118 Krebs in Deutschland Morbus Hodgkin 3.25 Morbus Hodgkin Tabelle 3.25.1 Übersicht über die wichtigsten epidemiologischen Maßzahlen für Deutschland, ICD-10 C81 2011 2012 Prognose für 2016 Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen 1.260 970 1.240 990 1.300 1.100 rohe Erkrankungsrate1 3,2 2,4 3,2 2,4 3,2 2,5 standardisierte Erkrankungsrate1,2 3,0 2,2 2,9 2,3 2,9 2,4 Neuerkrankungen mittleres Erkrankungsalter3 45 44 46 41 Sterbefälle 194 141 219 158 rohe Sterberate1 0,5 0,3 0,6 0,4 standardisierte Sterberate1,2 0,3 0,2 0,4 0,2 5.200 4.000 5.200 4.100 5-Jahres-Prävalenz nach 5 Jahren nach 10 Jahren absolute Überlebensrate (2011 – 2012)4 80 (60 – 87) 83 (68 – 93) 73 76 relative Überlebensrate (2011 – 2012)4 84 (63 – 91) 86 (72 – 97) 80 81 1 je 100.000 Personen 2 altersstandardisiert nach alter Europabevölkerung 3 Median 4 in Prozent (niedrigster und höchster Wert der einbezogenen Bundesländer) Epidemiologie Risikofaktoren Der Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphom), früher Lymphogranulomatose genannt, weist im Knochenmark mikroskopisch erkennbar so genannte Sternberg-Reed-Riesenzellen auf und unterscheidet sich dadurch von den Non-Hodgkin-Lymphomen. Das Hodgkin-Lymphom ist eine seltene Erkrankung, an der in Deutschland im Jahr 2012 etwa 1.240 Männer und 990 Frauen erkrankten. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, etwa jede(r) zehnte Betroffene war bei Diagnosestellung noch keine 20 Jahre alt. Das Risiko, jemals an einem M. Hodgkin zu erkranken, liegt sowohl für Frauen als auch für Männer bei 0,2 %. Die Erkrankungsraten bzw. absoluten Neuerkrankungsfälle zeigten zuletzt keine erkennbaren Trends, während immer weniger Menschen am Morbus Hodgkin versterben. In 2012 waren es in Deutschland noch etwas mehr als 300, fast 200 weniger als noch zehn Jahre zuvor. Die Prognose ist entsprechend günstig, fünf Jahre nach Diagnosestellung leben noch etwa 83 % der Frauen und 80 % der Männer. Aufgrund des oft chronisch-rezidivierenden Verlaufs wird die langfristige Prognose auch durch die Nebenwirkungen der Therapie (u. a. Zweittumoren) bestimmt. Die Risikofaktoren für Morbus Hodgkin sind bisher nur teilweise aufgeklärt. Ob lebensstilbedingte Risikofaktoren oder Umweltrisiken für die Entstehung von Hodgkin-Lymphomen verantwortlich sind, ist bislang unklar. Die Zusammenhänge sind vielschichtig. Ein langanhaltender Zigarettenkonsum erhöht möglicherweise das Risiko. Wie bei den Non-Hodgkin-Lymphomen werden angeborene oder erworbene Besonderheiten des Immunsystems sowie virale Infektionen diskutiert, ohne dass deren Einfluss beziffert werden könnte oder bei einzelnen Patienten eine sichere Ursachenzuschreibung möglich wäre. Eine Beteiligung von Epstein-Barr-Viren (EBV), den Erregern des Pfeifferschen Drüsenfiebers (infektiöse Mononukleose), und von Retroviren (z. B. HTLV und HIV) wurde schon länger vermutet. Neuere Studienergebnisse bestätigen, dass eine EBV-Infektion bei der Entstehung des Hodgkin-Lymphoms eine wichtige Rolle spielt. Auch andere Viren, wie das Hepatitis B-Virus, sind möglicherweise an der Entwicklung des Hodgkin-Lymphoms beteiligt. Kinder und Geschwister von Patienten mit Morbus Hodgkin haben ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. Erbliche Faktoren treten daher zunehmend in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses. Die Forschung konnte bislang jedoch keine eindeutig risikosteigernden, vererbbaren Genveränderungen nachweisen. ICD-10 C81 Krebs in Deutschland Abbildung 3.25.1a Altersstandardisierte Erkrankungs- und Sterberaten, nach Geschlecht, ICD-10 C81, Deutschland 1999 – 2012 je 100.000 (Europastandard) Abbildung 3.25.1b Absolute Zahl der Neuerkrankungs- und Sterbefälle, nach Geschlecht, ICD-10 C81, Deutschland 1999 – 2012 5,0 2.000 4,5 1.800 4,0 1.600 3,5 1.400 3,0 1.200 2,5 1.000 2,0 800 1,5 600 1,0 400 0,5 200 1998 2000 2002 Erkrankungsrate: Sterberate: 2004 Männer Männer 2006 2008 Frauen Frauen 2010 2012 1998 2000 2002 Neuerkrankungen: Sterbefälle: 2004 2006 Männer Männer 2008 2010 2012 Frauen Frauen Abbildung 3.25.2 Altersspezifische Erkrankungsraten nach Geschlecht, ICD-10 C81, Deutschland 2011 – 2012 je 100.000 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0–4 5–9 Männer 10–14 15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 Frauen 85+ Altersgruppe 119 120 Krebs in Deutschland Morbus Hodgkin Tabelle 3.25.2 Erkrankungs- und Sterberisiko in Deutschland nach Alter und Geschlecht, ICD-10 C81, Datenbasis 2012 Erkrankungsrisiko Männer im Alter von 15 Jahren <0,1 % (1 von 2.700) Sterberisiko jemals in den nächsten 10 Jahren jemals 0,2 % (1 von 430) <0,1 % (1 von 330.300) <0,1 % (1 von 2.200) in den nächsten 10 Jahren 25 Jahren <0,1 % (1 von 2.800) 0,2 % (1 von 520) <0,1 % (1 von 63.600) <0,1 % (1 von 2.200) 35 Jahren <0,1 % (1 von 3.200) 0,2 % (1 von 630) <0,1 % (1 von 42.100) <0,1 % (1 von 2.200) <0,1 % (1 von 2.300) 45 Jahren <0,1 % (1 von 3.500) 0,1 % (1 von 770) <0,1 % (1 von 40.300) 55 Jahren <0,1 % (1 von 3.700) 0,1 % (1 von 940) <0,1 % (1 von 14.600) 0,2 % (1 von 400) jemals in den nächsten 10 Jahren jemals 0,2 % (1 von 530) <0,1 % (1 von 345.900) <0,1 % (1 von 3.100) Lebenszeitrisiko Frauen im Alter von 15 Jahren in den nächsten 10 Jahren <0,1 % (1 von 2.300) <0,1 % (1 von 2.400) <0,1 % (1 von 2.200) 25 Jahren <0,1 % (1 von 2.900) 0,1 % (1 von 690) <0,1 % (1 von 88.200) <0,1 % (1 von 3.200) 35 Jahren <0,1 % (1 von 4.300) 0,1 % (1 von 910) <0,1 % (1 von 127.100) <0,1 % (1 von 3.300) 45 Jahren <0,1 % (1 von 5.600) 0,1 % (1 von 1.100) <0,1 % (1 von 64.200) <0,1 % (1 von 3.300) 55 Jahren <0,1 % (1 von 5.800) 0,1 % (1 von 1.400) <0,1 % (1 von 34.200) Lebenszeitrisiko 0,2 % (1 von 490) <0,1 % (1 von 3.400) <0,1 % (1 von 3.200) Abbildung 3.25.3 Verteilung der T-Stadien bei Erstdiagnose nach Geschlecht Entfällt, da T-Stadien für Morbus Hodgkin nicht definiert sind. Abbildung 3.25.4a Absolute Überlebensraten bis 10 Jahre nach Erstdiagnose, nach Geschlecht, ICD-10 C81, Deutschland 2011 – 2012 Abbildung 3.25.4b Relative Überlebensraten bis 10 Jahre nach Erstdiagnose, nach Geschlecht, ICD-10 C81, Deutschland 2011 – 2012 100 100 Prozent 80 80 60 60 40 40 20 20 0 2 Männer 4 Frauen 6 8 10 Jahre Prozent 0 2 Männer 4 Frauen 6 8 10 Jahre ICD-10 C81 Krebs in Deutschland Abbildung 3.25.5 Erfasste altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten in den Bundesländern, nach Geschlecht, ICD-10 C81, 2011 – 2012 je 100.000 (Europastandard) Männer Frauen Hamburg Hamburg Saarland Saarland Bremen Sachsen Schleswig-Holstein Niedersachsen Sachsen Bayern Nordrhein-Westfalen Bremen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Brandenburg Schleswig-Holstein Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Deutschland Deutschland Hessen Berlin Bayern Hessen Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Baden-Württemberg Inzidenz vollzählig Inzidenz <90% erfasst Mortalität 6 5 Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Brandenburg Rheinland-Pfalz Thüringen 4 3 2 Inzidenz vollzählig Inzidenz <90% erfasst Mortalität Berlin 1 0 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 3.25.6 Altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten im internationalen Vergleich, nach Geschlecht, ICD-10 C81, 2011 – 2012 oder letztes verfügbares Jahr (Einzelheiten und Datenquellen s. Anhang) je 100.000 (Europastandard) Männer Frauen Belgien¹ Frankreich¹ Schweiz¹ Schweiz¹ Großbritannien USA USA Niederlande Niederlande Großbritannien Finnland Belgien¹ Dänemark Finnland Frankreich¹ Dänemark Deutschland Deutschland Schweden Schweden Polen¹ Österreich Österreich Inzidenz Mortalität 6 1 Polen¹ Tschechien² 5 4 keine Angaben zur Mortalität vorhanden ² keine Angaben vorhanden 3 2 1 0 Inzidenz Mortalität Tschechien² 0 1 2 3 4 5 6 121
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