ist überall so und hat nichts mit einer Behinderung zu tun.
Fühlen Sie sich dort wohl?
Im Großen und Ganzen fühle ich mich an meinem Arbeitsplatz sehr wohl. Es kann
natürlich auch zu Meinungsverschiedenheiten kommen, was aber ganz normal ist.
Treffen Sie an ihrem Arbeitsplatz nur Menschen mit Behinderung?
Oder haben Sie auch Kontakt zu Menschen ohne Behinderung?
Unter meinen Lehrerkollegen bin ich natürlich die Einzige mit Behinderung. Aber ich
treffe im Schulhaus und Pausenhof auf Kinder mit Behinderung.
Können sie sich beim Arbeiten gut bewegen?
Das Schulgebäude ist mir so vertraut, dass ich mich allein sehr gut darin bewegen
kann.
Ist Ihnen oft langweilig?
Oder haben sie genug zu tun?
Das Wort „Langeweile“ ist mir absolut unbekannt. Ich habe immer genug zu tun und
einen ausgefüllten Berufsalltag.
Hört man Ihnen zu, wenn sie Verbesserungsvorschläge machen, oder wenn sie
etwas anderes möchten?
Ich glaube, dass meine Stimme im Kollegium gleich viel zählt wie jede andere.
Hilft Ihnen jemand dabei?
Sind meine Vorschläge wirklich gut, erhalte ich auch die nötige Unterstützung, diese
zu verwirklichen.
Haben Sie andere Träume und Vorstellungen von Ihrem Arbeitsplatz?
Ich wünsche mir, dass auch andere Menschen mit Behinderung diesen Beruf
ausüben dürfen. Denn das wäre wirklich Inklusion.