Professur E-Learning und Neue Medien Institut für Medienforschung Philosophische Fakultät Lehren und Lernen mit Medien II Emotional Design Prof. Dr. Günter Daniel Rey Überblick • Einführung • CATLM • Vermenschlichung und Farbe • Klassifikation von Bildern im Lernkontext • Valenz und Lernkontext • Valenz und Wahlfreiheit Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 2 Emotional Design? Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 3 Einführung (Plass, Heidig, Hayward, Homer & Um, 2014; Mayer & Estrella, 2014) • Emotional Design dient der Beschreibung visueller Gestaltungselemente in multimedialen Lernumgebungen, die affektive Zustände von Lernenden beeinflussen und deren Lernleistung verbessern • Ansätze beim Emotional Design • Personifizierung erhöhen: Beispielsweise durch Vermenschlichung zentraler Elemente der Lernmaterialien • Visuelle Ästhetik steigern: Beispielsweise durch den Einsatz ansprechender Farben Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 4 CATLM als eine theoretische Grundlage (z. B. Moreno & Mayer, 2007) • Gedächtnisspeicher, Kognitive Prozesse, Repräsentationsformen, motivationale, affektive und meta-kognitive Prozesse Multimedia Präsentation Wörter Bilder Sensorischer Speicher Auditiv Visuell Taktil Langzeitgedächtnis Arbeitsgedächtnis Auswahl von Wörtern Töne Auswahl von Bildern Bilder Organisation von Wörtern Organisation von Bildern Semantisches und Verbales Modell Integration Bildhaftes Modell Vorwissen episodisches Gedächtnis Motivationale, affektive und metakognitive Prozesse Olfaktorisch Gustatorisch Prof. Dr. Günter Daniel Rey Quelle: Angelehnt an Moreno und Mayer (2007) 30. Emotional Design 5 Vermenschlichung und Farbe (Mayer & Estrella, 2014, Exp. 1) • N = 64; 76% ♀; Ø 19.5 Jahre • Lernmaterial: PowerPointPräsentation zur Entstehung einer Erkältung durch einen Virus • Einfaktorielles, zweifachgestuftes Design • Kontrollbedingung • Erweiterte Bedingung • Abhängige Variablen • Lernleistung (Behalten und Transfer) • Affekt, Anstrengung und Schwierigkeit Prof. Dr. Günter Daniel Rey Quelle: Mayer und Estrella (2014) 30. Emotional Design 6 Vermenschlichung und Farbe (Mayer & Estrella, 2014, Exp. 1) Behalten 10 8 6 8 7,4 6,0 4 2 p = .01; d = .69 0 6 2 6,0 p = .25; d = .29 0 5 Erweiterte Bedingung Kontrollbedingung 5 Freude 4 4 3 3 1 6,6 4 Erweiterte Bedingung Kontrollbedingung 2 Transfer 10 2,9 p = .28 2,7 Erweiterte Bedingung Kontrollbedingung Prof. Dr. Günter Daniel Rey 2 Anstrengung 3,5 2,8 p = .01; d = .65 1 Erweiterte Bedingung Kontrollbedingung 30. Emotional Design 7 Vermenschlichung und Farbe • Welche Aussagen treffen zum ersten Experiment von Mayer und Estrella (2014) zu? • A: Die Lernleistungen (Behalten und Transfer) unterschieden sich nicht signifikant zwischen den beiden Bedingungen, andere Variablen wie Freude und Anstrengung hingegen schon. • B: Die Variablen Transfer und Freude unterschieden sich zwischen den beiden Bedingungen deskriptivstatistisch nicht. • C: Die Anthropomorphisierung und die Verwendung von Farbe führten zu signifikant besseren Behaltensleistungen und einer signifikant höheren Anstrengung. Prof. Dr. Günter Daniel Rey Rey.participoll.com A 30. Emotional Design B C 0 8 Vermenschlichung und Farbe (Plass, Heidig, Hayward, Homer & Um, 2014, Exp. 2) • 2 x 2 faktorielles Design mit Farbe ohne mit Vermenschlichung ohne Quelle: Plass et al. (2014) Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 9 Vermenschlichung und Farbe (Plass, Heidig, Hayward, Homer & Um, 2014, Exp. 2) • N = 103; 89% ♀; Ø 21.8 Jahre (SD = 2.3) • Lernmaterialien: Animation zur Immunisierung • 2 x 2 faktorielles Design • UV1: Farbe (mit vs. ohne) • UV2: Vermenschlichung (mit vs. ohne) • Abhängige Variablen: Verständnis, Transfer, kognitive Belastung, Lernermotivation, Wahrnehmung der Lernleistung und Lernzufriedenheit • Kovariate: Vorwissen Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 10 Vermenschlichung und Farbe (Plass, Heidig, Hayward, Homer & Um, 2014, Exp. 2) Verständnis 20 Ohne Vermenschlichung Mit Vermenschlichung 5 0 Ohne Vermenschlichung Mit Vermenschlichung 10 15 10 Transfer 12 11,08 12,19 12,33 13,48 HE für UV1: p = .06; ηp² = .04 HE für UV2: p = .04; ηp² = .04 Ohne Farbe Mit Farbe 8 6 4 2 8,40 6,86 7,63 7,00 WW: p = .005; ηp² = .08 0 Ohne Farbe Mit Farbe • Ansonsten keine weiteren signifikanten Effekte • Ebenso keine signifikanten Effekte für kognitive Belastung, Lernermotivation, Wahrnehmung der Lernleistung und Lernzufriedenheit Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 11 Vermenschlichung und Farbe • Welche Aussagen treffen auf die Ergebnisse des zweiten Experiments von Plass et al. (2014) zu? • A: Die Wechselwirkung durch die beiden Faktoren Farbe und Vermenschlichung ist sowohl für die Verständnis- als auch die Transferleistungen signifikant. • B: Der Faktor Vermenschlichung wirkt sich signifikant positiv auf die Transferleistungen aus. • C: Es existiert ein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Farbe auf die Verständnisleistungen. • D: Es existiert ein signifikanter Haupteffekt für den Faktor Vermenschlichung auf die Verständnisleistungen. Prof. Dr. Günter Daniel Rey Rey.participoll.com A B 30. Emotional Design C D 0 12 Klassifikation von Bildern im Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) • Annahme: Nicht alle dekorativen Bilder sind lernhinderlich (vgl. i. G. dazu den seductive detail Effekt) Bilder Informierend Dekorativ Seduktiv Förderlich (Meta-)Kognitiv Prof. Dr. Günter Daniel Rey Emotional Quelle: Angelehnt an Schneider, Nebel und Rey (in revision) 30. Emotional Design 13 Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) • 2 x 2 Design dargestellte Situation Freizeitkontext Lernkontext negativ Valenz positiv Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 14 Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) • Versuchsablauf Quelle: Schneider, Nebel & Rey (in revision) Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 15 Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) • N = 82; 72% ♀; Ø 24.2 Jahre (SD = 3.6) • Lerninhalt: Zellteilung • 2 x 2 faktorielles Design • UV1: Valenz (negativ vs. positiv) • UV2: dargestellte Situation (Freizeitkontext vs. Lernkontext) • Abhängige Variablen: Behalten, Transfer, Emotionen (Freude, Aktivierung und Dominanz) • Kovariate: Vorwissen Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 16 Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) Behalten 25 Lernkontext Freizeitkontext 10 5 0 Freizeitkontext 10 20 15 Lernkontext Transfer 12 16,17 13,90 16,74 16,03 HE für UV1: p = .01; ηp² = .08 HE für UV2: p = .004; ηp² = .10 Negativ Positiv 8 6 4 2 0 8,57 8,95 8,35 7,45 HE für UV1: p = .03; ηp² = .06 HE für UV2: p = .005; ηp² = .10 Negativ Positiv • Keine signifikanten Wechselwirkungen der beiden UVs für die AVs Behalten und Transfer • Höheren Freude- und Aktivierungswerte bei positiven Bildern • Höhere Aktivierungs- und Dominanzwerte bei Bildern mit Lernkontext • Mediation zwischen Valenz und Behalten durch die Variable Freude Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 17 Valenz und Lernkontext • Welche Aussagen sind für das Experiment von Schneider, Nebel und Rey (in revision) zutreffend? • A: Die beiden experimentellen Faktoren verbessern die Lernleistungen signifikant und unabhängig voneinander. • B: Positive Bilder mit Lernkontext führen zu besonders hohen Behaltens- und Transferleistungen, die sich signifikant von den anderen drei Gruppen unterscheiden. • C: Die Ergebnisse besitzen keine praktische Bedeutsamkeit. Rey.participoll.com A Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design B C 0 18 Valenz und Wahlfreiheit (Schneider, Beege, Nebel & Rey, under review) • Schülerinnen und Schüler der elften und zwölften Klassenstufe eines Berufsgymnasiums; N = 79; 62% ♀; Ø 17.3 Jahre (SD = 1.1) • Lerninhalt: Desertifikation („Wüstenausbreitung“) • 2 x 2 faktorielles Design • UV1: Valenz (negativ vs. positiv) • UV2: Wahlfreiheit bzgl. Lernthema (keine Wahlfreiheit vs. Wahlfreiheit) • Abhängige Variablen: Behalten, Transfer, kognitive Belastung, Motivation, Emotion Prof. Dr. Günter Daniel Rey negative Valenz positive Valenz 30. Emotional Design 19 Valenz und Wahlfreiheit (Schneider, Beege, Nebel & Rey, under review) Behalten 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Positiv Negativ Transfer 35 30 25 30,90 25,10 24,80 23,50 HE für UV1: p = .01; ηp² = .08 HE für UV2: p = .007; ηp² = .09 Mit Wahlfreiheit Ohne Wahlfreiheit Positiv 30,62 28,00 20 15 10 5 0 Negativ 27,65 26,67 HE für UV1: p = .02; ηp² = .07 HE für UV2: p = .007; ηp² = .10 Mit Wahlfreiheit Ohne Wahlfreiheit • Keine signifikanten Wechselwirkungen der beiden UVs für die AVs Behalten und Transfer • Positive Bilder führen zu einer geringeren wahrgenommenen Schwierigkeit, höheren intrinsischen Motivation und positiverem Affekt • Gleiches gilt für die Wahlfreiheit Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 20 Valenz und Wahlfreiheit • Welche Aussagen treffen für das Experiment von Schneider, Beege, Nebel und Rey (under review) zu? • A: Wie in dem Experiment zu Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) treten keine Interaktionseffekte bezüglich der Behaltens- und Transferleistungen auf. • B: Im Gegensatz zum Experiment zu Valenz und Lernkontext (Schneider, Nebel & Rey, in revision) sind beide Haupteffekte bezüglich der Behaltens- und Transferleistungen signifikant. • C: Die Effektgrößen des Faktors Wahlfreiheit sind deskriptivstatistisch höher als die Effektgrößen des Faktors Valenz. Prof. Dr. Günter Daniel Rey Rey.participoll.com A 30. Emotional Design B C 0 21 Zusammenfassung • Emotional Design als Beschreibung visueller Gestaltungselemente in Lernumgebungen zur Beeinflussung von Affekt und Lernleistung • Erhöhung der Personifizierung und der visuellen Ästhetik als Ansätze beim Emotional Design • CATLM als eine theoretische Grundlage des Emotional Design • Vermenschlichung und Farbeinsatz beim multimedialen Lernen als Einflussfaktoren auf die Verständnis- und Transferlernleistungen • Unterteilung dekorativer Bilder in seduktive und (lern-)förderliche Bilder • Beeinflussung der Behaltens- und Transferleistungen durch Valenz und dargestellte Situation dekorativer Bilder sowie durch Wahlfreiheit des Lernthemas Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 22 Prüfungsliteratur • Mayer, R. E., & Estrella, G. (2014). Benefits of emotional design in multimedia instruction. Learning and Instruction, 33, 12-18. • Plass, J. L., Heidig, S., Hayward, E. O., Homer, B. D., & Um, E. R. (2014). Emotional design in multimedia learning: Effects of shape and color on affect and learning. Learning and Instruction, 29, 128-140. Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 23 Weiterführende Literatur • Schneider, S., Nebel, S., & Rey, G. D. (in revision). Decorative pictures and emotional design in multimedia learning. Learning and Instruction. • Schneider, S., Beege, M., Nebel, S., & Rey, G. D. (under review). The effects of choice and valence in multimedia learning. Computers and Education. • Um, E. R., Plass, J. L., Hayward, E. O., & Homer, B. D. (2012). Emotional design in multimedia learning. Journal of Educational Psychology, 104, 485-498. • Sung, E., & Mayer, R. E. (2012). Affective impact of navigational and signaling aids to e-learning. Computers in Human Behavior, 28, 473483. • Carney, R. N., & Levin, J. R. (2002). Pictorial illustrations still improve students’ learning from text. Educational Psychology Review, 14, 5-26. Prof. Dr. Günter Daniel Rey 30. Emotional Design 24
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