„Einbruchstellen“ des HGB im Fallaufbau A. Anspruch entstanden I

PÜ Handels und Gesellschaftsrecht
SoSe 2009
„Einbruchstellen“ des HGB im Fallaufbau
A.
I.
Anspruch entstanden
Einigung
1. Übereinstimmende Willenserklärungen
- Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
- § 346 HGB
- § 362 HGB
2. Stellvertretung
a. eigene Willenserklärung
b. im fremden Namen (beachte § 164 I S. 2 BGB)
c. im Rahmen der Vertretungsmacht
aa. Spezielle Vorgaben zur handelsrechtlichen Vertretung
(1) Art und Weise der Vollmachterteilung (z.B. § 48 I
HGB)
(2) Umfang der Vertretungsmacht (u.a. § 49 I / § 54 / § 56
HGB)
(3) Missbrauch der Vertretungsmacht?
bb. Vertrauensschutz bzgl. der Ermächtigung des Vertreters
(1) Vertrauensschutz bzgl. Bestehen der Vertretungsmacht:
§ 15 I u. § 15 III HGB
(2) Vertrauensschutz bzgl. Umfang der Vertretungsmacht
(§ 50 III / 54 III HGB)
(3) BGB: Anscheins- und Duldungsvollmacht
3. Formwirksamkeit der Einigung - § 350 HGB
II.
Ermittlung des Anspruchsinhalts
Worauf ist der Anspruch genau gerichtet?
1. Handelsbräuche, § 346 HGB
2. Handelsklauseln (Incoterms; Bsp.: FOB – free on board CIF – cost,
insurance, freight)
3. Bestätigungsschreiben
4. AGBs Bereichsausnahme, § 310 BGB
5. Zweifelsregelungen hinsichtlich Leistungsort / Leistungszeit
a. Allgemeine Regelung §§ 269 – 271 BGB
b. Spezielle Regelungen: §§ 358, 359 HGB
6. Gattungsschulden: § 360 HGB, vgl. § 243 I BGB
7. Grundsatz der Entgeltlichkeit
a. BGB: Entgelt nur, wenn ausdrücklich vereinbart
b. § 354 HGB
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B.
I.
Anspruch untergegangen
§ 362 I BGB
- § 366 I HGB (Erfüllung des Übereignungsanspruchs)
- § 377 HGB (Leistung einer mangelfreien Sache)
II.
Untergang des Erfüllungsanspruchs nach § 376 I S. 2 HGB
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III. § 387 Kontokorrent, § 355
- in regelmäßigen Abständen werden Forderungen verrechnet und
Saldo gebildet (dieser ist abstraktes Schuldanerkenntnis)
- Anerkennung des Rechnungsabschlusses
Rspr. Novation; h.L. zusätzliches Saldoanerkenntnis (erfüllungshalber)
Beachte: § 356 HGB: Sicherheiten bestehen in jedem Fall fort
C.
Anspruch durchsetzbar
I.
Fälligkeit des Anspruchs
- § 355 II HGB Bindung von Ansprüchen im Kontokorrent
- § 349 HGB Ausschluss Einrede der Vorausklage
II.
§ 320 (bei Gesellschaften „Überleitung“ über § 129 HGB)
- § 377 HGB
- § 366 HGB (Übereignungsanspruch erfüllt?)
III. ZbR §§ 369 – 371 HGB
- Kein Erfordernis der Konnexität wie bei § 273 BGB
- Möglichkeit der Versteigerung des zurückbehaltenen Gegenstands
nach den Vorschriften zum Pfandrecht (§ 371).
D.
Besonderheiten des HGB bei Leistungsstörungen
I.
Allgemein:
- Vertragsstrafe § 348 HGB (vgl. § 343 BGB)
- § 353 HGB – Relevanz gegenüber §§ 286, 288 BGB
von der Zinshöhe her BGB-Zinsen attraktiver
Aber nach HGB bereits ab Fälligkeit Verzinsung
- Verschuldensmaßstab - § 347 HGB
II.
Handelskauf
- § 377 HGB (Erhaltung der Gewährleistungsrechte)
- Schuldnerverzug - § 376 HGB (regelt nur besondere Rechtsfolgen,
Voraussetzungen richten sich nach § 286 BGB)
- Annahmeverzug - § 373 HGB
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E.
Handelsrecht und Verfügungsgeschäfte
I.
II.
Forderungsabtretung - § 354a
Übereignung von beweglichen Sachen und Wertpapieren
- §§ 366, 367 HGB
- § 932 Kaufmännische Sorgfalt
- Klassischer Ansatz für Probleme der Wissenszurechnung, § 166 I
BGB (ggf. analog, falls kein Stellvertreter)
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F. Haftung für im Namen des Unternehmens begründete Verbindlichkeiten
I. Wer haftet?
1. Einzelkaufmann § 17 II HGB
2. Haftung bei Firmenfortführung, § 25 HGB
3. Haftung der Gesellschafter, § 128 HGB (ggf. analog / §§ 171, 172
HGB
4. Haftung des Vertreters ohne Vertretungsmacht, § 179 I BGB
5. Missbrauch der Vertretungsmacht, § 826 BGB (Schädigungsvorsatz,
Kollusion)
II. Begrenzungen der Haftung
1. Zeitlich: Begrenzung der Nachhaftung bei Übertragung des
Geschäftsbetriebs bzw. Ausscheiden aus der Gesellschaft 26 HGB (bei
Gesellschaftern § 160 I S. 1 HGB)
2. Kommanditist §§ 171, 172 HGB
3. GbR – Problem: Kann Haftung vertraglich begrenzt werden?
G. Prüfung der Anwendbarkeit von Normen des HGB
- Handelsgeschäfte i.S.v. §§ 343 ff. verlangen Kaufmann
- „Inhaber eines Handelsgeschäfts“ verlangt Kaufmann
1. Schritt: Angabe im Sachverhalt, dass im HR eingetragen?
Var. 1 Wenn ja:
Immer gedanklich prüfen liegt auch ein Gewerbe vor?
a. Wenn ja, irrelevant, ob Handelsgewerbe. Wird unwiderleglich
vermutet
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Achten Sie auf die richtige Rechtsgrundlage § 2 / § 5 / § 6 HGB
HGB grds. ohne Einschränkung anwendbar
Nur noch prüfen, ob Geschäft im Zsh. mit der Geschäftstätigkeit
Var. 2 Nicht im Handelsregister eingetragen, dann umfassende materielle
Prüfung
a. Liegt Gewerbe vor (§ 1 I HGB) ?
b. Liegt Handelsgewerbe vor (§ 1 II HGB)
Wenn beides der Fall, HGB anwendbar
Wenn eine der beiden Voraussetzungen fehlt, unterscheide:
aa. Betreffende ist Verbraucher HGB nicht anwendbar
bb. Betreffender ist Unternehmer (idR Freiberufler)
Dann häufig zu problematisieren, ob Norm auf auch sonstige
Unternehmer i.S.v. § 14 BGB Anwendung findet
Bsp.: - KBS
- Nicht-aber-teils-doch-Kaufleute (§§ 84 IV, 383 II HGB),
- Scheinkaufmann? (nur zu Lasten)
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HGB
„Allgemeine“ einseitige Handelsgeschäfte (auf zumindest einer Seite
des Geschäfts Kaufmann, auf welcher ist egal)
Standardfall bei §§ 345 ff HGB
„Besondere“ einseitige Handelsgeschäfte (auf einer bestimmten
Seite des Geschäfts handelt Kaufmann),
§§ 349, 350; §§ 383 ff, §§ 407 ff HGB
Beiderseitige Handelsgeschäfte, §§ 377, 379 HGB
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H.
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Hilfspersonen
Unselbständige Hilfspersonen – Selbständige Hilfspersonen
I. Handelsvertreter, §§ 84 ff. HGB
1. Europarecht: Handelsvertreterrichtlinie Unternehmer
i.S.v. § 14 BGB
2. Begriff des Handelsvertreters
- Unternehmer ständige Betrauung Handelsvertreter
Handelsvertreter schließt im Namen des Unternehmens Vertrag mit
Dritten (Stellvertretung)
- Abgrenzung zur Vertretung durch unselbständige Hilfsperson
Kennzeichen: Selbständigkeit: § 84 I S. 2 HGB.
- Abgrenzung zu Kommissionär / Eigenhändler
handelt nicht im eigenen Namen
3. Wesentlicher Inhalt der Rechtsbeziehung
- Pflichten des Handelsvertreters - § 86 HGB
- Ansprüche §§ 86b, 87 ff. HGB
Schutzbedürftigkeit des Handelsvertreters
streitanfällig: Ausgleichsanspruch
4. Rechtsverhältnis Unternehmer – Dritte
- Vertrauensschutz hinsichtlich des Umfangs der
Vertretungsmacht, § 90 HGB
- § 91a HGB Fiktion für Genehmigung der Vertretung
5. Abgrenzung zum Handelsmakler, §§ 93 ff. HGB /
Makler nach allgemeinem Zivilrecht (§§ 652 ff. BGB)
II. Kommissionsgeschäft, §§ 383 ff.
1. Einführung
- Kommissionär handelt im eigenen Namen auf fremde
Rechnung
- Damit folgende Phasen unterscheiden
Bsp.: A gibt beim Kunsthändler H ein Gemälde „in
Kommission“
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a. Erteilung des Auftrags und Ermächtigung zur Veräußerung
Kommissionär - Kommittent
b. Durchführungsgeschäft: der Verkauf (bzw. Ankauf)
Kommisionär – Dritter (Kommittent nicht in Erscheinung)
c. Abwicklungsgeschäft
Kommissionär - Kommittent
2. Einkaufs- und Verkaufskommission
III. Moderne Vertriebsformem
1. Vertragshändler
2. Franchising
J.
Vertiefung von bestimmten Themen
„VobRep“ Unterlagen Prof. Schwintowski
Prüfe Dein Wissen: Wiedemann/Fleischer, Handelsrecht
Lehrstuhlhomepage: http://windbichler.rewi.hu-berlin.de/
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