Sommertraining mit Widerstand

Sommertraining mit Widerstand
Der SC Lyss bereitet sich neben dem Eis auf die bevorstehende
Saison vor. Dabei setzt Konditionstrainer Sandro Stoll auch auf
unkonventionelle Hilfsmittel. Dafür ist mit Stürmer Bruno Blatter
ein altbekanntes Gesicht zum Seeländer Erstligisten zurückgekehrt.
Dem Widerstand trotzen: Jonas Schmid (links) und Lennart Siegenthaler trainieren
mit einem Fallschirm. Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt
von Moritz Bill
«Die Beine bleiben gestreckt», ruft Sandro Stoll in die Runde. Die Spieler des SC Lyss
folgen grösstenteils der Anweisung des Konditionstrainers. Dass nicht alle die
Bodenübungen zur vollsten Zufriedenheit des Coachs absolvieren, dürfte an der Hitze
liegen. Das Warm-up ist nämlich - rein vom Begriff her - überflüssig. Trotz
Schattenplatz schwitzen die Eishockeyaner im Lysser Sportzentrum Grien schon
wenige Augenblicke nach dem Trainingsstart.
Nach dem «heisser werden» stehen Koordinationsübungen auf dem Programm. Bei
mehreren Eishockeyanern machen die Beine etwas anderes, als dass der Geist
möchte. «Reine Kopfsache», sagt sich denn auch der eine oder andere. «Nehmt euch
Zeit», fordert Stoll. Und mit eben dieser überwinden die Spieler die Hindernisse
zunehmend leichtfüssiger. Der Schweiss tropft aber immer noch pausenlos.
Spritzigkeit im Fokus
Nach einer Dreiviertelstunde und einer weiteren Trinkpause schnallen sich je zwei
Spieler ein «Gstältli» um den Bauch. Daran befestigt ist ein kleiner Fallschirm. Nun
gilt es, möglichst schnell eine Laufstrecke zu absolvieren. Leichter gesagt, als getan.
Die Schirme sorgen für Widerstand, was die Lysser Eishockeyspieler zusätzlich
fordert. «So muss man mehr Kraft aufbringen», sagt Sommertrainer Stoll über das
unkonventionelle Hilfsmittel, das den Spielern auch zu zusätzlicher Schnelligkeit
verhelfen soll.
Die Spritzigkeit steht derzeit im Zentrum des Sommertrainings des SC Lyss. Zu
Beginn der «Off-Ice-Season» setzte Stoll, der die Trainingseinheiten abwechselnd mit
Goalie Andrin Vock leitet, mit intensivem Krafttraining voll auf den Muskelaufbau.
«Jetzt, kurz bevor es aufs Eis geht, sind die Spritzig- und Schnelligkeit am
wichtigsten», sagt der 28-Jährige, der an der Eidgenössischen Hochschule für Sport
in Magglingen (EHSM) studiert. Dort ist Stoll vom Rektor und SC-Lyss-Präsident
Walter Mengisen rekrutiert worden. Bereits Stolls Vorgänger, der ehemalige SCLSpieler Sven Inniger, war Sportstudent in Magglingen gewesen. Er gönnt sich nun
eine Pause vom Eishockey (das BT berichtete).
«Als ob ich nie weg gewesen wäre»
Ersatz ist aber bereits in Lyss eingetroffen. Bruno Blatter ist ins Seeland
zurückgekehrt. Der 28-jährige Stürmer hatte schon von 2011 bis 2013 die Farben des
SC Lyss getragen, wechselte danach zum Ligakonkurrenten Zuchwil. Nach einer
Saison in Solothurn zog es den Stürmer zurück zu seinem Stammverein EHC
Burgdorf. In der alten Wirkungsstätte wurde Blatter aber nicht glücklich. Genauer
auf die Gründe eingehen will der Lysser Topskorer der Saison 2012/13 nicht. Aus
dem Umfeld des EHC Burgdorf war während der vergangenen Saison aber zu
vernehmen, dass das Kommen und Gehen (untern anderen gab Ex-EHC-Biel-Spieler
Claudio Neff in Burgdorf sein Comeback) dem Teambuilding nicht förderlich
gewesen sein soll.
Nach Saisonende sprach Blatter mit Lyss-Verteidiger Jan Junker. Der Routinier
motivierte seinen früheren Teamkollegen dazu, sich wieder dem Seeländer
Erstligisten anzuschliessen. Nach mehreren Gesprächen fanden sich der Spieler und
der Klub, der Transfer war perfekt. «Wir haben ein Top-Team, es liegt etwas drin
diese Saison», sagt Blatter zuversichtlich. Die Mannschaft hat sich seit seinem
Abgang nicht gross verändert, weshalb er die meisten Mitspieler schon kennt. «Es
fühlt sich an, als ob ich nie weg gewesen wäre», sagt der Stürmer, der sowohl am
Flügel als auch als Center eingesetzt werden kann. Das zeigt sich auch im Grien.
Blatter ist alles andere als ein Fremdkörper. Er ist zu Spässchen aufgelegt, kassiert
aber auch Sprüche von den Teamkollegen.
Inline-Hockey als Abwechslung
Das Sommertraining gehört - wie bei den meisten Eishockeyspielern - nicht zu den
Lieblingsbeschäftigungen des Rückkehrers. Der Abwechslung wegen hat sich Blatter
dieses Jahr dem Inline-Hockey-Club aus Laupersdorf angeschlossen und prompt den
NLA-Titel geholt. «Ich habe mich in diese Sportart verliebt», sagt Blatter, der daraus
auch einen Nutzen für den Winter sieht. «Beim Inline-Hockey steht die Technik im
Vordergrund. Ich hoffe, dass mir diese Erfahrungen auf dem Eis zugutekommen
werden.»
Auf die rutschige Unterlage geht es für den SC Lyss Anfang August. Und dies für
einmal in der heimischen Seelandhalle, da der EHC Biel dort Eis gebucht hat (das BT
berichtete). Dann wird Sandro Stolls Arbeit getan sein. Geplant sind aber Off-IceEinheiten während der Saison - bei sicherlich tieferen Temperaturen.