Spectrum Quartalsreport Q2 2015

Quartalsreport Q2 Juli 2015
Was hat Norwegen mit
Kapitalmarkt-Liquidität zu tun?
aus dem
Inhalt:
Editorial
S. 1
Die Liquidität
sinkt dramatisch
S. 2
Wenn die Musik
aufhört zu
spielen
S. 3
Impressum
S. 4
Die Urlaubszeit
steht vor der
Tür und ich für
meinen Teil ge­
nieße in meinem
Urlaub
gerne
mög­lichst unbe­
rührte Natur. Für
mich das per­
fekte Kontrast­
pro­gramm
zu
mei­ner täglichen
Arbeit, die viel
von Kommuni­
kation, neuen
In­formationen, Zahlen, Modellen, Tele­
fonaten und Computerbildschirmen
geprägt ist.
Dabei fühle ich mich u.a. in Norwe­
gen besonders wohl. Die teils sehr
raue Landschaft und die niedrige Be­
völkerungsdichte von 13 Einwohnern
pro km2 haben es mir angetan. Zum
Vergleich: In Deutschland leben 227
Einwohner pro km2. Man kann in Nor­
wegen einen Tag durch die Gegend
fahren und (fast) keinem Menschen
begegnen. W-Lan und Mobilfunk­
netze sind nicht überall verfügbar. Ich
finde das toll! Meine zwei halbwüch­
sigen Söhne sind da anderer Meinung.
Schöne Aussicht: Mit den
Skiern bis zum Fjord.
Im April nächsten Jahres werde ich
bspw. eine Woche in der Nähe von
Tromsø verbringen, ca. 400 km nörd­
lich des Polarkreises, um Skitouren zu
unternehmen. Nord-Norwegen ist als
Skitouren-Region nicht bekannt. Das
Besondere liegt darin, dass man dort
vom Gipfel bis zum Meeresspiegel
mit Skiern abfahren kann. Die Ab­
fahrten stehen von der Länge her de­
nen in den Alpen um nichts nach und
die Aussicht auf die Fjorde oder das
Meer, während man seine Schwünge
im Pulverschnee zieht, ist einmalig!
Wenn die Sicht aufgrund des Wetters
gut genug ist…
Photo by: Senja Lodge & Mountainguides, www.senjalodge.com, Pos.: https://goo.gl/maps/jGUZm
1
Juli 2015
„Liquidität“ ist in Norwegen reichlich
vorhanden
weltweit. Das bringt mich zu meinem eigentlichen
Thema: „Was hat Norwegen mit KapitalmarktLiquidität zu tun?“
Ja, mit dem Wetter kann man Pech haben in Skan­
dinavien. Wenn es regnet, dann richtig. Norwegen
ist ein Land des Wassers. Egal ob Fjorde, Wasser­
fälle oder gefrorenes Wasser in Form von Glet­
schereis und Schnee. Die nicht endende Fülle von
Wasser ist für viele faszinierend. Dort oben sind die
Fjorde und Seen tief und werden unablässig von
reißenden Flüssen und Wasserfällen gespeist.
Die Welt ändert sich. Liquidität ist nicht
gleich Liquidität.
Große Teile des norwegischen Staatsfonds sind in Ren­
tenpapiere investiert, die in der Vergangenheit immer
als sehr liquide und sichere Anlageklasse gegolten
haben. Dem ist aber nicht mehr uneingeschränkt so.
In den letzten Wochen waren die Kursschwankungen
an den Anleihemärkten um einiges extremer als an
den Aktienmärkten. Die Attribute „sichere Anlage­
klasse“ und „liquide“ müssen im Zusammenhang mit
Rentenpapieren neu definiert werden.
Doch Norwegen ist nicht nur reich an Liquidität in
Form von Wasser. So schwimmt z.B. auch der nor­
wegische Staatsfonds in Vermögenswerten von ca.
900 Mrd. USD und ist damit der größte Staatsfonds
Anleihemärkte: Die Liquidität sinkt dramatisch.
Quartal 2015 gesunken (Quelle: Morgan Stanley).
Die Anleihemärkte haben innerhalb weniger Monate
zwei bedenkliche Rekorde erzielt. Zum einen wurden
von Investoren Mitte April 2015 mit ca. 0.05% die nied­
rigsten Renditen für 10-jährige Bundesanleihen akzep­
tiert, die es je gab – zum anderen stiegen die Renditen
sofort danach binnen weniger Wochen wieder um das
Zwanzigfache auf 1.0% an. Unattraktive und gefährli­
che Zeiten für Anleiheinvestoren. Aber was steckt da­
hinter? Warum sehen wir diese extremen Ausschläge?
In letzter Zeit hat also die einst sicherste Anlageklasse
nicht nur ihr wichtigstes Merkmal, den Zins, fast verlo­
ren, sondern in großen Teilen auch die uneingeschränk­
te Liquidität (Handelbarkeit) eingebüßt.
David Hunt, der Chef des Anleihehandels von Prudenti­
al Financial, stellt fest: „Die größte Sorge der Anleiheinvestoren weltweit ist, dass ein dramatischer Einbruch
der Liquidität in vielen Bereichen des Anleihemarktes
stattgefunden hat“. Prudential verwaltet annähernd 1
Mrd. USD an Kundengeldern. Im rasanten Verschwin­
den der Liquidität sieht Hunt ein großes Risiko und
„eine der unbeabsichtigten Konsequenzen“ der Regu­
lierung der Kapitalmärkte in Folge der Krise.
Zurzeit das wichtigste Thema im
Anleihemarkt: Liquidität!
Ein Grund für die extremen Bewegungen an den An­
leihemärkten ist die mittlerweile äußerst geringe Liqui­
dität. Nicht nur Staatsanleihen sind davon betroffen.
In viel größerem Maße sind Unternehmensanleihen in
Gefahr, sehr große Renditesprünge verkraften zu müs­
sen. So ist die durchschnittliche Zahl von Händlern, die
Preise für europäische Unternehmensanleihen stellen,
von ca. 9 pro Geschäft in 2009 auf ca. 3 im ersten
Quartalsreport Q2
Jim Reid, Anleihestratege der Deutschen Bank, be­
schreibt die letzten Monate in den Anleihemärkten als
„erhellend“ (eye-opening). „Wenn dieser Zyklus endet
wird es extreme Bewegungen in den Märkten geben,
in denen … Investoren verkaufen müssen“. Die gute
2
Phasen in der Vergangen­
heit in das fallende Messer
gegriffen und so allzu gro­
ße Kursstürze abgefedert
haben, gibt es nicht mehr.
Das ist den hohen Eigen­
kapitalanforderungen für
das Handelsgeschäft und
den fehlenden Anreizen für
die Händler (Risiko zu neh­
men) geschuldet – letztlich
also der Regulierung.
Es gibt keine
Absicherung gegen
das Fehlen von
Liquidität.
Jim Reid kommt zu dem
Schluss, dass niemand wirklich weiß, wie hoch die
faire Risikoprämie für die zu geringe Liquidität sein
sollte, noch wie man sich dagegen absichern könnte.
Aus dieser Erkenntnis heraus lässt sich auch erklären,
warum 8% der Allokation von Anleihefonds welt­
weit mittlerweile im Geldmarkt und geldmarktnahen
Produkten geparkt wird, der höchste Stand seit 1999
(Quelle: FTN Financial).
Nachricht sei, dass die Zentralbanken dieses Problem
für eine gute Weile in die Zukunft verschieben können.
Es sei aber klug, sich regelmäßig daran zu erinnern,
dass dieses Problem nach wie vor existiert, vor allem
wenn sich die fundamentalen Daten verändern.
„Wir glauben, dass der Markt möchte, dass Du Dein
Portfolio anpasst“, sagt Jerry Cudzil, ein US-Händler
für Unternehmensanleihen. Er stellt sich die Frage: „Do
you want to look silly before or after the market sells
off?“ und will damit folgendes sagen: Vielleicht sieht
jemand, der jetzt vermehrt in den Geldmarkt umschich­
tet, dumm aus – viel dümmer wird aber der aussehen,
der zu spät kommt und in einer möglichen Marktkor­
rektur große Verluste macht.
Liquidierbarkeit bzw. Liquidität ist immer
Trumpf.
Wir setzen auf vorausschauendes Risikomanagement
und zügig liquidierbare, breit gestreute Zielinvestments.
In unseren Verwaltungsmandaten haben wir die Anlei­
hepositionen schon vor Wochen (25.05.2015) stark
reduziert und in risikoarme Geldmarktprodukte (Liqui­
dität) investiert. Das ist vielleicht nicht die beste Ent­
scheidung im Hinblick auf die Renditeerwartung unter
Normalbedingungen, sicher aber eine gute Entschei­
dung, was das Portfoliorisiko in unruhigen Zeiten anbe­
langt. Im momentanen Rentenmarktumfeld macht es
aus unserer Sicht sehr viel Sinn, an der Seitenlinie zu
stehen, dem Treiben zuzusehen und günstigere Rah­
menbedingungen mit einem besseren Risiko-RenditeProfil abzuwarten.
Abbildung 2: Fondsbestände in Unternehmensanleihen sind
stark gestiegen, Händlerbestände sind stark gesunken…
Problematisch: Wenn die Musik aufhört zu
spielen.
Wenn sich die volkswirtschaftlichen Rahmendaten än­
dern und vor allem wenn sich die Zentralbankpolitik
ändern sollte, könnte es zu einer Situation kommen, in
der alle Investoren gleichzeitig zum „Ausgang“ stürmen
(sprich: Anleihen verkaufen wollen). Der „Ausgang“ ist
aber in den letzten Jahren kleiner geworden. Die Händ­
ler und Market-Maker* der Banken, die in solchen
*Als Market-Maker (deutsch Marktpfleger oder auch Marktmacher) bezeichnet man einen Börsenmakler, der die Handelbarkeit
(Marktliquidität) von Wertpapieren durch kontinuierliches Stellen von Geld- und Briefkursen sichert und temporäre Ungleich­
gewichte zwischen Angebot und Nachfrage in weniger liquiden Werten ausgleicht.
3
Juli 2015
Über uns
Spectrum Capital Partners bietet vermögenden Privatanlegern, Unternehmen, Stiftungen und insti­
tutionellen Investoren professionelles Vermögensmanagement. Das Kapital der Spectrum Capital Partners
GmbH liegt zu 100% in den Händen des Managements und der Mitarbeiter. Unser Tun ist ausschließlich
den Zielen unserer Mandanten verpflichtet. Wir handeln in jeder Hinsicht nachvollziehbar und folgen kon­
sequent den individuellen Anforderungen unserer Kunden.
Wir stehen für ein aktives, regelbasiertes und quantitativ gesteuertes Anlagemanagement. Unser Vor­
gehen ist wissenschaftlich fundiert und prognosefrei. Die Risikokontrolle hat bei der Umsetzung unserer Ver­
mögensstrategien eine ebenso große Bedeutung wie das Ziel, nachhaltig attraktive Renditen zu erreichen.
Wir sind unabhängig – Interessenkonflikte vermeiden wir. Daher vereinnahmen wir keinerlei Provisionen
von Dritten (z.B. Bestandsprovisionen von externen Fonds). Drittprovisionen werden grundsätzlich unseren
Mandanten gutgeschrieben. Verwaltungsgebühren und erfolgsabhängige Gebühren stehen bei Spectrum
in einem ausgewogenen Verhältnis. Damit ist eine Interessengleichheit zwischen uns und unseren Anlegern
gewährleistet.
Spectrum Capital Partners GmbH
Widenmayerstraße 34
D-80538 München
Tel: +49 89 540 47 41-0
Fax: +49 89 540 47 41-20
Mail: [email protected]
Web: www.spectrum-capital.de
Geschäftsführung: Jens Stiepel
Amtsgericht München, HRB Nr. 185907
Rechtliche Hinweise:
Dieses Dokument wird nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung
zur Verfügung gestellt. Die darin enthaltenen Informationen sind lediglich als unverbindliches Werturteil
anzusehen und stellen keine Finanzanalyse im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar. Sie dienen der
eigenverantwortlichen Information und können eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Die jederzeitige
Änderung dieser Informationen bleibt vorbehalten. Auch wenn alle in diesem Dokument enthaltenen In­
formationen für zuverlässig erachtet werden, übernimmt die Spectrum Capital Partners GmbH keine Ver­
antwortung für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Genauigkeit. Frühere Wertentwicklungen, Simulati­
onen und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Bei den in diesem
Dokument verwendeten Daten zu Wertentwicklungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben,
um Bruttoangaben, die im Einzelfall anfallende Steuern, Provisionen, Gebühren und andere Entgelte
unberücksichtigt lassen. Jedwede Haftung und Gewährleistung für die in diesem Dokument enthaltenen
Informationen wird ausgeschlossen.
Bildnachweis: Designmotive „Bösencharts“ S. 1 und 4, sowie Foto „Wüste“ S. 2 © Fotolia.com
Stand: Juli 2015
Quartalsreport Q2
4