XXXXXXX • ??????? IM REVIER ken, dass Kaffee treibt. Nichts stört den Ansitz bzw. das Wild mehr als das ständige Auf- und Abbaumen zur Bedürfnisverrichtung. Richtiges Verhalten auf dem Ansitz Endlich jagen! Nach Monaten des Lernens, Übens und nicht zuletzt auch Zweifelns liegt nun die Jägerprüfung hinter Ihnen. Im Kurs wurde das theoretische Rüstzeug für diesen ersten Jagdtag vermittelt, doch die praktischen Erfahrungen fehlen einfach. Die jagdliche Routine, die erfahrene Pirschbegleiter in Fleisch und Blut haben, saugen Jungjäger bei den ersten Pirschgängen auf wie ein Schwamm. W enn das nicht schon während der Ausbildungszeit passiert ist, werden Sie die ersten Ansitze in aller Regel nicht allein, sondern in Begleitung eines erfahrenen Jägers durchführen. Dafür spricht auch eine ganze Text: Andreas Haußer Fotos: Thomas Kranabitl Reihe von Gründen. Erstens einmal fehlen Ihnen zwangsläufig die notwendigen Revier- und Ortskenntnisse. Zweitens fehlt die jagdliche Erfahrung. Und drittens mangelt es in aller Regel 14 an passender Jagdausrüstung, die man sich als Jungjäger zumindest in der Anfangsphase häufig irgendwo ausborgen wird. Die richtige Jagdausrüstung Neben Büchse und ausreichend Munition gehören Fernglas und Rucksack zur Standardausrüstung jedes Jägers, ferner Taschenlampe und Jagdmesser. Selbst im Sommer sollte man für den Abendansitz einen Pullover oder eine leichte Jacke mitnehmen, ein langärmeliges Hemd schützt zudem vor Insekten stichen. Da man in der Regel mehrere Stunden ansitzt, empfiehlt sich, eine weiche Sitzunterlage mitzunehmen. Dabei ist wie bei allen Ausrüstungsgegenständen auf die Geräuschlosigkeit des Materials zu achten. Bewährt hat sich ein alter Lodenmantel oder Wetterfleck, der auch multifunktional eingesetzt werden kann. Auf das leibliche Wohl auf der Kanzel sollte man nach Möglichkeit verzichten und sich stattdessen besser auf das Geschehen konzentrieren. Wenn, dann eignen sich am ehesten ungesüßte Getränke und geräuscharm verpackte Speisen. Die Kaffeetanten unter uns sollten beden- Der Anblick 8/2015 Während des Beobachtens kann man sich markante Punkte im Gelände zur Orientierung und Entfernungsschätzung einprägen. Bei einer eventuellen Nachsuche helfen Ihnen diese Punkte, den Anschuss zu finden. Außerdem kann man gleich einzuschätzen versuchen, in welche Richtung eine Schussabgabe überhaupt möglich ist und wohin das mangels geeigneten Kugelfangs auf jeden Fall zu unterbleiben hat. Nachdem Sie aufgebaumt haben, richten Sie sich so ein, dass Sie bequem sitzen und das Schussfeld gut einsehen können. Gegenstände, die Sie nicht unbedingt benötigen, sollten so verstaut werden, dass sie im entscheidenden Moment nicht hinderlich sind. Gehen Sie probeweise in den Anschlag und suchen Sie die beste Sitzposition für die Schussabgabe. Fassen Sie den Vorderschaft der Büchse so, dass dieser nicht auf dem Holzbrett oder der Brüstung aufliegt, da das bei der Schussabgabe zum „Prellen“ der Büchse führen kann. Ein Hochschuss wäre die Folge. Die Büchse kann durchgeladen und gesichert bzw. entspannt in eine Ecke gestellt werden. Auf keinen Fall darf sie gestochen oder gar entsichert bzw. gespannt abgestellt werden, da ein kräftiger Stoß oder das Umfallen einen Schuss auslösen kann. Jetzt sollten Sie sich von oben mit der Umgebung vertraut machen; insbesondere Straßen und Wege müssen Sie ständig im Auge behalten, denn selbst in der Nacht herrscht in manchen Gebieten ein reger Betrieb durch andere Naturnutzer, wie Fußgänger, Reiter, Radler oder Liebespärchen. Letztere sind im Übrigen unberechenbar, da sie sich auch fernab der Wege im Bestand vergnügen, was bei einem Schuss ohne ausreichende „Ansprache“ tödliche Folgen haben kann. Sichere Waffenhandhabung: Im Umgang mit der Waffe muss man sattelfest sein. Anfänglich borgt man sich oft eine Jagdwaffe. Im Trockentraining macht man sich mit Ladevorgang, Sicherung und dem Abzugsverhalten vertraut. Still kommen, still gehen: Die Jagd beginnt schon vor der Fahrt ins Revier. Man parkt strategisch günstig, schließt die Türen leise und unterhält sich nur noch im Flüsterton. Einen Gang zurück: Mit bedächtigen Schritten führt die Pirsch zum Sitz. Wir halten von Zeit zu Zeit inne, prüfen den Wind und glasen die Umgebung aufmerksam ab. Ungesehen aufbaumen: Oft steht Wild schon vor unserem Eintreffen am Schlag oder auf der Wiese. Deshalb achten wir besonders auf den letzten Metern auf ein leises und vorsichtiges Ankommen. Der erste Schuss der Jungjägerin oder des Jungjägers Damit sind wir auch schon beim Thema Schießen. Zunächst sei gesagt, dass es ein erheblicher Unterschied ist, 15 IM REVIER Letzte Vorbereitungen: Gleich nach dem Aufbaumen wird die Waffe schussbereit gemacht. Alle anderen Jagdutensilien werden in Griffweite verstaut. Anschlagübungen: Solange kein Wild in Anblick kommt, kann man sich leisen Anschlagübungen widmen. Noch ist Zeit, die beste Sitzposition zu finden. Ellenbogenauflage: Egal wie weit der Schuss geht, eine stabile Ellenbogenauflage wird anfänglich ungemeine Sicherheit geben. Bei der Schussabgabe: Das Stück passt, Kugelfang ist vorhanden, der Schuss steht bevor: Das Zielauge bleibt offen, der Druck aufs Züngel steigt ... Niedrige Vergrößerungen am Zielfernrohr lassen uns das Zeichnen des Wildes besser erkennen. 16 ??????? • XXXXXXX ob man auf dem Schießstand oder in der „freien Wildbahn“ schießt. Denn auf dem Stand steht der Bock immer in einer Entfernung von genau 100 Metern, in der jagdlichen Praxis nur äußerst selten. Das Schätzen der Entfernung muss geübt und erlernt werden. Nicht selten stellt sich heraus, dass die geschätzten 80 bis 100 Meter in Wirklichkeit 150 Meter oder mehr waren. Derart weite Schüsse sollte man sich sehr genau überlegen oder besser die Kugel im Lauf lassen. Vor Beginn der Jagd gibt der Revierinhaber Ihnen bestimmtes Wild frei. Im Verlaufe des Ansitzes haben Sie Anblick, können das Stück aber nicht genau ansprechen. Für diesen Fall empfehle ich Ihnen: Genießen Sie den Anblick und lassen den „Hahn in Ruh“, denn was man nicht erkennt, schießt man nicht tot. Jeder Jäger wird das Jagdfieber beim ersten Mal spüren, und jeder Jungjäger möchte möglichst schnell sein erstes Stück zur Strecke bringen, aber einen schlechten Schuss sollte man deswegen nicht in Kauf nehmen. Kurz vor dem Abbaumen kommt nun Ihr Bock. Nach dem Ansprechen sind Sie sicher, dass es der Richtige ist, und er steht in ca. 80 m Entfernung breit vor Ihnen. Nachdem Sie sich davon überzeugt haben, dass das vordere und hintere Schussfeld frei ist, gehen Sie ganz ruhig in den Anschlag, jetzt nur nicht hektisch werden! Sie haben Zeit, der Bock wird auch in zwei Minuten noch an der gleichen Stellen verhoffen. Zu diesem Zeitpunkt werden die meisten ins Schwitzen geraten, das Herz wird mindestens 200 Schläge pro Minute machen und der Bock wird im Zielfernrohr zum Springbock, der einfach nicht stillstehen will. Sollten Sie von diesem Jagdfieber befallen werden, so setzen Sie die Büchse ab und atmen einige Male tief durch, bis sich Ihre Herzfrequenz wieder normalisiert hat, dann gehen Sie erneut in den Anschlag, einstechen, kurz anvisieren und die Kugel fliegen lassen. Sofort eine neue Patrone in das Lager repetieren und das Stück durchs Zielfernrohr noch zwei bis drei Minuten beobachten. Bleiben Sie nach dem Schuss noch mindesten zehn Minuten auf der Kanzel und beobachten Sie das Stück: Danach können Sie abbaumen und das Stück in Besitz nehmen. Der Anblick 8/2015 Nach der ersten Begutachtung geben Sie ihm den „letzten Bissen“ (von einer bruchgerechten Holzart, wenn verfügbar). Jetzt können Sie je nach Witterung, Lichtverhältnissen und Absprache mit dem Jagdherrn oder der -herrin Ihren Bock versorgen. Wenn das Stück nicht im „Feuer“ lag, sondern flüchtig abging, dann merken Sie sich den Anschuss und verbrechen Sie diesen, damit Sie den Jagdherrn oder Schweißhundeführer später einweisen können. Wird ein Schweißhundegespann herbeigerufen, das kostenlos kommt, so ist es üblich, dem Führer für seine Auslagen einen kleinen Betrag zu geben. Nachdem der Hund das Stück erfolgreich nachgesucht hat, wird Ihnen der Pächter den Erlegerbruch überreichen, davon entfernen Sie einen Teil und überreichen ihn dem Hundeführer bzw. stecken diesen hinter das Halsband des Hundes. Einige lobende Worte für die erfolgreiche Suche erfreuen Führer und Hund. Wird ein Stück gefehlt oder ist der Schütze sich unsicher, ob er getroffen oder gefehlt hat, so ist es bei verantwortungsbewussten Jägern üblich, eine Nachsuche einzuleiten, diese oft auch erst am nächsten Morgen. Hier wird vom Schützen erwartet, dass er an der Nachsuche teilnimmt, auch ohne dass er dazu gesondert aufgefordert wird. Sprechen Sie in diesem Fall den Jagdherrn an und planen Sie mit ihm die Nachsuche. Wenn möglich und nicht anders vereinbart, bricht der Schütze sein Stück Wild selbst auf, versorgt es und hängt es in einem Kühlraum auf. Auch hier empfiehlt es sich am Beginn der Jägerlaufbahn, sich von einem erfahrenen Jäger helfen oder zumindest anleiten zu lassen, bis jeder Handgriff sitzt. Erst dann, nach Ende der Jagd, wird angestoßen – und zwar mit der linken Hand. Und es gilt zu bedenken, dass das erlegte Stück bei aller berechtigten Freude über das Weidmannsheil nicht auch noch exzessiv totgetrunken werden muss, sondern das mit Anstand und Würde zu erfolgen hat. Anschuss und Suche: Ein genaues Einprägen des Anschusses vor der Schussabgabe erleichtert das Auffinden des Anschusses. Ist eine Nachsuche nötig, hilft man selbstverständlich mit. Weidmannsheil und Weidmannsdank: Jagen verbindet. Man soll seiner Jagdfreude ruhig Ausdruck verleihen und ein herzhafter Weidmannsdank ist immer angebracht. 17
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