58 Krebs in Deutschland Lunge 3.10 Lunge Tabelle 3.10.1 Übersicht über die wichtigsten epidemiologischen Maßzahlen für Deutschland, ICD-10 C33 – C34 2011 Neuerkrankungen 2012 Prognose für 2016 Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen 35.270 17.710 34.490 18.030 35.000 20.300 rohe Erkrankungsrate1 90,0 43,1 87,8 43,9 87,5 49,1 standardisierte Erkrankungsrate1,2 61,3 27,4 59,1 27,7 56,0 30,1 70 68 70 69 29.653 14.291 29.713 14.752 75,7 34,8 75,6 35,9 50,6 20,9 49,8 21,3 49.600 28.700 49.000 29.200 mittleres Erkrankungsalter3 Sterbefälle rohe Sterberate1 standardisierte Sterberate1,2 5-Jahres-Prävalenz nach 5 Jahren absolute Überlebensrate (2011 – 2012)4 relative Überlebensrate (2011 – 2012)4 14 (12 – 16) 19 (14 – 24) nach 10 Jahren 9 (7 – 11) 13 (9 – 17) 16 (14 – 19) 21 (16 – 26) 12 (10 – 15) 16 (11 – 22) 1 je 100.000 Personen 2 altersstandardisiert nach alter Europabevölkerung 3 Median 4 in Prozent (niedrigster und höchster Wert der einbezogenen Bundesländer) Epidemiologie Risikofaktoren und Früherkennung Im Jahr 2012 erkrankten etwa 18.000 Frauen und 34.500 Männer an bösartigen Tumoren der Lunge, ca. 14.800 Frauen und 29.700 Männer verstarben an dieser Erkrankung. Somit ist Lungenkrebs in Deutschland mit einem Anteil von 25 % weiterhin mit Abstand die häufigste Krebstodesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen (15 %). Die altersstandardisierten Erkrankungs- und Sterberaten entwickeln sich bei beiden Geschlechtern gegenläufig. Seit Ende der 1990er Jahre stiegen sie bei den Frauen kontinuierlich an, wohingegen die Raten der Männer im gleichen Zeitraum zurückgingen. Diese unterschiedliche Entwicklung kann auf die bereits seit längerem zurückliegende Veränderung der Rauchgewohnheiten zurückgeführt werden und wird sich vermutlich noch weiter fortsetzen. Lungenkrebs gehört zu den prognostisch ungünstigen Tumoren, was sich in einer niedrigen relativen 5-Jahres-Überlebensrate von etwa 21 % bei Frauen und 16 % bei Männern ausdrückt. Histologisch werden vor allem drei Haupttypen unterschieden: Adenokarzinome machen gut ein Drittel der Fälle aus, je ein Viertel entfallen auf das Plattenepithelkarzinom und das kleinzellige Bronchialkarzinom, das wegen seiner frühen Metastasierungsneigung die schlechteste Prognose aufweist. Im internationalen Vergleich sind die höchsten Erkrankungsraten für Frauen in Dänemark und für Männer in Polen zu erkennen. Seit langem ist Tabakrauch als Hauptrisikofaktor für den Lungenkrebs bekannt. Bei Männern sind bis zu neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das aktive Rauchen zurückzuführen. Passivrauchen steigert ebenfalls das Krebsrisiko und trägt maßgeblich zur Schadstoffbelastung von Innenräumen bei. Andere Risikofaktoren spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Etwa 9 bis 15 von 100 Lungenkrebsfällen werden auf verschiedene kanzerogene Stoffe zurückgeführt, darunter Asbest, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sowie Quarz- und Nickelstäube. In Gegenden mit hoher natürlicher Radonbelastung von Gebäuden ist das Lungenkrebsrisiko für die Bewohner, vor allem der unteren Stockwerke, erhöht. Gleiches gilt bei beruflicher Belastung mit Radon oder anderen Quellen ionisierender Strahlung. Dieselabgase stellen von allen Luftschadstoffen den wichtigsten Risikofaktor dar. Ein Einfluss sonstiger Umweltbelastungen (Feinstaub) ist vermutlich vorhanden, das Ausmaß ist jedoch noch Gegenstand der Forschung. Gleiches gilt für den Einfluss genetischer Faktoren. Auch zwischen einer Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) oder Epstein-Barr-Viren (EBV) und der Entstehung von Lungenkarzinomen besteht ein Zusammenhang. Bisher gibt es keine etablierte Maßnahme zur Früherkennung von Lungenkrebs. Welche Rolle Untersuchungen, wie etwa eine regelmäßige Computertomographie, für Risikogruppen spielen könnten, wird in Studien untersucht. ICD-10 C33 – 34 Krebs in Deutschland Abbildung 3.10.1a Altersstandardisierte Erkrankungs- und Sterberaten, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Deutschland 1999 – 2012 je 100.000 (Europastandard) Abbildung 3.10.1b Absolute Zahl der Neuerkrankungs- und Sterbefälle, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Deutschland 1999 – 2012 100 50.000 90 45.000 80 40.000 70 35.000 60 30.000 50 25.000 40 20.000 30 15.000 20 10.000 10 5.000 1998 2000 2002 Erkrankungsrate: Sterberate: 2004 Männer Männer 2006 2008 Frauen Frauen 2010 2012 1998 2000 2002 Neuerkrankungen: Sterbefälle: 2004 2006 Männer Männer 2008 2010 2012 Frauen Frauen Abbildung 3.10.2 Altersspezifische Erkrankungsraten nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Deutschland 2011 – 2012 je 100.000 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0–4 5–9 Männer 10–14 15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 Frauen 59 85+ Altersgruppe 60 Krebs in Deutschland Lunge Tabelle 3.10.2 Erkrankungs- und Sterberisiko in Deutschland nach Alter und Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Datenbasis 2012 Erkrankungsrisiko Männer im Alter von jemals in den nächsten 10 Jahren Sterberisiko jemals in den nächsten 10 Jahren 35 Jahren 0,1 % (1 von 1.600) 6,9 % (1 von 14) <0,1 % (1 von 2.600) 6,1 % (1 von 16) 45 Jahren 0,4 % (1 von 220) 6,9 % (1 von 14) 0,3 % (1 von 310) 6,2 % (1 von 16) 55 Jahren 1,5 % (1 von 66) 6,8 % (1 von 15) 1,1 % (1 von 87) 6,1 % (1 von 16) 65 Jahren 2,6 % (1 von 38) 5,8 % (1 von 17) 2,2 % (1 von 45) 5,5 % (1 von 18) 75 Jahren 3,0 % (1 von 34) 4,0 % (1 von 25) 2,8 % (1 von 35) 4,1 % (1 von 24) 6,8 % (1 von 15) 6,1 % (1 von 17) Lebenszeitrisiko Frauen im Alter von jemals in den nächsten 10 Jahren jemals in den nächsten 10 Jahren 35 Jahren 0,1 % (1 von 1.700) 3,4 % (1 von 29) <0,1 % (1 von 2.800) 2,9 % (1 von 35) 45 Jahren 0,3 % (1 von 300) 3,4 % (1 von 30) 0,2 % (1 von 450) 2,8 % (1 von 35) 55 Jahren 0,8 % (1 von 120) 3,1 % (1 von 32) 0,6 % (1 von 170) 2,7 % (1 von 37) 65 Jahren 1,1 % (1 von 89) 2,4 % (1 von 42) 0,9 % (1 von 110) 2,2 % (1 von 46) 75 Jahren 1,0 % (1 von 100) 1,5 % (1 von 69) 0,9 % (1 von 110) 1,5 % (1 von 68) 3,4 % (1 von 29) 2,8 % (1 von 35) Lebenszeitrisiko Abbildung 3.10.3 Verteilung der T-Stadien bei Erstdiagnose nach Geschlecht (oben: inkl. fehlender Angaben und DCO-Fälle; unten: nur gültige Werte) ICD-10 C33 – C34, Deutschland 2011 – 2012 keine Angaben DCO 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Männer T1 T2 T3 T4 Frauen 17% 29% 21% 22% 29% 32% 19% 32% Abbildung 3.10.4a Absolute Überlebensraten bis 10 Jahre nach Erstdiagnose, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Deutschland 2011 – 2012 Abbildung 3.10.4b Relative Überlebensraten bis 10 Jahre nach Erstdiagnose, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, Deutschland 2011 – 2012 100 100 Prozent 80 80 60 60 40 40 20 20 0 2 Männer 4 Frauen 6 8 10 Jahre Prozent 0 2 Männer 4 Frauen 6 8 10 Jahre ICD-10 C33 – 34 Krebs in Deutschland Abbildung 3.10.5 Erfasste altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten in den Bundesländern, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, 2011 – 2012 je 100.000 (Europastandard) Männer Frauen Berlin Bremen Bremen Saarland Saarland Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Meckl.-Vorpom. Hamburg Berlin Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Brandenburg Deutschland Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein Hessen Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Deutschland Brandenburg Niedersachsen Bayern Sachsen Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Thüringen Hessen Inzidenz vollzählig Inzidenz <90% erfasst Mortalität 120 Baden-Württemberg 100 80 60 Inzidenz vollzählig Inzidenz <90% erfasst Mortalität Baden-Württemberg Bayern 40 Sachsen 20 0 0 20 40 60 80 100 120 Abbildung 3.10.6 Altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten im internationalen Vergleich, nach Geschlecht, ICD-10 C33 – C34, 2011 – 2012 oder letztes verfügbares Jahr (Einzelheiten und Datenquellen s. Anhang) je 100.000 (Europastandard) Männer Frauen Polen Dänemark Belgien USA Frankreich Niederlande Tschechien Großbritannien¹ Niederlande Belgien Dänemark Polen USA Schweiz Deutschland Frankreich Großbritannien¹ Österreich Österreich Schweden Schweiz Deutschland Finnland Inzidenz Mortalität 120 1 Tschechien Schweden 100 80 Angaben zur Inzidenz nur für England 60 40 Inzidenz Mortalität Finnland 20 0 0 20 40 60 80 100 120 61
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