Rasch, flexibel, effizient - Logistikbasis der Armee LBA

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Rasch, flexibel, effizient
Die Vorteile des Milizsystems
6 Was hat die Logistik mit Toilettenpapier zu tun?
Ein philosophischer Ansatz
18 Achtung Kamera!
«Bitte lächeln» beim Sanitätslogistikbataillon 81
26 Wenn der Kommandant auf dem Boden schläft
Harte Sitten beim Logistikbataillon 51
Editorial
Die Miliz ist das Fundament der Schweizer Armee – heute und in Zukunft!
Markante Verbesserungen der Bereitschaft, der Kaderausbildung
sowie der Ausrüstung und eine stärkere Regionalisierung: Das sind
die vier Kernelemente der Weiterentwicklung der Armee. Ziel ist
es, für unser Land und unsere Bevölkerung eine massgeschneiderte, multifunktionale Milizarmee bereit zu halten, die rasch, flexibel und effizient eingesetzt werden kann. Der Grundauftrag bleibt
dabei unverändert: Die Schweizer Armee schützt unser Land, unsere Bevölkerung und deren Infrastruktur. Die Garanten dafür
bleiben unsere Milizkader und -soldaten.
Es erfüllt mich immer wieder mit Freude, wenn ich Sie bei meinen
Besuchen antreffe und sehe, wie Sie mit grossem Engagement, hoher
Fachkompetenz und oft auch mit strahlendem Gesicht Ihre Arbeit
anpacken und Ihre Aufträge kompetent erledigen. Kein anderes Armeemodell könnte die Bedürfnisse der Logistikbrigade
besser abdecken, als unser Milizsystem. Und das soll auch in
Zukunft so bleiben.
Als Fundament für die Weiterentwicklung der Armee
(WEA) ab 1. Januar 2017 schlägt der Bundesrat dem Parlament die Beibehaltung der Wehrpflicht im Rahmen
des Milizsystems, einen Sollbestand von 100’000 Kader
und Soldaten sowie ein jährliches Budget von CHF 5
Mia bzw 20 Mia pro 4 Jahre vor. Für die Armee geht es
nun darum, eine solide Planung und Umsetzung zu gewährleisten. Trotz erhöhtem Budget werden die Ausrüstungslücken nicht sofort, sondern erst im Verlaufe mehrerer Jahre geschlossen werden können. Sparen wird in
der Armee weiterhin nötig sein.
können und ihrer Führungsverantwortung im Einsatzfall auf Anhieb
gewachsen sind. Deshalb wird inskünftig mehr Zeit in die Kaderausbildung investiert werden. Nicht nur die Soldaten, sondern auch die
künftigen Kader werden als Rekrut eine vollständige Rekrutenschule von 18 Wochen absolvieren und das soldatische Handwerk lernen.
Nach der Rekrutenschule absolvieren die Soldaten sechs Wiederholungskurse zu je zwei bis drei Wochen, welche innerhalb von neun
Jahren absolviert werden müssen. Alle Kader werden ihre militärische Laufbahn mit einer Unteroffiziersschule und einem (Teil-) Abverdienen als Gruppenführer beginnen. Jener Grad, in welchem die
Kader in die WK- und Durchdienerformation übertreten, muss während einer ganzen Rekrutenschule abverdient werden.
Um unsere Behörden in den Gemeinden und Kantonen im
Notfall noch rascher und möglichst ohne bürokratische
Hürden unterstützen zu können, bekommen die neuen
Territorialdivisionen (Ter Div) im Vergleich zu den heutigen Territorialregionen (Ter Reg) mehr Einsatzmittel
(Truppen und Material) und mehr Entscheidkompetenzen. Die Ter Div übernehmen damit von den Ter Reg, die
Ende 2016 wegfallen werden, die Funktion als Bindeglieder zu den Kantonen.
Unsere Brigade hat in den vergangenen Jahren
mit erheblichen Lücken bei den Beständen leben
müssen. Vor allem in den Spitalbataillonen
aber zunehmend auch in den übrigen Truppenkörper behindern teilweise massive Unterbestände eine effiziente Verbandsausbildung.
Die heutige Armee lässt sich mit den Rekrutenbeständen personell nicht mehr genügend auffüllen. Um eine ausreichende Anzahl an gut ausgebildeten Kader und Soldaten für unsere Bataillone
und Kompanien zu erhalten und um die Ausrüstungslücken zu schliessen, ist es für unsere Brigade wichtig, dass die Weiterentwicklung der Armee
im 2017 beginnen kann.
Die wichtigste Neuerung ist die höhere Bereitschaft. So
wie unsere Dörfer ihre Feuerwehren brauchen, um im
Brandfall rasch zu löschen, braucht unser Land einsatzbereite und fähige Kader und Soldaten, die bereit sind,
wenn nötig sehr rasch zu intervenieren – schlimmstenfalls unter Einsatz des eigenen Lebens. Für unsere Brigade ist die hohe Bereitschaft absolut zentral. 11 unserer 14 zukünftigen Bataillone werden zur «Miliz mit
hoher Bereitschaft» gehören und innert 24 bis 48 Stunden nach Mobilmachungsalarm im Einsatz stehen. Bei
den Logistikformationen geht es darum sicherzustellen, dass andere Verbände rasch mobilisieren können.
Die Spitalbataillone müssen fähig sein, zivile Spitäler
rasch zu entlasten. Wir werden künftig jeden WK mit
einer Mobilmachungsübung beginnen, um im Notfall
sehr rasch vor Ort eingreifen zu können.
Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr alles Gute, vorallem gute Gesundheit und viel Erfolg bei der Erreichung Ihrer Ziele.
Bild: ZEM
Um die angestrebte erhöhte Bereitschaft zu erreichen
bzw. um unserer Bevölkerung notfalls rasch helfen zu
können, braucht es nebst einer guten, vollständigen
Ausrüstung vor allem sehr gut ausgebildete Kader, die
ihr Wissen und Können an die Truppe weitergeben
Für uns gilt es, weiterhin pflichtbewusst unsere
Aufträge zu erfüllen. Auch 2014 haben Sie grossartige Arbeit geleistet. Dafür danke ich Ihnen aufrichtig.
Schon heute freue ich mich darauf, Sie 2015 im Feld
wieder anzutreffen.
Ihr Brigadekommandant,
Brigadier Thomas Kaiser
Wechsel Stellvertreter Kommandant Logistikbrigade 1
Seit dem 1. Oktober 2014 ist Oberstleutnant im Generalstab Dieter B
­ aumann
neuer Stellvertreter des Brigadekommandanten. Oberstleutnant im Generalstab Dieter Baumann kennt die Logistikbrigade 1 bestens. Unter anderem diente er in unserer Brigade bereits als Bataillons-Kommandant, Unterstabs-Chef und Stabschef-Stellvertreter. Der Brigadestab freut sich auf die
weitere, sehr gute Zusammenarbeit und wünscht ihm viel Erfolg und Freude in seiner neuen Funktion. Sein erster Stabskurs in der neuen Funktion
hat er bereits im Oktober 2014 in Thun absolviert.
2 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
Oberstleutnant im Generalstab Dieter Baumann tritt als Stellvertreter des
Brigadekommandanten die Nachfolge von Oberst im Generalstab Thomas
Süssli an, der wegen seiner neuen beruflichen Tätigkeit im Ausland die Logistikbrigade 1 im Herbst 2014 verlassen hat. Der Brigadestab bedauert
den Verlust von Oberst im Generalstab Süssli sehr, hat aber Verständnis,
dass er eine einmalige berufliche Chance packt und bedankt sich herzlich
für seine geleisteten Dienste.
Inhalt
Inhalt
Titelbild
Hier ist handwerkliches Geschick gefragt:
Soldat Samuel (Logistikbataillon 52)
konzentriert bei der Arbeit.
2Editorial
Der Brigadier hat das Wort
4 «Das Militär bietet viel Situationskomik»
Interview mit Thomas Müller, ehemaliger Brigadeoffizier
6 Logistik und Toilettenpapier
Ein philosophischer Ansatz zur Rolle der Logistik
8 Weiterentwicklung der Ausbildung der Militärapotheker
Die Vorteile des Milizsystems
10 «Es ist wirklich schön, sich nützlich zu fühlen»
FDT Spitalbataillon 2
12 Mobilmachung überrascht Soldaten
FDT Verkehrs- und Transportbataillons 1
14 Soldaten unterstützen Krankenhäuser
FDT Spitalbataillon 66
16 Benzin im Blut – motivierte 52er am Werk
FDT Logistikbataillon 52
6Was hat die Logistik mit Toilettenpapier
zu tun?
Ein philosophischer Ansatz
18 Achtung Kamera!
FDT Sanitätslogistikbataillon 81
20 Der Kampf ums Überleben
FDT Spitalbataillon 75
22 Vom Betreiber zum Wächter
FDT Infrastrukturbataillon 1
24 «Amat Victoria Curam»
FDT Spitalbataillon 5
26 Wenn der Kommandant auf dem Boden schläft
FDT Logistikbataillon 51
18Achtung Kamera!
26Wenn der Kommandant auf
28Perspektivenwechsel
Kolumne
Impressum
armee.ch, die Zeitschrift für die Angehörigen der Log Br 1, erscheint zweimal jährlich
auf deutsch und französisch.
Nächste Ausgabe:
1/2015Redaktionsschluss:23.03.2015
Erscheint im: Sommer 2015
Herausgeber: Chef der Armee und Kommandant Log Br 1
Redaktion: Major Philippe Matter, Chef Kommunikation Log Br 1; Fachof Philipp Arnold,
Journalistof Log Br 1; Kdo Log Br 1, Worblentalstrasse 36, 3063 Ittigen
Übersetzungen: Fachof Damien Magnenat, C Medien Log Br 1, Oblt Roc Ioré, Log Ber Kp 104,
Sdt Lionel Kammermann, Vrk Sdt Log Ber Kp 104-2/14
Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), Bern
Druck: Merkur Druck AG, Langenthal
Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich beim Sektionschef des Wohnorts.
Alle anderen schriftlich beim Kommando Log Br 1
Copyright: VBS, Bereich Verteidigung
Internet: www.logistikbrigade.ch
www.logistikbasis.ch
«Bitte lächeln» beim Sanitätslogistik­
bataillon 81
dem Boden schläft
Harte Sitten beim Logistikbataillon 51
www.armee.ch
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Interview mit Thomas Müller
«Das Militär bietet viel Situationskomik»
Thomas Müller leistete bis 2012 Dienst in unserer Brigade, zuletzt als Chef Medien im Brigadestab. Mit etwas zeitlichem
Abstand blickt er zurück auf seinen Militärdienst.
Interview Fachoffizier (Hauptmann) Philipp Arnold,
Journalistoffizier Logistikbrigade 1
Thomas Müller, Hand aufs Herz: Vermissen Sie ihre Militärzeit
manchmal?
Wer wie ich über Jahre regelmässig Dienst geleistet hat, für den ist
das Militär ein Teil seines Lebens. Nicht der Wichtigste, aber es ist
einer. Man muss sich entsprechend umgewöhnen. Mir ist klar, dass
das nicht allen schwer fällt, im Gegenteil. Ich habe den «Schock» aber
gut überwunden und weiss meine Zeit anderweitig zu verwenden.
Was vermissen Sie am meisten?
Das Stichwort Kameradschaft mag etwas veraltet anmuten. Aber es
trifft etwas, was mir sehr viel bedeutet. Man hält zueinander, erlebt
Erfreuliches und weniger Erfreuliches. Man hilft dem andern, auch
wenn das vor Mitternacht in einer Stabsübung ist, weil man seine
Arbeit beendet hat und der andere noch viel zu tun hat. Man kann
sich auf einander verlassen. Und was mir auch wichtig war: Man
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kann viel lachen, selbst oder gerade in mühsamen Situationen. Das
Militär bietet viel Situationskomik. Da kann man auch über sich
selbst schmunzeln.
Auf welche Dinge aus dem Militär können Sie gut verzichten?
Etwas, was mich auch im Zivilleben stört, ist ein unreflektierter
Umgang mit den Ressourcen Mensch, Zeit und Geld. Ich möchte
betonen: Da hat sich sehr viel getan. Aber noch immer gibt es Dinge,
die so aussehen sollen, wie, die aber nichts bringen. Man sollte sich auf
die Resultate fokussieren und nicht auf die Aktivitäten. Gerade das
Militär, das viele «Brauchtümer» pflegt, sollte da sensibler vorgehen.
Wie viele AdA gilt es wirklich aufzubieten? Was kostet ein WK
optimal? Was soll welcher Rapport konkret bringen? Aber ich will
hier unbedingt einen andern Aspekt erwähnen: Die Armee zu Tode
zu sparen, ist eine höchst gefährliche Tendenz.
Was sind die wichtigsten Dinge, die sie im Militär gelernt haben?
Mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen man im Zivilleben nie zu
tun hätte. Strukturiertes Vorgehen bei anspruchsvollen Aufgaben.
Hohe Anforderungen stellen – nicht nur an die anderen, sondern v.
a. auch an sich selbst. Wissen, dass die eigenen Grenzen viel weiter
gesteckt sind, als man das angenommen hat. Und für mich als Perfektionisten: Lieber eine brauchbare Lösung zur Zeit als eine perfekte,
die zu spät kommt.
der Aktion, Ökonomie der Kräfte usw. Diese gebe ich an meinen
zivilen Führungsseminaren weiter, und die Leute sind in der Regel
sehr davon angetan. Die Kommunikationsausbildungen, u. a. ein
multinationaler Lehrgang für Public Information Officers (PIO)
in Spiez und Wien, kann ich in entsprechenden zivilen Mandaten
gut umsetzen.
In der Armee kommen mehr und mehr auch zivile Führungsgrundsätze
zur Anwendung. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Gibt es jemanden der Sie in ihrer Aktivzeit besonders geprägt hat?
Weshalb?
Ja, das war der spätere Korpskommandant Jean Abt. Er war mein
Kommandant in der Zentralschule I. Abt liess nichts, aber wirklich
nichts durchgehen, öffnete Horizonte – und war immer ein «officer
and gentleman».
Sie leisteten über mehrere Jahrzehnte Dienst. Wenn Sie die AdAs
von damals mit den AdAs von heute vergleichen: Können Sie einen
gesellschaftlichen Wandel feststellen? In welcher Hinsicht?
Die Armee ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und da gibt es Entwicklungen, die mit dem Militär kollidieren können. Hedonismus,
Kultur des «selfies» produzierenden Ego – die vertragen sich nicht
mit Disziplin, Verzicht, Ein- und Unterordnung. Aber ich will nicht
den Teufel an die Wand malen. Ich lernte gerade unter den jungen
AdA viele tolle Leute kennen, die dann, wenn es darauf ankommt,
hervorragende Arbeit leisten. Das zeigte sich immer wieder in den
WK-Verbänden, wo – ganz im Gegensatz zu kritischen Tenören in den
Medien – unaufgeregt und solide Einsatz geleistet wird. Die Jungen
von heute akzeptieren Autoritäten nicht mehr von vornherein. Hat
man sie aber überzeugt, sind sie sehr loyal.
Das ist eine gesunde Entwicklung. Das Schweizer Milizsystem hat den
riesigen Vorteil, dass die zivilen Ressourcen zur Geltung kommen.
Man soll einfach nicht das eine gegen das andere ausspielen. Ich arbeite
seit bald 20 Jahren in der Management- und Organisationsentwicklung. Das Lernen der Menschen, aber auch der Unternehmung selbst,
ist heute wichtiger denn je. Wenn ich meine militärischen Anfange im
Kalten Krieg vergleiche mit dem heutigen Know-how in der Armee,
bin ich – erlauben Sie mir das Wort – beeindruckt. Und nehme dafür
gewisse Schwächen gern in Kauf. Meine Haltung gegenüber der Armee
ist auch heute geprägt vom Prinzip «Kritisch, aber zu 100 % loyal». n
Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie wird eine militärische
Karriere wieder vermehrt als positiv erachtet. Was sagen sie zu dieser
Tendenz?
Ich war Werkstudent und ging unmittelbar nach den Lizentiatsprüfungen an der Uni den Kadi abverdienen. Das ist mir im Berufsleben,
wo ich kurze Zeit später dreissig Leute führen durfte, immer wieder
hoch angerechnet worden. In der gleichen oder fast der gleichen Zeit,
wo andere sich aufs Studieren beschränkten, konnte ich dank dem
Militär eine weitere Qualifikation aufbauen. Ich stand im letzten
Leutnantsjahr und durfte 140 AdA führen. Da kommen die Dinge ins
Spiel, die ich betreffend Gelerntes bereits formuliert habe. Allerdings
sollten zivile und militärische Tätigkeit in einem Gleichgewicht
stehen. Aus Mangel an zivilen Möglichkeiten auf die Karte Militär
zu setzen ist nicht gut. Handkehrum ist es schade, wenn zivile
Verantwortungsträger ihre Fähigkeiten nicht im Militär einbringen.
Welche Fähigkeiten, die sie sich im Militär angeeignet haben, konnten
Sie im Zivilen gut gebrauchen?
Die militärischen Ausbildungen, die ich absolvieren durfte, waren
zum Teil hervorragend. Im WK-Einsatz konnte ich Zusätzliches
lernen, gerade im Brigadestab. Gewisse Tools kann ich heute nicht
mehr aus meiner beruflichen Tätigkeit wegdenken. Dazu gehören
die sog. Gefechtsgrundsätze wie Einfachheit und Einheitlichkeit
Zur Person
Geboren 1961 in St. Gallen. Wohnhaft in Erlenbach ZH. Dr. phil. mit Ausund Weiterbildungen in Betriebswirtschaft, Organisationsentwicklung
und angewandter Psychologie. Selbständige Arbeit in der Managementund Organisationsentwicklung (www.mueller-development.ch). Autor des
Buchs «Von Troja bis PSYOPS. Facetten der psychologischen Kriegsführung». Ibidem Verlag, 2011;
Militär:
• Grundausbildung Truppensanität
• Kdt Spit Kp I/77 und Spit D Kp 47
• Hosp Of und TID Of Spit Rgt 7
• PIO Mob Spit Bat 75
• C Medien und stv C Komm Log Br 1.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
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Logistik und Toilettenpapier
Die Rolle der Logistik. Alle reden davon, aber nur wenige wissen, was Logistik eigentlich ist. Die Logistik dient auf stille
Weise. Sie bedeutet Flexibilität und Innovation. Logistik dient keinem Selbstzweck. Sie gewinnt keine Kriege, aber sie
bedingt sie, in guten und in schlechten Zeiten.
Oberstleutnant Alessandro Rappazzo,
Stab Logistikbrigade 1
Heute befassen wir uns mit Toilettenpapier.
Ja, mit jener Rolle samtweichem Papier,
das wir mehrmals täglich brauchen. Dieses besondere Produkt ist in verschiedenen
Ausführungen erhältlich: Mit weichem oder
hartem Papier, in verschiedenen Farben
oder mit unterschiedlichen Mustern. Trotz
all dieser Varianten verfolgt diese Rolle nur
den einen Zweck, nämlich die Hygiene beim
Toilettengang zu gewährleisten. Wir sind
es gewohnt, eine Toilette aufzusuchen, um
unseren physiologischen Bedürfnissen nachzukommen. Dabei verfolgt jeder Einzelne
individuelle Routinen. Manche lesen Zeitung, andere singen ein Liedchen, sie beeilen
sich, schnell fertig zu werden oder denken
über dies und jenes nach. In einem routinier-
ten Vorgang greifen wir nach vollendetem
Geschäft mit der rechten oder linken Hand
nach dem Toilettenpapier und reißen einige
Blätter ab. Diese Handbewegung ist für uns
eine routinierte Angewohnheit. Es ist eine
automatische, natürliche und logische Gewohnheit. Wir setzen uns hin, wischen uns
ab und gehen wieder.
Bild: Rappazzo 2014
Logistik und Toilettenpapier
6 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
Am heutigen Tag ist jedoch alles anders und
wir erkennen mit gewisser Verärgerung, dass
nur noch wenige Blättchen Papier übrig sind.
Es ist das klassische, letzte Stück Toilettenpapier auf einer Papprolle. Verdammt noch
mal. Das ist zwar ärgerlich, aber wir nehmen
einfach eine neue Rolle. Nein, das tun wir
nicht, denn es ist keine neue Rolle mehr da.
Und jetzt? Willkommen in der Welt der
Logistik. Mit diesem Beispiel soll die Rolle
der Logistik nicht ins Lächerliche gezogen,
sondern lediglich realistisch verdeutlich werden. Wir erwarten grundsätzlich, dass die
Logistik funktioniert. Die taktische Planung
fällt Entscheidungen, die Logistik folgt und
führt aus. Das ist klar verständlich. Letztlich
verfolgt die Logistik keinen Selbstzweck. Sie
braucht keine Anerkennung und muss nicht
im Rampenlicht stehen. Die Logistik agiert
im Hintergrund. Nur wenn sie fehlt, fällt
uns auf, wie sehr wir von ihr abhängen. Wir
erkennen die Wichtigkeit der Logistik also
erst in dem Moment, wo sie fehlschlägt. Aber
Achtung, wir hatten ja unser eigentliches
Problem noch nicht gelöst. Wir sitzen immer noch auf der Toilette und fragen uns,
wie wir uns säubern können. Da ist etwas
Phantasie gefragt. Lassen Sie uns die erlebte,
unangenehme (logische) Überraschung mit
folgendem Vergleich zusammenfassen:
Logistik ist wie eine Rolle Toilettenpapier, deren Bedeutung einem erst klar wird,
wenn sie leer ist.
Wie bereits festgestellt, erfüllt die Toilettenpapierrolle eine primäre Funktion. Sie
sorgt für unsere Körperhygiene. Fragen wir
uns weiter: Wofür könnte man diese Rolle
mit weichem Papier noch verwenden? Einige
Beispiele? Zum Nase putzen, zum Reinigen
der Ohren, als Notizblatt, um ein Feuer zu
entfachen, zum Reinigen einer Oberfläche,
zum Ball spielen, als Girlande oder natürlich
für viele andere Zwecke. Auch das bedeutet
Logistik: Zu wissen, wie man improvisiert
und sich an gegebene Verhältnisse anpasst.
Sich an die Bedürfnisse des Existenzgrundes
dieser besonderen Wissenschaft anzupassen; sich an den Auftraggeber anzupassen,
der wiederum eigene Ziele verfolgt. Ich als
Kommandant ertappe mich zuweilen dabei, die Logistik zu hassen. Der Grund ist
ganz einfach der, dass jedes Mal, wenn ich
etwas machen, planen, kurz, aktiv werden
möchte, mir der verantwortliche Logistiker
einen Strich durch die Rechnung macht.
«Hassen» ist wahrscheinlich der falsche
Ausdruck, denn was mich eigentlich «auf
die Palme bringt», ist derjenige, der in seiner
Rolle als verantwortlicher Logistiker sein
Ego in den Vordergrund stellt und mit seiner Passivität und Bequemlichkeit sämtliche
Pläne bekämpft. Diese Person kann durchaus
mit der leeren Papprolle verglichen werden
und ist im Grunde nutzlos. Auf der anderen
Seite steht eine einsatzbereite, flexible und an
innovative Bedürfnisse angepasste Logistik,
vergleichbar mit einer neuen (oder zumindest ausreichenden) Toilettenpapierrolle.
Folgerichtig sind die drei letzten Blättchen
mit der Notwendigkeit vergleichbar, eine
mehr oder weniger schmerzhafte Lösung zu
finden. Es ist äusserst wichtig, dass die Kombattanten nicht nur die taktischen Aspekte
berücksichtigen, sondern sich auch der Stärken und Schwächen ihrer eigenen Logistik
bewusst sind. Auf der anderen Seite braucht
es gute Logistiker, die nicht nur Vorgänge
abwickeln, sondern auch ein Gespür für
die taktischen Absichten haben. Und wenn
nach der sorgfältigen Erwägung aller möglichen Lösungen zur Durchführung eines
bestimmten Vorgangs herauskommt, dass
diese Durchführung unmöglich ist, dann
ist es rechtens, den Auftraggeber darüber in
Kenntnis zu setzen, dass das, was er fordert,
unmöglich in die Tat umgesetzt werden
kann. In diesem Fall, und nur in diesem
Fall, muss ich mich als Kommandant an die
Gegebenheiten anpassen und meine Planung
ändern. Und dies ohne jegliche Probleme.
Kehren wir zu unserem Problem zurück.
Wir sitzen auf einem Plumpsklo in einer
Hütte im Wald. Es gibt kein Papier mehr. In
der Hütte steht noch ein Eimer Wasser. Jetzt
ist es an der Zeit, das kleine, aber dennoch
lästige Problem zu lösen. Jetzt sind Sie am
Ball. n
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
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Logistikbrigade 1
Weiterentwicklung der Ausbildung
der Militärapotheker
Unterstützung der Arzneimittelproduktion in einem Zivilunternehmen durch die AdA des San Log Bat 81 (Volltruppenübung 2013).
Sie stellen Arzneimittel her, beschaffen Sanitätsmaterial, koordinieren die Hygienemassnahmen und führen pharma­
zeutische Beratungen durch: die Militärpharmazeuten sind wesentlicher Bestandteil des Sanitätslogistikbataillons 81
und der vier Spitalbataillone der Brigade. Ihre Grundausbildung und Fortbildung ist momentan in Entwicklung.
Maj Nicolas Widmer, Apotheker, Stab Logistikbrigade 1 und
Maj Markus Lampert, Apotheker, Stab Sanität, Astt 104
Innerhalb der Logistikbrigade 1 sind die Miliz-Militärapotheker im
Sanitätslogistikbataillon 81 und in den vier Spitalbataillonen eingesetzt. Im Sanitätslogistikbataillon 81, sind sie zusammen mit anderen Spezialisten hauptsächlich verantwortlich für die Medikamentenherstellung zugunsten der Armeeapotheke (und manchmal sogar
zuhanden ziviler Unternehmen; armee.ch, Nr. 1/14 und 2/14). In den
Spitalbataillonen tragen die Apotheker die Verantwortung für die
Versorgung mit Medikamenten und Medizinprodukten (Sanitätsmaterial), sie koordinieren die Tätigkeiten des Hygienedienstes und
können pharmazeutische Beratung zugunsten des Pflegepersonals
und der Ärzte anbieten (armee.ch, Nr. 1/12.
Vorteile des Milizsystems
Dank des Milizsystems bieten die Sanitätsbataillone unserer ­Brigade
für einen jungen Apotheker parallel zu seinen zivilen Aktivitäten ein
interessantes interdisziplinäres Umfeld. Er hat die Möglichkeit, eng
mit Spezialisten der pharmazeutischen Produktion, Ärzten, Pflegern,
Laborspezialisten sowie Logistikern zusammen zu arbeiten. Somit
kann der Apotheker während seinen Einsätzen seine Fähigkeiten in
8 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
der Führung und Management, in der Kommunikation und in der
Teamarbeit anwenden. Er lernt auch mit wichtigen Einschränkungen zu arbeiten, hauptsächlich in Hinsicht auf Material und Zeit und
sein Vorstellungsvermögen zu entwickeln. Umgekehrt kann die Brigade ebenfalls vom Einsatz der «Heilberufler» von den Spitalbataillonen profitieren. Alle zusammen können Ideen und ihre zivilen Fähigkeiten einbringen, woraus im schönsten Fall gar Innovationen
entstehen können.
Einsatzfähig?
In den letzten Jahren schien es jedoch, dass die gegenwärtige zivile
Ausbildung der Apotheker nicht alle technisch notwendigen Kompetenzen für ihre militärische Funktion vermittelte. Seit 2012 arbeitet der Sanitätsdienst der Armee mit pharmaSuisse, dem Schweizer
Apothekerverband, an der Entwicklung der Ausbildung von MilizMilitärapotheker. pharmaSuisse hat dafür eine spezifische Arbeitsgruppe geschaffen, die sowohl militärische Fachleute als auch Zivilisten integriert, wie die beiden Autoren dieses Artikels. Eines ihrer
Ziele besteht darin, einen modernisierten militärischen Ausbildungsgang einzurichten, deren Absolventen sich pharmazeutische Kenntnisse aneignen können, die sie sich nicht (oder nur wenig) im Laufe
des Hochschulstudiums angeeignet haben und die sowohl im Sanitätsdienst der Armee wesentlich als auch im Zivilen von Nutzen
Logistikbrigade 1
Bilder: Maj Nicolas Widmer, Hosp Of, Stab Log Br 1
Der Fabrikationsoffizier (Hptm Charles Thürlemann) und der Phar­
mazietechniker
Offizier (Fachof Michael Lochmatter) stellen das Un­
terstützungskonzept des San Log Bat 81 für die Armeeapotheke vor
(Dr Thomas Meister; Volltruppenübung 2014).
Der Chef Apotheker des Spit Bat 5 (Hptm Stefan Uhlmann) vor dem
Sterilisationsanhänger und das Hygienekontrolle Labor der Mobile
Operationszelle (Wiederholungskurs 2014).
Die AdA des San Log Bat 81 stellen große Quantitäten
alkoholischen Desinfektionsmittels an der Armeeapotheke
her (Volltruppenübung 2014).
sind. Um diesen militärischen Studiengang attraktiver zu machen,
ist es ebenfalls vorhergesehen, dass er in der Weiterbildung (Fachapotheker FPH) anerkannt wird, wie die Ausbildung der Militärärzte.
ningskurses, als auch während der Wiederholungskurse der Bataillone. Am Anfang des Jahres organisiert die Logistikbrigade 1 in
Partnerschaft mit den Spitalschulen 41 von Moudon und der Armeeapotheke in Ittigen, für ihre Apotheker eine meistens theoretische Ausbildung während des Trainingskurses (Stabsarbeit, technische Kenntnisse, usw.). Diese Ausbildung wird oft mit den Chefs
Spitallabor der Brigade, einer anderen wichtigen medizin-technischen Spezialität in den Spitalbataillonen, durchgeführt. Während
der Wiederholungskurse haben die Apotheker die Gelegenheit, ihre
Kompetenzen zu trainieren, insbesondere im Rahmen der Einsätze
ihrer Bataillone oder bei den Volltruppen-Übungen. Diese Übungen,
die von der Brigade geführt sind, zielen darauf, ihre Aktionsfähigkeit, in direkter Zusammenarbeit mit den anderen Angehörigen der
Armee (AdA) ihrer Bataillone, in jeder Art von ausserordentlicher
Lage zu festigen und zu überprüfen.
Grundausbildung …
In diesem Jahr konnte ein erster Pilotkurs des Fachkurses Pharmazie (FK Pharm) innerhalb des achtwöchigen Kaderkurses Medizin
(KKMed) an der Spitalschule 41 in Moudon in Partnerschaft mit der
Armeeapotheke und einer zivilen Spitalapotheke erfolgreich durchgeführt werden. Voraussetzung für die Zulassung zum FK Pharm ist
normalerweise die bestandene Masterprüfung Pharmazie. In der Zukunft wird dieser Kurs während rund 3 Wochen typische pharmazeutische Inhalte umfassen, wie die Produktion von Medikamenten,
die Spitalhygiene, die Kenntnis des Sanitätsmaterials und der Sanitätslogistik, aber auch mehr medizinische Inhalte sowie die Impfung.
Der praktische Dienst wird der Absolvent teilweise als Zugführer und
teilweise in der Armeeapotheke oder in einem zivilen Spital leisten
können. Nach dieser Grund- und Weiterausbildung werden die Militärapotheker als Milizoffiziere in der Logistikbrigade 1 eingeteilt.
… dann Fortbildung
In Zukunft werden die Militärapotheker dank diesen verschiedenen Entwicklungen in der Ausbildung ihre Rolle als Partner im
Sanitätsdienst der Armee innerhalb der Logistikbrigade 1 noch besser spielen können! n
Seit einigen Jahren sind diese Ausbildungsinhalte auf der Stufe unserer Brigade schon integriert, sowohl während des jährlichen Trai-
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
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Spit Bat 2
FDT 2014 in der Altersresidenz «La Colombe» in Colombier
«Es ist schön, sich nützlich zu fühlen»
Vor dem Eingang thront ein Militärlastwagen. Zwei Soldaten schleppen Matratzen hinzu, die zum Sanitätslogistik-Zug des
Spitalbataillon 2 zur Desinfektion gebracht werden. Der Ort: Altersresidenz La Colombe in Colombier, NE. Wo normalerweise
alles seinen ruhigen und friedlichen Gang geht, weht im Juli 2014 dank der Präsenz der Soldaten des Spitalbataillon 2 eine
frische Brise der Verjüngung. Während zweier Wochen wurden Soldaten ins zivile Team integriert, um sich um die Bewohner
zu kümmern.
Sdt Valentin Castella, Komm Zelle, Stab Spit Bat 2
Nach 2008 und 2012 ist es das dritte Mal,
dass sich das Spitalbataillon 2 zu Gunsten
der Neuenburger Altersresidenz La Colombe einsetzt. Der Direktor, Philippe Udriet
erinnert sich an das erste Mal: «Zu Beginn
waren die Angestellten und Bewohner neugierig aber auch etwas unsicher über diesen
Einsatz – sie wussten nicht ganz, was sie zu
erwarten hatten. Schliesslich waren sie aber
alle begeistert, denn die Bewohner wurden
von den Soldaten sehr verwöhnt.»
Ein volles Programm
Nach diesem ersten Erfolg hiess die Alters­
residenz im Juli 2014 das Spitalbataillon 2
während des diesjährigen Wiederholungskurses aufs Neue willkommen. Jeden Tag waren
19 Soldaten und ein Offizier für die verschiedensten Aufgaben im Einsatz. Soldat Damien
Nicolas erzählt: «Für den Frühdienst waren
wir um 7 Uhr vor Ort. Als Erstes stand der
Rapport mit dem Nachtdienst an, der uns die
Geschehnisse der Nacht weitergab. Danach
wurden wir einem Mitglied des Pflegedienstes
zugeteilt, mit dem wir auf die Runde gingen.
Zusammen nahmen wir die Bewohner auf
und halfen ihnen je nach Mobilität bei der
Morgentoilette. Dann machten wir die Betten,
räumten auf und desinfizierten die Möbel.
Bis zur Ablösung durch den Spätdienst am
Nachmittag waren wir so beschäftigt.»
Weitere Angehörige des Spitalbataillon
2 waren als Animatoren, im Hausdienst, in
der Küche und im Transportdienst tätig.
Oberleutnant Jeremy Genton, der zusammen
mit Oberleutnant Dimitri Szuts für den Einsatz vor Ort verantwortlich war, zieht eine
äusserst positive Bilanz: «In den vergangen
Jahren konnten wir jeweils alle Bereiche der
Altersresidenz selbst übernehmen. Im 2014
durften wir mit den Angestellten zusammenarbeiten, jeder Soldat im Pflegedienst wurde
einer Pflegefachfrau zugeteilt. Dies war für alle
eine neue Situation, mit der die Soldaten aber
sehr zufrieden waren. Es war für sie ein durchwegs motivierendes und positives Erlebnis.»
Es ist schön, sich nützlich zu fühlen
Dies wurde auch von Soldat Damien Nicolas
bestätigt, der schon 2013 einen Einsatz im
Altersheim Château-d’Oex absolvierte: «Es
ist wirklich schön, sich nützlich zu fühlen.
Wir sehen viele strahlende Gesichter unter
den Bewohnern. Zusätzlich erlaubt es uns,
unsere theoretischen Kenntnisse unter reellen Bedingungen in die Praxis umzusetzen.
Denn an einem Kameraden zu üben oder
sich um eine Person zu kümmern, die unsere
Hilfe benötigt, ist nicht dasselbe.»
Bei allem Enthusiasmus und Freude,
bringt die Tätigkeit auch schwierigere Momente: den Verlust einer Bewohnerin zum Beispiel.
Ein unausweichlicher, aber nicht einfach zu
meisternder Teil im täglichen Leben der Altersresidenz. «Wir versuchen uns auf solche
Momente vorzubereiten», sagt Soldat Nicolas,
«aber wenn es geschieht, ist es nicht das gleiche.
Aber es gehört dazu, es ist ein Teil des Lebens.»
«Sie bringen Leben in unser Haus»
Diese dunkleren Momente werden durch
den Enthusiasmus einiger Bewohner mehr
Spitalsoldat Emanuel Signer und Pflegeassistentin Ismina machen
zusammen die Betten.
10 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
als erhellt. Frau Diacon, 94 Jahre alt, Ur-Urgrossmutter aus Neuenburg, hat die Soldaten
vom ersten Augenblick an freudig begrüsst:
«Ich war schon Bewohnerin als die Armee
2008 und 2012 gekommen ist. Die Soldaten
verbreiten eine gute Stimmung, denn manchmal kann es hier etwas trübsinnig sein. Vor
allem, da nicht mehr alle Bewohner im Besitz
ihrer geistigen Fähigkeiten sind. Die Soldaten bringen richtig Leben in unser Haus. Ich
kann nur Gutes über die Leute sagen, die uns
hier helfen kommen. Jedes mal hinterlassen
sie nur gute Erinnerungen.»
«Die Soldaten verbreiten
eine gute Stimmung.»
Frau Diacon, Bewohnerin
Unnötig zu sagen, dass Frau Diacon
nichts gegen einen nächsten Einsatz einzuwenden hat. Der Direktor ist derselben Meinung, allerdings mit einem kleinen Zusatz:
«Wohlverstanden, wir sind offen für eine
erneute Zusammenarbeit», bestätigt Philippe Udriet. «Es wäre aber wieder eine Zusammenarbeit mit zivilem Personal, womit
wir jetzt Erfahrungen sammeln durften. Die
aktuelle Entwicklung im Gesundheitswesen
bedeutet, dass unsere schweren Pflegefälle zunehmen. Die Leute werden länger zu
Hause gepflegt, bevor sie ins Heim kommen.
Die Schwere der Pflegefälle macht es deshalb
in Zukunft, trotz der guten Ausbildung der
Soldaten, für ein Bataillon unmöglich, ein
Altersheim komplett zu übernehmen.» n
Spitalsoldat Damien Nicolas und Frau Diacon.
Spit Bat 2
Desinfektionsanhänger vor
dem Château de Colombier.
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11
Verkehrs- und Transportbataillon 1
Mobilmachung überrascht Soldaten
Als die Angehörigen des Verkehrs- und Transportbataillons 1 zum Dienst einrückten, staunten sie nicht schlecht:
Mitten in der Stadt Fribourg führte das Bataillon eine Mobilmachung durch.
Hauptmann Roger Büchler, PIO VT Bat 1
Der Masterplan sah vor, dass alle Angehörigen des Verkehrs- und
Transportbataillons 1 am Bahnhof Fribourg einrücken und dabei ihr
persönliches Material auf den Lastwagen der jeweiligen Kompanie
verladen. Jedoch ohne das Material, welches für die Fahnenübername benötigt wird. Danach wurden die AdA’s mit dem Personenshuttle zur BCF-Arena (Eishalle) gefahren, wo die Korps-Material Fassung stattfand. Im Anschluss wurde das gefasste Korps-Material
beschriftet auf den Lastwagen geladen, welcher an die Kompaniestandorte fuhr. Die für die Fahnenübernahme gerüsteten Soldaten und
Kader legten einen Fussmarsch zum Place-Georges Phyton zurück.
Gutes Zusammenspiel zwischen Kompanien und
Bataillons-Stab
Der erwähnte Masterplan wurde auf Stufe Bataillonsstab erstellt.
Die Vertreter aus den Kompanien wurden jedoch bald miteingebunden um deren Erfahrungen und Bedürfnisse in der Detailplanung
berücksichtigen zu können. Die grössten Herausforderungen dabei waren die mangelnde Erfahrung in der Mobilmachung und ein
neuartiges System für die meisten Angehörigen der Armee. Standorte wurden definiert, Aufgebotszeiten abgestimmt und mögliche Szenarien durchgespielt.
Danach wurden die Standorte erkundigt und Varianten sowie mögliche Friktionen besprochen. Die daraus resultierten kritischen ­Punkte
sahen wie folgt aus:
• Gewährleisteter Personenfluss am Bahnhof Fribourg
• Triage PA-Material und Material welches für die Fahnenübername benötigt wird
• Zuweisung Jedes AdA zur richtigen Kompanie für die Materialfassung in der Eishalle
• Transport des gefassten Materials auf die jeweiligen Kompanie­
standorte
• Einhaltung Zeitplan für die Fahnenübernahme
Für eine Mobilmachung mitten in der Stadt Fribourg war natürlich nicht nur der militärische Apparat involviert sondern auch die
zivilen Behörden der Stadt, wie die Polizei und etliche weitere Stellen. Dank der Unterstützung aller involvierten Stellen hat die Mobilmachung reibungslos funktioniert.
Gut vorbereitet ist halb erledigt
Für die meisten Angehörigen des Bataillons war es die erste Mobilmachung. Nur wenige haben bereits eine Mobilmachung erlebt, allerdings ist dies schon lange her. Gerade wegen der vielen Szenarien, die
in Erwägung gezogen wurden, war diese Übung minutiös vorbereitet und in einem Stück durchorganisiert. Dies hat sich in der Durchführung ausbezahlt. Es hat alles reibungslos funktioniert, das einzige was nicht mitspielte, war das Wetter: Bei der Fahnenübernahme
regnete es, was verständlicherweise etwas auf die Stimmung drückte.
Für viele eine Überraschung
Da viele der Einrückenden die vordienstlichen Informationen nicht
ganz präsent hatten, war doch der eine oder andere etwas über das
Szenario erstaunt, welches er antraf. Glaubte man doch das System
bestens zu kennen und hierbei keine Überraschungen mehr zu erleben. So soll an dieser Stelle gleich erwähnt sein, dass für die nächste
Dienstleistung die Mobilmachung wiederum durchgeführt wird. n
Erhöhte Bereitschaft der Armee durch ein neues Mobilmachungssystem
Nachdem die finanziellen und personellen Eckwerte im Hinblick auf die Weiterentwicklung der
Armee (WEA) geklärt werden konnten, wurden
die Leistungen der Armee definiert. Die Leistungen können einerseits nach Aufgabenbereich
(Verteidigung, Unterstützung der zivilen Behörden, Friedensförderung) gegliedert werden. Andererseits ist auch die Planbarkeit relevant. In
dieser Hinsicht ist zu unterscheiden zwischen
permanent zu erbringenden Leistungen (z. B.
Wahrung der Lufthoheit), Leistungen, die im Rahmen vorhersehbarer Einsätze erbracht werden
müssen (z. B. Konferenzschutz) und Leistungen
bei nicht vorhersehbaren Ereignissen (z. B. Katastrophen, Terrorbedrohung). Diesbezüglich soll
die Bereitschaft der Armee, namentlich durch
ein neues Mobilmachungssystem, grundlegend
verbessert werden. Bei einer akuten, konkreten
und anhaltenden Bedrohung, die nicht vorhersehbar ist, kann es nötig werden, viele Objekte
gleichzeitig zu schützen. Die zivilen Kräfte würden dabei rasch an Grenzen stossen; die Armee
müsste sie unterstützen. Ein Bedarf nach star-
12 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
ken und rasch verfügbaren Kräften könnte auch
bei einer ausgedehnten Naturkatastrophe oder
im Zuge eines grossräumigen Stromausfalls eintreten. Die Armee soll für solche Fälle innerhalb von 10 Tagen bis 35 000 Angehörige aufbieten und für Wochen oder Monate einsetzen
können. Von den genannten 35 000 Armeeangehörigen (Berufs- und Bereitschaftsformationen
und sich im Dienst befindende WK-Verbände von
rund 2000 Angehörigen der Armee plus 6000 eigens Aufgebotene) sollen bis zu 8000 bereits innerhalb von vier Tagen einsetzbar sein, um rasch
zu helfen und zu schützen und die Mobilmachung
weiterer Milizverbände zu ermöglichen.
Mit der Armee XXI wurde die damalige Mobilmachungsorganisation aufgehoben und die Logistik neu und im Wesentlichen nach betriebswirtschaftlichen Kriterien gestaltet. Mit der WEA soll
die Armee wieder in die Lage versetzt werden,
grössere Teile von ihr so rasch aufzubieten, auszurüsten und einzusetzen, wie es die Bedrohungen und Gefahren verlangen.
2
1
Mat Fsg in
der BCF Arena
3
Einrücken am
Bhf Fribourg
Fahnenübernahme
auf dem PlaceGeorges Phyton
Verkehrs- und Transportbataillon 1
SO LIEF DIE MOBILMACHUNG AB
Sdt Vincent Gumy, VT Vrc Kp 1/3
Wie haben die Angehörigen des VT Bat 1
die Mobilmachung erlebt ? Erfahrungsbe­
richt eines Soldaten.
Als wir um 9 Uhr am Bahnhof Fribourg ankamen, wurden wir sofort zur Bushaltestelle geführt, wo bereits viele Leute auf dem Trottoir
standen.
Die ersten Anweisungen waren einfach: Fassen sie die Ausrüstung. Nachdem die Eintrittsmodalitäten, zum Beispiel die Abgabe des Dienstbüchlein, erledigt waren, bestiegen wir den Bus
der uns zur Kaserne la Poya brachte. Alle waren sich sicher, dass wir bei der Kaserne halten,
aber zur Überraschung brachte uns der Bus vor
die Eishalle. Dort wurden wir zum Eingang der
Halle geführt. In der Eishalle, wo normalerweise die Spieler des HC Fribourg-Gottéron schwitzen, wurden wir nach Kompanien aufgeteilt. Die
jeweiligen Kommandanten begrüssten uns, wir
füllten die Fragebogen aus und einige fingen bereits mit der Theorie für das Repetitorium an.
Die Zeit verging schnell und schon war es wieder Zeit zum Gehen.
Um 11 Uhr verliessen wir die Halle wieder
und zu unserer Überraschung erhielten wir ein
(alkoholfreies) Bier. Anschliessend mussten wir
darauf achten, dass unser Tenü korrekt war und
wir verschoben beinahe im Laufschritt zurück
in Richtung Stadt. Wir liefen entlang der Stadtmauer zur Universitätsbibliothek, wo wir auf die
St.-Michel-Strasse kamen. Dort warten wir wieder. Die vielen Studenten, die dort vorbeigingen, staunten nicht schlecht, als sie all die Soldaten sahen.
Um 12.15 Uhr war der Beginn der Fahnenübernahme. Die Angehörigen des Bataillons
stellten sich nach Kompanien geordnet auf dem
Place-Georges Python auf. Der neue Bataillonskommandant, Major im Generalstab Jean Baptiste Thalmann, ergriff das Wort. Begleitet durch
musikalische Einlagen und der Nationalhymne gab er die Richtung des Kurses vor. Dieses
Jahr hatte die Sicherheit der Truppe Priorität.
Der Kommandant betonte auch die Tatsachen,
dass die Dienste von nun an immer mit einer
Mobilisierung beginnen. Schliesslich sei wichtig, dass man im Ernstfall wisse, wie eine solche ablaufe. Zum Schluss unterliess es der Kommandant nicht, allen zu danken die ihren Teil
zu einem funktionierenden Dienst des Bataillons beitragen.
Als die Zeremonie fertig war, verschoben die
Kompanien mit Lastwagen an ihren KP Standort.
Die Truppe war nun mobilisiert, der Kurs konnte beginnen.
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13
Spitalbataillon 66
Soldaten unterstützen Krankenhäuser
Wachtmeister Axel Ripper bei der Teilnahme an den täglichen Patientenbesuchen.
Vom 10. bis 17. Juni 2014 hatte das Spitalbataillon 66 einen einzigartigen Einsatz an den verschiedenen Standorten des
Spitalzentrums des französischsprachigen Wallis (CHVR). Das Ziel war die Zusammenarbeit zwischen Zivilen und dem Militär
zu trainieren, die Arbeitsmethoden zu harmonisieren und sich kennen zu lernen.
Fachoffizier (Hauptmann) Lucas Imhof,
Presse- und Informationsoffizier Spitalbataillon 66
In diesem Jahr fand die Fahnenübernahme in Chamoson VS statt.
Für einmal, eher ungewohnt für uns, bei strahlendem Sonnenschein.
Unter der Führung unseres Bataillonskommandanten und des n
­ euen
Stabschefs, Major François Schaffter, haben sich alle Offiziere und Unteroffiziere auf die Vorarbeiten für die Ankunft der Soldaten konzentriert. Dieses Mal ging es darum, Ausbildungsposten innerhalb der
Geschützten Operationsstelle (GOPS) des Krankenhauses in Siders
VS zu installieren, damit die Soldaten im Hinblick auf den bevorstehenden Einsatz an den verschiedenen unterwalliser Klinikstandorten ein intensives Training absolvieren konnten. Die Stabskompanie
bekam den Auftrag, den Dienstbetreib des Kadervorkurses sicherzustellen, die Entgegennahme der Infrastrukturen zu koordinieren, den
Transport und die Verteilung des Materials durchzuführen und auch
die Rationierung zu gewährleisten. Das Bestehen der Prüfung, mit welcher die Ausbildungswoche für die Spitalsoldaten endete, war Bedingung für den Einsatz mit den Patienten. Diese Prüfung wurde sowohl
von zivilen als auch von militärischen Kadern abgenommen. Die hohe
Erfolgsquote zeigte, wie motiviert die Soldaten waren, um ein unvergessliches Erlebnis im öffentlichen Gesundheitswesen zu erleben. Die
Presse- und Informationszelle war damit beschäftigt, einen Informationsstand für die Besucher der Krankenhäuser und die Soldaten, welche
in den Einsatz gingen, vorzubereiten. Zudem koordinierte sie die Vor-
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bereitung der verschiedenen «Herzschlag»-Aktionen, die einen Hauch
von Gourmetküche durch die Anwesenheit des Militärs verbreiteten.
Alle in weiss gekleidet
Es war eine ähnliche Arbeitsbekleidung wie jene ihrer neuen Kollegen, die die mehr als 60 Soldaten in den unterwalliser Krankenhäusern von Sitten, Siders, Martigny und St. Maurice trugen. Sobald die
ersten Bedenken verflüchtigt waren und der neue Arbeitsrhythmus
von 2 x 12 Stunden hochgefahren wurde, war jeder mit viel Herz bei
der Sache und erledigte die übertragenen Arbeiten. Unterstützt von
ihren zivilen Teams waren die Soldaten unter anderem in der Notaufnahme, auf der Geriatrie und auf der Intensivstation der Krankenhäuser eingesetzt und waren in der Lage, an den täglichen Aufgaben
des Pflegeteams teil zu nehmen. Mehrere Soldaten der Stabskompanie erledigten «Schattenarbeiten» hinter den Kulissen der Krankenhäuser und erledigten anfallende Arbeiten in ihren Fachgebieten. Unter anderem konnten sie ihr Wissen zu Gunsten des Unterhalts der
Krankenhausinfrastrukturen, der Anordnung der Archive und zur
Erledigung der Wäsche in der Krankenhauswäscherei in Sitten einsetzen. Neben der Hilfe der Vorbereitung der Mahlzeiten für die Patienten hat das Küchenteam sich der Zubereitung origineller Snacks
für die Kinder und leckerer Kekse für die Älteren gewidmet. Den
Ärzten der Einheit wurde die Gelegenheit geboten, ihr Fachwissen
gemeinsam mit ihren zivilen Kollegen auszutauschen. Während der
Einsatztage konnte ein reicher Austausch stattfinden.
Spitalbataillon 66
Fahnenübername in Chamoson.
Die Ausbildung der Pflegesoldaten in der GOPS in Siders.
Kamera ab! Action … Schnitt! Die Soldaten als Schauspieler.
Die von den Köchen des Bataillons hergestellte Kostprobe begeistert
junge Patienten.
Den letzten Schritt machen
verwendet. Zudem wird die Produktion in einen Film über die LBA
eingearbeitet. Die Premiere findet im Gesamtfilm der LBA im Januar 2015 vor mehr als 3500 Menschen statt. Er wird dann auf der Website www.bathop66.ch aufgeschaltet.
Mit dem letzten Schritt der Soldaten durch die Tür des Krankenhauses endet der bisherige Erfolg, welcher das Resultat aus der geleisteten Arbeit der letzten Jahre darstellt. Durch diesen Einsatz erreicht
das Spit Bat 66 einen Meilenstein. Es hat bewiesen, dass es ein glaubwürdiger Partner für zivile Krankenhäuser darstellt. «Dieser Einsatz
war ein Erfolg auf der ganzen Linie», versicherte uns der Pflegedirektor des CHVR bei unserem Treffen zur Überprüfung des Einsatzes,
«die im CHVR eingesetzten Soldaten haben grosse Professionalität
gezeigt. Die Mitarbeitenden unserer Krankenhäuser waren sehr erfreut, dass Sie von der Unterstützung profitieren konnten und hatten das Vergnügen, mit motivierten Soldaten arbeiten zu können. Das
Engagement des Spit Bat 66 war ein echter Mehrwert für die Mitarbeitenden unserer Spitäler und alle haben sich bereit erklärt, das Militär für künftige Einsätze zu empfangen.» Zugegebenerweise müssen noch Verbesserungen gemacht werden, um die Zusammenarbeit
zwischen Zivilen und Militärs zu vereinfachen und auch damit die
Spitalbataillone ihre Mission einfacher erfüllen können. Dies aber
alles im Wissen, dass das Spit Bat 66 hier Pionierarbeit geleistet hat
und dass alle den Wunsch geäussert haben, den Einsatz mit dem Bat
nochmals durchzuführen.
Kamera ab! Action … Schnitt!
Zusätzlich zu ihren Arbeiten wurden einige Soldaten während zwei
Drehtagen als Schauspieler über den Einsatz unseres Bataillons engagiert. Ein durch die Logistikbasis der Armee (LBA) aufgebotenes
Filmteam dokumentierte sowohl die Ausbildung sowie den Einsatz
in den Krankenhäusern. Dieser Film soll die Fähigkeiten unseres Bataillons zeigen und wird als Unterstützung für kommende Einsätze
Die Verabschiedung der Truppe
Mit der üblichen Fahnenabgabe endete der diesjährige Wiederholungskurs auf der Place de la Planta in Sitten. Die Zeremonie war
emotional, denn sie war die letzte von Oberstleutnant im Generalstab
Emanuel Pauchard an der Spitze seines Bataillons. Er übernahm das
Kommando im Jahr 2012 im Regen in Einsiedeln; im nächsten Jahr
führte er im kalten Burgdorf und den Abschluss machte er nach drei
Jahren in Sitten. Die drei Jahre werden für immer tief in seinen Erinnerungen verankert bleiben. In seiner Abschlussrede zitierte er den
kleine Prinz von Saint Exupéry welcher seine Pflanze bewässert, beschützt und sah wie seine Rose aufwuchs. Mit diesem Vergleich riet
er seinem Nachfolger, seine Männer gut zu pflegen. Dann schloss er
mit den Worten: «Wenn ich einen Ratschlag erteilen kann, dann vergesst nicht die Traditionen zu pflegen, welche in den letzten Jahren
geboren sind; sie spielen eine wichtige Rolle in der Kameradschaft
des Bataillons.» Schliesslich zeigt das Motto «mandatis traditionibus obligatum», nach welchem die Soldaten die letzten Jahre in den
Dienst eingerückt sind, wie wichtig ihnen der Auftrag ist und wie die
Tradition sie vereint.
Zum ersten Mal seit über zehn Jahren war der Einsatz eines Spitalbataillons echt und die Realität ersetzt Fiktion … . Alle freuten sich
in dieser neuen Dimension zu arbeiten und kehrten nach drei bis vier
Wochen nach einer Erfahrung mit vielen Erinnerungen nach Hause.
Es lebe das Spit Bat 66! n
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15
Logistikbataillon 52
FDT 2014
Benzin im Blut – motivierte 52er am Werk
Von Ende Juni bis Anfang Juli unterstützte die Instandhaltungskompanie 52/2 des Logistikbataillons 52 (Log Bat 52) wäh­
rend zwei Wochen das Armeelogistikcenter Othmarsingen (ALC-O). Die «52er» arbeiteten dabei nicht nur acht, neun Stunden
wie im Berufsleben, sondern freiwillig deutlich länger. Sogar die Frage, ob sie in der Halle mit dem Schlafsack übernachten
können, scheuten sie nicht. «Hier hilft jeder jedem», sagt Soldat Philipp Dittli begeistert.
Hauptmann Immanuel Wüthrich,
Presse- und Informationsoffizier Log Bat 52, und
Mitarbeiter der PIO-Zelle Log Bat 52
Motiviert und konzentriert sind die Profis
aus dem Zivilen in den Werkstätten des ALCO am Werk. 18 Stunden ist die Zeitvorgabe
für das Ersetzen der Zylinderkopfdichtung
bei einem Puch. Nach dem Abheben des
Zylinderkopfes ist zu sehen, dass er oxidiert
ist und deshalb ersetzt werden muss. Nach
rund neun Stunden sind die «52er» unter der
Leitung von Wachtmeister Breitenmoser mit
dem Auftrag durch, inklusive Ersetzen der
Bremsbeläge und -zangen.
Die zweite grössere Reparatur beinhaltet unter anderem das Abdichten des Automatikgetriebes bei einem anderen Puch.
Dafür muss das Getriebe komplett ausgebaut
werden. Wohlverstanden ohne Hilfe eines
Liftes oder eine Grube: «Wir arbeiten hier mit
der klassischen Feldvariante: Wagenheber
und alles unten raus», sagt Soldat Samuel
Bieri. «Trotz der einfachen Mittel kommen
wir schnell vorwärts.»
Zwei Tage, zehn Fahrzeuge
In der ersten WK-Woche sind Reparaturen
an zehn Fahrzeugen innerhalb von zwei
Arbeitstagen zu erledigen. Diverse kleinere
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Arbeiten wie Radwechsel oder der Überzug
einer neuen Blache stehen an. Vollgas ist
natürlich auch hier angesagt. Diese zehn
Fahrzeuge sollen schliesslich bis zum ersten Freitagabend instandgesetzt sein. Pro
Fahrzeug sind zwei Soldaten der Instandhaltungskompanie eingeteilt. Sind aber für
bestimmte Aufgaben mehr als vier Hände
notwendig, ist die Unterstützung durch Kameraden zwei Meter nebenan. «Da die Lieferung des neuen Zylinderkopfs Verspätung
hat, wird es bestimmt auch heute später»,
sagt Soldat Bieri und stellt sich motiviert
auf die Nachtarbeit ein. Freiwillig sind die
Soldaten Philipp Dittli, Samuel Bieri und
Roger Billeter am Donnerstagabend bis um
23:00 Uhr am Arbeiten.
Service für die «Österreicher»
Etwas weiter hinten auf dem Gelände sind
die Mechaniker unter Feldweibel Adrian
Gall in der Bataillonswerkstatt am arbeiten. Der Klang von Hammerschlägen und
Druckluftpistolen tönt durch die Halle.
Hier sind wahre Profis am Werk. Unter
dem umgekippten Führerhaus eines SteyrLastwagens ist Soldat Flavio Eggenberger
damit beschäftigt den maroden Keilriemen
auszuwechseln. Für ihn kein Problem, wie
er sagt. «Im Zivilleben bin ich Lastwagen-
mechaniker», verrät er. Plötzlich plätschert
nebendran etwas. Aus einer Leitung,
ebenfalls an einem Steyr-Lastwagen, fliesst
ein dicker Strahl Kühlwasser in eine Metallwanne. Die Soldaten Xaver Müller und
Alessandro Kathan sind dabei den Service,
das sogenannte Fristenpaket 8, zu machen.
«Dieser Service fällt in einem Rhythmus
von acht Jahren an», sagt Soldat Müller. Das
Kühlmittel plätschert immer noch. Ganze
52 Liter befinden sich gemäss Handbuch im
«steyrischen» Kühlsystem.
Auch im Administrativen organisiert
Im Büro der Bataillonswerkstatt wird der
administrative Teil durch Soldat Michael
Roos erledigt. Auch das will gemacht sein.
Ebenso findet sich eine Liste der noch anstehenden Reparaturen. Wachtmeister Fabian
Meier erklärt: «Wir haben die gefassten
Fahrzeuge an den Kompaniestandorten angeschaut, und geprüft, was gemacht werden
muss. In den meisten Fällen sind es kleine
Sachen, wie einen Blinker auszuwechseln
oder Flüssigkeiten nachzufüllen.» In dem
Moment fährt ein Puch der Stabskompanie
in die Halle. Wachtmeister Meier schnappt
sich die Checkliste: «Der kommt zur Überprüfung, weil er nicht am Standort war,
als wir da waren.» Mit geschultem Auge
Logistikbataillon 52
geht er die Liste durch und notiert, was es
zu tun gibt. Viel ist es nicht. «Im Winter
gibt es normalerweise mehr und grössere
Reparaturen als im Sommer zu erledigen»,
so Wachtmeister Meier.
Synergien nutzen – Vorteile der
Milizarmee
Der Grossteil des Detachements arbeitet
im zivilen Leben ebenfalls als Auto- oder
Lastwagenmechaniker. Ihr Wissen und ihre
Erfahrungen können sie optimal in den Auftrag einfliessen lassen. «Mechaniker zu sein,
ist ein sehr dankbarer Beruf, am Abend siehst
du eins zu eins was du geleistet hast», meint
Soldat Philipp Dittli. Er findet die Arbeit im
ALC-O gut und absolut sinnvoll. Mechaniker zu sein ist für ihn nicht nur ein Beruf,
sondern eine Lebenseinstellung. Soldat Dittli
sagt mit glänzenden Augen: «Seit ich sechs
bin, schraube ich mit meinem Vater an Autos
herum.»
Die «52er» in der ganzen Schweiz
im Einsatz
Nebst der Unterstützung des ALC-O im
Service von Armeefahrzeugen betrieb die
Ih-Kp 52/2 ebenfalls die Bataillonswerkstatt
in Othmarsingen und unterstützte andere
Armeelogistikcenter. Auch an den gefassten
Fahrzeugen konnten anstehenden Services
und Reparaturen durchgeführt werden. Die
Nachschubkompanie 52/1 führte währenddessen zugunsten der Armeelogistik/LBA
Transport- und Nachschubaufträge in der
ganzen Schweiz, von Romont bis nach Chur
durch. Der WK 2014 wird als ein intensiver
in Erinnerung bleiben. Beachtliches konnte
durch die motivierten 52er während den zwei
Wochen Einsätzen zugunsten der Armee
geleistet werden. n
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San Log Bat 81
FDT 2014
Achtung Kamera!
Am 11. August 2014 wurde die San Log Kp 81/2 für den diesjährigen Wiederholungskurs mobilisiert. Allerdings rückten sie
nicht wie bis anhin direkt an den WK Standort ein, sondern gestaffelt nach Grünenmatt im Emmental. Der Grund dafür war,
dass die San Log Kp 81/2 diesen WK die Mobilmachung übte. Und eine weitere Besonderheit des diesjährigen Dienstes:
Die Filmkamera war immer mit dabei.
Fachoffizier (Hauptmann) Dan Schnider,
Presse- und Informationsoffizier San Log Bat 81
Am Bahnhof wurden die Soldaten bereits von einem erfahrenen und
in der Kompanie bekannten Offizier erwartet. Seine Aufgabe war es,
die ankommenden Soldaten anhand der Marschbefehls- und Identitätskarte direkt zu identifizieren. Die Verschiebung von Grünenmatt
zum Organisationsplatz erfolgte dann gestaffelt in drei Detachementen mit jeweils einer Stunde Zeitabstand. Dort angekommen wurden
die Angehörigen der San Log Kp 81/2 nun administrativ vollständig
erfasst, ausgerüstet und medizinische Abklärungen vorgenommen.
Anschliessend wurde sogleich sämtliches Einsatz- und Ausbildungsmaterial gefasst und unmittelbar danach startete die Sofortausbildung: ABC-Abwehr, Sanitäts- und Waffenausbildung.
Meldewesen im Fokus
Der gesamte Organisationsplatz wurde von der Wache gesichert.
Der Kompaniekommandant führte über seinen Gefechtsstand,
bei welchem alle Informationen gesammelt, verarbeitet und zum
Bataillonsstab weitergeleitet wurden. Auf das Meldewesen wurde
diesmal ein besonderes Augenmerk gelegt. Die Soldaten wurden
von Beginn weg angewiesen, die vorgegebenen Abläufe genauestens zu befolgen. Hier war die Führung der Kader gefordert, insbesondere auch in Bezug auf die Durchsetzung der militärischen
Formen. Dies alles setzte aber eine gute Vorbereitung und Planung voraus. In diesem Rahmen der Übung konnte der Organisationsplatz in der Vorwoche im KVK eingerichtet werden. Im
Ereignisfall stünden vom Einrücken des Vordetachements bis
zur Sofortausbildung lediglich 48 Stunden zur Verfügung. Solche
Zeitverhältnisse lassen keinen Spielraum für Fehler und Improvisationen. Somit steht fest, dass die Abläufe, welche eine Mobilmachung mit sich bringen, wieder zum Standartverhalten jeder
Einheit werden müssen.
Zum Abschluss der Mobilmachung hat die Kompanie auf
dem Dorfplatz in Sumiswald in einem würdigen Rahmen die
Fahne übernommen. Brigadier Kaiser Kommandant der Logistikbrigade 1, nahm auch an der Zeremonie teil und war offenkundig zufrieden.
Das Filmteam macht Aufnahmen für den
Kurzfilm über das San Log Bat 81.
18 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
San Log Bat 81
Kamera läuft!
Einige Dinge werden sich wohl nie ändern
Unüblich war, dass die ganzen Ereignisse mittels Film- und Digitalkamera dokumentiert wurde. Vor allem bei den Ausbildungs-Einheiten wurde gefilmt, wie die Soldaten die ABC-Abwehr Grundlagen
wiederholten, sich bei den Manipulation an der persönlichen Waffe übten und bei den Sanitäts-Einheiten die Kameradenhilfe einmal
mehr verinnerlichten. Auch später während den Schulungen in der
Armeeapotheke waren immer wieder zwei Filmemacher dabei und
huschten durch die Gegend.
Aber was hatte es damit auf sich? Für welchen Zweck wurden
Aufnahmen gemacht? Der Kommandant der Logistikbrigade 1 beauftragte den Bataillonskommandanten Oberstleutnant im Generalstab Antonio Spadafora einen Kurzfilm über das San Log Bat 81
zu drehen. Ziel des Films ist es, die Tätigkeiten und Aufgabenfelder
darzustellen, um Nachwuchs zu gewinnen. Leider werden nicht alle
Abgänge der Spezialisten wieder neu alimentiert, so dass die Kompaniebestände immer kleiner werden. Geeignete Massnahmen sollen helfen, die Bestände wieder zu sichern. Erste Zielgruppe für Anwerbungen sind Studenten aus den einschlägigen Fachrichtungen.
Sie sollen für einen Militärdienst, bei welchem sie ihr Wissen auch
im Militär optimal einsetzten können, gewonnen werden. Sie erhalten Einblicke in die Pharmaproduktion und praktisches Arbeiten
und profitieren von einem soliden Netzwerk. Erste Werbungen sollen nächstes Jahr an diversen Hochschulen durchgeführt werden.
Die Fachspezialisten des San Log Bat werden nämlich aus den verschiedenen Bereichen alimentiert. Dieser Film über das San Log Bat
81 soll zum ersten Mal im Rahmen des Brigaderapports den Kameraden vorgestellt werden.
Ungeachtet der Übung der Mobilemachung sowie den Filmkameras,
stand im Fokus dieses WKs die Sicherstellung des Produktion der Armeeapotheke. Auf den neu in Betrieb genommenen Anlagen konnten pharmazeutische Produkte und Sanitätsmaterial-Sortimente produziert werden. Zudem unterstützten die Anlagewarte in der ganzen
Schweiz beim Unterhalt von Anlagen sowie bei der Wartung von medizintechnischen Geräten. Die Kameradschaft unter den AdA’s war
wie immer gut und der Einsatz vorbildlich. Einige Dinge werden sich
wohl nie ändern! Und das ist auch gut so! n
Fahnenzeremonie auf dem Dorfplatz Sumiswald.
Sanitätsausbildung der AdA der San Log Kp 81/2.
Die Führungswand wird durch den Stab erarbeitet.
Zwei AdA bei der Tablettierung in der Armeeapotheke.
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Spit Bat 75
Übung INSIEME in der GOPS Thun
Der Kampf ums Überleben
Wie fühlen sich eigentlich unsere Patienten? Was geht ihnen durch den Kopf? Um diese Fragen zu beantworten nimmt
unser Autor für eine Nacht die Rolle eines Patienten an und schreibt über seine Erlebnisse.
Soldat Silvio Leoni, PIO-Soldat, Spit Kp 75/1
Von der Triage in die Bettenstation
Ich teile das Zimmer mit sechs Patienten.
Da ich doch schon ziemlich durstig bin,
bitte ich um Tee, worauf sich mein Pfleger
pflichtbewusst auf den Weg macht. Die Infusion tröpfelt weiterhin munter in meinen
Arm. Um meine Schmerzen zu lindern,
bekomme ich einen kalten Lappen auf die
Rippen. Relativ schnell verfalle ich nun in
einen Zustand dumpfer Langeweile, in dem
meine Gedanken ohne Unterbruch durch die
Zukunft und Vergangenheit schwirren. Ich
frage mich, wie unangenehm es sein könnte,
sich mehrere Tage in einer Bunkeranlage
aufzuhalten. Nachdem eine Weile nichts
mehr passiert, werden die Lichter um 22:00
Uhr gelöscht. Zwei meiner Zimmergenossen schnappen sich ihre Infusionsständer
und gehen zusammen mit den Pflegern eine
Zigarette rauchen. Gleichzeitig mit meinem
Entschluss, mich schlafen zu legen, betritt
Oberarzt Tisljar unseren Raum und beginnt
mit der Arztvisite. Er stellt kritische Fragen
zur Lage der Patienten an die verantwortlichen Pfleger. Wie ich erfahre, leidet der Patient im Bett über mir an einer Unterkühlung,
da er in einen Fluss stürzte. Der Oberarzt
bestätigt, dass alles richtig gemacht wurde
und mahnt allerdings, dass eine zu schnelle
Aufwärmung zu Herzrhythmusstörungen
führen kann. Auch ich werde vom Oberarzt
untersucht. Mit dem Stethoskop und klöpfeln
am Rücken (Perkusion) untersucht er meinen
Thorax. Er stellt die Verdachtsdiagnose eines
Hämatothorax und ist unglücklich, dass keine Drainage vorhanden ist. Mein Zustand
soll aber stabil sein, weshalb ich mich dem
Schlaf zuwende.
Der Kampf ums Überleben
Mitten in der Nacht wache ich auf in stark
verschlechtertem Zustand. Dem Patientendrehbuch getreu atme ich flach und schnell.
Mein Puls ist stark erhöht, der Blutdruck
ist zusammengebrochen. Ich merke, wie
ich das Bewusstsein verliere. Ähnlich dem
Nahtod-Zustand beobachte ich von aussen,
wie die Pfleger an einer Puppe mit der Herzmassage um mein Überleben kämpfen. Erst
die Stromstösse des Defibrillators können
meinen Herzkreislauf wieder aktivieren. Der
Blutdruck wird erneut gemessen. 80 auf 40.
Die Atmung ist noch immer sehr schwach.
Der Oberarzt vermutet starke innere Blutungen, welche die Leistung der Lunge beeinträchtigt. Nun muss es schnell gehen. Ich
werde auf eine Barre gelegt und im Eiltempo
zum Lift gebracht, da ich zur Notfallstation
wechseln muss. An der Lifttüre endet meine
Reise und das Patientenspiel. Ich danke meinen Kameraden, welche mit vollem Einsatz
um mein Leben gekämpft haben! n
Patientensicht auf die Geschehnisse in der Bettenstation.
20 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
Bild: Fachof Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Bild: Sdt Silvio Leoni, PIO Sdt, Spit Kp 75/1
Die anfängliche Freude auf Action verfliegt
leider schon gleich zu Beginn: Durch die in
der Übungsanlage beschriebenen starken
Überschwemmungen und Erdrutsche bin
ich bei weitem nicht der einzige Patient
und muss mich zuerst mit dem Warteraum
begnügen. Ich werde freundlich empfangen
und man bietet mir einen bequemen Stuhl
an. Die Lüftung surrt und es herrscht reger
Betrieb, ohne dass dabei Hektik entsteht. Die
Betonwände sind in leichtem rosa gehalten,
die Türen im obligaten Krankenhaus Grün.
Bei der Administration werde ich mit
einem freundlichen «Guten Tag» empfangen, auch das kleine Kartonschild «Herzlich Willkommen» trägt dazu bei, die triste
Bunkerstimmung aufzuhellen. Ich bekomme
eine Patientenkarte und werde der Triage
übergeben. Dort weile ich mit zwei anderen
Patienten. Bei meinem Kameraden wird der
Brustkasten von zwei Pflegern eingebunden.
Unterdessen wird das Materiallager weiter
aufgestockt, Infusionen werden vor unseren
Augen vorbereitet und das Personal bespricht
das weitere Vorgehen mit dem Triagearzt.
Mein Kamerad zur Rechten bekommt als
Erster seine Infusion. Glücklicherweise
macht der Pfleger einen kompetenten Eindruck. Auch der Kamerad zu meiner Linken
bekommt nun eine Infusion. Sowohl der Patient wie auch der Infusionsleger fühlen sich
offensichtlich nicht ganz wohl bei der Sache,
aber es wurde ja noch keiner als Meister geboren. Der «Triagearzt» Oberleutnant Lauber
steht mit Rat zur Seite und hilft bei der Wahl
der Auswahl der Einstichstelle. Nun bin ich
an der Reihe: Soldat Buholzer stellt sich mir
vor und misst meinen Blutdruck (150/80)
und Puls (56) auf fachmännische Weise.
Danach bereitet er sich für die Infusion vor.
Meine Nervosität steigt. Dann, ein kurzer,
kalter Stich und schon ist der Spuk vorbei.
Anschliessend begleitet man mich von der
Triage zur Bettenstation, wo ich den dortigen
Pflegern übergeben werde.
Überprüfung der Patientenakte.
Spit Bat 75
Anhaltende, schwere Unwetter mit starken Niederschlägen, Hagel, Überschwemmungen sowie Erdrutschen und Murgängen in der gesamten
Schweiz, besonders im Berner Oberland haben zu grossen Zerstörungen
geführt. Verkehrsachsen sind unterbrochen und weite Teile des Landes
sind von der Stromversorgung abgeschnitten. Einzelne Bereiche des Berner Oberlandes sind besonders stark betroffen. Es ist zu einem erhöhten Patientenanfall gekommen. Die Primärversorgung der anfallenden Patienten übernehmen die Spitäler Interlaken, Zweisimmen sowie Thun. Bei
diesem grossen Patientenanfall sind die zivilen Aufnahmekapazitäten erschöpft. Das Spit Bat 75 unterstützt die lokalen Spitäler mit der Einrichtung in der GOPS Thun.
Bild: Fachof Marc Haring, PIO Spit Bat 75
Die Allgemeine Lage der Übung:
Soldat Bernet wird von Oberarzt und
Bat Kdt Oberstlt i Gst Tisljar untersucht.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
21
Infrastrukturbataillon 1
FDT 2014 in Emmen
Vom Betreiber
zum Wächter
Vorbei sind die Zeiten, als das Infrastrukturbataillon 1 (Infra Bat 1) «nur» die Betreiberleistungen und den Schutz der unter­
irdischen Führungsanlagen zu Gunsten der Grossen Verbände erbracht haben. Mit der Weiterentwicklung der Armee (WEA)
kommt für das Infra Bat 1 eine neue, herausfordernde Aufgabe dazu: Neu wird auch der Schutz der oberirdischen Haupt­
quartiere der Logistikbasis der Armee (LBA) durch die Mittel des Infra Bat 1 abgedeckt.
Innert Sekundenbruchteilen gelingt es diesen Hunden einen Täter ausser Gefecht zu setzen.
Oberstleutnant Fritz Friedli, Kommandant Infrastrukturbataillon 1
Die Zielsetzung für das Infra Bat 1 im Vorfeld des Dienstes war klar:
Erfüllen der Volltruppenübung (VTU), geleitet durch die Logistikbrigade 1 (Log Br 1), mit einer Bewertung «gut» auf allen Stufen.
Die Einführung eines neuen Modulbausteins (MBS) – Erweiterung und Ausbau der Fähigkeiten – war eine Herausforderung für
das ganze Infra Bat 1. Was einfach und logisch tönt und in zwei Zeilen vereinbart wird, kann in der Realität und Umsetzung plötzlich
Dimensionen annehmen, die jede Stufe herausfordert. Die Einsatzvorbereitung und somit die Befähigung aller auf die neuen Parameter, die Präsenz im Zentrum von Bern, Abspracherapporte mit nicht
militärischen Stellen, die Anforderung, über 300 Personen in kurzer Zeit zu kontrollieren und einzuschleusen, sowie ungewohnte zugewiesene Mittel wie Schutzhunde, erforderten vom Soldaten bis zu
den Kadern ein hohes Mass an Flexibilität und Anpassungsvermögen an ein verändertes Umfeld.
Im Rahmen der Volltruppenübung FINALE 1 wurde das Infra
Bat 1 unter anderem beauftragt, das Hauptquartier der LBA an der
Viktoriastrasse 85 am Dienstag, 16. und Mittwoch 17. September 2014
zu bewachen. Eine Aufgabe, welche die Angehörigen des Infra Bat 1
vor eine grosse Herausforderung stellte und die Mitarbeiter LBA in
einen ungewöhnlichen Arbeitsalltag einsteigen liess. Dank gezielter Absprachen und Koordination zwischen den beteiligten Partnern verliefen Aufbau und Betrieb reibungslos, und die realitätsnahe Übung kann als erfüllt beurteilt werden.
Detaillierte und seriöse Kontrolle
Das Übungsszenario für das Infra Bat 1 ging von einem europaweiten Konflikt aus, geprägt durch Ausschreitungen und Demonstrationen. Diese Konflikte machten auch vor der Schweiz nicht Halt, und
so wurden Truppen zum Schutz kritischer Infrastrukturen aufgebo-
22 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
ten. Dem Infra Bat 1 oblag die Aufgabe, das Hauptquartier der LBA
inmitten von Bern zu bewachen.
Als Erstes musste die eintreffende Truppe rasch geeignete Härtungsmassnahmen treffen. Dabei wurde das Hauptquartier mit Zaunelementen umzäunt, der Zutritt verlegt und die Zufahrt für Fahrzeuge massiv eingeschränkt. Die Angehörigen der Infra Kompanie
1/1 kontrollierten detailliert und seriös alle Mitarbeiter mittels Ausweisdokumenten unter Einbezug modernster Technik. Mit einer Gepäckröntgenanlage, einem Personenkontrollsystem und Handmetalldetektoren konnten die Soldaten wie am Flughafen Gepäckstücke
und Personen überprüfen und rasch Unstimmigkeiten erkennen.
Mentale Bereitschaft als kritischer Erfolgsfaktor
Entscheidend in einem solchen Einsatz ist die mentale Bereitschaft
der eingesetzten Kräfte. Die Soldaten müssen in der Lage sein, auch
nach stunden- oder tagelangem Einsatz sekundenschnell zu reagieren, Pikettelemente zu alarmieren, zu intervenieren und den geordneten Ablauf des Betriebes jederzeit sicherzustellen. Eindrücklich war
dabei der Einsatz der Hundeführer. Diese ausgebildeten Teams (Hundeführer und Hund) wirken nicht nur abschreckend, sondern sind
ein Musterbeispiel für mentale Bereitschaft. Innert Sekundenbruchteilen gelingt es diesen Hunden einen Täter ausser Gefecht zu setzen.
Übe, wie Du kämpfst
Dieser Einsatz hat aufgezeigt, wie anspruchsvoll eine derartige Aufgabe ist, und dass nur durch forderndes Training die Truppe einen
solchen Einsatz bestehen kann. Die Ausbildung im Bereich Schutz
muss für Kader und Truppe noch vertieft und intensiviert werden,
ganz nach dem Motto: Einsatz? Bereit! n
Infrastrukturbataillon 1
Mittels Gepäckröntgenanlage,
Personen­kontrollsystem und
Handmetall­detek­toren konnten
die Soldaten wie am Flughafen
Gepäckstücke und Personen
überprüfen und rasch Unstim­
migkeiten erkennen.
armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
23
Spit Bat 5
FDT des Spitalbataillons 5
«Amat Victoria Curam»
Gefreiter Thomas Bieli bei der CURAM-Ausbildung.
Die deutsche Übersetzung der lateinischen Überschrift dieses Artikels lautet: «Siege lieben Vorbereitung». Genau darum
geht es auch in der Pflegeausbildung zu Beginn des FDT des Spitalbataillons 5 (Spit Bat 5) mit der Bezeichnung CURAM. Es
handelt sich dabei um eine für alle vier Spitalbataillone vereinheitlichte Ausbildung im Pflegebereich. Innerhalb kurzer Zeit
sollen die Spitalsoldaten wieder mit den wesentlichen Pflegeaufgaben vertraut sein, damit sie für einen möglichen Einsatz
vorbereitet sind.
Hauptmann Matthias Erny, Presse- und
Informationsoffizier Spitalbataillon 5
Die CURAM-Ausbildung umfasst theoretische und praktische Pf legeinhalte und
dauert rund 20 Stunden. «Wir bauen auf
den Grundkenntnissen der Spitalsoldaten,
die sie in der Rekrutenschule erworben
haben, auf.» sagt Fachoffizier Jonas Fluri.
Die sehr guten Spitalsoldaten erhalten nach
erfolgreich abgeschlossener Prüfung am
Ende der Rekrutenschule den Ausweis
als Pf legehelfer/Pf legehelferin SRK. In
seiner Funktion als Chef Pf lege ist der
Fachoffizier für die Durchführung der
Ausbildung verantwortlich, als ziviler
Pf legefachmann (HF) eignet er sich optimal für diese Aufgabe. An fünf Posten
werden die zehn Pf legethemen vertieft.
Dazu zählen u.a. Atem- und Herzkreislauf,
Verbände und Verbandwechsel, Infusionen
oder Injektionen, aber auch Themen wie
24 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
Kommunikation. Dieser thematische Auszug ref lektiert bereits den ganzheitlichen
Ansatz der CURAM-Ausbildung.
Sensibilisierung als Teilziel der
CURAM-Ausbildung
Auf die Frage, ob CURAM einfach eine
Repetition der RS-Lehreinheiten darstellt,
hält Fluri fest, «dass hier nicht nur Fachwissen repetiert, sondern besonderen Wert auf
die praktische Anwendung gelegt wird».
Das heisst, «überall, wo Bewegung enthalten ist, wie beispielsweise bei Injektionen,
Infusionen oder Lagerungen muss dies
auch praktisch ausprobiert werden» präzisiert der Fachoffizier. Bei der Ausbildung
wird neben praktischen Tätigkeiten auch
über die Grundhaltung bei Pflegeaufgaben
gesprochen. Dies muss insbesondere mit
Personen trainiert werden, die in ihrem
zivilen Leben nicht schon im Pflegebereich
tätig sind. Dabei geht es um Fragen, wie
man beispielsweise einer älteren Person
beim Aufstehen behilf lich ist. «Diese Aufgaben bedürfen viel Einfühlungsvermögen
und unsere Aufgabe im Rahmen der CURAM-Ausbildung besteht unter anderem
auch in der Sensibilisierung» erklärt der
zivile Pf legespezialist.
Zivile Profis in Uniform
Die CURAM-Lektionen werden ausschliesslich von zivilen Gesundheitsfachleuten, mehrheitlich diplomierte Pflegerinnen und Pf leger gehalten; der militärische
Rang ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Im Spitalbataillon 5 machen die
zivilen medizinischen Spezialisten rund
15 Prozent des Gesamtbestandes aus. Hier
findet ein Know-How-Transfer zwischen
zivilem und militärischem Wissen statt. So
unterrichtet bspw. Oberleutnant Benjamin
Bucher, der im Zivilleben Physiotherapeut
ist, den Unterrichtsinhalt Mobilisation.
Spit Bat 5
Fachoffizier (Hauptmann) Jonas Fluri,
Chef Pflege.
Schriftliche und praktische Prüfung der
CURAM-Ausbildung.
CURAM-Ausbildung.
Was ist ein Fachoffizier?
Bei Bedarf der Armee werden hochspezialisierten Zivilpersonen aber auch Soldaten und Unteroffizieren mit besonderen Fachkenntnissen (meist mit höherem Schul- oder Universitätsabschluss) die O
­ ffiziersfunktion übergeben. Gemäss Militärdienstverordnung (Anh. 1 MDV) wird dieser Vorgang als Ernennung
bezeichnet und grenzt sich dadurch von der Beförderung ab, bei der die Übertragung e
­ ines höheren Grades an die erfolgreiche Absolvierung der entsprechenden militärischen Kaderausbildung gekoppelt ist. Die Bezeichnung Fachoffizier wird in der Praxis mit dem korrespondierenden Besoldungsgrad ergänzt: z.B. Fachoffizier (Hauptmann).
Methodisch-didaktisch werden die Lerninhalte im Lehrgespräch erarbeitet und
mit Gruppenarbeiten ergänzt, die visualisiert und präsentiert werden müssen.
Die Soldaten werden somit zu Beteiligten
der fachdienstlichen Auffrischung. «Es
geht nicht nur darum, kleine Arbeitsschritte einzuüben, sondern die grossen
Zusammenhänge in der Pf legeaufgabe zu
verstehen». Der Abschluss der CURAMAusbildung bildet eine schriftliche und
praktische Prüfung. «Wenn sich die Spitalsoldaten ein Jahr nach der Ausbildung
noch daran erinnern, haben wir unser Ziel
erreicht. Denn wir streben ein langfristiges
Lernen an, damit wir die Grundlage für
einen erfolgreichen Einsatz des Spitalbataillons schaffen» hält Fachoffizier Fluri
zum Schluss des Gesprächs fest. n
Oberleutnant Benjamin Bucher unterrichtet das Thema Mobilisation praktisch.
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25
Log Bat 51
Der Bereitschaftraum für die U INITIO.
FDT Logistikbataillon 51
Wenn der Kommandant auf
dem Boden schläft
Mit der Weiterentwicklung der Armee werden zukünftig alle Logistik Bataillone der Logistik Brigade 1 zu Milizformationen
mit hoher Bereitschaft ernannt. Diese Anpassung steht im Zusammenhang mit dem neuen abgestuften Bereitschaftssystem
welches es der Armee erlauben wird, auch bei unerwarteten Ereignissen voll ausgerüstete Truppen aus dem Stand aufzubie­
ten und rasch einzusetzen. Ein Schlüsselelement dieser Strategie ist die rasche Einsatzbereitschaft der Logistik Bataillone.
Denn es wird in Zukunft an den Logistikbataillonen liegen, als erste einzurücken und nach nur 48 Stunden bereit zu sein,
die weiteren einrückenden Truppen auszurüsten. Das heisst in Zahlen, zwei Bataillone oder gut 1000 Angehörige der Armee
(AdA) pro Tag. Damit diese Leistung erbracht werden kann, braucht es ein System, welches es erlaubt, schnell einzurücken
und einsatzbereit zu werden: Die Mobilmachung.
Fachoffizier Christian Bachofen,
Presse- und Informationsoffizier Logistikbataillon 51
Montag, 10. November 2014, 9 Uhr, Beginn der Übung INITIO: Die
ersten Angehörigen des Logistik Bataillons 51 rücken am Bahnhof
Schwäbis ein. In Empfang genommen werden sie dort von Offizieren und Unteroffizieren welche sie anschliessend zum Bereitschaftsraum (Berrm) auf den Waffenplatz Thun führten. Hauptmann
Adrian Stucki, Kommandant der Nachschubkompanie 51/1, war
ebenfalls vor Ort, um wo nötig Einfluss zu nehmen oder eine helfende Hand beim Aussteigen anzubieten. Im Berrm angekommen
26 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
galt es die notwendigen Formalitäten (ID-Check und Angabe der
Notfallkontakte) durchzustehen, sein Korpsmaterial zu fassen und
anschliessend den Schlafplatz in der Panzerhalle zu beziehen. Umgezogen und eingerichtet ging es an die Sofortausbildung. Diese bestand aus den klassischen Disziplinen wie Wachtdienst, Zwangsmittel, ABC-Dienst, Sanitätsdienst und Waffenmanipulationen. Diese
Ausbildungssequenzen wechselten sich, mit steigender Intensität,
über drei Tage ab. Nebst den ganzen Ausbildungen fand am Montagabend die Standartenübernahme auf dem Rathausplatz in Thun
BE statt. Im Zusammenhang mit der Mobilmachungsübung sprach
der Bataillons Kommandant (Bat Kdt) in seiner Rede an der Stan-
Log Bat 51
Trotz trübem Novemberwetter herscht eine gute Stimmung.
Sofortausbildung Wachtdienstschiessen.
dartenübernahme von den diversen Kriegen, Krisen und Katastrophen, die aktuell passieren und warum es daher die Leistung
der 51er braucht.
Mit der Übung INITIO hat das Log Bat 51 erfolgreich seine erste Mobilmachung durchgeführt. Nun gilt es für das nächste Jahr die entdeckten Schwachstellen zu analysieren und in der Mobilmachungsübung im FDT 2015 zu verbessern. Auch im FDT 2015 wird mit einer
Mobilmachungsübung gestartet. Dann aber wahrscheinlich mit ein,
zwei kleinen Änderungen. So soll, gemäss Planungsstand November 2014, das Bataillon am Montag der ersten Woche dezentral einrücken zulassen und erst dann die Fahrzeuge, Unterkünfte und das
Material zu fassen. Die Überlegung hinter diesen Massnahmen ist,
dass so die Mobilmachung noch realistischer geübt werden kann. n
Schlafen in der Panzerhalle
Da die Unterkunft für die ersten drei Tage auch gleich der Berrm
war, schliefen alle Angehörigen des Logistik Bataillons 51, vom Soldaten bis zum Bat Kdt, im Schlafsack in der Panzerhalle. Trotz des
harten Untergrunds und den fehlenden Duschen können der Panzerhalle durchaus auch positive Aspekte zugesprochen werden. Den
trotz des fehlenden Komforts kann jeder über mehr Platz verfügt als
in einer Zivilschutzanlage (ZSA). Und dank der hohen Decke ist sie
auch nicht so beengend.
Gute Stimmung trotz fehlendem Komfort
Korporal Sandro Tonini und die Soldaten Samuel Schüller und Slavisa Gavric wussten eigentlich nur Gutes über die Übung zu sagen.
Sie fanden, dass das gestaffelte Einrücken gut funktionierte und dank
diesem Vorgehen auch die Wartezeiten bei und zwischen den einzelnen Posten stark reduziert werden konnte. Abgesehen vom Standort
wo die Übung stattfand und den dort fehlenden Duschen konnten
sie keine weiteren negativen Unterschiede zum normalen Einrücken
finden. Das Duschproblem konnte in der Instandhaltungs-Kompanie sogar behoben werden. Hier schafften es die Kader eine Möglichkeit ausserhalb des Waffenplatzes zu organisieren. Alles in allem war
die Stimmung während der Übung sowohl bei der Mannschaft als
auch bei den Kadern gut bis sehr gut. Nichtsdestotrotz freuten sich
am Mittwoch alle auf eine warme Dusche und ein bequemes Bett.
Nach der Übung ist vor der Übung
Für die tägliche Truppenzeitung blickt Oberstleutnant im Generalstab Marcel Kümin wie folgt auf die Übung INITIO zurück: «Es war
streng, aber richtig. Wir konnten auf allen Stufen Erfahrungen für
die Zukunft sammeln. Und ein Erlebnis war es auch noch. Auch für
den Bat Stab und den Bat Kommandanten, der seit langem wieder
einmal auf dem Boden im Schlafsack geschlafen hat.» Kümin sagte weiter: «Ich fordere viel aber ich gebe auch viel. Aber nur denjenigen, die sich voll einsetzen und eine sehr gute Leistung anstreben.»
Hptm Adrian Stucki leiht eine helfende Hand.
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27
Kolumne
WK Start – Erlebnisbericht
Bestimmt bin ich nicht der Einzige, der sich
jeweils so spät als möglich, das heisst am
Vorabend ab 22.00 Uhr, beginnt, sich mit
dem WK auseinanderzusetzen. Es gilt die
Sachen vom Estrich resp. Keller zu holen
und zu hoffen, dass alles komplett ist,
schliesslich gibt es ja eine Mat-Kontrolle.
Jegliches Hinausschieben ändert jedoch
nichts an der Tatsache, dass der Moment
kommt, wo man schweren Herzens das
geliebte zivile Leben verlässt und sich auf
den Weg zum WK Standort macht. Einige
Stunden später findet man sich in einer
anderen Welt wieder, umgeben von zahlreichen Männern in derselben Situation,
wird vom Kadi begrüsst und fasst als erstes
das Korpsmaterial, als ob man nicht schon
genug zu schleppen hätte. Schliesslich gibt
es immer noch eine Minderheit von Soldaten ohne Rollkoffer.
Das schlimmste für mich ist jeweils,
wenn man beginnt den Kampfrucksack zu
füllen und von bestens gelaunten Soldaten
bedient wird. Diese hatten ja im KVK genügend Zeit, sich an die neue Lebenssituation
zu gewöhnen. Meine stille Bitte: «Lasst
mir noch etwas Zeit.» Angekommen beim
geliebten ICS-Anzug kommt die f lehentliche Frage: «Gell diesen brauchen wir
dieses Jahr nicht?!» «Natürlich», lautet die
Antwort mit breitem Grinsen. Mit einem
Seufzer stopfe ich ihn zuunterst in den
Rucksack, immer noch in der Hoffnung,
dass er dort bleiben wird. So geht es weiter
mit Combopenspritze, Kampfstoffnachweispapier, Lüga usw.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Ich
war selber im KVK und wer stellt sich das
vor, ich habe die einmalige Gelegenheit, das
Korpsmat abzugeben und nicht etwa nur
den Mutz, sondern die ICS-Hosen – dies
natürlich bestens gelaunt und mit einem
breiten Grinsen.
Mal auf der anderen Seite des Tisches
zu stehen, die Perspektive zu wechseln war
erfrischend. Ich sehe es als eine Chance die
Situation mal aus einer anderen Position zu
betrachten. Daher mein Rat an alle, die sich
28 armee.ch Logistikbrigade 1 2 / 14
Bild: Zentrum elektronische Medien ZEM
Perspektivenwechsel
noch schwer tun, sich auf den diesjährigen
WK einzulassen: «Versucht mal die Perspektive zu wechseln und schaut was dabei
rauskommt. In diesem Sinne wünsche ich
allen einen guten WK, mit vielen Situationen
zum Grinsen.» n
An dieser Stelle berichtet ein unbekannter AdA
aus seinen Erlebnissen in unserer Brigade.
Seine Meinung ändert sich laufend und muss
nicht mit jener der Redaktion von «armee.ch»
übereinstimmen.
8Innert sechs bis zwölf Stunden
einsatzbereit
Einsatzkommando Katastrophenhilfe-­
Bereitschaftsverband
2 / 14
2 Neues aus der Projektleitung WEA: zielbewusst weitergehen
4 Personalchef Verteidigung auf Tour de Communication: Jeder Schritt ist entscheidend
7 25 Jahre Friedensfördernde Einsätze der Schweizer Armee
Neues aus der Projektleitung WEA
«Wir müssen den eingeschlagenen
Weg zielbewusst weitergehen»
Im Gespräch: Brigadier Sergio Stoller, Projektleiter WEA über wichtige Planungsschritte,
Etappenziele und Herausforderungen.
Interview: Daniela Brunner, Kommunikation WEA
Welche wichtigen Planungsschritte bearbeiten Sie momentan in der
Projektorganisation WEA?
Wir überprüfen bei allen zukünftigen Organisationseinheiten, ob die
verlangten Produkte und Leistungen mit dem geplanten Personal und
den Strukturen übereinstimmen – mit besonderem Augenmerk auf
mögliche Doppelspurigkeiten. Weiter bereiten wir – abgestimmt auf
die neue Armeebefehlsgebung – die Überführungsplanung vor für
die Transformation der heutigen in die Armee ab 2017. Im Überführungsbefehl sind auch der Aufbau und Umbau der Personalstrukturen
und die Überführung der Miliz in die neuen Formationen geregelt.
Über welche Teilerfolge oder Etappenziele des Projektes WEA können
Sie die Mitarbeitenden gegenwärtig informieren?
Die Überweisung der Botschaft zur Änderung der Rechtsgrundlagen
für die Weiterentwicklung der Armee war ein wesentliches Etappenziel. Im Beschluss des Bundesrates sind auch die notwendigen
Vorausmassnahmen enthalten, die wir zur Änderung der Ausbildung
benötigen.
«Alles hängt zusammen. Wenn man an
einem Rad dreht, verschiebt sich das ganze
Räderwerk im Gesamtsystem.»
Welches sind die drei wesentlichen Meilensteine bis Mitte 2015 in der
Projektorganisation?
Bis Ende Februar 2015 müssen die Grundausrüstungsetats für die
künftigen Kaderschulen detailliert erarbeitet werden. Dann stehen
diverse Anpassung von Verordnungen und Weisungen auf der Stufe
Departement und Armee an, damit wir ordentlich mit der künftigen
Armee starten können. Weiter müssen sämtliche Detailstrukturen aller
Organisationseinheiten genehmigt werden, damit wir die detaillierte
Überführungsplanung des Personal V schrittweise angehen können.
Kaderausbildung und zweitens die Anpassung der Rekrutierung
ab 2015 – diese müssen wir auf den künftigen Bedarf der Armee
ausrichten. Diese Vorausmassnahmen wurden vom Bundesrat am
3. September 2014 genehmigt.
Wie gelingt der Spagat zwischen höherer Leistung (Bereitschaft,
Kaderausbildung. Ausrüstung, Regionalisierung) und gleichzeitigen
Einsparungen (Personal) in der Verwaltung?
Dies gelingt nur, wenn wir Blindleistungen vermeiden. Deshalb müssen wir die Leistungen und Produkte zwingend auf die Prozesse und
Strukturen abstimmen. Dazu muss genügend Manpower vorhanden
sein. Kurz gesagt: Der richtige Mann oder die richtige Frau muss am
richtigen Ort in der richtigen Funktion wirken. Wichtig ist dabei:
Die künftige Armee ist keine Reform, sondern eine nötige Evolution
– eben eine Weiterentwicklung. Stillstand bedeutet Rückschritt;
wollen wir das?
In welchen Phasen des Projektverlaufs sind die Mitarbeitenden direkt
involviert und von den Veränderungen direkt betroffen?
Ich nenne Ihnen einige Beispiele: Das Zweistart-Modell, die Dauer
der Rekrutenschulen mit neu 18 Wochen, die Wiedereinführung
des Abverdienens des letzten Grades, ein intensiveres Ausbildungscoaching der Milizkader sind Änderungen im Bereich Ausbildung.
Betroffen sind die Mitarbeitenden auch durch die Änderungen in
der Führungsstruktur. Die neue Gliederung der Bereiche Einsatz
und Ausbildung machen generell personelle Anpassungen nötig.
Da werden Mitarbeitende direkt von Neu-Unterstellungen betroffen
sein. Zudem werden mit Sicherheit einige Mitarbeitende mit einem
Arbeitsplatz an einem anderen Standort rechnen müssen.
«Den Ängsten und Sorgen der
Mitarbeitenden muss man begegnen und
sie aufnehmen.»
Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen der WEA?
Inwiefern beeinflusst der politische Fahrplan die Projekteplanung
der WEA?
Unser Zeitplan ist grundsätzlich auf den politischen Fahrplan ausgerichtet. Einige Teilbereiche im Projekt sind direkt davon abhängig.
Nach dem Nein zum Gripen-Fondsgesetz und der Verschiebung der
Botschaft um ein Quartal haben wir aber keine Reservezeit mehr,
wenn wir die Umsetzung per 1. Januar 2017 starten wollen. Sie sehen,
die Zeit drängt.
Welche Vorausmassnahmen sind vor der eigentlichen Überführung
Der sogenannte «Change-Prozess» per se. In grossen Organi­sation
und Unternehmen ist es generell schwierig den Mitarbeitenden die
Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Weiterentwicklung zu erklären. Den Ängsten und Sorgen der Mitarbeitenden muss man
begegnen und sie aufnehmen – also viel Erklärungsbedarf. Deshalb
ist die Kommunikation zu den Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung. Nebst den offiziellen Kommunikationskanälen müssen die
Führungskräfte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Sie stehen in
der Verantwortung, ihre Mitarbeitenden zeitgerecht und persönlich
zu informieren.
geplant? Welche Bereiche der Armee werden davon direkt betroffen sein?
Zur reibungslosen Umsetzung der Ausbildung sind zwei konkrete
Vorausmassnahmen vorgesehen: Erstens die ausführliche Information der Kantone zu den geplanten Veränderungen der Grund- und
2 armee.ch 2 / 14
Und Herausforderungen auf die Projektplanung bezogen?
Der gesamte Rahmen und die Komplexität des Projektes bilden
eine Herkulesaufgabe. Jede Anpassung in den Teil-Projekten fordert
Bild: Stefan Meienhofer
Wenn man an einem Rad dreht, verschiebt
sich das ganze Räderwerk im Gesamtsystem:
Brigadier Sergio Stoller leitet das Projekt WEA.
zwangsläufig eine Prüfung und Abstimmung mit anderen TeilProjekten. Das bedeutet erneute Synchronisationen in praktisch
allen Teil-Bereichen. Alles hängt zusammen: Wenn man an einem
Rad dreht, verschiebt sich das ganze Räderwerk im Gesamtsystem.
Welches Gremium steuert im Bereich Verteidigung den Change-Prozess?
Die Projektaufsicht WEA. Das Gremium besteht aus den Mitgliedern der heutigen Armeeführung. Die designierten Kommandanten
sollen frühzeitig bestimmt werden, damit sie in der Projektaufsicht
und somit im Veränderungsprozess ihren Einfluss geltend machen
können. Aber schliesslich – und dies ist entscheidend – soll die ganze
Veränderung und Umsetzung auch eine Aufgabe der Linie sein.
Ein jeder Vorgesetzte wird in der Pflicht sein, in seinem Bereich die
Anpassungen zu planen und zu führen. Die künftige Armee soll somit
vor allem dezentral umgesetzt werden.
«Auch unterwegs werden noch
Entscheidungen getroffen, dafür müssen
wir bereit sein.»
Was wünschen Sie sich für dieses Projekt als Projektleiter WEA?
Wir müssen den eingeschlagenen Weg zielbewusst weiter gehen
und dürfen uns nicht von unserer Marschrichtung abwenden. Wege
entstehen dadurch, dass man sie geht. Das heisst aber nicht, dass wir
unterwegs nicht zurückschauen. Wir müssen auch auf dem Weg ins
Ziel laufend prüfen, analysieren und wenn nötig die Entschlüsse der
neuen Situation anpassen. Auch unterwegs werden noch Entscheidungen getroffen, dafür müssen wir bereit sein. Konfuzius bringt es
auf den Punkt: «Nur die Dümmsten und die Weisesten können sich
nicht ändern.»
GEPLANTE MEILENSTEINE WEA 2015*
1. Quartal
Armeebefehlsgebung (durch CdA)
Überführungsbefehl Nr 1 für die WEA (durch Projektleiter WEA)
2. Quartal
Detailstruktur Personal V
Prozesse V 2017 (Haupt-, Teil-, und Basisprozesse)
3. Quartal
Reglemente Operativen Führung 17 und Taktischen Führung 17 erlassen
Detailkonzept Ausbildung (GAD, FDT und Kaderausbildung)
4. Quartal
Reglement Bereitschaft der Armee (BERA)
Beginn Aufbau Kdo Operationen und Kdo Ausbildung
*Die Angaben basieren auf dem gegenwärtigen Stand der Überführungsplanung.
Rahmenbedingungen | Eckwerte
Fundament Sollbestand Kostendach Ausbildungsdiensttage Wehrpflicht und Milizprinzip
100’000 Armeeangehörige
5 Mrd. Franken
rund 5 Mio. pro Jahr
Kernpunkte der WEA
•
•
•
•
Höhere Bereitschaft
Bessere Kaderausbildung
Vollständige Ausrüstung
Regionale Verankerung
Informationen zur WEA
Weitere Information zur WEA finden Sie auf dem Intranet WEA. Ebenfalls
können Sie auf der Intranetseite die Broschüre WEA als Pdf einsehen oder
downloaden.
→→ Startseite Intranet V > Informationen > Dossiers >
Weiterentwicklung der Armee
→→ www.armee.ch/wea
armee.ch 2 / 14
3
Personalchef Verteidigung auf der Tour de Communication
Bild: Mattias Nutt
Jeder Schritt ist entscheidend
In einer sorgfältig geplanten und breit abgestützten Informationskampagne ist das Projektteam «Berufsbilder» innerhalb des Personals V durch die Schweiz gereist und hat die Berufsoffiziere und Berufsunteroffiziere über die kommenden Neuerungen informiert.
Zwei Rollen zugleich
Der Personalchef V, Daniel Gafner, informierte auf seiner Tour de
Communication gemeinsam mit Oberst i Gst Walter Bähler, dem
Projektleiter «Berufsbilder» und dem Projektoffizier, Hauptmann
Patrick Hofstetter, das militärische Berufspersonal im Herbst 2014
direkt vor Ort.
Gereiftes Projekt – offensive Kommunikation
Kein Schritt ist auszulassen
Hauptthemen sind die Nachwuchsgewinnung, die neue Struktur der
Laufbahnen, Aus- und Weiterbildungen sowie die Überführungsplanung. Gemäss Projektteam sind die ersten zwei wohl die wichtigsten.
Bild: Ruth van der Zypen
Seit 2011 werden die Konzepte für die neuen Berufsbilder für Berufsoffiziere und Berufsunteroffiziere (BO / BU) erarbeitet. Im April 2014
entschied die Armeeführung, die neuen Berufsbilder V per 01.01.2016
einzuführen. Die Tour de Communication soll für das Personal eine Gelegenheit sein dem Projektteam Fragen zu stellen und direktes
Feedback zu geben, ob positiv oder kritisch.
An den insgesamt 46 Veranstaltungen finden sich je nach Grösse des
Kommandos jeweils um die 30 – 80 Berufsoffiziere und Berufsunteroffiziere ein, so auch an diesem Oktobernachmittag in Payerne beim
Lehrverband Flieger 31. Das jeweils hohe Interesse ist für Hauptmann
Patrick Hofstetter sehr positiv: «Die Berufskameraden hier nehmen
mehr als eine Rolle ein. Als Mitarbeiter kommen sie, um zu erfahren, wie ihre berufliche Zukunft aussehen wird. Gleichzeitig sind sie
aber Werbeträger für den Nachwuchs und können interessierten jungen Menschen weitergeben, welche Perspektiven die Armee bietet.»
Hauptmann Patrick Hofstetter erklärt komplexe Vorgänge auf
verständliche Weise.
4 armee.ch 2 / 14
Bild: Ruth van der Zypen
Ruth van der Zypen, Kommunikation V
Direkte Gespräche sind viel wert: Oberst i Gst Walter Bähler mit
einem Teilnehmer der Veranstaltung.
In den Präsentationen werden die vier Bereiche mit dem sogenannten Bärentritt versinnbildlicht, den die Berufsmilitärs von der Hindernisbahn kennen. Für das Gelingen muss jeder Tritt genommen
werden. Pro Tritt ein Schritt, und keiner kann übersprungen werden.
«Dabei ist auch jeder Schritt für den nächsten entscheidend», betont
Oberst i Gst Walter Bähler.
Neuerungen machen Sinn
Die Teilnehmer im Saal folgen der Präsentation konzentriert. Ein
Berufsunteroffizier zeigt sich in der Pause zufrieden: Für ihn macht
insbesondere das neue Modell der Nachwuchsgewinnung in der Reihenfolge Interessent, Kandidat, Anwärter und schliesslich Berufsmilitär mit zwei Selektionsstufen Sinn. Dieser Prozess sei eindeutig
ein Schritt vorwärts, bestätigt er. Das Projektteam betont auch, wie
wichtig es ist, dass BO / BU-Anwärter vor ihrer Diplomierung ein klares Bild davon haben, wie ihr Beruf aussehen wird. So kann auf Seite der Anwärter, aber auch der Armee, Personalverlust als Folge falscher Erwartungen verhindert werden.
Work-Life-Balance
Auch Neuerungen punkto Berufsqualität werden angesprochen. Der
Bereich Personal V hat bei 140 Berufskameraden eine Umfrage zum
Thema Work-Life-Balance durchgeführt. Als Folgemassnahme ist ein
Prozess angestossen worden zu einem fortlaufenden Kulturwandel.
Beruf und Privatleben sollen auch für Berufsoffiziere und Berufsunteroffiziere künftig besser in Einklang gebracht werden können, dies
etwa mit besserer Ferien- und Freizeitplanung oder einem besseren
Umgang mit den eigenen Ressourcen.
Zukunftsperspektiven im Zentrum
Besonders wichtig für die Anwesenden ist zu wissen, welche Perspektiven ihnen sich in Zukunft bieten. In seiner Abschlusspräsentation ist auch Brigadier Peter Soller, Kommandant des Lehrverbandes Flieger 31, überzeugt: «Leute können nur motiviert werden, wenn
sie eine persönliche Zukunftsperspektive sehen». Somit ist auch für
alle wiederum Motivation da, genügend Nachwuchs zu generieren,
denn in den Worten von Hauptmann Patrick Hofstetter: «Sonst fällt
zukünftig dieselbe Arbeit auf weniger Schultern!»
«Mit den neuen Berufsbildern verbessern wir die militärische
Personalgewinnung. Wir individualisieren den Einstieg in den Beruf
und erhöhen die Transparenz der Laufbahnplanung. So stellen
wir sicher, dass jeder und jede seinen oder ihren Fähigkeiten
entsprechende Verwendung ausüben kann – von der Erstanstellung
bis zum Rücktritt mit 60 Jahren.»
Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee
Laufbahn Kandidat / Anwärter / GAL
1
2
Diplom
BO/BU Interessent
BO/BU Kandidat
BO/BU Anwärter
Milizdienst
Einh Kdt
vor dem GAL
(Praktischer
Dienst, WK)
direkt Selektion 2
in BM Team
integriert
Einh Kdt Stv
inkl Vorbereitung Sel 2
keine spezifische
Funktion möglich
Neuerungen beim persönlichen Marschbefehl
Aufgebot nur noch
über PISA
Der persönliche Marschbefehl wird per Anfang des Jahres
2015 angepasst. Damit soll sichergestellt werden, dass
die Einträge im Dienstbüchlein mit den Einträgen auf den
EO-Karten übereinstimmen.
Harold A. Koch, Chef Applikationsbetreuung
Im Schlussbericht zur Administrativuntersuchung «Untersuchung
freiwillige Dienstleistungen / EO-Zahlungen» aus dem Jahre 2011
wurden Schwachstellen und Unklarheiten bezüglich rechtlicher
Grundlagen sowie dem Aufgebot zu Militärdienstleistungen festgestellt. Generell hat sich gezeigt, dass die Datenqualität in Bezug
auf den Eintrag der Anzahl der geleisteten Diensttage im Dienstbüchlein, im «Personalinformationssystem der Armee» (PISA) und
auf den einzureichenden Karten für den Erwerbsersatz (EO-Karten) zwingend verbessert werden muss. Damit diese mögliche Fehlerquelle eliminiert wird, ist es unabdingbar, dass das Aufgebot zu
einer Militärdienstleistung nur noch mittels Eintrag im PISA und
der damit verbundenen zentralen Auslösung des Marschbefehls erfolgen kann.
Kein rascher Ersatz mehr
Durch die im Jahr 2012 revidierte Verordnung über die Militärdienstpflicht (MDV) und die sich daraus ergebende klare Kompetenzzuweisung an den Chef Personelles der Armee (J1) kann nun mit der vorliegenden Massnahme – zentrale Auslösung der Marschbefehle mittels
PISA – sichergestellt werden, dass ohne Wissen des Personellen der
Armee (FGG 1) keine Marschbefehle mehr erstellt werden können.
Marschbefehle können demnach nur noch mittels PISA erstellt werden. Insbesondere die Funktionalität «Ersatz-Marschbefehl» mit dem
MIL Office Release 4.5 wird ab Januar 2015 deaktiviert sein. Zudem
ist das Layout der Marschbefehle überarbeitet und zeitkonform gestaltet worden. Der Marschbefehl enthält neu einen QR-Code (Quick
Response), mit welchem sich die Dienstleistungsdaten / Termine auf
ein Smartphone übertragen lassen.
Nur neuer MB gilt als Fahrausweis
Für Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln werden ab kommendem Jahr nur noch die neuen Marschbefehle akzeptiert. Ein AdA
mit einem nicht konformen Marschbefehl wird vom Personal des Öffentlichen Verkehrs behandelt, wie wenn er keinen gültigen Fahrausweis hätte. Die bis Ende 2014 erstellten Marschbefehle behalten jedoch ihre Gültigkeit.
BO/BU
DLG
BSG
MS
Einh Kdt BO
Prakt D
Einh Kdt
Einh BO
Einh Kdt BO
inkl AZA Kurse
Je nach Voraussetzung:
Vorbereitung Sel 2 (d/f)
oder Einsatz als Fw/Four
LG +
Prakt D
Einh Fw
Vorbereitung
Sel 2
GAL
BUSA
Fachausbildner
Fachausbildner
armee.ch 2 / 14
5
Rückblick auf AIR14
«Ein herzliches Dankeschön an alle, AIR14
war ein voller Erfolg!»
Ian Logan, der Direktor der Veranstaltung in Payerne, äussert sich voller Begeisterung: «AIR14 war magisch!».
Ein Rückblick auf die facettenreich Flugschau.
Delphine Allemand, Kommunikation Luftwaffe
AIR14 erfreute sich grosser Beliebtheit und ermöglichte wie gewünscht,
Drei Jahre dauerte die Planung und Organisation bis zur Durchführung
die Jubiläen 100 Jahre Schweizer Militäraviatik, 50 Jahre Patrouille
des Anlasses, welcher mit dem Überflug von 24 F-5 Tiger Jets, einem
Suisse und 25 Jahre PC-7 TEAM gebührend zu würdigen. Heisst das
der Höhenpunkte am Himmel über Payerne, seinen Abschluss fand.
nun auf ein Wiedersehen in 10 Jahren?
Wie ist die Stimmung am Tag nach AIR14?
Meines Erachtens sollten wir in der Schweiz tatsächlich öfters die Gelegenheit ergreifen, solche Grossanlässe durchzuführen. Wir sollten
und können stolz sein auf unser Land, auf unsere Swissness. Lasst uns
dies zeigen und bekannt machen!
Ein Gefühl der Zufriedenheit gepaart mit grossen Emotionen herrscht
vor. Alles lief gut und die Stimmung war aussergewöhnlich: 400’000
begeisterte Zuschauer. An alle, die für AIR14 gearbeitet und am Anlass
teilgenommen haben: ein herzliches Dankeschön für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und die positive Energie! Ich bedanke mich
auch bei den Angehörigen unserer Armee, die ebenfalls hervorragende
Arbeit geleistet haben.
Es ist wohl noch etwas verfrüht, bereits Bilanz zu ziehen, aber auf den
ersten Blick war AIR14 gesegnet: ein begeistertes Publikum, hochstehende Flugvorführungen, strahlendes Wetter, motivierte Freiwillige.
Kann man von einem Riesenerfolg sprechen?
Ja. Das Ergebnis ist überwältigend. Die Besucher, Partner, Behörden
und Gäste waren begeistert. Die Art und Weise wie AIR14 realisiert
wurde war innovativ, der Anlass einzigartig und das Wetter traumhaft. Wenn ein Vorhaben mit vereinten Kräften durchgeführt werden
kann, können Berge versetzt werden, davon bin ich überzeugt.
Demnach war AIR14 bildlich gesehen ein strahlendblauer wolkenfreier
Himmel. Sehen Sie trotzdem irgendwo noch Verbesserungspotential?
Die Abschlussbesprechung hat gezeigt, dass ein paar Dinge noch optimaler organisiert werden könnten. Angesichts der Grösse des Anlasses
handelt es sich dabei jedoch um Kleinigkeiten. Wir müssen aber auch lernen, nicht immer nach Negativem zu suchen, sondern zu sagen: «Hut ab,
der Anlass ist uns gelungen, wir können einen grosse Erfolg verzeichnen.»
AIR14 ist vom «International Council of Airshows» als das am besten
organisierte Meeting des Jahres ausgezeichnet worden. Sind Sie von
den vielen Komplimenten von allen Seiten und auch dieser Auszeichnung überrascht?
Wir sind tief gerührt! Es ist unglaublich, so viele Glückwünsche
aus der ganzen Welt zu erhalten; von Fans und Gästen, dem breiten
Publikum, den Besatzungen und aus der Wirtschaft. Vor AIR14 haben
wir uns gefragt, wie eine gute Veranstaltung aussehen könnte. Meiner
Meinung nach beantworten die vielen Gratulationen diese Frage.
Das gesamte AIR14 Team hat für sein vorbildliches Engagement ein
grosses Lob verdient.
Wie die 400’000 Besucher,
hat Oberst i Gst Ian Logan,
Direktor AIR14, in Payerne
unvergessliche Momente
erlebt.
Wie die Besucher, erfreut sich der Direktor vieler schöner Erinnerun-
Die einmalige Formation bestehend aus der Patrouille Suisse zusammen mit dem PC-7 TEAM bleibt, genauso wie die Vorführung
des A330 der Swiss gemeinsam mit der Patrouille Suisse, als eine
meiner schönsten Erinnerungen haften. Die täglichen Hommage
Vorführungen waren unglaublich, natürlich einschliesslich dem
A380. Ebenso unvergesslich war die in den Himmel gezauberte Zahl
100 zum Abschluss am letzten Vorführungssonntag. Emotionen pur!
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Bild: Team Kommunikation AIR14
gen an AIR14. Kommt Ihnen dabei eine ganz bestimmte in den Sinn?
25 Jahre Peace Support Operations (PSO)
Die friedensfördernden
Auslandeinsätze der Schweizer Armee
Seit 25 Jahren beteiligt sich die Schweizer Armee aktiv an internationalen UNO-Einsätzen. Das erste internationale
Engagement der Schweiz zur Friedensförderung bestand 1989 aus einer Medical Unit, welche in Afrika ihren Dienst
leistete. Die beiden neusten Mission sind in der Westsahara und in Kenia.
Kommunikation SWISSINT
In den letzten 25 Jahren engagierte sich die Schweizer Armee im Bereich der Friedensförderung auf vier Kontinenten: Asien, Afrika,
Europa und Nordamerika. Zu Beginn leistete medizinisches Personal in Medical Units freiwilligen Dienst. Ein Jahr später kamen unbewaffnete Militärbeobachter, so genannte Blaumützen, dazu: Gemäss Bundesratsentscheid von 1990 beteiligt sich unser Land seit
jenem Jahr an der United Nations Truce Supervision Organisation,
kurz UNTSO, bei der es um die Überwachung des Waffenstillstands
im Nahen Osten und der Waffenruhe auf dem Golan und im Südlibanon geht. Unbewaffnete Schweizer Militärbeobachter leisteten
in der Vergangenheit Dienst in Kroatien, Tadschikistan, Äthiopien,
Eritrea, Georgien und Nepal. Momentan stehen Militärbeobachter
neben dem Nahen Osten auch im Südsudan, in Mali, in Burundi, in
der Demokratischen Republik Kongo und in der Kaschmir-Region
im Einsatz. Aktuell leisten knapp 300 Frauen und Männer im Rang
vom Soldaten bis zum Divisionär in 17 Ländern auf vier Kontinenten einen Beitrag zum Frieden.
Start als «Leitstelle für Friedenserhaltende Aktionen»
Für die operationelle Umsetzung der Peace Support Operations
(PSO) der Schweizer Armee ist das seit 2004 auf dem Waffenplatz
Wil in Stans-Oberdorf stationierte Kompetenzzentrum SWISSINT
zuständig, das 1989 in Bern als Leitstelle des Eidgenössischen Militärdepartements (EMD; heute VBS) für friedenserhaltende Aktionen
gegründet worden war. Bereits 1990 wurde diese umbenannt in Abteilung Friedenspolitische Massnahmen (AFM), Sektion Friedenserhaltende Aktionen. Ab dem Jahr 1996 hiess die zuständige Stelle Abteilung Friedenserhaltende Operationen (AFO).
SWISSCOY-Einsatz bis 2017 verlängert
hat das Parlament den SWISSCOY-Einsatz um weitere drei Jahre bis
Ende 2017 verlängert. Die zentralen Aufgaben sind einerseits logistische Dienstleistungen wie beispielsweise Material- und Truppentransporte und ein Genie-Zug, der allgemeine Bauvorhaben für die
KFOR ausführt. Andererseits werden die Fähigkeiten der Liaison &
Monitoring Teams (LMTs) und die Führung des Regionalkommandos Norden durch die Schweiz geschätzt.
Spezifisches Know-how ist gesucht
In den letzten Jahren wurden Konflikte immer komplexer. Es gibt
oft keine klare Konfliktlinie wie in früheren Kriegen. Dies zeigen die
Beispiele Südsudan oder Kongo. Allgemein ist feststellbar, dass die
Entwicklung in eine Richtung läuft, in der weniger Militärbeobachter im klassischen Sinn benötigt werden, dafür deutlich mehr sogenannte «UN Military Experts on Mission». Dies sind zum Beispiel
Verbindungsoffiziere und Militärberater, also Soldaten mit spezifischem Know-how.
Die neuesten Engagements
Ein Beispiel für dieses spezielle Know-how der Schweizer Armeeangehörigen zeigt das Engagement am International Peace Support
Training Centre (IPSTC) in Nairobi, Kenia. In diesem Ausbildungszentrum für die Friedensförderung werden Armeeangehörige aus
Afrika und aus verschiedenen westlichen Ländern für Einsätze in
UNO-Missionen vorbereitet. Nach einer Anfrage des kenianischen
Aussenministeriums entschied die Schweiz, einen Offizier als Kursleiter an das Zentrum zu entsenden. Im letzten
August hat sich die Schweiz entschieden,
die UNO-Mission in der Westsahara
ebenfalls mit Schweizer Militärbeobachter zu unterstützen.
Bild: ZVG.
Im Juni 1999 startete mit der SWISSCOY das grösste Engagement der Schweizer Armee im Bereich der
Friedensförderung. Noch heute leisten maximal 220
zum Selbstschutz bewaffnete Freiwillige ihren Einsatz in der SWISSCOY zugunsten
der Kosovo Force (KFOR).
In der Sommersession 2014
Seit 25 Jahren ist die Schweizer Armee
bei Friedenförderungseinsätzen der
UNO – hier die Beobachtermission auf
dem Golan – dabei.
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7
Nach dem Einsturz einer Brücke in Bumbach
im Emmental, kamen die Truppen von Oberstlt i Gst
Nicolas Roduit der Bevölkerung zu Hilfe.
Basel, Davos, Zürich, Emmental
Innert sechs bis zwölf Stunden einsatzbereit
Die Truppen des Einsatzkommandos Katastrophenhilfe-Bereitschaftsverband (Ei Kdo Kata Hi Ber Vb) in Bremgarten mussten
dieses Jahr einiges leisten: den Auf- und Abbau des Jodlerfestes in Davos, des Basel Tattoo, der Leichtathletik-Europameisterschaft sowie den Aufbau des «House of Switzerland». Hinzu kamen Einsätze aufgrund des Hochwassers im Emmental.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Eine der drei Hauptaufgaben der Schweizer
Armee besteht in der Unterstützung der zivilen Behörden, wenn deren Mittel nicht mehr
ausreichen. Sei dies bei der Abwehr schwerwiegender Bedrohungen oder bei der Bewältigung anderer ausserordentlicher Lagen. Die
zivilen Behörden werden bei natur-, technologie- und gewaltbedingten Katastrophen im
Inland nach einem dreistufigen Konzept zum
Abfangen von Belastungsspitzen unterstützt:
präventive Unterstützung, Spontanhilfe und
militärische Katastrophenhilfe. Der Einsatz
erfolgt unter zwei Bedingungen: Die Truppen werden nur auf Antrag der zuständigen
Behörden eingesetzt, und das Subsidiaritätsprinzip ist massgebend.
Hilfe im Katastrophenfall und Unterstützung der Truppen
Das Einsatzkommando KatastrophenhilfeBereitschaftsverband stellt das ganze Jahr
über bei Katastrophenfällen in der Schweiz
8 armee.ch 2 / 14
und im Ausland die militärische Hilfe sicher
und ist somit stets in Bereitschaft. «Im Rahmen des Befehls zur Bereitschaft der Armee
sind meine Truppen zur Bereitschaft verpflichtet. Sie müssen immer, also 24 Stunden
am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr
und mit einem Marschbereitschaftsgrad von
vier Stunden, zur Verfügung stehen», erklärt
Oberstlt i Gst Nicolas Roduit, , Kdt Ei Kdo
Kata Hi Ber Vb. «Das bedeutet, dass sie im
Ernstfall in vier Stunden in Bremgarten sein
und den Standort zwei Stunden später wieder
verlassen müssen. Sind meine Leute im Urlaub
oder haben dienstfrei, muss die gesamte Kompanie spätestens zwölf Stunden, nachdem ich
einen Befehl seitens des Führungsstabs der
Armee erhalten habe, mobilisierbar sein.»
Zur Gewährleistung einer solchen
Leistung trägt jeder Soldat einen Pager.
Die Zeitmilitärs hingegen werden über ihre
Diensttelefone kontaktiert. «Jeder Armeeangehörige ist dazu verpflichtet, auf den Alarm
zu reagieren, auch wenn er zu Hause ist, selbst
an Weihnachten oder Ostern. Wir führen
jedes Wochenende Tests von der Alarmzentrale in Thun durch. Diejenigen, die beim
ersten Mal nicht ans Telefon gehen, werden
abgemahnt. Ab dem zweiten Mal wird eine
Disziplinaruntersuchung eingeleitet.»
Während die Haupttätigkeit des Kommandos die Katastrophenhilfe ist, werden die
Truppen im Rahmen der VUM eingesetzt.
«Wir werden auf Verlangen der zivilen Behörden über die betroffene Territorialregion
zur Unterstützung ziviler Grossveranstaltungen von nationaler und internationaler
Bedeutung eingesetzt», präzisiert Nicolas
Roduit. «Meine Leute waren diesen Sommer gleichzeitig beim Auf- und Abbau des
Jodlerfestes in Davos, beim Basel Tattoo,
bei der Leichtathletik-Europameisterschaft
in Zürich und beim Aufbau des ‹House of
Switzerland› im Einsatz. Und dazu kam dann
noch das Hochwasser im Emmental.»
Freiwillige Durchdiener
Das Ei Kdo Kata Hi Ber Vb setzt sich aus
178 Durchdienern, 41 Zeitmilitärs, 15 Be-
rufsmilitärs und einem zivilen Mitarbeiter
zusammen. Zusätzlich sind Milizangehörige aus dem Bereich der Genie / Rettung
als Übermittlungssoldaten, Baumaschinenführer, Lastwagenchauffeure und andere Chauffeure Teil des Verbands. «Es gibt
einen grossen Unterschied in der Personalmenge bei den Kompanien im November,
März oder Juli / August. Normalerweise
habe ich im Sommer gerade einmal 50%
meines Personals», erklärt Nicolas Roduit.
«Das stellt für uns ein grosses Problem dar,
da die meisten Sportveranstaltungen von
nationaler und internationaler Grösse im
Sommer stattfinden.»
Die meisten Soldaten, die nach Bremgarten kommen, werden als Durchdiener
aufgenommen. Sie stammen meist aus handwerklichen Berufen wie Holz, Bau, Garten
oder Landwirtschaft. Der andere Teil der
Soldaten hat gleich zu Beginn der Rekrutenschule entschieden, den Status zu ändern.
«Ich halte am Anfang der RS immer einen
Vortrag, in dem ich den Soldaten anbiete,
als Durchdiener zu mir zu kommen. Hier
kann jeder für sich frei wählen. Ich zwinge
niemanden.», so Oberstleutnant Roduit. «Die
Rettungskräfte stammen aus der Rettungsrekrutenschule 75 in Wangen an der Aare und
aus der Genierekrutenschule 73 in Brugg.
Sie besuchen 18 Wochen lang die Rekrutenschule, legen ihre Berets am Freitag ab und
kommen am Montagmorgen für weitere 25
Wochen zu mir.»
Zur selben Zeit war eine Mannschaft mit dem Auf- und Abbau der Infrastruktur für die
Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich beschäftigt.
Statistik für das Jahr 2013
• 26 VUM-Aufträge
• 3 Hilfseinsätze im Katastrophenfall (2x Hochwasser in Ems, 1x Hochwasser Aargau
und der Einsatz beim Absturz des F/A-18)
• 28 Einsätze zur Unterstützung der Armeetruppen
• 15 Demonstrationen und Besuche für Dritte
Im Internet finden Sie den «INFO ARMEE»-Filmbeitrag zu den Einsätzen.
→→ w ww.armee.ch/Heer > Aktuell > Berichte und Reportagen >
Innerhalb von sechs oder zwölf Stunden überall in der Schweiz einsetzbar
Um die mobile MABEY-Brücke in Bumbach
aufzubauen, waren mehrere ununterbrochene
Arbeitstage nötig.
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9
Neue Armeeseelsorger brevetiert
Ein einzigartiger Lehrgang
Eindrücke aus dem Technischen Lehrgang A für Armeeseelsorger.
15 Teilnehmer aus der Schweiz sowie fünf aus dem nahen Ausland haben die jüngste Ausbildung zum Armeeseelsorger erfolgreich abgeschlossen und wurden am 19. September von Brigadier G. Seewer in einer stimmigen Feier zu Armeeseelsorgern
ernannt. Es waren drei intensive und herausfordernde Wochen mit Theorieteilen, Übungen, Referaten und vielen Gesprächen.
Stefan Junger, Chef Armeeseelsorge
Erfreut über den Umgang
Der diesjährige Technische Lehrgang A für Armeeseelsorger in Le
Bouveret am Genfersee ist zu Ende. Die Teilnehmer verabschieden
sich – und eines ist ihnen zuvorderst, es den Verantwortlichen mitzuteilen: Herzlichen Dank, das war gut! Für all jene, die in den vergangenen Wochen diesen Lehrgang vorbereitet und gestaltet haben,
ist das Beweis dafür: Der Einsatz zu Gunsten unserer Armee und ihrer Angehörigen ist lohnenswert. Es ging der Lehrgangsleitung darum, erfahrene Seelsorger in die besonderen Herausforderungen der
Seelsorgearbeit in der Armee einzuführen und ihnen das notwendige Rüstzeug zu vermitteln, um zu Gunsten der Bedürfnisse der Truppe einen hilfreichen Dienst verrichten zu können.
Um sich in diesen Feldern auszubilden und sich darin zu üben, haben die Kandidaten während drei Wochen ein dichtes und intensives Programm durchlaufen, eine Ausbildung, wie sie wohl in dieser
Art nur die Armee bieten kann. Denn wo sonst ist es möglich, mit
Berufskollegen verschiedener Herkunft, unterschiedlicher Verwurzelung und über die Sprach- und Landesgrenzen hinweg so intensiv
unterwegs zu sein und voneinander zu lernen als eben hier?
Die ausländischen Gäste aus Frankreich, Deutschland und Österreich zeigten sich erfreut über die kameradschaftliche und freundschaftliche Art und Weise des Umgangs und des zielgerichteten miteinander Unterwegssein, wie es in unserer Armee gelebt und gepflegt
wird. Sie werden manchen Impuls in ihre Länder zurück nehmen.
Der Armeeseelsorger ist ein Grenzgänger. Die Kirche beauftragt ihn,
die Armee organisiert die spezifische Ausbildung, ernennt ihn zum
Hauptmann Armeeseelsorger und setzt ihn in ihren Reihen ein. In
dieser Funktion muss er sich auskennen in den verschiedenen Fachdiensten und deren methodischen Ansätzen. Er muss sich ein Beziehungsnetz bauen können innerhalb und ausserhalb der Armee. Er
muss sich in Personen und Situationen einfühlen können und sich auf
die seelsorgerliche und soziale Situation, die er bei der Truppe antrifft,
einlassen. Er muss sich ebenso in der Improvisationskunst üben wie
auch über religionspsychologische und klinische Grundkenntnisse
verfügen, geschweige denn sich seinen eigenen Grenzen und Stärken
in ausserordentlichen Lagen bewusst sein und dabei seinen Umgang
mit Nähe und Distanz reflektieren. Und das stets in ökumenischer
Weite und Offenheit Andersdenkenden gegenüber.
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Bilder: ZVG.
Hohe Anforderungen
Die feierliche Ernennung der neuen Armeeseelsorger erfolgte
in Le Bouveret.
Protokollarische Zeremonie
Sorgfalt bis ins kleinste Detail
Um die protokollarischen Vorgaben bei Zeremonien mit militärischen Ehren etwas besser zu verstehen, haben wir uns
in die Infanterie-Rekrutenschule 5 in Colombier begeben, die sich auf den Besuch des luxemburgischen Premierministers
in Neuenburg vorbereitete. Ein Empfang, der bis ins kleinste Detail geplant ist.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Es ist noch früh am Mittwochmorgen, als wir
in Neuenburg ankommen, wo wir der Vorbereitung der militärischen Ehren beiwohnen.
In zwei Reihen mit je 40 Personen stehen die
Rekruten von Einheitskommandant ­Mathias
Maurer der Infanterie-Rekrutenschule 5,
Kompanie 3, in Bereitschaft. Für unsere ungeübten Augen wirkt die gesamte Zeremonie
perfekt. Nach Ansicht von Stabsadj Simon
Burren, dem Chef Sicherheit und Transport
vom Militärprotokoll, fehlt bei einigen Details vor der Ankunft des Premierministers
noch der letzte Schliff. «Von den Schnürsenkeln über die Höhe des Reissverschlusses und
den Abstand zwischen den Füssen bis zur
Neigung des Bérets muss alles perfekt sein»,
erläutert Stabsadj Simon Burren.
Zur Vorbereitung auf diesen etwas aussergewöhnlichen Tag wurde den Soldaten eine
morgendliche Übung auf dem Waffenplatz
Moudon zuteil. «Als allererstes erklären
wir den Soldaten die Gründe des Besuchs.
Anschliessend stellen wir zusammen mit
ihnen sicher, dass keine Tätowierungen
oder Piercings zu sehen und die Rasuren
und Haarschnitte ordnungsgemäss sind»,
führt Stabsadj Simon Burren weiter aus. «Wir
ersetzen nicht vorschriftsgemässes Material
und üben dann den Ablauf der Zeremonie in
mehreren Durchläufen ein.»
Die Zeit vergeht und der grosse Moment rückt näher. Die Militärmusik nimmt
ihren Posten ein und Stabsadj Simon Burren
verlangt eine Generalprobe zur Abschlusskontrolle. Er geht alle Reihen ab, um letzte
Details zu richten … schliesslich ist alles
bereit. Bundespräsident Didier Burkhalter
kommt an, dann hält der luxemburgische
Premierminister seinen Einzug. Die Anspannung ist spürbar, es darf nicht das Geringste
schiefgehen. Schon sind die fünfzehn Minuten protokollarische Zeremonie vorbei und
der Auftrag erfüllt!
«Während die militärischen Ehren
heute reinen Symbolcharakter haben, waren sie ursprünglich eine Vorführung von
staatlicher Souveränität und ein Zeichen des
Schutzes für den Gast», so Oberst Reto P.
Senn, Chef Militärprotokoll. «Wenn der Gast
mit dem Gastgeber die bewaffnete Ehrenformation abschreitet, sieht er nicht nur unsere
wehrhaften Bürger in Uniform, sondern auch
die Symbolik, dass er während des Besuches
unter unserem Schutze steht.»
Volle Konzentration vor der Ankunft des Premierministers.
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11
Rauschbrillen simulieren
eindrucksvoll den Zustand
unter Alkohol­einfluss.
Präventionskampagne der MUSP
Heckscheibenfolien, Spot und Rauschbrillen
Die Alkohol-Kampagne der Militärischen Unfall- und Schadenprävention (MUSP) geht mit dem dritten RS-Start dieses Jahres
in eine neue Runde. Schulen und Kursen stehen drei weitere Elemente für die Präventionsarbeit zur Verfügung.
Stefanie Stettler, Leiterin MUSP
Im Jahr 2012 lancierte die Militärische Unfall- und Schadenprävention (MUSP) in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) die Präventionskampagne «Zum Glück gibt es
alkoholfreie Drinks». Die Kernbotschaft wird auch durch den neuen Kampagnen-Slogan nicht verändert, der lautet «Auch im Grünen
nicht blau.» Entgegen den Erwartungen gaben nicht Vorfälle im Bereich des militärischen Strassenverkehrs Anlass für eine flächendeckende Kampagne. Vielmehr waren es Vorfälle wie Restalkohol am
Morgen (nach Ausgang / Urlaub), Fehlverhalten im Wachtbetrieb
oder Rangeleien und Stürze im Ausgang. Nach einer Laufzeit von
nun zirka 20 Monaten kann ein erstes Fazit über die Wirksamkeit
formuliert werden.
Weniger Ereignisse, mehr Promille
Nach eingehender Analyse der Kennzahlen kann erfreulicherweise
festgehalten werden, dass die Anzahl der Ereignisse, bei welchen die
Militärpolizei im Einsatz war, in diesem Bereich gesunken ist. Die
Vorfälle im Bereich des exzessiven Alkoholkonsums sind jedoch angestiegen. Wir sprechen nicht mehr von einem Promillegehalt bis
0,8. Vielmehr sind es Werte im Bereich zwischen 1,2 und 2,3 Alkoholpromille. Dies vielfach auch nach einer Restalkoholmessung am
nächsten Morgen.
Kennzahlen und Umfragen zeigen, dass sich die Kampagne einer guten Akzeptanz erfreut und wir somit auf einem guten Weg
aber noch lange nicht am Ziel sind. Es bedarf weiterer Massnahmen
zugunsten der Gesundheit und Sicherheit der Angehörigen der Armee. Die Begleitmassnahmen zur Kampagne werden ab dem dritten
Schulstart im laufenden Jahr, konkret per 27. Oktober 2014, erweitert. Schulen und Kursen stehen neben Print- und Audioprodukten drei weitere Elemente für die Präventionsarbeit zur Verfügung.
Brillen simulieren Trunkenheit
Analog den zivilen Polizeikorps wird mit entsprechender Folierung der
Heckscheiben auf den Einsatzfahrzeugen der Militärpolizei die Präventionsarbeit unterstützt. Ziel dieser Massnahme ist die wiederkehrende Information auf den Gefahrenherd Alkohol sowie weiterhin die
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Steigerung des Wiedererkennungswertes zwischen Zivil und Militär.
Des Weiteren entwickelte die Militärische Unfall- und Schadenprävention MUSP einen Präventionsspot. Dieser handelt von einer jungen
Frau, die sterben musste, weil ein alkoholisierter Fahrzeuglenker einen
Unfall verursachte, selber jedoch gänzlich unverletzt überlebt hat. Im
Zentrum der Diskussion steht die Frage: «Könntest du damit leben?».
Als drittes Element können so genannte Rauschbrillen zur Verfügung gestellt werden. Diese Brillen simulieren eindrucksvoll den
Zustand unter Alkoholeinfluss. Dargestellt wird zwar nicht genau
das Bild, welches im Rauschzustand wahrgenommen wird. Das Körpergefühl und die Beeinträchtigung bei der Ausführung einfachster
alltäglicher Dinge, wie beispielsweise beim Aufheben eines Schlüsselbundes oder Gehen auf einer geraden Linie, sind mit der Realität
aber nahezu identisch.
Selbst- und Mitverantwortung fördern
Ganz nach dem Motto «Steter Tropfen höhlt den Stein» soll die Kampagne weiterhin ansprechen und auf die Gefahren des Alkoholkonsums hinweisen, wenn wir erreichen wollen, dass Einsicht und Vorsicht sowie Selbst- und Mitverantwortung den Stellenwert erhalten,
der ihnen zusteht. Die unermüdlichen Bestrebungen von Kommandanten und Kader werden damit unterstützt und das Unfallrisiko
kontinuierlich gesenkt. Die Armee steht in der moralischen Pflicht:
Jeder Angehörige der Armee hat das Recht, gesund in die Dienstleistung einzurücken und diese auch gesund zu beenden.