Büttenrede zur Rathausstürmung 2016 Hoch verehrtes Prinzenpaar, liebe nordhessischen Närrinnen und Narren, Und wieder stürmt die Narrenschar das Rathaus und ich wette, dass ihr Motiv ist sonnenklar: Sie wollen an die Geldkassette. Ihr glaubt, durch gute Haushaltszahlen sind wir reich wie Donald Duck Zu früh ist euer Freudestrahlen. Ich dachte, ihr wärt mehr auf Zack. Kassels Vermögen ist die Kultur, wertvoll sind die Brüder Grimm, die Parks, das Grün und die Natur, dagegen sind Euros nur Klimbim. Doch diese Erkenntnis drückt ihr weg, trotzt dem Konfetti der Kanone, und betreibt ganz kühn und keck meinen Abgang in die Ruhezone. Ich weiß, worum es wirklich geht Zum Vorschein kommt der Jecken Laster: Die Gier in ihren Augen fleht: „Herr Hilgen, rück heraus den Zaster!“ In jedem Jahr das gleiche Spiel, die Jagd nach Koks und Moos. So oft wünscht‘ ich, der Groschen fiel; Wie sag ich’s ihnen diesmal bloß? Nur weil der Rettungsschirm gespannt, glaubt ihr, es regnet Taler. Der Reichtum nahm nicht überhand Das Portemonnaie ist schmaler. Die Illusionen sind zerschellt, in der Kasse ist jetzt Ebbe, hier gibt’s nur noch Taschengeld, drum geht hinab die Treppe. Was ist, macht ihr nicht kehrt? Hier gibt es keinen Schotter. Da hilft kein Spruch, kein Zauberschwert und auch kein Harry Potter. Das bisschen, das vorhanden ist, hält Kämmerer Gesell zusammen. So hilft er, unser Geld-Artist, uns fürs Sparen zu entflammen. Nicht überzeugt? Ich hab noch Kraft für viele gute Argumente. Ihr habt das Ziel noch nicht geschafft, zur Not steh ich hier bis zur Rente. Denn zum Regieren braucht ihr Geld, Moneten, Mammon und Dukaten. Nur fürcht‘ ich, dass ihr euch darin gefällt, den Kies rekordschnell zu verbraten. Vermögen ist nur Gaukelei, man wird kein besseres Wesen. Dem wahren Narr ist‘s einerlei, ob einer reich gewesen. Dennoch gärt in euch Verlangen nach dem städtischen Silberschatz. Um meine Freiheit muss ich bangen, drum räum ich meinen Arbeitsplatz. Ich leg mich nicht aufs Altenteil, zu gerne bin ich hier OB. Ich denk mir dennoch meinen Teil, wenn Geld in Narrenhand ich seh. Mich heitert auf – nehmt‘s nicht persönlich dass Aschermittwoch verblasst die Pracht, im Rathaus fegt man weg gewöhnlich die Reste der Konfettischlacht. Kommt rein und macht mir keine Sorgen, Vergesst mich nicht bis Mittwochmorgen. Seid nett und nicht zu ungestüm zu meinem netten Rathaus-Team. Hereinspaziert, ihr Narren aus Nordhessen, die Tollitäten nicht vergessen. Das Regime nimmt seinen Lauf, die Kasseläner freuen sich drauf. Allaaf und Helau.
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