Wirtschaftlich managen Marketing Controlling: Überwachen Sie Ihre Liquidität und senken Sie das Risiko Das Sprichwort „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ kann auch für Ihre Einrichtung gelten, wenn die Zahlungsfähigkeit geplant und überwacht wird. Eine der häufigsten Ursache für die Insolvenz von Unternehmen ist neben der Überschuldung eine mangelnde Liquidität. Eine Insolvenzgefahr für 13 % aller Pflegeheime beziffert die Studie „Pflegeheim Rating Report 2007“ herausgegeben von dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen. In diesem Artikel sehen Sie, wie Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Träger Ihre Liquidität überwachen und mit den Instrumenten des Finanz-Controllings effektiv steuern. Früher waren, infolge des SelbstkostenDeckungsprinzip, die wirtschaftlichen Risiken für die Pflegeheime gering. Das änderte sich mit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes: Das Unternehmensrisiko wurde fast völlig den Einrichtungen übertragen. Heute kann kein Betreiber von Pflegeheimen mehr auf ein Risikomanagement – dazu gehört auch die Überwachung und Steuerung der Liquidität – verzichten. Formel: Kennzahlen zum Liquiditätsgrad sind stichtagsbezogen flüssige Mittel Liquiditätsgrad I = x 100 kurzfristiges Fremdkapital Liquiditätsgrad II = flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen x 100 kurzfristiges Fremdkapital Der Informationsbedarf wächst Die Vorsoge für die Liquidität, also die Zahlungsfähigkeit, liegt meist beim Vorstand oder der Geschäftsführung. Um ihr gerecht zu werden, nutzen sie die Instrumente des Finanzcontrollings. Eine Schnittstelle zu Ihnen als Heimleitung ergibt sich meist, wenn sie die entsprechenden Controllingberichte zur Information erhalten Fakt ist: Das Interesse der Heimleitungen an Informationen zur Liquidität wird steigen. Laut des Pflegeheim Rating Reports 2007 wird bis zum Jahre 2020 ein Anteil von 35 % der Pflegeheime unter bestimmten Bedingungen der Gefahr einer Insolvenz ausgesetzt sein. Den Zahlungsverpflichtungen nachkommen können Jederzeit Auszahlungsverpflichtungen begleichen zu können, ist das Ziel der Überwachung und Steuerung von Liquidität. Gelingt das nicht, ist der Betreiber einer Pflegeeinrichtung verpflichtet, ein Insolvenzverfahren einzuleiten. Gefährdung der Liquidität erkennen Zur Bemessung des gegenwärtigen Stands der Liquidität zum Stichtag bietet sich die Betrachtung der Liquiditätsgrade an. Häufig ergeben sich diese Kennzahlen direkt aus der Buchhaltungssoftware. Sie geben Auskunft über die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zur Deckung des kurzfristigen Fremdkapitals. Dazu gehören offene Eingangsrechnungen für Lieferungen und Leistungen, Kredite und Darlehen mit einer Laufzeit von unter einem Jahr und sonstige Verbindlichkeiten. Kennzahlen sind stichtagsbezogen Aus der Kennzahl „Liquiditätsgrad I“ können Sie als Heimleitung erkennen, welcher Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals sofort aus flüssigen Mitteln wie Bankguthaben und Kassenbeständen gedeckt werden kann. Der „Liquiditätsgrad II“ erweitert diese Aussage zur sofortigen Zahlungsfähigkeit. Er bezieht die auf kurze Sicht flüssigen, realisierbaren Forderungen mit ein. Dieser Wert sollte im Normalfall 100 % betragen. Knackpunkt Zahlungsmoral Viele Betreiber von Altenheimen erleben zurzeit eine sinkende Zahlungsmoral von Kostenträgern und Bewohnern. Umso wichtiger ist es, die Forderungen, die in die Berechnung des „Liquiditätsgrads II“ einfließen, genau zu bewerten. Mit der Bezahlung welcher Rechnungen kann kurzfristig gerechnet werden? Bei wel- chen Rechnungen ist das eher fraglich? Unterlassen Sie diese Bewertung, wird ein hoher Liquiditätsgrad ausgewiesen, der nicht der Realität entspricht. Liquiditätspläne geben Sicherheit Für die Bewertung des augenblicklichen Stands der Liquidität mag der Liquiditätsgrad ausreichen. Die Aussagekraft dieser Kennzahl ist jedoch beschränkt. Schon kurz vor oder nach dem Stichtag kann die Situation ganz anders aussehen. Ein Liquiditätsplan auf der Basis von Einund Auszahlungsreihen erlaubt Ihnen, die Entwicklung der Liquidität zu prognostizieren. Nur unter Berücksichtigung des dynamischen Aspekts lässt sich die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sichern. So können Sie rechtzeitig reagieren Ein Liquiditätsplan unterrichtet die Unternehmensleitung frühzeitig über eine mögliche zukünftige Illiquidität. So können rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Meist wird der Plan für 3 bis 12 Monate erstellt. Je länger der zukünftige Zeitraum ist, umso weniger steht genaues, vollständiges Datenmaterial zur Verfügung. Aus diesem Grund werden diese Pläne häufig für 3 Monate www.heimleiter-report.de • login: heimleitung • Passwort: ausstattung 5 Wirtschaftlich managen Bei der Planung von Investitionen oder Schuldtilgungen sollte die voraussichtliche Höhe des Cashflows immer einbezogen werden. Um einen negativen Cashflow auszugleichen, müssen ausreichende Liquiditätsreserven vorhanden sein. Prognose von Aus- und Einzahlungen Bestand flüssiger Mittel Präzise zu prognostizieren sind in der Regel die zukünftigen Auszahlungen. Anders ist es bei den Einzahlungen. Neben der Zahlungsmoral sind sie abhängig von der Verweildauer der Bewohner im Heim und der Einstufung in die Pflegestufe. Als Heimleitung kennen Sie die verschiedensten Probleme sehr gut, die aus Schwankungen von Auslastung und Belegungsstruktur resultieren. Kasse 2. Woche Muster: Liquiditätsplan für die Zeit von … bis … 1. Woche wochenweise erstellt, manchmal mit Zahlungszeitpunkten zum 1. und 15. des Monats. Für längere Zeiträume wird meist monats- oder quartalsweise geplant. Unser Muster-Liquiditätsplan zeigt Ihnen beispielhaft, wie Sie anhand von Beständen an flüssigen Mitteln, Einzahlungen und Auszahlungen eines Pflegeheims den Bedarf an Liquidität errechnen. Ergänzt werden sollte dieser Plan, falls Einzahlungen oder Auszahlungen aus Tagegeldern, Festgeldern oder Darlehen in der Planungsperiode zu erwarten sind. € € Girokonto Anfangsbestand, Summe Einzahlungen geplant für Forderungen für vollstationäre Pflegeleistungen Spenden Kennzahlen und Cashflow Nicht zu Verwechseln sind Kennzahlen zur Liquidität mit dem Cashflow. Gleichwohl sind Liquidität und Cashflow eng verbunden. Sollen Investitionen oder Schuldtilgungen aus dem Umsatz einer Pflegeeinrichtung finanziert werden, so kann sich durch einen negativen Cashflow die Liquidität verschlechtern. Der Cashflow bezieht sich auf eine festzulegende Periode und basiert auf Daten aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Er drückt aus, welche Geldmittel aus der laufenden Geschäftstätigkeit für Investitionen oder Tilgungen zur Verfügung stehen. Ausgangspunkt im Berechnungsverfahren des Cashflows ist der Überschuss der Erträge über den Aufwand der gewählten Periode. Darin enthalten sind auch Werte, die keinen Geldfluss ausgelöst haben, beispielsweise Aufwendungen für Abschreibungen oder Erträge aus der Auflösung zu Sonderposten. Der Cashflow ergibt sich, wenn der Überschuss aus der GuV um diese Beträge bereinigt wird. Erweitert wird diese Ermittlung, wenn zum Beispiel. in der Periode Rücklagen und Rückstellungen aufgelöst oder erhöht wurden. 6 Erstattungen Zinserträge Instrumente allein reichen nicht Betreiber von Pflegeheimen können die technischen Möglichkeiten zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit nutzen. Ausschließlich auf solche Instrumente sollten sie sich aber nicht verlassen. Zur Sicherstellung der Unternehmensliquidität werden sie versuchen, Forderungen möglichst frühzeitig zu realisieren, Verbindlichkeiten spät zu begleichen, einen bestimmten Umfang an Kassenbeständen zu halten und sich möglichst umfangreiche Kreditlinien einräumen zu lassen. Sie wissen auch, dass die Überwachung und Steuerung der Liquidität einen Teil des Unternehmensrisikos mindert. Autorin: Dipl.Betriebswirtin Gertrud Maria Weber betreibt ein Beratungs- und Sachverständigenbüro. Sie ist Sachverständige für die Wirtschaftlichkeitsbeurteilung von Pflegeeinrichtungen, öffentlich bestellt und vereidigt von der IHK Nord Westfalen. www. weber-beratung.info öffentliche Zuschüsse Einzahlungen, Summe Impressum Auszahlungen geplant Löhne und Gehälter Dieser Ausgabe liegt das monothematische Sonderheft „Herausforderung Demenz“ bei. Chefredaktion: Harald Steindorf, Solingen (V.i.s.d.P.) Lebensmittel Objektleitung: Brigitte Schlagintweit Pflegebedarf Redaktion: Sabine Krejci, Gersthofen Wasser, Energie, Brennstoffe Autoren dieser Ausgabe: Herbert Ederer, Herbert Müller, Thorsten Siefarth, Gertrud Maria Weber Steuern und Versicherungen Herausgeber: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG, Römerstraße 4, 86438 Kissing, Tel: 0 82 33.23-40 01, www. weka.de Miete und Pacht Geschäftsführung: Mirko Meurer, Werner Pehland, Dr. Heinz Weinheimer Zinsen und Tilgung Satz: Comtex Mediendesign, Augsburg … Der Heimleiter Report, Postvertriebskennzeichen 70948 Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers. Erscheinungsweise monatlich. Alle Angaben in „Der Heimleiter Report“ wurden mit äußerster Sorgfalt ermittelt und überprüft. Sie basieren jedoch auf der Richtigkeit uns erteilter Auskünfte und unterliegen Veränderungen. Eine Gewähr kann deshalb nicht übernommen werden, auch nicht für telefonisch erteilte Auskünfte. sonstige Auszahlungen, Summe Saldo = Liquiditätsbedarf oder Liquiditätsüberschuss ISSN: 1862-1236 www.heimleiter-report.de • login: heimleitung • Passwort: ausstattung
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