Die Digitalisierung bringt Job und Familie zusammen

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15.06.2015
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Work-Life-Balance
Die Digitalisierung bringt Job und Familie zusammen
von Kerstin Dämon
Die Digitalisierung verändert unser Leben und Arbeiten. Sie sorgt für neue Jobs und neue
Arbeitsmodelle. Davon profitieren Eltern, die Beruf und Familie besser vereinbaren wollen. Sie
brauchen allerdings noch Geduld.
Die Digitalisierung macht eine ganze Menge mit der Wirtschaft und der Gesellschaft: Sie schafft neue
Technologien, neue Produkte, neue Jobs. Schon heute haben zwei Drittel aller Beschäftigten in
Deutschland einen digitalisierten Arbeitsplatz. Das heißt, dass sie ihre Arbeit nicht mit ihren Händen
und Muskelkraft verrichten, sondern mittels Technik und Computern. Bereits 40 Prozent der
deutschen Unternehmen nutzen Cloud-Computing. Weitere 30 Prozent erwägen, demnächst auf
Cloud-Computing umzusteigen. "Digitalisierung ist also kein Zukunftsthema. Digitalisierung findet jetzt
und heute statt", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer beim Kongress "Digitalisierung der
Wirtschaft und Arbeitswelt".
Gleichzeitig verbessert sie die Eigenständigkeit bei der Arbeit, die Zusammenarbeit innerhalb von
Teams und die Lebensqualität bei der Arbeit. Das belegt das kürzlich veröffentlichte "Edenred-IpsosBarometer 2015", für das mehr als 13.600 Mitarbeiter aus 14 Ländern zu ihrer Zufriedenheit mit der
Digitalisierung befragt wurden. Viel spannender als die Beobachtung, was die Digitalisierung heute
verändert, ist allerdings die, was sie morgen verändern wird. Das Ziel ist für Kramer klar: "Alles, was
vernetzt werden kann, wird vernetzt, alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden."
Auf welche Bereiche wirkt sich die Digitalisierung im Arbeitsalltag aus?
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Eigenständigkeit in der Arbeit
47 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sich die Digitalisierung positiv auf das
eigenständige Arbeiten auswirkt. 37 Prozent spüren keine Auswirkung, zehn Prozent beklagen
negative Einflüsse.
Quelle: Edenred-Ipsos-Barometer 2015, "Wohlbefinden & Motivation der Arbeitnehmer"
Zusammenarbeit unter den Teams
45 Prozent sagen, dass die Digitalisierung die Zusammenarbeit verbessert, 13 Prozent sehen eine
Verschlechterung.
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Lebensqualität bei der Arbeit
43 Prozent spüren einen positiven Einfluss der Digitalisierung auf ihre Lebensqualität im Job, 36
Prozent merken gar keine Veränderung und 15 Prozent spüren negative Einflüsse auf die
Teamarbeit.
Qualität der Kundenbeziehungen
Die Zusammenarbeit mit Kunden verbessert sich laut 42 Prozent der Befragten. Neun Prozent
sehen hier eine Verschlechterung.
Gestaltungsfreiheit und Innovationsmöglichkeiten
Eine Verbesserung durch die Digitalisierung erleben 41 Prozent, elf Prozent beklagen negative
Einflüsse.
Kompetenzen
43 Prozent sagen, dass die Digitalisierung an den Kompetenzen nichts verändert hat. 40 Prozent
sehen einen positiven Einfluss und acht Prozent einen negativen.
Arbeitsmotivation
40 Prozent fühlen sich durch die Digitalisierung bei der Arbeit motivierter, bei elf Prozent sehe es
durch die Digitalisierung schlechter aus mit ihrer Motivation. Für 43 Prozent hat sich durch die
Digitalisierung nichts an ihrer Motivation verändert.
Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben
Dank der Digitalisierung können 34 Prozent der Befragten berufliches und privates leichter
vereinen. Bei 16 Prozent ist es dagegen schwieriger geworden, beides unter einen Hut zu
bekommen. 42 Prozent spüren keine Veränderung.
Führungskräfteverhalten
Bessere Chefs dank Digitalisierung? Keine Veränderung bemerkten 42 Prozent. Einen positiven
Einfluss glauben 28 Prozent bei ihren Vorgesetzten bemerkt zu haben, eine Verschlechterung
beklagten 28 Prozent.
Vor 20 Jahren war es noch unvorstellbar, von einem Navi statt dem großen Falk- oder
ADAC-Autoatlas in den Urlaub begleitet zu werden. In zehn Jahren kann das Auto vielleicht alleine
die Kinder vom Hort abholen, während die Eltern noch im Büro sitzen. Klingt absurd? Vor zehn
Jahren war der Gedanke noch völlig skurril, mit dem Mobiltelefon von unterwegs aus den Backofen
oder die Heizung anzuschalten. Heute ist das kein Problem mehr - und nicht nur etwas für Nerds mit
dem entsprechendenden Kleingeld. Die nötige Technologie trägt jeder mit sich in der Hosentasche
herum.
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Bedürfnisse nach Vereinbarkeit ändern sich
Deshalb versprechen sich viele von der Digitalisierung nicht nur neue Techniktrends, sondern auch
ganz neue Impulse für das Arbeits- und Familienleben. "Vor allem für die jüngeren Generationen ist
ein erfülltes Privatleben eine wesentliche Voraussetzung für gute Leistungen im Beruf", sagt Roland
Berger-Expertin Ute Lysk. Wesentlicher Treiber für den Wunsch der Beschäftigten nach mehr
Flexibilität seien die Megatrends Individualisierung und Digitalisierung. So wird es für die
Beschäftigen immer wichtiger, ihre Zeitaufteilung selbst bestimmen zu können. "Zu dieser neuen
Vereinbarkeit gehört zum Beispiel auch, dass Väter nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit
reduzieren können, ohne einen Karrierebruch zu erleben."
Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger unter deutschen Top-Managern geht
mehr als jeder dritte davon aus, dass die Wünsche junger Eltern nach partnerschaftlichen Modellen
wachsen werden. In fünf bis zehn Jahren sei eine gleichberechtigte Aufgabenteilung statt des
Versorgerprinzips Standard. Nur: Rund 80 Prozent der befragten Manager sind der Meinung, dass
Firmen auf die neue Vereinbarkeit noch nicht gut vorbereitet sind.
Die gute Nachricht: Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitsprozesse wirkt sich positiv auf die
familienfreundliche Politik der Firmen aus. Denn dank neuer Kommunikationstechnologien nehmen
viele Beschäftigte die Möglichkeiten eines flexiblen Arbeitsplatzes und flexibler Arbeitszeitmodelle
wahr. "Unternehmen sollten ihre bisherige Präsenzkultur überwinden, wenn sie qualifizierte
Mitarbeiter langfristig an sich binden wollen", rät Roland Berger-Partnerin Ina Wietheger.
Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten
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Teilzeit
Die Teilzeit ist bei deutschen Firmen das beliebteste Arbeitszeitmodell, immerhin 79,2 % aller
Unternehmen bieten sie ihren Angestellten an.
Individuelle Arbeitszeiten
Das zweitbeliebteste Arbeitszeitmodell deutscher Unternehmen sind mit 72,8 % die Individuelle
Arbeitszeiten.
Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit
Die Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit bieten 70,2 % der deutschen Unternehmen an.
Keine Arbeitszeitkontrolle
46,2 % der Firmen führen keine Arbeitszeitkontrolle durch, wenn ihre Angestellten familienbedingt
kürzer treten müssen.
Flexible Jahres- oder Lebensarbeitszeit
Nur 28,3 % der deutschen Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern eine Flexible Jahres- oder
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Lebensarbeitszeit ein.
Telearbeit
Gerade einmal 21,9 % der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit der
Telearbeit an.
Jobsharing
Mit 20,4 % ist das Arbeitszeitmodell des Jobsharings in Deutschland äußerst begrenzt.
Sabbaticals
Ein Sabbatical kommt nur bei 16,1 % der deutschen Unternehmen als Arbeitszeitmodell in Frage.
Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hofft auf die Digitalisierung als
Vereinbarkeitsmotor: "Ich denke da zum Beispiel an mehr Zeitsouveränität durch mobiles Arbeiten
oder neue Formen der digital vermittelten Mitarbeiterbeteiligung", schreibt sie im Grünbuch, in dem
sie das Thema Arbeiten 4.0 beschreibt. Doch noch scheint es nicht immer ganz so leicht zu sein,
Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. "Die Verdichtung von privaten und beruflichen
Anforderungen und die Zeitknappheit machen sich besonders während der „Rushhour des Lebens“
bemerkbar", heißt es. Gemeint ist, dass Berufseinstieg, -aufstieg und Familiengründung mittlerweile
bei vielen zeitlich zusammenfallen. Wer erst mit 25 in den Beruf startet und mit 30 Jahren eine
Familie gründen will, hat nicht viel Zeit für den beruflichen Aufstieg. Im ungünstigsten Fall kommen in
diesem Alter noch Pflegeaufgaben für Familienangehörige hinzu.
Scheitern wir an der Vereinbarkeit?
Das alles unter einen Hut zu bringen, klappt derzeit zwar irgendwie – was muss, das muss – nur so
richtig glücklich ist damit keiner. So heißt es beim Arbeitsministerium, dass zwei Drittel der Deutschen
der Meinung sind, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland alles in allem eher
"nicht so gut" funktioniere. 41 Prozent der abhängig Beschäftigten geben an, dass sie selbst
Vereinbarkeitsprobleme haben. Die Behörde sieht hier einen Grund für die zunehmende Zahl
psychischer Belastungen. Für viele sind die Anforderungen einfach zu viel und auch bei der
WirtschaftsWoche wurde die Lüge von der Vereinbarkeit schon thematisiert.
Aber schon jetzt lässt die Digitalisierung hoffen: Wo früher ein Kindermädchen oder die Großeltern
helfen mussten, können sich Eltern ihre Arbeitszeit dank der entsprechenden Technologien deutlich
besser einteilen - oder von zuhause aus arbeiten. Dass Mütter nur von acht bis zwölf arbeiten
können, weil dann die Kinder aus der Schule kommen, ist überwiegend jetzt schon passé: E-Mail und
Laptop sei Dank. Auch Teilzeitmodelle gibt es immer mehr. Allerdings arbeiten vor allem Frauen oft in
Teilzeit und verdienen dadurch meist weniger.
Was bei Müttern und Vätern zu kurz kommt
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Beruf
Der Beruf ist das Schlusslicht unter den Dingen, die Eltern zu kurz kommen: Gerade mal 12
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Prozent der befragten Mütter und 8 Prozent der befragten Väter fanden, sie würden zu wenig Zeit
in ihre Arbeit investieren.
Befragt wurden liierte Eltern von Kindern unter 16 Jahren, die angaben, nicht allen Anforderungen
gerecht zu werden.
Quelle: Inst. für Demoskopie Allensbach
Freunde
Ob die eigenen Freunde zu kurz kommen oder nicht, wird geschlechtsspezifisch differenziert
wahrgenommen: Zwar findet auch fast ein Drittel (32 Prozent) der befragten Frauen, dass sie ihren
Freunden nicht genug Zeit widmen, bei den Männern sind es mit 56 Prozent jedoch erheblich
mehr.
Haushalt
Hier ist die Diskrepanz zwischen Mann und Frau nicht ganz so groß wie bei der unterschiedlichen
Wahrnehmung in Bezug auf die Vernachlässigung von Freundschaften. Ein klarer Trend ist aber
auch hier erkennbar. Nur 21 Prozent der befragten Männer glaubten, sie müssten eigentlich mehr
im Haushalt tun. Bei den Frauen waren es hingegen 35 Prozent.
Kinder
Weit über zwei Drittel der befragten Männer gaben an, ihre Kinder kämen in ihrem
Zeitmanagement zu kurz. Bei den Frauen waren es 41 Prozent.
Partner
Auch die Partnerschaft kommt mehr Vätern als Müttern zu kurz: Zwar sagen 47 Prozent der
befragten Frauen, ihr Partner bekäme zu wenig Zeit gewidmet, bei den Männern allerdings sind es
73 Prozent.
Sie selbst
Dass sie selbst zu kurz kommen, finden 53 Prozent der befragten Männer und 56 Prozent der
befragten Frauen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag die durchschnittliche Arbeitszeit von Frauen mit
Kindern im Jahr 2013 bei 27 Stunden pro Woche. Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren, die zu Hause
keinen Nachwuchs zu betreuen hatten, waren gut 37 Stunden berufstätig. Erwerbstätige Väter
arbeiteten dagegen im Schnitt knapp 42 Stunden und damit sogar eine Stunde länger als Männer
ohne Kind. Und: Teilzeitarbeit von Frauen gilt als ein Grund für die im Schnitt unverändert große
Lohnkluft zwischen Frauen und Männern in Deutschland.
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Teilzeit und Jobsharing
Es gibt jedoch auch Teilzeitmodelle, die sich sowohl auf dem Gehaltszettel als auch später bei der
Rente besser machen, als der Vier-Stunden-Tag an der Supermarktkasse, den viele noch unter
Teilzeit verstehen. Jobsharing hat gegenüber klassischer Teilzeit Vorteile und ist auch für Männer
attraktiv. Das Prinzip geteiltes Gehalt, geteilte Stelle funktioniert überall da besonders gut, wo
klassische Teilzeit an die Grenzen stößt, erklärt Jana Tepe, Geschäftsführerin von Tandemploy. Ihr
Unternehmen vermittelt Jobsharer im Doppelpack an Unternehmen. "Das wird ganz viel auf
Führungsebene gemacht, aber auch viel im IT-Bereich, im Marketing, im Vertrieb, im
Projektmanagement", sagt sie.
Führen in Teilzeit ist jedoch weiterhin eine Ausnahmesituation. Es scheitert aber nicht an der Frage,
ob Führungspositionen grundsätzlich teilzeitfähig sind, sondern vielmehr an der Machbarkeit, der
technischen Umsetzung. "Viele Unternehmen, die Teilzeit oder Jobsharing anbieten, haben ein
Problem mit dem Gleichgewicht: Vormittags sind oft zu viele Kräfte vor Ort, nachmittags zu wenige.
Das Tagesgeschäft läuft aber kontinuierlich. Und dass die Vollzeitkräfte diese Mehrbelastungen dann
auffangen, ist ungerecht", sagt Doris Mailänder, Geschäftsführerin der Personalberatung TreuenFels.
Hilfe, ein Roboter klaut meinen Job!
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Bedrohte Jobs
Dass die Zeichen der Zukunft auf digital stehen - geschenkt. Doch ein Journalist der britischamerikanischen Webseite Mashable hat darüber einen Artikel veröffentlicht, welche Jobs schon im
nächsten Jahr von Robotern ersetzt werden könnten. Das Ergebnis ist überraschend: Ein Blick in
die Gegenwart zeigt, dass die Zukunft oft schon da ist.
Reinigungskraft
Sie heißen Scooba 230 oder Braava 380: Roboter, die selbstständig den Boden saugen oder
wischen, gibt es schon seit ein paar Jahren. Aber bei aufwendigen Reinigungen, wie zum Beispiel
das Entfernen von Bakterien und Keime, war der Mensch bislang unersetzbar. Doch das ändert
sich zunehmend. In einem kalifornischen Krankenhaus ist bereits ein Putzroboter im Einsatz, der
gezielt zur Bekämpfung von Keimen programmiert wurde. Mithilfe von UV-Licht befreit er das
Hospital von Bakterien und Schimmel.
Lehrer
Ob E-Learning oder Moocs: Die größten Bildungstrends der letzten Jahre fanden nicht in den
Klassenräumen statt, sondern im Internet. Doch dass der Beruf des Lehrers aussterben könnte –
daran haben bislang nur die wenigsten gedacht. In einer Schule im US-amerikanischen
Connecticut, lernen Kindern mit Robotern – und das sehr erfolgreich. Zwar kann der Roboter noch
keinen Lehrer ersetzen, aber er bringt immerhin die Qualifizierung eines Lehr-Assistenten mit.
Sportler
Der vierfache Weltfußballer Lionel Messi kann ihn nicht bezwingen. Drei Mal nimmt er Anlauf und
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schießt mit voller Wucht auf das Tor – doch der Torwart hält den Ball. Jedes Mal. Doch nicht
Manuel Neuer, Iker Casillas oder Gianluigi Buffont bewachen das Netz, sondern ein sonderlich
grinsender Roboter. Jetzt arbeiten japanische Wissenschaftler an einem Roboter, der neben dem
Fangen auch Werfen, Rennen und sich richtig positionieren kann. Das wäre dann der erste
Roboter, der in der Lage wäre, in einer Mannschaft mit anderen Menschen zu spielen.
Pfleger
Kranke zu pflegen kann nicht nur psychisch belastend sein, sondern auch körperlich. Etwa um den
Patienten aufzuhelfen, sich umzudrehen oder umzubetten. In einem Krankenhaus in Singapur
erledigt das nun ein Roboter. Das wohl intelligenteste Bett der Welt unterstützt den Patienten bei
den Bewegungen und schätzt selbstständig die Geschwindigkeit ein.
Verkäufer
Wer im US-amerikanischen San Jose den Orchard Supply Hardware Store betritt, wird von einer
rollenden weißen Säule namens OSHbot begrüßt. Der Roboter hat ein kleines Display mit
integrierter Kamera, in das die Kunden ihre Wünsche äußern können. Zum Beispiel, indem sie
eine bestimmte Schraube vor die Kamera halten. OShbot identifiziert die Schraube und führt den
Kunden dann direkt zum entsprechenden Regal. Auch über die Lagerbestände weiß er zu jeder
Zeit Bescheid.
Ein Video von Oshbot: http://www.mercurynews.com/business/ci_26815593/robots-helpingcustomers-at-san-jose-orchard-supply
Concierge
In einem Hotel in der US-amerikanischen Stadt Cupertino, mitten im Tech-Paradies Silicon Valley
gelegen, begleitet ein Roboter namens SaviOne, die Gäste des Drei-Sterne-Hotels Aloft in ihre
Zimmer. In diesem Jahr befand sich das Projekt noch in der Testphase, ab 2015 soll eine kleine
Armee von Robotern die Gäste der Starwood-Hotelkette, zu der auch das Aloft gehört, glücklich
machen.
Schauspieler
Schauspieler müssen sich jede Rolle hart erkämpfen, bei so gut wie jedem Casting ist die
Konkurrenz groß. Und künftig wird sie noch größer. In diesem Jahr wurde eine Rolle in der
Theateraufführung von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ von einem Roboter gespielt. Gregor
Samsa, der sich eines Morgens in ein Ungeziefer verwandelt sieht, wacht in der neuen
Interpretation als Roboter auf.
Video: http://www.newsplay.de/video/Newsplay/International/video-Theater-Experiment-Roboterspielt-Kafka-wissenschaft-technik-forschung-Frankreich-804828.html
Pilot
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In einem Flugzeug ist schon viel automatisiert – doch so ganz ohne Piloten aus Fleisch und Blut
ging es bislang nicht. Das will das Advance Institute of Science and Technology in Südkorea
ändern. Pibot ist ein Roboter mit Armen, Beinen und einem Kopf. Und soll ein Flugzeug durch
schwierige Manöver fliegen. Im nächsten Jahr wird das wahrscheinlich noch nicht möglich sein,
zumindest nicht im normalen Passagierverkehr. Aber Pibots Zeit wird kommen, und wahrscheinlich
schneller als heute gedacht.
Arbeit löst sich nicht am Mittag auf
Die wiederholten Forderungen der Politik an die Wirtschaft helfen wenig. "Viele Unternehmen
möchten, wie ihre Arbeitnehmer, gern flexibler sein, doch es fehlen tragfähige Strukturen. Gerade der
deutsche Mittelstand braucht Hilfe", so Mailänder. Das Problem: "Wir leben in einer
Morgengesellschaft, das lähmt die Flexibilisierung in Deutschland. Wenn etwa in Kitas und Schulen
früh Wissen vermittelt und nachmittags gespielt wird, werden Eltern wohl kaum morgens daheim
bleiben und nachmittags zur Arbeit kommen", sagt Mailänder. "Teilzeitarbeit sollte aber vor- und
nachmittags machbar sein", fordert die Personal-Expertin. "Im Handel, im Gesundheitswesen oder
bei Verkehrsbetrieben ist auch nicht mittags Schluss, die schichtweise Präsenz der Mitarbeiter ist dort
ganz selbstverständlich. Doch statt die Erfolgsstrategien zu übertragen, haben es gerade Fach- und
Führungskräfte anderer Branchen weiter schwer, in Teilzeit erfolgreich zu sein."
Dazu braucht es ein grundsätzliches Umdenken: "Klar erfordern flexible Jobmodelle
partnerschaftliche Prinzipien und dass Kollegen gemeinsam Verantwortung tragen - aber auch, dass
sie politisch mehr Druck machen", so Mailänder. Denn auch die Infrastruktur muss dazu passen.
"Manche Unternehmen behelfen sich, indem sie selbst Ganztages-Kitas bauen oder Fortbildungen in
den Abendstunden oder als Webinar anbieten. Doch das hilft nur punktuell."
Präsenzkultur wird verschwinden
Trotzdem können Webinare und Videokonferenzen, Skype und Messenger das Leben vieler Eltern
schon jetzt vereinfachen. "Die Digitalisierung hilft uns dabei, Karriere und Familie zu vereinen", sagt
auch Stefanie Peters. Sie war bei
Accenture und Boston Consulting als Beraterin tätig und ist
Gründerin und Geschäftsführerin der Unternehmensberatung enable2grow GmbH, die auf das
digitale Wachstum von Firmen spezialisiert ist. Und sie hat vier Kindern im Alter von vier bis 13
Jahren, die sie dank Homeoffice, Dropbox und Co. ohne Kindermädchen großziehen kann. "Der
Kunde erwartet nicht mehr, dass man von Montag bis Freitag bei ihm auf dem Schoß sitzt", sagt sie.
Mittlerweile reiche es in vielen Berufen aus, nur bei wichtigen Meetings physisch anwesend zu sein.
"Die Ergebnisse des Meetings verschickt man dann per Mail oder läd sie in eine Dropbox hoch. Da
spielen Ort und Zeit keine Rolle."
Entsprechend ist die Anzahl der erwerbstätigen Mütter mit minderjährigen Kindern von 59 Prozent im
Jahr 2004 auf rund 67 Prozent im Jahr 2013 gestiegen. Zeitgleich hat sich Lage der Kinderbetreuung
in Deutschland deutlich verbessert – fast jedes dritte Kind unter drei Jahren bekam 2013 einen
Krippenplatz.
Warum die Deutschen gründen
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43 Prozent
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43 Prozent der 5.508 Unternehmen, die in der Zeit von 2005 bis 2007 gegründet wurden,
entstanden, weil die Gründer selbstbestimmt arbeiten wollten.
Quelle: Statista
22,5 Prozent
Eine konkrete Geschäftsidee umsetzen wollten 22,5 Prozent der von KfW und ZEW befragten
Neugründer.
12,8 Prozent
Die Gründung als ausweg aus der Arbeitslosigkeit liegt auf Platz drei.
9,5 Prozent
Für gut zehn Prozent gab es keine alternative Beschäftigung in einem Unternehmen.
8,5 Prozent
8,5 Prozent sahen ihre Chance, eine Marktlücke auszunutzen.
2,28 Prozent
Rund zwei Prozent sagten, ihr ehemaliger Arbeitgeber habe eine Gründung forciert.
1,5 Prozent
Steuerliche Anreize waren für 1,5 Prozent ausschlaggebend.
Peters gibt jedoch auch zu, dass Home-Office und mobile Datenübetragung ihr zwar helfen, Job und
Familie unter einen Hut zu bringen, für die Krankenschwester oder den Schlosser sei die allerdings
noch nicht möglich. "Das ist natürlich eine Bewegung für Wissensarbeiter und Leute, die mit dem
Computer arbeiten, aber auch Ärzte können heute schon über hunderte Kilometer Distanz operieren,
weil es egal ist, ob sie den Roboter von zuhause aus steuern oder ob sie daneben stehen", sagt
sie. Tatsächlich sind Roboter in vielen Berufen bereits Alltag und können aus der Ferne gesteuert
werden - acht Stunden neben den Blechkameraden zu stehen, ist zwar oftmals noch erwünscht, aber
schon heute nicht mehr nötig.
Die Unternehmerin ist überzeugt, dass in Zukunft noch viel mehr möglich sein wird, als man sich
heute vorstellen könne. "Das Angekettetsein am Schreibtisch wird in Zukunft verschwinden." Und der
Prozess der Digitalisierung kommt gerade erst so richtig in Fahrt, ist Ingo Kramer sicher: In Zukunft
können Autos selbstständig die Kinder abholen oder zur Oma fahren und Roboterparks kommen
ohne menschliche Hilfe klar. Dann reicht es vielleicht, wenn der Ingenieur von einem Ort seiner Wahl
aus die Daten auswertet und auf den On/Off-Schalter drückt, sobald es nötig ist. In fünf Jahren soll es
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weltweit mehr als 50 Milliarden vernetzte Geräte geben, die uns nur noch als Impulsgeber brauchen.
Insofern kommt viel freie Zeit auf die Menschen zu.
Freelancer als Kompromiss
Mit der voranschreitenden Digitalisierung entstehen außerdem immer mehr Möglichkeiten, sich
selbstständig zu machen. Wer eine pfiffige Idee für eine neue App hat, kann natürlich bei einem
Unternehmen anheuern, seine Idee vorstellen und darauf hoffen, dass sie umgesetzt wird. Oder
derjenige macht es auf eigene Rechnung und Risiko. Zugegeben: Dass die Zahl der Menschen in
den sogenannten freien Berufen steigt, ist bereits seit gut 20 Jahren der Fall. Übten im Jahr 1994
gerade mal 550.000 Menschen einen Freiberuf aus, waren es 2014 schon 1,27 Millionen. Das sind
rund drei Prozent aller Beschäftigten in Deutschland.
Gerd Schorn, Geschäftsführer des Personaldienstleisters provativ, der sich auf die Vermittlung
erfahrener, freiberuflicher IT-Experten in Projektarbeit spezialisiert hat, geht aber davon aus, dass
ihre Zahl noch steigen wird. "Gerade neue Familienmodelle fordern neue, flexible Konzepte der
Erwerbstätigkeit – gehen Arbeitgeber auf diese Veränderungen nicht ein, birgt das
Spannungspotenzial und vergrault wertvolle Talente", sagt er. Entsprechend dränge es immer mehr
Menschen raus aus der abhängigen Beschäftigung und hinein in die Selbstständigkeit.
Entsprechend stieg in den vergangenen Jahren auch der Anteil an selbstständigen Frauen: von 31
Prozent im Jahr 1991 auf 39 Prozent im Jahr 2013. "Heute spielen wegen der allgegenwärtigen
Verfügbarkeit des Internets weder Ort noch Zeit eine Rolle bei Shopping, Bankgeschäften,
Medienkonsum – oder der Arbeit", sagt er. "Gerade im Dienstleistungssektor, der mit 69 Prozent den
Löwenanteil zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, reichen in vielen Bereichen ein Computer mit
Internetanschluss und ein Telefon, um überall arbeiten zu können." Wenn das Arbeitgeber nicht
einsehen, müssen sie ihre Leute ziehen lassen, sagt Schorn.
Schlechte Gewissen sitzt im Kopf
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Haltet die Hausarbeit in Ehren!
Ein Problem bleibt jedoch: Die Eltern haben - zumindest noch häufig das Gefühl, niemandem richtig gerecht zu werden. Mehr
als die Hälfte der berufstätigen Eltern von Kindern zwischen
sechs und 14 Jahren in Deutschland ein schlechtes Gewissen
hat, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des
Online-Lernspezialisten scoyo zeigt. Vereinbarkeit funktioniert für
die meisten demnach nur mit Hängen und Würgen – irgendwas
kommt immer zu kurz. 52 Prozent haben immer wieder das
Gefühl, zu wenig Zeit mit ihren Söhnen und Töchtern zu
verbringen.
Peters kann das nicht verstehen. Sie entscheide ganz klar zwischen Qualität und Quantität. "Das
schlechte Gewissen sitzt im Kopf – es kommt auf meine Definition an, was eine gute Mutter ist und
was nicht", sagt sie. Die Wochenenden gehören ihren Kindern und das abendliche
Gute-Nacht-Sagen sei ein festes Ritual – auch wenn es manchmal nur per Telefon oder Skype
geschehe. "Wenn mich jemand fragt, warum hast du vier Kinder bekommen, wenn du beruflich so viel
unterwegs bist, dann sage ich: weil ich beides miteinander verbinden will." Und weil sie sicher ist,
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können.
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