Albrecht Dürer, Ritter, Tod und Teufel (Der Reiter), 1513, Kupferstich, Staatsbibliothek Bamberg Arbeitsblätter zur Ausstellung im Landesmuseum Mainz 21.5.2015 - 25.10.2015 Autor: Michael Landgraf, RPZ Neustadt an der Weinstraße im Auftrag des Landesmuseums Mainz, Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Die Welt vor 500 Jahren Die Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel?“ im Landesmuseum Mainz nimmt die Zeit vor 500 Jahren unter die Lupe. Über Folgendes kannst du vor einem Besuch der Ausstellung nachdenken: Vieles war anders Stelle dir vor, du lebst in einer Welt - ohne elektrischen Strom und ohne Motorfahrzeuge, - in der Kaiser und Fürsten regieren und viele nichts zu sagen haben, - in der man über die Religion streitet, sie wechseln muss, wenn der Landesherr sie wechselt und wegen des Glaubens verfolgt und getötet werden kann, - in der es kaum Ärzte und Medizin gibt, nur wenige Kinder die ersten Lebensjahre überleben und kaum Menschen älter als 40 Jahre alt werden. - in der Kinder arbeiten müssen und nur wenige in die Schule gehen können, weil der Schulbesuch viel Geld kostet. Beschreibe, was du am meisten vermissen würdest. Du kannst auch eine Rangordnung aufstellen, was für dich mehr oder weniger wichtig wäre. Die letzten Ritter Vor 500 Jahren lebten die letzten Ritter – unter ihnen Franz von Sickingen, Götz von Berlichingen und Ulrich von Hutten. Vieles änderte sich für sie – es gab ein neues Gesetz, das die Rechte der Ritter einschränkte, der Kaiser und die Fürsten wollten alleine die Macht im Land und es gab eine neue Art der Kriegsführung. Dennoch kennt man heute noch Ritter. Woran denkst du, wenn du das Wort „Ritter“ hörst? Fasse mit anderen zusammen, welches Bild von einem Ritter es heute noch gibt. Die Angst vor Tod und Teufel Damals lebten die Menschen nicht so lange wie wir heute. Daher dachten sie immer auch an ihr eigenes Sterben. Man glaubte, dass man nach dem Tod in ein Fegefeuer kommt. Dort sollte man bestraft werden, wenn man etwas Schlimmes getan hat, bis die Strafe abgebüßt war. Wer viel „gesündigt“ hatte, käme aber in die Hölle, wo Teufel den Sünder ewig quälen. So waren die wichtigsten Lebensfragen der Menschen damals: Was geschieht mit mir nach dem Tod? Wie kann ich Gott gnädig stimmen, damit ich nach dem Tod nicht in der Hölle lande oder eine lange Zeit im Fegefeuer brenne? Überlege, mit welchen Lebensfragen sich Menschen heute beschäftigen? Suche nach neuen Wegen Damals suchten Menschen nach neuen Wegen. Johannes Gutenberg erfand in Mainz den Buchdruck, Christopher Columbus entdeckte Amerika und „Humanisten“ wollten, dass alle Menschen lesen können. Auch im Glauben war man auf der Suche nach einem neuen Weg. Martin Luther entdeckte, dass vieles, was die Kirche in seiner Zeit tat, nicht in der Bibel steht. Er sagte: Allein die Bibel soll Grundlage des Glaubens sein. Er wollte die Kirche „reformieren“, das meint „erneuern“. Doch letztlich entstand eine neue, die Evangelische Kirche. Fasse zusammen, was du bereits über Martin Luther sowie über den Unterschied zwischen evangelischen und katholischen Christen weißt. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 1): Ritter Zu Beginn der Ausstellung siehst du kämpfende Ritter und du findest Bilder, die das Leben der Ritter zeigen. Schau dir die Kampfszene 1.2 an und suche dir drei Bilder aus. Beschreibe, was du auf den Darstellungen über das Rittertum erfährst. Du kannst dafür die Wand- und Objekttexte zu Hilfe nehmen und unten in der Spalte deine Beobachtung eintragen. Achte auf den Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ von Albrecht Dürer (auch auf der Titelseite dieses Heftes). Lies den Objekttext dazu 1.4. Finde heraus, wer der Ritter sein könnte und worum es auf dem Bild geht. Turniere und deren Darstellung spielten für die Ritter dieser Zeit eine wichtige Rolle. Finde mithilfe der Tafeln 1.6, 1.7 und 1.8 heraus, welche Rolle Turniere damals hatten. Name des Bildes Kampfgruppe (Feld- und Riefelharnisch) mit Fußstreithammer, Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin (© Agentur Bonewitz) Ich sehe … Heute noch interessieren sich viele Menschen für die Zeit der Ritter. Manche verbringen viele Wochenenden als Ritter in einem Ritterlager wie dem auf der Burg Landeck (Pfalz). Sie kochen auf dem Lagerfeuer, schlafen in Zelten und tragen Kleider von damals. Dies nennt man übrigens nicht „verkleiden“, sondern „gewanden“. Nenne Gründe, warum dieses Leben und diese Zeit für viele so faszinierend sind. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 2): Der Landfriede (Ende des Rittertums – Teil 1) Warum ging die Zeit der Ritter zu Ende? Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein Grund ist ein neues Gesetz – der „Ewige Landfriede“ 1.1. Der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. hatte dieses Gesetz im Jahre 1495 verabschiedet. Es hob ein altes Recht der Ritter auf – das FehdeDer Ewige Landfrieden, 1495, Landeshauptarchiv Koblenz (© LHA Ko Best. 1 A Nr. 1721) recht. Es dauerte lange, bis dieses Gesetz überall durchgesetzt war, denn viele Ritter bestanden weiterhin auf ihr altes Recht. Fehderecht Fehde – das bedeutete im Mittelalter, dass ein freier Mann selbst das Recht in die Hand nehmen konnte. Es gab noch kein übergeordnetes Recht für alle. Bei Streitigkeiten griffen besonders Ritter gerne zum Mittel der Gewalt, um ihr Recht durchzusetzen. Fehderecht war also wie ein „Recht des Stärkeren“. Ewiger Landfriede (1495) Niemand, egal welchem Stand er angehört, darf gegen einen anderen Krieg führen oder ihm Leid zufügen. Alle bestehenden Fehden werden aufgehoben. Wer dieses Verbot bricht, wird mit der Reichsacht belegt, das heißt, er hatte keine Rechte mehr. Richter des sogenannten Reichskammergerichts und der Reichstag (Versammlung aller Fürsten und Städte) verhandelten über Fehden und über die Bestrafung der Friedensbrecher. Vergehen gegen geistliche Gesetze werden wie Vergehen gegen weltliche Gesetze bestraft. Der Landfriede soll durch spätere Gesetze nicht außer Kraft gesetzt werden können. Unterscheide das alte Fehderecht vom neuen „Landfrieden“ Die Ritter Franz von Sickingen und Götz von Berlichingen waren zwei Ritter, die damals wegen Verstößen gegen den „Landfrieden“ angeklagt wurden. Finde bei 2.6 mehr über die Anklage gegen Franz von Sickingen heraus. Das Fehderecht war ein Recht des Stärkeren, ein „Faustrecht“. Wie würde das Leben heute aussehen, wenn es das noch gäbe? Heute noch kann man wegen „Landfriedensbruch“ verurteilt werden. Beschreibe mithilfe der Hinweise im Kasten Vergehen, die damit gemeint sein können. Landfriedensbruch meint heute eine Straftat gegen die „öffentliche Ordnung“ und die „allgemeine Sicherheit.“ Dies kann Gewalt gegen Menschen oder Gegenstände sein. Auch wenn jemand andere zu solchen Taten auffordert, begeht er oder sie Landfriedensbruch. Im Strafgesetzbuch finden sich Strafen bis zu drei Jahren Gefängnis. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 3): Franz von Sickingen Franz von Sickingen (1481-1523) war ein Reichsritter. Ihm gehörten Ländereien und verschiedene Burgen an der Nahe (Ebernburg), im Elsass und im Kraichgau, sowie bei Landstuhl (Burg Nanstein). Er war Anführer eines Bundes rheinischer und schwäbischer Ritter und stritt für deren Rechte – vor allem für das Fehderecht. Bereits 1515 wurde Franz von Sickingen wegen einer Fehde gegen Worms geächtet. Daher kämpfte er zeitweise für den französischen König. Während dieser Zeit führte er erfolgreiche Fehden gegen den Landgrafen von Hessen sowie gegen die Städte Worms und Frankfurt durch. 1519 hob Kaiser Maximilian I. die Ächtung auf. Er wollte Sickingen nicht als Gegner haben. Durch die Begegnung mit dem Reichsritter und Humanisten Ulrich von Hutten schloss sich Sickingen 1519 der Reformation an. Ab 1521 stand Sickingen als Heerführer im Dienst von Kaiser Karls V., der ihm für seine Dienste rund 100.000 Gulden schuldete. 1522 wurde Sickingen durch die „Landauer Einigung“ Führer der rheinisch-schwäbischen Ritterschaft. Hieronymus Hopfer, Bildnis Franz von Sickingen, um 1520/21, Eisenradierung (© Landesmuseum Mainz, GDKE) Er sollte gegen Trier eine Fehde anführen. Sickingen hatte zunächst Erfolg und belagerte Trier. Doch stand er nun einer Koalition mächtiger Fürsten gegenüber. Diese bestand aus dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier, dem pfälzischen Kurfürst und dem Landgrafen von Hessen. Gleichzeitig weigerte sich der Kaiser, seine Schulden zurückzuzahlen und ächtete seinen Heerführer, weil er den Landfrieden gebrochen hatte (Reichsacht). 1523 zog die vereinte Streitmacht seiner Gegner vor die Burg Nanstein bei Landstuhl, wo Franz von Sickingen beim Kanonenbeschuss verwundet wurde und starb. Beschreibe das Bild des Franz von Sickingen 2.1. Wie wirkt es auf dich? Was wollte dieses Bild wohl ausdrücken? Unter dem Bild findet sich ein Satz: „ALLEIN GOT DI ER. LIEB DEN GEMEINE NUCZ. BESCHIRM DI GERECHTIKEI[T]“ – was bedeutet er? Zeige auf, was dich an Franz von Sickingens Leben fasziniert und irritiert. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 4): Franz von Sickingens Fehden Schmähbrief Franz von Sickingens gegen hessische Adlige, Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 3, Nr. 85, Bl. 38 Franz von Sickingen führte Fehden gegen die Städte Worms und Frankfurt, gegen die Landgrafschaft Hessen und später gegen Trier. Aufgrund des „ewigen Landfriedens“ (1495) ging er das Risiko ein, mit der Reichsacht belegt zu werden und alle Rechte zu verlieren. Eine seiner finanziell erfolgreichsten Fehden war die gegen Hessen. Nach ihrer Niederlage mussten hessische Adlige in Darmstadt einen Vertrag unterzeichnen. Sie verpflichteten sich, als unterlegene Gegner, an den Sieger der Fehde Geld zu zahlen. Doch dieser Verpflichtung kamen einige der Adligen nicht nach. Das Bild oben (2.14a) zeigt einen Brief, der öffentlich an vielen Orten in Hessen und auch in Mainz ausgehängt wurde. Darin klagt Sickingen die hessischen Adligen an, die ihm noch Geld schuldeten. Er verspottete sie, indem er sie in unwürdiger Haltung – nach unten hängend – darstellte und ihren Namen darunter schreiben ließ. Nenne Gründe, warum Franz von Sickingen auf sein Fehderecht bestand und so viele Fehden führte. Wie werden wohl die Leute darauf reagiert haben, wenn sie die damals bekannten hessischen Adligen in dieser Haltung dargestellt sahen? In der Ausstellung findest du als Nr. 2.15 einen „Häufebecher“ – eine Fußschale mit sieben teils vergoldeten Silberbechern, die zu den wichtigsten Hinterlassenschaften Franz von Sickingens gehören. Finde anhand des Objekttextes heraus, wie Sickingen zu diesem „Schatz“ kam. Diskutiere mit anderen: Wie sollte deiner Meinung nach heute mit Menschen verfahren werden, die anderen Geld schulden? Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 5): Der Buchdruck Abraham van Weerdt, Inneres einer Druckerei, 17. Jh., Holzschnitt, Bibelmuseum Neustadt Der Buchdruck mit beweglichen Lettern wurde um 1450 in Mainz von Johannes Gutenberg erfunden. Zwischen 1521 und 1525 entstanden rund 10 000 Drucke. Luthers Schriften wurden häufig an verschiedenen Orten gedruckt, so dass sie sich schnell verbreiteten. Der Autor hatte jedoch von Nach- oder „Raubdrucken“ nichts, denn es gab damals kein Copyright. Gedruckt wurden vor allem Flugblätter oder wenige Seiten umfassende Flugschriften, da sie preiswert waren. Durch die Drucke entstand zum ersten Mal so etwas wie eine „öffentliche Meinung“ durch Medien. Die Reformation wurde also ein „Medienereignis“. So konnte sich das reformatorische Gedankengut in kurzer Zeit im deutschen Reichsgebiet und darüber hinaus verbreiten. Schau dir die Druckerpresse genau an und finde heraus, wie sie funktioniert. Rund um die Druckerpresse finden sich „Flugschriften“. Fasse zusammen, welche Themen sie ansprechen. Damals veränderte der Buchdruck, durch den preiswert Schriften verbreitet wurden, die Welt. Beschreibe die Rolle, der er heute noch einnimmt. Wie verbreiten sich heute neue Gedanken und Ideen? Wenn man in 500 Jahren eine Ausstellung über die heutige Zeit gestalten würde, welche „Medien“ von heute würden dargestellt werden müssen? Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 6): Martin Luther und die Reformation Martin Luther (1483–1546) war Sohn eines Bergmanns, der ein kleines Bergwerk besaß und zu Geld gekommen war. Daher durfte Martin die Schule besuchen und sogar studieren gehen. Nach einem Erlebnis in einem Gewitter brach er sein Studium ab und ging ins Kloster. Dies führte zu einem heftigen Streit mit seinem Vater, der wollte, dass er Jurist wird. Lange suchte Luther, Gott durch ein strenges Leben zu gefallen. Doch beim Lesen der Bibel entdeckte er: Man kann Gott nicht durch Taten beeinflussen. Gott ist wie ein liebender Vater, der barmherzig ist. Dies ließ ihn fragen, ob die Kirche seiner Zeit nicht Fehler machte, wenn sie den Menschen für Werke wie den Gang ins Kloster, Wallfahrten oder den Kauf von Ablassbriefen Gottes Vergebung versprach. Am 31. Oktober 1517 soll Luther 95 Thesen (Streitsätze) an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben. Diese forderten eine Erneuerung, eine Reformation der Kirche. Vor allem forderte er ein Ende der Geldgeschäfte mit der Angst der Menschen. Besonders dem Bischof Albrecht von Mainz missfiel Luthers Verhalten. Er hatte zuvor mehrere Ämter gekauft und wollte durch Ablassbriefe seine Schulden verringern. Ein Teil des Ablassgeldes finanzierte den Bau des Petersdomes in Rom. Daher missfiel auch Papst Leo X. das, was der Mönch zu Wittenberg sagte. Zuerst drohte der Papst damit, Luther aus der Kirche auszuschließen. Dann verhängte Rom 1521 mit einer Urkunde (Bulle, Bild rechts, 3.6), die überall verbreitet wurde, den Bann über ihn. So wurde er aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen (Exkommunikation). Wer gebannt war, der erhielt gleichzeitig die Reichsacht. Beschreibe, wie Martin Luther auf dem Bild oben (3.14a) auf dich wirkt. Erläutere, was es damals bedeutet hatte, aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen zu sein, und wie dies heute ist, wenn man keiner Kirche angehört. Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther als Augustinermönch, 1520, Kupferstich (© Städel Museum-ARTOTHEK) Ulrich von Hutten: BVLLA Decimi Leonis, Strasburg 1520, Universitätsbibliothek Würzburg, Th.dp.q.172 Evangelisch und Katholisch Martin Luther wollte die Kirche „reformieren“, das heißt „erneuern“. Er hatte die Hoffnung, dass Verantwortliche in der Kirche es einsehen, dass die Bibel die alleinige Grundlage des Glaubens ist. Doch stattdessen wurde bald klar, dass sich eine neue Kirche entwickelte. In ihr sollte man sich nach der Bibel und besonders nach dem Evangelium richten, wo es um Jesus geht. Um dies deutlich zu machen, nannten sich die Anhänger Martin Luthers „evangelisch“. Die Menschen, die am alten Glauben festhielten, nannten viele damals „Altgläubige“. Erst nach der Reformation kam der Name „römischkatholische Kirche“ auf. Für evangelische Christen gibt es weitere Namen wie Protestanten, Lutheraner, Reformierte oder Unierte. Finde mehr darüber heraus. Erörtere Vor- und Nachteile, dass es heute viele Richtungen im Christentum gibt. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 7): Martin Luther in Worms Ab Januar 1521 traf sich in Worms der Reichstag, die Versammlung aller Fürsten und Städte im Reich. Der neue König und spätere Kaiser hieß Karl V. Seine Herrschaft war noch nicht gefestigt. Zu den wichtigsten Themen des Reichstages gehörte noch nicht die Reformation. Es ging besonders um ein Bündnis gegen den Einfall der Türken auf dem Balkan sowie um eine Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse in Europa. Martin Luther war vom 17. bis 18. April in Worms, doch wurde er nicht vom Reichstag selbst angehört. Der Grund war, dass Luther bereits von Papst Leo X. gebannt und aus der Kirche ausgeschlossen (exkommuniziert) worden war. Damit war auch die Reichsacht verbunden. Doch Karl V. hatte 1519 zugesagt, dass Luther noch „angehört“ würde. Als Luther aufgefordert wurde, seine Thesen zu widerrufen, weigerte er sich mit folgenden Worten: Ain anzaigung [...], Augsburg 1521, Stadtbiblio„… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare thek Worms Vernunftgrü nde überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ Quelle: Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bd. II, Nr. 80, S. 581–582. http://de.wikisource.org/wiki/Deutsche_Reichstagsakten Das Urteil über Luther, in dem die Reichsacht gegen ihn ausgesprochen wurde, wird „Wormser Edikt“ genannt. Fasse zusammen, worauf sich Luther in seiner Rede beruft. In der Ausstellung findest du diese Dokumente rechts unter Nr. 3.11a und 3.11b. Finde anhand der Objekttexte heraus, worum es sich handelt. Nicht belegt ist der Satz: „Hier stehe ich. Gott helfe mir. Ich kann nicht anders“. Dieser findet sich auf vie- Doctor Martini Luthers offentliche verhör zu[e] Worms im[m] Reychstag [...], Augsburg len Luther-Bildern aus späterer Zeit. Was bedeutet er? 1521, Stadtbibliothek Worms Heute hat die Glaubens- und Gewissensfreiheit einen hohen Stellenwert. Beschreibe, was du darunter verstehst. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 8): Luther auf der Wartburg In Worms wurde Martin Luther mit der Reichsacht belegt – er war nun vogelfrei. Luthers Landesvater Friedrich der Weise ließ ihn auf die Wartburg bei Eisenach in Thüringen bringen. Er wollte ihn schützen. Luther musste aber sein Aussehen ändern, da man ihn sonst leicht erkannt hätte. So ließ er sich einen Bart und das Haar wachsen und nannte sich Junker (Jungritter) Jörg. Luther hatte nun auf der Wartburg Zeit, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen. Er soll es in elf Wochen vom Griechischen ins Deutsche übertragen haben. Das Buch erschien im September 1522 (Septembertestament) in Wittenberg, war schnell vergriffen und wurde im Dezember (Dezembertestament) nachgedruckt. Später begründete er, warum er die Bibel ins Deutsche übersetzte. Er wollte, dass jeder ihre Botschaft verstehen und sie als „frohe Botschaft“ („Evangelium“) begreifen konnte. Daher sollte auf Deutsch im Gottesdienst die Bibel gelesen und über sie gepredigt werden. Damit er verständlich übersetzte, wollte er den Leuten „aufs Maul schauen“. 1534 erschien Luthers vollständige Übersetzung der Bibel, an der viele mitgearbeitet hatten – vor allem sein Freund Philipp Melanchthon. Diese war, wie bereits das Neue Testament von 1522, mit Holzschnitten von Lukas Cranach d. Ä. ausgestattet. Einer davon zeigt ein Bild des im biblischen Buch der Offenbarung beschriebenen „bösen Drachens“ – einem Gegner von Jesus Christus am Ende der Zeit. Lukas Cranach gestaltete den Drachen mit der dreistufigen Krone (Tiara), die der Papst trug. (Nicht in der Ausstellung) Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther als Junker Jörg, 1522, Holzschnitt, Staatsbibliothek Bamberg Vergleiche das Bild von Luther (3.15) mit anderen, die du in den Räumen findest. Wie wirkt er hier auf dich? Dass Martin Luther die Bibel in ein verständliches Deutsch übersetzte, hatte Gründe, die oben beschrieben werden. Fasse sie zusammen und ergänze, was du darüber denkst. Was bedeutet Luthers Aussage, man müsse Leuten beim Übersetzen „aufs Maul schauen“, heute? Kupferstich von Lucas Cranach d. Ä. aus Martin Luther, Biblia, das ist die gantze Heilige Sch=rifft, Wittenberg 1534 (© bpk/Staatsbibliothek zu Berlin) (nicht ausgestellt) Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 9): Passional Christi und Antichristi Das „Passional Christi und Antichristi“ entstand 1521 in Wittenberg. Martin Luther, Philipp Melanchthon und Lukas Cranach d. Ä. schufen dieses Werk. Sie wollten Menschen, die nicht lesen konnten, zeigen, was es mit dem Papst und der Kirche in Rom auf sich hat. Jede Doppelseite stellte links eine Szene aus dem Leben Jesu Christi und rechts eine Handlung des Papstes dar. „Antichrist“ meint, der Papst sei ein Feind Christi, der genau das Gegenteil von dem tut, was Christus tat. Ein Bild zeigt die biblische Szene, wie Jesus Händler aus dem Tempel vertreibt (Johannes 2, 1322). Rechts sieht man den Papst in wertvollen Gewändern, wie er in der Kirche, vor allem durch den Verkauf von Ablassbriefen, Geschäfte macht. (Nicht ausgestellt) Das letzte Bild dieser Schrift zeigt Christi Himmelfahrt und den Sturz des Papstes in die Hölle (3.16). Martin Luther, Passional Christi und Antichristi, Wittenberg 1521, Holzschnitte von Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt, Himmelfahrt Christi und Höllenfahrt des Papstes, Staatsbibliothek Bamberg Beschreibe, wie die Bilder des „Passional“ auf dich wirken. Deute, was diese Bilder mit ihrer Gegenüberstellung damals bezwecken wollten. Erörtere, wie eine solche „antikatholische“ Schrift heute auf die Menschen wirken würde. Welche Reaktionen auf eine solche Schrift könntest du dir vorstellen? Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 10): Den Gegner verteufeln Philipp Melanchthon/Martin Luther, Von dem PapstEsel zu Rom [...], Augsburg 1523, Holzschnitte von Lucas Cranach d. Ä., Stadtbibliothek Worms Bartholomaus Bruyn d. A., Versuchung Christi (Detail), 1547, Leinwand, LVR-LandesMuseum Bonn In der Zeit der Reformation entwickelte sich so etwas wie ein Krieg in Bildern. Dabei wurde der Gegner gerne „verteufelt“, also mit dem Teufel verglichen oder als Teufel selbst abgebildet. Zwei Bilder in der Ausstellung zeigen dies in besonderer Weise. Der „Papstesel zu Rom“ ist der Titel einer Flugschrift von Martin Luther und Philipp Melanchthon aus dem Jahre 1523 (3.18a). Der Holzschnitt auf dem Titelblatt stellt ein Ungeheuer dar mit einem Eselskopf, dem Körper einer Frau, mit Schuppen bedeckt. Füße sind ein Ochsenhuf und eine Adlerklaue. Aus einer bärtigen Teufelsmaske am Hintern kommt ein Drachenkopf heraus. Im Hintergrund sieht man die Engelsburg in Rom, die als Schutzburg des Papstes diente. Die Menschen damals sahen das Bild als eine Anspielung auf den Papst, gemäß dem biblischen Buch der Offenbarung „Hure Babylon“ genannt wurde und mit dem Teufel im Bunde stehe. Auf einem anderen, vermutlich nach dem Tod Luthers entstandenen Bild mit dem Titel „Versuchung Christi“ (3.21), wird der Reformator als Teufel mit Krallenfüßen und Schwanz dargestellt. Das Bild bezieht sich auf eine Geschichte der Bibel, in der der Teufel Jesus Christus überreden will, einen Stein in Brot zu verwandeln (Matthäus 4, 1-4). Doch Jesus antwortet, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebe, sondern vom Wort Gottes. „Einen Gegner verteufeln“ – was verstehst du darunter? Beschreibe die beiden Bilder aus der Zeit der Reformation, die den Gegner jeweils als Teufel darstellen. Wie wirken sie auf dich? Welche Botschaft senden sie aus? Beschreibe Beispiele, wie heute Gegner „verteufelt“ werden. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 11): Martin Luther Siebenkopff Johannes Cochlaeus, Siebenkoepffe Martin Luthers [...], Dresden 1529, Stadtbibliothek Worms Holzschnitt Lucas Cranachs d. Ä. in Martin Luthers Neuem Testament 1522 „Martinus Luther Siebenkopff“ (3.18b) ist eine Karikatur, die den Reformator als siebenköpfiges Ungeheuer darstellt. Das Spottbild bezieht sich auf die Bibel. Im Buch der Offenbarung wird ein siebenköpfiges Tier genannt, als Verkörperung des Bösen. In Luthers Neuem Testament von 1522 stellte Lukas Cranach die Kirche von Rom (Frau mit dreistufiger Papstkrone) auf dem siebenköpfigen Tier reitend dar (Bild rechts). So kann „Luther Siebenkopf“ als Reaktion auf dieses Bild gesehen werden. Der Künstler Hans Brosamer war ein Gegner Luthers. Er versuchte durch sein Bild nicht nur negative Eigenschaften darzustellen, um die Menschen zu überzeugen. Über den Köpfen steht: Doctor, Martinus, Lutther, Ecclesiast, Schwirmer, Visitirer und Barrabas. Das Bild zeigt somit verschiedene „Gesichter“ Martin Luthers: o als Gelehrter, als „Doctor“, mit Doktorhut o als Bruder „Martinus“ in Mönchskutte (Mönch des Augustinereremitenordens) o als „Lutther“, der durch den türkischen Turban als Ungläubiger dargestellt ist o als „Ecclesiast“, also als Mann der Kirche o als „Schwirmer“ (Schwärmer), dem Wespen um den Kopf fliegen. So nannte man Menschen, die religiös wirre Vorstellungen haben o als „Visitirer“, er besucht Gemeinden und gründet eine neue Kirche o als „Barrabas“ – so hieß der Verbrecher, mit dem Christus vor Gericht stand. Fasse zusammen, was die einzelnen „Gesichter“ Luthers bedeuten und begründe, warum der Künstler Luther mit sieben Köpfen darstellt. Lies Offenbarung 12,3f.; 13,1-8 und 17,1-8 und beschreibe, was darin über das Tier mit den sieben Köpfen steht. Diskutiere mit anderen, ob heute noch solche biblischen Anspielungen wie hier verstanden werden. Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Marstall (Plan Nr. 12): Ulrich von Hutten und die Humanisten Humanismus – so nennt man eine Bewegung, die ursprünglich aus Italien stammte. Der Humanismus stellte den einzelnen Menschen ins Zentrum. Den Humanisten ging es vor allem um Bildung. Sie sagten: Nur wer gebildet ist, kann seine wahre Bestimmung erkennen und ein idealer Mensch werden. Besonders die Sprache und die Literatur wollten die Humanisten fördern. Um das Wissen zu erweitern, wandte man sich Büchern zu, die in der Antike auf Griechisch und Latein geschrieben wurden. Daher waren den Humanisten die alten Sprachen wichtig, denn man wollte diese Bücher verstehen. Mit dem humanistischen Denken verbunden war die Zeit, die man damals schon Renaissance (Wiedergeburt) nannte. Gemeint war die Wiedergeburt des antiken Wissens. Ulrich von Hutten (1488 – 1523) Ulrich von Hutten war, wie Franz von Sickingen, Reichsritter. Schon früh wandte er sich dem Humanismus zu, dichtete und schrieb ein Buch über die Dichtkunst. Auf einer Reise nach Rom hatte Hutten ein ähnliches Erlebnis wie Martin Luther 1912: Der Papst trat wie ein weltlicher Herrscher auf und die Kirche in Rom sammelte Geld von Gläubigen, die um Vergebung für Sünden baten (Ablass). Dies führte Hutten zur Reformation. Er wurde ein Freund des Franz von Sickingen. Die Burgen Sickingens nannte er „Herberge der Gerechtigkeit“. Unter Nr. 3.1. findest du das »Humanistenblatt« der Universität Erfurt. Was hat es damit auf sich? Ulrich von Hutten bekennt sich auf dem Bild rechts (3.4b) zur Reformation. Fasse zusammen, wie er die Reformation in seinem Gedicht unter dem Bild umschreibt. Erörtere, welche Ideen des Humanismus heute noch aktuell sind und welche nicht. Erhard Schön (?), Bildnis Ulrich von Huttens, 1521 (?), kolorierter Holzschnitt (© Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE
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