Fortschritte bei der Entwicklung degradierbarer Polymere für die

Matthias Schnabelrauch
INNOVENT e. V., Forschungsbereich Biomaterialien, Prüssingstrasse 27B, D-07745 Jena
Fortschritte bei der Entwicklung degradierbarer Polymere für die Geweberegeneration
In der regenerativen Medizin spielen resorbierbare Biomaterialien als temporäre Implantate
zur Geweberekonstruktion eine wesentliche Rolle. Insbesondere im Tissue Engineering, der
perspektivisch aussichtsreichsten Therapie zur Behandlung von Gewebedefekten, sind
degradierbare Materialien als Trägerstrukturen für Zellen und Signalmoleküle essentiell.
Neben resorbierbaren anorganischen Materialien (Calciumphosphate, Biogläser) wurden
dabei in der Vergangenheit insbesondere synthetische, vorwiegend hydrolytisch abbaubare
Polyester wie Polylactide, -glycolide und –caprolactone und deren Copolyester sowie
ausgewählte Biopolymere (Kollagen, Gelatine) eingesetzt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die
genannten Polymere in vielen Fällen das komplexe Anforderungsprofil, das an solche
Materialien gestellt wird, nur unzureichend erfüllen und dass der „Flaschenhals“ bei der
Realisierung neuer Zell-assoziierter, regenerativer Therapien oft in der Bereitstellung
geeigneter Materialien besteht. Als Folge dieser Entwicklung ist in den letzten Jahren die
Suche nach neuen, biodegradierbaren Polymeren deutlich intensiviert worden.
Eigene Arbeiten, über die hier berichtet werden soll, beschäftigen sich mit der Synthese von
degradierbaren Makromolekülen auf Polyurethan-Basis. Während nicht abbaubare
Polyurethane schon seit längerem als Biomaterialien eingesetzt werden, existierten gegenüber
degradierbaren Vertretern dieser Polymerklasse lange Zeit Vorbehalte hinsichtlich ihrer
Bioverträglichkeit. Wir konnten zeigen, dass durch sorgfältige Auswahl der
Ausgangskomponenten sowie eine kontrollierte Reaktionsführung degradierbare Poly(esterurethane) und Poly(ester-urethan-harnstoffe) mit ausgezeichneter Biokompatibilität
herstellbar sind. Gegenüber herkömmlichen Polyestern besitzen die neuen Polymere den
Vorteil, dass ihre mechanischen Eigenschaften in weiten Grenzen einstellbar sind und auch
ein für die Weichgeweberekonstruktion gefordertes elastisches Verhalten zeigen. Weiterhin
sind die Polyurethan-basierten Systeme auch nach Vernetzung noch abbaubar und weisen eine
gegenüber Polylactonen verminderte Freisetzung von sauren Abbauprodukten auf.
Abb. 1: Geschäumte (links) und elektrogesponnene (Mitte, rechts) Polyurethan-basierte Scaffoldmaterialien.
Im Rahmen des Vortrages sollen Anwendungsmöglichkeiten für die neuen Polyurethanbasierten Materialien aufgezeigt und an Hand von ausgewählten Beispielen aus dem Bereich
der Weichgeweberegeneration illustriert werden. Dazu werden mit der in situ-Schaumbildung
und der Vliesherstellung mittels Elektrospinnen geeignete Verfahren zur Erzeugung von
Scaffoldstrukturen aus den genannten Polymeren beschrieben (Abb. 1). Bisherige In-vitround In-vivo-Ergebnisse zur Anwendung der Polyurethan-basierten Materialien in der
Weichgeweberekonstruktion werden vorgestellt und das zukünftige Potential der neuen
Polymermaterialien diskutiert.