Skandal bei Harzer Grauhof?

Skandal bei Harzer Grauhof?
Pestizide und Süßstoffe im Harzer Grauhof Mineralbrunnen? Wie
so oft scheint Stiftung Warentest die Verbraucher vor allem zu
verunsichern.
Harzer Grauhof wird in der Region produziert. Bild: Harzer
Grauhof.
Wann prüft jemand Stiftung Warentest? Die mit staatlichen
Mitteln geförderte Verbraucherorganisation, die Anfang der
60er Jahre durch den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer
ins Leben gerufen wurde und die Güte von Produkten testen
soll, steht immer wieder in der Kritik. Auch Stiftung
Warentest muss Kasse machen, um zu überleben. So hat es den
Anschein, als bräuchte man in Berlin, dem Sitz der Stiftung,
gelegentlich ein paar Skandalmeldungen, um im Gespräch zu
bleiben. Wie es mit der Wahrheit aussieht, ist dabei offenbar
nicht die erste Frage. Erst kürzlich, Unser Interview mit
Ritter Sport., hatte Stiftung Warentest gegen den
Schokoladenhersteller Ritter Sport gerichtlich verloren. Die
Prüfer hatten behauptet, das mittelständische Unternehmen
verwende künstliche Aromen. Tatsächlich geht’s bei der »Voll
Nuss« aber mit rechten Dingen zu. Nun kam ein regionaler
Anbieter aus dem Kulinarisch38-Raum in die Schlagzeilen.
Harzer Grauhof, so die Meldung, die durch alle Medien einen
ganzen Tag ging, sei verunreinigt. Es fänden sich Spuren von
Pestiziden und Süßstoffe im Harzer Grauhof Medium.
Komplexe Wahrheiten
Das Ganze im entsprechenden Ton. Alarmistisch und mit
Vermittlung eines entsprechenden Ekelfaktors. Auch, wenn en
passant erwähnt wird, dass das Wasser aus dem Harz
gesundheitlich unbedenklich sei. Jedoch eben nicht rein, wie
eine Vertreterin von Stiftung Warentest besorgt mitteilte.
Tatsächlich dürfte dieser Sachverhalt wesentlich komplexer
sein, als das in einer skandalisierten Kurzmeldung zu
transportieren ist. Die ist zwar wenig umfänglich, hat aber
ihre Wirkung. Auf der Fahrt zur Arbeit im Auto nebenbei
gehört, prägt sie sich fest ein. Kulinarsich38 fragte bei
Supermärkten nach, die einen massiven Einbruch beim
Kaufverhalten feststellten. Wer kauft schon angebliches
»Pestizid-Mineralwasser«?
In der Kulinarisch38-Redaktion wird (nach wie vor) Harzer
Grauhof getrunken.
Probier’s mal mit Recherche
Dabei hätten sich die finanziell gut ausgestatteten
»Öffentlich rechtlichen Anstalten« und freien Redaktionen ein
paar Fragen stellen können. Zum Beispiel: Wir leben heute mit
einer Landwirtschaft, die jeden Tag mehr oder weniger
bedenkliche Stoffe auf die Pflanzen ausbringt, um den Ertrag
zu steigern und die Kosten zu senken. Lassen wir mal die Frage
weg, ob man das befürwortet oder ablehnt. Vieles hat sich ja
auch verändert. Vor 30 Jahren kippte man viel sorgloser alles
auf den Acker. Die Folgen werden noch unsere Kinder zu tragen
haben. Denn hat jemand geglaubt, dass diese Stoffe ihren Weg
am Grundwasser und den großen Brunnen vorbei gehen? Wir
benutzen Kosmetika, von denen wir nicht einmal ansatzweise
ahnen, welche Silikone sie so geschmeidig und schäumend
machen. Und wo bleiben die, wenn sie in den Ausguss fließen?
Es gibt längst genügend warnende Stimmen, dass sich derlei
kaum herausfiltern lässt. Die Dinge ändern sich trotzdem
nicht. Sorgen kommen erst auf, wenn es an die Gesundheit geht.
Der Skandal liegt also viel tiefer.
Die zweite Seite
Schließlich: Welche Rolle spielt eigentlich die Stiftung
Warentest? Gibt es eine zweite Seite? Kulinarisch38 fragte bei
der Harzer Brunnen nach und bekam umgehend eine Stellungnahme.
Im NDR etwa, vermisste man diese zweite Stimme. Die Argumente
aus Goslar sollte man aber schon einmal hören. Erster Punkt:
Die
strengen
Anforderungen
der
Mineralund
Tafelwasserverordnung werden von den Harzern eingehalten. Die
inkriminierten Stoffe liegen im Tausendstelbereich und dies,
wie Harzer Grauhof zu Recht anmerkt, obwohl der
Bundesgerichtshof einen Null-Standard als nicht tragfähig
ansieht. In einer hoch industrialisierten Gesellschaft kann
man bei der Bewertung von Lebensmitteln nicht von einem
Paradieszustand ausgehen. Das ist lebensfremd.
Ungereimtheiten und unerklärliche
Eile
Schließlich weist Harzer Grauhof darauf hin, dass es im
Bereich der Mikrobiologie und des Acetaldehyds im Test zu
Ergebnissen kommt, die in sich nicht stimmig seien und
»womöglich auf eine Laborkontamination zurückzuführen sind.«
Man habe die Stiftung auf diese Unstimmigkeiten hingewiesen.
Statt eine Klärung zu suchen, hat die jedoch rasch
veröffentlicht. Die Harzer Brunnen GmbH prüft derweil
rechtliche Schritte gegen Stiftung Warentest. Wie sich der
Fall entwickeln wird, werden wir auf dem Radar behalten.
Schade ist, dass solche Skandalmeldungen, die verunsichern und
Schaden anrichten, offenbar ohne jede Recherche in die Welt
gesetzt werden.
Harzer Grauhof im Internet.