Fischerzeugung Fischerzeugung LKV Fleischleistungsprüfung 2015 95 Fischerzeugung Das Leistungsjahr in der Übersicht 96 Das Karpfenjahr 2015 Ein Großteil der bayerischen Karpfenteiche hat keinen ständigen Zufluss. Viele Teiche sind Himmelsteiche oder liegen in Teichketten. Die Mönche der Teiche müssen daher häufig bereits kurz nach dem Abfischen, in jedem Fall aber rechtzeitig im Winterhalbjahr dicht gemacht werden. Im Winter 2013/2014 erfolgte dies bei vielen Teichwirten zu spät, so dass im Jahr 2014 Teiche während des Jahres weniger Wasser als in anderen Jahren hatten. Aufgrund dieser schlechten Erfahrungen im Vorjahr dichteten die Teichwirte ihre Teiche früher ab, so dass im Jahr 2015 zu Beginn der Produktionsperiode alle Teiche gut gefüllt waren. Dies erwies sich im Jahr 2015 als sehr vorteilhaft, da das Jahr von einer extremen Trockenheit geprägt war. Während der gesamten Produktionsperiode fielen in vielen Teichregionen kaum Niederschläge. Es war außergewöhnlich trocken und heiß. Die Trockenheit dauerte bis in den November hinein. Bereits im Juli kam es zu Notabfischungen (s. Bild). Aufgrund der großen Hitze wurde in vielen Teichen der Sauerstoff knapp. Die Teichwirte reagierten hier zum einen mit der zeitweisen Einstellung der Fütterung. Zum anderen mussten in vielen Fällen die Teiche belüftet werden. In der Regel fehlt aber ein Stromanschluss an den Teichen. Viele Teichwirte behelfen sich mit Traktoren und zapfwellenbetriebenen Propellern. Zunehmend gibt es Aktivitäten im Bereich der solaren Belüftung mit dem Einsatz von Photovoltaik. Aktuelle Untersuchungen am Institut für Fischerei in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zeigen, dass es bei starker Sonneneinstrahlung zu einer Schichtung des Sauerstoffs im Wasser kommt und auch an sonnenreichen Tagen eine Belüftung tagsüber große Vorteile bringt (s. Bild). hierfür sind seit vielen Jahren unklar und es wurden die verschiedensten Ursachen diskutiert. Aktuelle Untersuchungen des Fischgesundheitsdienstes lassen vermuten, dass es sich hier um die sogenannte Schlafkrankheit handeln könnte, die durch das CarpEndema-Virus (CEV) verursacht wird. Bemerkenswert ist jedoch, dass es bei den hohen Wassertemperaturen insgesamt kaum krankheitsbedingte Verluste gab. Auch das Koi-Herpes-Virus (KHV) spielte in der bayerischen Teichwirtschaft trotz der großen Hitze keine Rolle. An heißen Tagen war die Verdunstung sehr hoch und der Wasserspiegel sank hier täglich um etwa 5 mm. In vielen Fällen fehlte am Schluss der Saison etwa ein halber Meter Wasserstand. Dies erleichterte den Fischreihern den Zugang zu großen Teilen der Teichfläche. Die reiherbedingten Verluste und auch die Schadbilder waren entsprechend hoch. Immer öfter wird von Teichwirten die stark steigende Zahl an Silberreihern beklagt. Auch der Fischotter breitet sich aus. Nach der Ausbreitung und den hohen Schäden in niederbayerischen Forellenbetrieben ist er mittlerweile in den Karpfengebieten der Oberpfalz in weiten Teilen vorhanden und richtet hohe Schäden an. Erste Vorkommen werden ebenso aus Oberfranken und Unterfranken gemeldet. Eine Ausweitung dieses Problems auf die Karpfenteichwirtschaft Frankens ist daher zu erwarten. Die Rahmenbedingungen für die Vergrämung von Kormoranen haben sich in Bayern weiter verbessert. Auch im Teichgebiet Waldnaabaue durften trotz Schutzstatus gemäß einem erstmals dort eingeführten Zonenkonzept teilweise ganzjährig Kormorane geschossen werden. Da der Kormoranabschuss sehr zeitintensiv und häufig nicht einfach durchführbar ist, richten Gelegentlich gab es bei Karpfen Verluste durch Sauerstoffmangel. Ebenso waren Verluste bei Hechten und Zandern zu verzeichnen. Vereinzelt gab es, wie auch schon häufig in vergangenen Jahren, Verluste bei K2 kurz nach dem Besatz im Frühjahr. Die Ursachen Kormorane weiterhin sehr hohe Schäden an. Eine intensive Bejagung verringert die Verluste in der Teichwirtschaft deutlich. Der Karpfen ist eine wärmeliebende Fischart. In Betrieben, in denen ausreichend Wasser zur Verfügung LKV Fleischleistungsprüfung 2015 Fischerzeugung stand, waren teilweise hervorragende Ergebnisse zu verzeichnen. Die Vermehrung der Karpfen und die Aufzucht der Jungbrut waren sehr erfolgreich. In Betrieben mit ausreichender Wasserversorgung gingen die Fische sehr gut ans Futter und es waren sehr gute Zuwachsraten zu beobachten. In einigen Betrieben kam es zu hervorragenden Erträgen bei Zandern. Die Unterschiede in diesem extremen Jahr gab es nicht nur zwischen Betrieben, sondern auch zum Teil innerhalb der Betriebe und hing immer von den Gegebenheiten der einzelnen Teiche ab. Insgesamt war der Ertrag in der Karpfenteichwirtschaft, wie es auch in anderen heißen und trockenen Jahren stets der Fall war, als positiv zu bezeichnen. Bei Betrachtung aller Gegebenheiten kann insgesamt wohl von einem durchschnittlichen Ertrag ausgegangen werden. Allerdings war der Aufwand des Sortierens deutlich erhöht, da die Fische oft sehr stark auseinandergewachsen waren. Es gab viele kleine Fische, aufgrund der eingestellten Fütterung, auf der anderen Seite eben auch sehr große Fische aus Teichen mit ausreichend Wasserverhältnissen. Ein Problem stellte die Wasserknappheit noch im Herbst dar, da die Hälterungsmöglichkeiten in vielen Betrieben begrenzt waren. Die Teichwirte hatten daher bei der Hälterung und Vermarktung der Fische Einschränkungen hinzunehmen. Das Forellenjahr 2015 Nach einem warmen Winter gab es im Frühling wie im Vorjahr an einigen Stellen Bayerns Wasserknappheit, die sich im trockenen Sommer weiter verschärfte. Erst sehr spät im Jahr, ab Oktober/November verbesserte sich die Situation mit ordentlichen Niederschlägen. Die Jahrestemperaturen waren erheblich über dem Durchschnitt, die Niederschläge waren dagegen deutlich unterdurchschnittlich. Vor allem der Norden Bayerns erhielt zum Teil nur zwei Drittel bis drei Viertel der üblichen Niederschlagsmenge. Die Versorgung der Forellenbestände mit Frischwasser war in diesen Regionen sehr angespannt. Zum Teil mussten der Fischbestand reduziert und einige Teiche sogar stillgelegt werden. Wo möglich wurde Belüftung bzw. Reinsauerstoffbegasung genutzt, um das Wasser mit Sauerstoff anzureichern und das Risiko von Fischverlusten zu minimieren bzw. die Produktionskapazität zu steigern. Probleme bereiten weiterhin die fischfressenden Vögel Kormoran, Grau und Silberreiher sowie in Freigewässern der Gänsesäger. Akustische Abwehrmaßnahmen sind nahezu unwirksam, eine Netzüberspannung ist nicht überall möglich, sodass Fischverluste hingenommen werden müssen. Wo Abschüsse von Kormoran und Graureiher möglich sind, entspannt sich die Situation etwas. Deutlich verschärft hat sich dagegen die Schadensentwicklung durch den Fischotter. Ausgehend vom östlichsten Teil Niederbayerns breitet er sich nach Nord-Westen in die Oberpfalz und ins süd-westliche Oberbayern aus und verursacht erhebliche Fischschäden. Ein Fischottermanagement ist geplant und soll ab 2016 auf drei Ebenen wirksam werden: erstens durch Prävention, z. B. Zaunbau, zweitens durch Beratung und drittens durch Entschädigung im Schadensfall. Die Verkaufspreise von Forellen und den Nebenfischen der Forellenteichwirtschaft sowie deren Verarbeitungsprodukte nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Forellenteichbetriebes. Seit 2000 werden am Institut für Fischerei Preise für Fische und Fischprodukte aus der Forellenteichwirtschaft in Bayern erhoben. Aktuell sind 33 Betriebe aus allen Regionen Bayerns an der Erhebung beteiligt. 47 verschiedene Fischarten bzw. Fischprodukte in drei Vermarktungsschienen werden jedes Jahr erfasst. Die Ergebnisse dienen zur Übersicht über die Preisentwicklungen und auch für verschiedene Wirtschaftlichkeitsberechnungen. v.l.n.r. Raps (1), Sonnenblume (2), Soja (3), Lein (4) und die dazugehörigen Ölsaaten (5-8) (Bildquellen: 1-3: LfL-IPZ, 4: fotolia, 5-8: LFL-IFI) LKV Fleischleistungsprüfung 2015 97 Fischerzeugung Zwar konnten in den letzten 15 Jahren für Fische und Fischprodukte aus der Forellenproduktion moderate Preissteigerungen erzielt werden, im Vergleich zu den Verbrauchskosten allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Um gleichbleibende Gewinne erlangen zu können, waren die Betriebsleiter demnach gezwungen, effektiver zu wirtschaften oder die Produktion anzukurbeln. Wer dies nicht geschafft hat, musste mit Gewinneinbußen leben. Da ähnliche Entwicklungen auch in Zukunft zu erwarten sind, sollten stärkere Preiserhöhungen für Fische und Fischprodukte nicht tabu sein. Höhere Unkosten sind angemessen an den Abnehmer weiterzugeben. Soweit möglich, sollten hierbei die Rahmen für höhere Preise voll ausgeschöpft werden. Schließlich wollen die Teichwirte auch in Zukunft ein ausreichendes Einkommen für sich und ihre Familie erzielen. Es ist zu beobachten, dass in vielen Betrieben die Produktion von Regenbogenforellen tendenziell zugunsten von Saiblingen und Saiblingskreuzungen zurückgeht. Saiblinge haben zwar höhere Ei- bzw. Setzlingspreise und die Aufzuchtverluste sind in der Regel etwas höher, die Produktion zum Speisefisch ist allerdings praktikabel, Saiblinge sind weniger anfällig gegenüber Viruserkrankungen und die Preise für Speisesaiblinge sind 20-40 % über den Regenbogenforellenpreisen. Bereits seit über 40 Jahren strebt die Aquakultur in der Produktion von Salmoniden den Ersatz von tierischen Erzeugnissen wie Fischmehl oder -öl in Fischfuttermitteln an. Für den seit Jahren stabil wachsenden Sektor der Aquakultur ist ein Einsparen dieser Anteile in kommerziellen Futtermitteln eine große Herausforderung. Presskuchen aus Ölsaaten (z. B. Raps, Sonnenblume, Soja und Lein, s. Bilder) sind ein gängiges Nebenprodukt der Speiseöl- und Biokraftstoffproduktion, die bei der Herstellung mit deutlich weniger Energie und ohne Lösungsmittel auskommen. Diese Presskuchen 98 enthalten bedeutende Konzentrationen wertgebender Inhaltsstoffe wie Proteine, Lipide und natürliche Antioxidantien. Außerdem fallen sie in großer Menge kostengünstig an und sind in Deutschland gut verfügbar. Im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bieten Nebenprodukte aus der Lebensmittel- und Bioenergieherstellung gerade für die Aquakultur aus ökologischen wie auch ökonomischen Gesichtspunkten ein hohes Einsatzpotenzial. Der hohe Fasergehalt und die, je nach Pflanze, unterschiedlichen Antinutritiven Faktoren (ANF) können jedoch von Nachteil sein. Dr. Martin Oberle Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Fischerei, Außenstelle für Karpfenwirtschaft, Höchstadt Dr. Reinhard Reiter Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Fischerei, Starnberg LKV Fleischleistungsprüfung 2015 Fischerzeugung Tabelle 71 Ergebnisse der Fischerzeugerringe Jahr Mitgliedsbetriebe Betreute Teiche* Organisationsgrad Anzahl Anzahl 2015 767 4.270 2014 788 4.202 2013 793 4.228 2012 796 4.254 2011 806 4.256 2010 803 4.177 2009 803 1.321* 2008 822 1.394* 2007 835 1.411* 2006 834 1.413* 2005 850 1.415* Stand 30. Juni 2015 * bis 2009 wurde die betreute Teichfläche in ha ausgewiesen Tabelle 72 Leistungsumfang im Prüfungsjahr LKV Fleischleistungsprüfung 2015 Fischerzeugerring Ringberater Betriebe Betriebsbesuche Wasserprüfungen Zuwachskontrollen Fischzerlegungen/ konditionelle Überwachung Mittelfranken 3 440 3.542 10.610 21.853 4.371 Niederbayern 1 194 490 11.179 9 719 Oberpfalz 1 133 450 1.629 1.471 1.471 Bayern 5 767 4.482 23.418 23.333 6.561 99
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