WEIDMANN Schweißarbeit Eine korrekt durchgeführte Schweißarbeit steht nicht nur hinsichtlich Tierschutz an oberster Stelle, sondern verfügt auch über einen ethischen und wirtschaftlichen Gedanken. – Einblicke in die Vielfalt, das benötigte Grund wissen und die Schwierigkeiten der Schweißarbeit. – 2. und letzter Teil. Foto WEIDWERK-Archiv/Schachhuber jagdhund Johann Hayden Foto Michael Klapper Neben BGS und HS ein weiterer Schweißhund: die Alpen ländische Dachsbracke 38 Im ersten Teil ging es bereits um Birsch- und Schusszeichen, im 2. und letzten Teil soll auch ein Überblick darüber geboten werden, welche Schusszeichen die verschiedensten Trefferlagen bei einem Stück Wild bewirken, mit welchen Birschzeichen man rechnen kann und ob eine allfällige Nachsuche erfolgreich sein wird. Die in der Tabelle auf Seite 40 angeführten Schusszeichen ent- sprechen langjährigen Erfahrungen, müssen jedoch nicht immer genau zutreffen. Am Anschuss Wichtig ist vor allem, dass gut eingearbeitete junge Hunde zu Beginn ihres „Berufslebens“ nicht überfordert werden. Die erste „echte“ Nachsuche ist ein Schlüsselerlebnis und muss daher unbedingt zum Erfolg führen! Es stellt daher eine große Verantwortung des Führers dar zu entscheiden, ob er dem jungen Hund eine Nachsuche zutrauen kann oder doch lieber einen erfahrenen Hund zur Nachsuche bittet. Ebenso, wenn eine notwendige Hatz vermutet wird. Jede Nachsuche hat ihre besonderen Eigenheiten und „Gesetze“. Nicht nur die verschiedenen Wildarten, sondern auch die einzelnen Jahreszeiten, das Wetter, das Gelände, der Bewuchs, das Fährtenalter, die vermutliche Verletzung des Stückes und viele andere Faktoren lassen Nachsuchen meist zu „Einzelfällen“ werden. Dass eine Nachsuche sowohl aufgrund gesetzlicher Vorschriften als auch aus Gründen der Weidgerechtigkeit sobald wie möglich beginnen soll, ist selbstverständlich. Wenn nicht ganz wesentliche Gründe oder Fakten dagegensprechen, sollte eine Nachsuche prinzipiell immer am Anschuss beginnen. Ist dieser nicht oder nicht genau bekannt, muss der Hund vorsuchen und den Anschuss verweisen. Während der Anschusskontrolle wird der Hund in Sichtweite abgelegt. Jede Hektik und Nervosität ist unbedingt zu vermeiden, da sich diese unweigerlich auf den Hund überträgt. Wird der Anschuss gründlich in aller Ruhe untersucht, werden einerseits vom Hundeführer etwa vorhandene Birschzeichen – Eingriffe und Ausrisse, Schnitt- bzw. Schlaghaar, Schweiß, Knochensplitter usw. – eher gefunden, und andererseits kann der Hund ruhig zusehen und sich auf seine bevor stehende Arbeit einstellen. Sind am Anschuss beispielsweise Schnitthaare (abgeschossene Haare) zu finden, ist mit einer schweren Verletzung des Wildes zu rechnen. Findet man allerdings lediglich Haare samt deren Wurzel, deutet dies meist auf einen Krell- oder Streifschuss hin. Erfahrene Hundeführer tupfen den Anschuss mit einem weißen Taschentuch ab, um allfällige Birschzeichen rascher zu finden. Auch Konsistenz und Farbe von vorhandenem Schweiß geben Auskunft über den Sitz der Kugel (sämtliche Birschzeichen siehe Tabelle auf Seite 40). Nach der WEIDWERK 10/2008 Foto Werner Nagel Nach getaner Arbeit ... Überprüfung des Anschusses wird dieser verbrochen (abgebrochener Ast, die Abbruchstelle zeigt in die Fluchtrichtung des Wildes). Mit der notwendigen Ruhe wird dann der Hund den Anschuss kontrollieren, vielleicht noch mehr Birschzeichen ver weisen und ruhig die Wundfährte NACH DEM SCHUSS l Wie hat das beschossene Stück gezeichnet? l Dem Wild Zeit zum Verenden geben l Anschuss gut einprägen – markante Punkte im Gelände merken l Bei Kontrolle des Anschusses: keine Schuss- bzw. Birsch zeichen vertreten! l Je nach Birschzeichen (Schnitthaare, Schweiß, Kugeleinschlag) abschätzen, ob Hundeführer notwendig l Anschuss exakt verbrechen! l Bei geringstem Zweifel – Hundeführer (Profi) anrufen! l Nur ferme Hunde verwenden! l Jagdnachbarn rechtzeitig verständigen (Wildfolge) WEIDWERK 10/2008 annehmen. Die kann beginnen! Fährtenarbeit Am langen Riemen Grundsätzlich wird der Wundfährte am langen Riemen (etwa 10 m) so lange wie nur irgendwie möglich nachgehangen. Geschnallt wird entweder am warmen Wundbett, wenn das kranke Stück vor einem wegbricht bzw. wenn Gelände oder Bewuchs ein weiteres Folgen am Riemen unmöglich machen. Ein vorzeitiges Schnallen aus Bequemlichkeit oder Konditionsmangel ist allerdings unbedingt zu vermeiden! Sollte trotzdem einmal vorschnell geschnallt worden sein und hetzt der Hund vielleicht ein gesundes Stück, muss er alsbald davon abstehen und zum Führer zurückkehren. Die Fährte muss dann wenn möglich am Riemen weitergearbeitet werden. Kommt es zu einer Hatz, ist es unabdingbar, dass der Hund fährten-, wenigstens aber sichtlaut hatzt und das kranke Stück so lange laut bailt (verbellt), bis dem Hundeführer ein gefahrenloser Fangschuss möglich ist! Stumme, ängstliche oder weidlaute Hunde sind für die Nachsuche ungeeignet. 39 WEIDMANN Tabelle: Welche Schuss zeichen treten bei welchen Trefferlagen auf, welche Birschzeichen sind zu finden und mit welcher Schusswirkung kann gerechnet werden? – Erfahrungen aus der Praxis. 40 Trefferlage Schusszeichen Kugelschl. Schweiß Birschzeichen Schusswirkung Kammer Hochsteigen vorne, stürmische Flucht mit gesenktem Haupt klatschend mittel- bis dunkelrot, fallweise auch blasig Schweiß, mittellanges Schnitthaar, wenige tiefe Eingriffe tödlich, je nach Geschoss ist u. U. eine noch mehrere Hundert Meter lange Flucht möglich Hochblatt Hochsteigen vorne oder sofortiges Zusammenbrechen klatschend hellrot, blasig bis schaumig Lungenteile, langes Schnitthaar, tiefe Eingriffe je nach Verletzung der Lunge meist tödlich, weite Nachsuche möglich Leber Zieht mit krummem Rücken langsam weg dumpf dunkel- bis braunrot Schweiß, Leberteile, tödlich, Wild nimmt häufig kurzes bis mittellanges die nächste Deckung an Schnitthaar, tiefe und verendet alsbald Eingriffe Nieren bricht zusammen, wird wieder hoch und flüchtet oder zieht mit gestrecktem Wedel davon dumpf mittel- bis dunkelrot meist wenige Schweißtropfen, mittellanges Schnitthaar, tiefe Eingriffe Großes Gescheide (Pansen) undeutliches Zusammenkrümmen, Flucht kann ins Ziehen übergehen dumpf wenig Schweiß, fallmittelrot weise Panseninhalt, mit Pansenmittellanges Schnittinhalt haar, tiefe Eingriffe tödlich, kann noch weit ziehen und verendet erst nach 12 bis 24 Stunden Kleines Gescheide (Gedärme) Ausschlagen mit den Hinterläufen, Weg ziehen nach wenigen Fluchten, eventuell mit gekrümmtem Rücken dumpf Schweiß mit mittelrot mit Gescheideinhalt, Gescheide mittellanges Schnittinhalt haar, tiefe Eingriffe tödlich, Wild geht bald ins Wundbett, verendet nach etwa 4 bis 8 Stunden Rückgrat Zusammenbrechen im Feuer Wirbel fortsätze (Krell schuss) bricht blitzartig zusammen, schlegelt, springt hoch und geht erst taumelnd, dann flüchtig ab Äser, Gebrech undeutlich, Schütteln des Hauptes hellrot bis wässrig Träger undeutlich, Schütteln des Hauptes Lauf, Hammer Einknicken des Laufes oder Hammers, geht flüchtig auf drei Läufen (Hämmern) ab Wildbret undeutlich, geht meist in die entgegengesetzte Richtung der getroffenen Seite ab Streif schuss je nach Sitz der Kugel Zeichnen wie bei guten Schüssen, Wild geht flüchtig ab Fehl schuss in der Regel kein Zeichnen, oft wie bei Treffern, Schreckflucht, Verhoffen, Weiteräsen hell hell meist kein Schweiß tödlich, Wild nimmt häufig die nächste Deckung an und verendet alsbald meist keine Birschzeichen tödlich, Wild verendet meist auf der Stelle unterschiedliche Schweißmengen, langes Schnitthaar, zerdrückter Bewuchs kann je nach Sitz der Kugel ausheilen (Lecken), Wild kommt selten zur Strecke Knochensplitter, Zähne, kurzes Schnitthaar nicht tödlich, Wild ver hungert und verdurstet jedoch nach längerer Zeit hell- bis mittelrot blasiger Schweiß, oft mit Schlundinhalt, mittellanges- bis langes Schnitthaar tödlich, Wild verendet oft erst nach 3 bis 8 Stunden mittelrot bei hohen Laufschüssen viel Schweiß, Knochensplitter meist nicht tödlich, heilt aus, wird jedoch geschont mittelrot viel Schweiß mit Wildbretteilen, je nach Tref- meist nicht tödlich, fer unterschiedlich heilt wieder aus langes Schnitthaar mittelrot wenig Wilbretschweiß, viel Schnitthaar, fallweise Deckenund Wildbretteile mittelrot nicht tödlich, heilt normalerweise aus WEIDWERK 10/2008
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