Franz von Sickingen, „der letzte Ritter“

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE
RHEINLAND-PFALZ
Verantwortlich (i.S.d.P.)
Generaldirektion
Kulturelles Erbe
Rheinland-Pfalz - ZVM
LANDESMUSEUM MAINZ
Mainz, 19. Mai 2015
Presseinformation
Franz von Sickingen, „der letzte Ritter“
Festung Ehrenbreitstein
56077 Koblenz
www.gdke.rlp.de
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Ansprechpartner
Michael Bonewitz
Agentur & Verlag Bonewitz
Telefon 06135 6005
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Landesmuseum Mainz zeigt „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“
vom 21. Mai bis 25. Oktober 2015
Mit einer großen Eröffnungsfeier in der Christuskirche wird am morgigen Mittwoch um 18 Uhr die
kulturhistorische Sonderausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“
im Landesmuseum Mainz eröffnet. Bei der Veranstaltung wird es mehrere Reden geben, unter
anderem von Kardinal Lehmann, Kulturministerin Vera Reiß sowie dem Dekan des Mainzer Dekanats,
Andreas Klodt, und Christian Schad, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz. Im
Anschluss an den Festakt geht es zur Besichtigung der Ausstellung ins Landesmuseum. „Ritter! Tod!
Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ führt die Besucherinnen und Besucher in die Zeit
der Ritter und Reformatoren vor rund 500 Jahren. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Franz von
Sickingen, gelegentlich als letzter Ritter bezeichnet und zugleich eine der schillerndsten Figuren im
16. Jahrhundert. Unter seiner Führung war die Ritterschaft maßgeblich an der frühen
reformatorischen Bewegung beteiligt.
„Rheinland-Pfalz hat wie kein anderes Land im Westen Deutschlands zentrale Erinnerungsorte der
frühen Reformationszeit vorzuweisen. Insofern freut es mich, dass wir die Reformation und die
Erinnerung daran in Mainz besonders lebendig halten“, erklärt Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die
die Sonderausstellung mit ihrer Schirmherrschaft unterstützt und ergänzt: „Rheinland-Pfalz beteiligt
sich seit Jahren aktiv an der Vorbereitung des 500. Reformationsjubiläums. Einen wichtigen Beitrag
dazu leistet die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), die im Landesmuseum
Mainz die faszinierende Gestalt des Franz von Sickingen in den Mittelpunkt stellt. Die in Kooperation
mit der Universität Mainz erarbeitete Ausstellung ist denn auch der Hauptbeitrag des Landes
Rheinland-Pfalz zur Lutherdekade.“
Thematisiert werden in der Ausstellung Sickingens Aufstieg zum Anführer der Ritterschaft und deren
Lebenswelt, Luthers Auftritt vor Kaiser und Reich in Worms sowie die Vielfalt der adligen
Reformation im Reich und in Europa. „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“
wird von der GDKE in Kooperation mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz realisiert – basierend auf einem Konzept von Prof. Dr. Wolfgang Breul
(Evangelisch-Theologische Fakultät), und kuratiert von Dr. Karoline Feulner, Leiterin der Abteilung
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Gemälde und Skulpturen des Landesmuseums. Die Ausstellung wird gefördert von der Beauftragten
der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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Die rheinland-pfälzische Kulturministerin Vera Reiß betont: „Mit ‚Ritter! Tod! Teufel?‘ steht zum
ersten Mal Franz von Sickingen im Mittelpunkt einer großen Ausstellung. Vorkämpfer der
Reformation und Freund der Humanisten, Umstürzler von Kirche und Staat, letzter Ritter und
deutscher Nationalheld – die Vergangenheit hat sich viele Bilder von ihm gemacht. Die Ausstellung
entwirft ein neues Bild dieses Pfälzer Helden – wissenschaftlich fundiert und erlebnisreich für
Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Denn die Ausstellung feiert noch eine Premiere: Erstmals
bieten im Landesmuseum auch Mitmachstationen und interaktive Lernspiele für Kinder (und
Erwachsene ebenso) Einblicke ins mittelalterliche Ritterleben.“
Sickingen und die Reformation
Franz von Sickingen (1481-1523) führte Fehden in bis dahin unbekanntem Ausmaß, unter anderem
gegen Worms, Trier und die mächtige Landgrafschaft Hessen, und eroberte sich damit die Bühne der
großen Politik. „Ich bin sehr gespannt auf diese Ausstellung, weil sie ein Kapitel beleuchtet, das
bislang noch nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stand – die Ritterschaft und die Reformation“, freut
sich die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das
Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann. „Franz von Sickingen folgte den religiösen Ideen
Martin Luthers. Auf seiner Ebernburg beherbergte er Humanisten wie Ulrich von Hutten und
bedeutende protestantische Theologen. Die Ausstellung im Landesmuseum nimmt die Besucher mit
auf eine spannende Reise in die bedeutendste Epoche der neuzeitlichen Kirchengeschichte“, fügt sie
hinzu.
Sickingens Ebernburg, in der Nähe von Bad Kreuznach, wurde zu einem frühen Zentrum der
Reformation. Ulrich von Hutten besang sie als „Herberge der Gerechtigkeit“. Am Ende wurde
Sickingen Opfer seiner verwegenen Pläne. „Es ist für mich bis heute faszinierend, wie er zum
Anführer der Ritterschaft wurde und wie er schließlich zum Helden stilisiert wurde, der bis in die
Gegenwart hinein wirkt. Als Ritter, der Kaiser und Fürsten die Stirn bot, bleibt er im Bewusstsein der
Region bis heute fest verankert. In Bad Münster am Stein-Ebernburg etwa trägt die Franz-vonSickingen-Schule den Namen des Ritters. Landstuhl, bei Kaiserslautern, hat seit 1995 offiziell den Titel
Sickingenstadt“, erklärt Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE.
Highlights
Die Direktorin des Landesmuseums, Dr. Andrea Stockhammer, zeigt sich erfreut über eine Vielzahl
hochkarätiger Leihgaben und bisher selten gezeigter eindrücklicher Objekte: „Prunkharnische,
Gemälde, Grafiken, Flugblätter, Medaillen sowie seltene Turnierbücher und Fehdebriefe ermöglichen
es, die aufregende und von Umbrüchen geprägte Epoche des ausgehenden Mittelalters
nachzuerleben. In Modellen, Inszenierungen und mit multimedialen Elemente lassen wir im
Landesmuseum die vergangene Zeit des Rittertums neu auferstehen.“
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Eigens aus der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien wurde der
Harnisch des Landgrafen Philipp von Hessen nach Mainz transportiert. Der Landgraf galt als einer der
bedeutendsten Landesfürsten und politischen Führer der damaligen Zeit und war einer der größten
Widersacher Franz von Sickingens. Nicht minder beeindruckend ist der Kupferstich von Albrecht
Dürer, der einen Ritter zeigt, der vom Tod und Teufel begleitet eine düstere Felsenschlucht entlang
reitet. Noch im 19. Jahrhundert war die Ansicht weit verbreitet, dass es sich bei diesem Ritter um
Franz von Sickingen handelte. Ein Werk, das bis heute unsere Vorstellung vom Aussehen Franz von
Sickingens prägt, ist die Eisenradierung des deutschen Künstlers Hieronymus Hopfer, die der
Graphischen Sammlung des Landesmuseums Mainz entnommen ist.
„Wie jede große gesellschaftliche Umwälzung war auch die Reformation des 16. Jahrhunderts
abhängig von vielen Faktoren. Für Luther und seine Mitstreiter war das insbesondere die dynamische
Bewegung des Humanismus, die der Reformation die Aufgabe der Bildung und Förderung von
Schulen und Universitäten mit auf den Weg gegeben hat. Es war die Mainzer Medienrevolution des
Buchdrucks, die erst mit der Reformation zu einem Massenphänomen wurde und dafür sorgte, dass
nun öffentliche Debatten über große Entfernungen geführt werden konnten – zuerst über die
Luthersache, bald aber auch über andere Themen. Schließlich führte die Reformation erstmals in der
Mitte Europas zu einer dauerhaften Pluralität religiöser Überzeugungen. Der Weg zu einem guten
Miteinander war schwierig und mit vielen Opfern verbunden, aber schon im 16. Jahrhundert gab es
beeindruckende Beispiele der Toleranz. All das zeigen wir in der Ausstellung ‚Ritter! Tod! Teufel?
Franz von Sickingen und die Reformation‘“, so Prof. Dr. Wolfgang Breul von der Johannes GutenbergUniversität, Fachbereich Evangelisch-Theologische Fakultät.
Mitmachausstellung und Ritterschule
Erstmals wird es auch eine speziell für Kinder konzipierte Mitmachausstellung zur Ritterwelt geben,
die von Dr. Julia Ellinghaus kuratiert wurde. Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren können in einem
eigens eingerichteten Ausstellungsbereich anhand von aktionsreichen Mitmach-Stationen und
interaktiven Lernspielen die Themen „Burgenbau“, „Burgeroberung“ und „Ritterturnier“ erleben.
Spielerisch tauchen sie in die Ritterwelt des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit ein.
Hauptattraktionen sind ein großer Tretkran, die verkleinerte Nachbildung eines Katapultes und die
Turnierbahn mit Turnierpuppe und Pferdchen, die allesamt darauf warten, von den kleinen und
größeren Knappen, Rittern und Edeldamen in Bewegung gesetzt zu werden.
In der Ritterschule vermittelt Emil Hartmann als „Franz von Sickingen“ ritterliche Ideale, weist in die
Kunst des simultanen Fechtens mit Schwertdegen und Dolch sowie in den Kampf mit Kurzschwert
und Schild ein, und hilft Groß und Klein beim Erlernen höfischer Tänze und des Fanfarenspiels. Die
Ritterschule wird regelmäßig donnerstags, freitags, samstags und sonntags um 11 Uhr, 14 Uhr und
15.30 Uhr sowie auf Anfrage angeboten. Alle Teilnehmer erhalten zum Abschluss eine RitterUrkunde.
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Parallel zur Ausstellung wird es ein umfangreiches Begleitprogramm geben. Am 5. und 6. September
veranstaltet die GDKE im Innenhof des Landesmuseums zudem ein Ritterfest für Familien mit
Kindern. Themenführungen, Vorträge, Konzerte, Lesungen historischer Texte mit Schauspielern
sowie ein Ausstellungsbesuch mit anschließendem Rittermahl ergänzen das bunte
Rahmenprogramm.
„Franz von Sickingen war ein Ritter, aber auch ein Pfälzer, der bis heute seine Spuren im Land
hinterlassen hat. Insofern ist die Ausstellung im Landesmuseum Mainz zugleich auch ein Aufruf zu
einer Spurensuche in der Pfalz, in Rheinhessen, am Mittelrhein oder an der Nahe. Hier lebte und
rebellierte Franz von Sickingen, der übrigens auch als Bergwerksunternehmer aktiv war. So gesehen
empfehle ich nicht nur einen Besuch im Landesmuseum, nutzen Sie die Gelegenheit und werfen Sie
einen Blick in den Geleitbrief, eine Publikation der GDKE ergänzend zur großen Sonderausstellung. Er
bietet einen wunderbaren Überblick über alle Veranstaltungen in Sickingens Heimatregion. Die
zahlreichen Sickingen-Stätten liegen in malerischen Landschaften im schönen Rheinland-Pfalz und
seinen Nachbarregionen und sind in jedem Fall eine Reise wert“, so Kulturstaatssekretär Walter
Schumacher.
Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig.
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