Vergütungsprojekte – Der Prozess führt zum Erfolg, nicht die Mechanik des Systems Leistungs- und ergebnisorientierte Vergütung: Davon träumen viele Unternehmen. Dass die Realisierung aber tatsächlich auch auf einfache Art möglich sein soll, das glauben wiederum nur wenige. Woher kommt dieses fehlende Vertrauen in die Möglichkeiten von leistungs- und ergebnisorientierter Vergütung ? Viele Unternehmen haben ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht, aber nicht ihre Hausaufgaben. Akkord- oder Prämienlohn als typisches Beispiel für leistungsorientierte Vergütung führt heute bei den meisten Betroffenen nur noch zu einem müden Lächeln, weil die Akkordsätze nach oben weggelaufen sind oder im Laufe der Zeit gedeckelt werden mussten. Außerdem haben fast alle Mitarbeiter den gleichen Akkordsatz, die Bandbreite ist nur noch sehr gering. Von leistungsorientierter Vergütung kann da nicht mehr die Rede sein, obwohl der Akkord über lange Zeit hinweg das Paradebeispiel von leistungsorientierter Vergütung war. Im Zuge von schneller Produktivitätsverbesserung und großem Aktualisierungsaufwand hat dieser Dinosaurier der Vergütung für die meisten Unternehmen ausgedient. Die Angestelltenbereiche sind davon noch stärker betroffen. Denn außer den Leistungsbeurteilungssystemen mit ihrer Vielzahl von Fallen ist es dort bisher nur wenigen gelungen, leistungsorientierte Vergütung mit einer wenigstens nicht demotivierenden Wirkung zu realisieren, von zusätzlicher Motivation und Leistungssteigerung ganz zu schweigen. Was bleibt, ist Ratlosigkeit, aber auch der Druck, eine Alternative zu finden, die nicht nur bei allen Beteiligten auf Akzeptanz stößt, sondern dazu führt, dass Leistung ständig Thema im Unternehmen ist. Ein leistungsorientiertes Vergütungssystem, das darüber hinaus zu einer permanenten Leistungssteigerung führt, wäre sozusagen das „perpetuum mobile“ des Personalmanagement. Das ist es natürlich nicht, denn ohne regelmäßigen Input in Form von „Pflege“ wird jedes Vergütungssystem im Laufe der Zeit zum Papiertiger. Der Prozess der Konzeption und der Umsetzung Ein kurzer Blick in Unternehmen Praxisorientierte und erprobte Ansätze, die helfen, eine eigene, unternehmensspezifische Lösung zu erarbeiten, sind wichtig, um sich eine Vorstellung von der „Feinmechanik“ eines neuen Vergütungssystems zu machen. Allerdings verlieren viele Unternehmen aus dem Auge, dass der Prozess der Konzeption und der Umsetzung in viel höherem Maße erfolgsentscheidend ist, als die „Feinmechanik“ selbst. Deshalb verlaufen viele Projekte im Sande, bevor sie begonnen haben. Insbesondere in mitbestimmten Unternehmen werden Vergütungsprojekte schon deshalb nicht begonnen, weil die Angst groß ist, als Tiger mit großen Vorstellungen zu starten und dann beschnitten und gestutzt durch endlose Verhandlungen als 1 Bettvorleger zu landen. Das ist eine Frage des Projektprozesses und nicht der Feinmechanik eines Vergütungssystems. Ein Ergebnis wird erst über einen professionellen Projektprozess erzielt und kann vorher noch nicht feststehen. Wenn Verhandlungspositionen und konkrete Vorstellungen eines Vergütungssystems bei den Beteiligten bereits im Vorfeld feststehen, dann ist eine Lösung auf dem Verhandlungswege nur noch schwer zu realisieren. In vielen Fällen gehen Betriebsräte, Fachabteilungen und der Personalbereich von unterschiedlichen Voraussetzungen aus, verwenden unterschiedliche Begriffe für gleiche Sachverhalte und im Gegenzug aber gleiche Begriffe für unterschiedliche Sachverhalte, konkrete Zahlen liegen nur selten vor. All das sind gute Gründe für das frühe Scheitern eines Vergütungsprojekts. Viele Leser haben das schon so erlebt und neigen nur noch unter großem Druck dazu, am bestehenden Vergütungssystem etwas zu verändern. Ohne Zweifel: Vergütungsprojekte haben eine besondere Dynamik. Warum? Es gibt sicherlich viele Gründe dafür • Das Thema ist sensibel, denn finanzielle Interessen der Mitarbeiter und des Unternehmens werden tangiert • Die Interessenslagen der Mitarbeiter und des Unternehmens sind vordergründig unterschiedliche vielleicht sogar kollidierende • Die Ziele der unterschiedlichen Beteiligten sind diffus oder werden bewusst verdeckt gehalten • Die verschiedenen Beteiligten machen sich im Vorfeld darüber Gedanken, wie die neue Lösung aussehen könnte und kommen dann nicht mehr von ihren Vorstellungen weg • Das heikle Thema wird in kleinen Zirkel besprochen, die nicht immer wirklich den Rückhalt ihrer Klientel haben • In den Verhandlungsgesprächen bzw. den Projektbesprechungen erfolgt die Meinungsbildung in zu großen Schritten oder unprofessionell • Es beteiligen sich Personen an der Diskussion, die dem Thema fachlich nicht gewachsen sind • Die Mitbestimmungsgremien folgen nicht den Verhandlungsergebnissen, die diejenigen erzielt haben, die sie selbst entsandt haben Das ist sicher nur eine Auswahl der Hürden, auf die man in Vergütungsprojekten stoßen kann. Aber eines haben diese Hürden alle gemeinsam: Sie haben nichts mit der eigentlichen Vergütungsregelung zu tun. Es gibt monatlich, wenn nicht sogar wöchentlich Seminarveranstaltungen, in denen neue oder zumindest vermeintlich neue Vergütungslösungen mit ganz ausgefallenen Komponenten vorgestellt werden. Veröffentlichungen zum Thema erscheinen fast mit der selben Regelmäßigkeit. Alle haben vor allem einen Gegenstand: Das was wir die Feinmechanik eines Vergütungssystems (einen Projektbericht hierzu an anderer Stelle in diesem Buch) nennen. Diese Feinmechanik regelt • Die Wertigkeiten von Tätigkeiten • Das Verhältnis von variablen und fixen Vergütungsbestandteilen • Die Leistungskriterien und deren Einfluss auf die Vergütung 2 • Das Verfahren der Leistungsbeurteilung • Gewinnbeteiligungen und dazugehörige Berechnungsverfahren Man beschäftigt sich mit Zahlen und Prozentsätzen, Skalen und Beschreibungen usw. Leider wird in vielen Fällen vernachlässigt, zu sagen, wie der Weg zum Ziel eines gemeinsamen Ergebnisses bei vielen Beteiligten mit unterschiedlichen Interessenslagen aussehen soll. In diesem Beitrag soll aufgezeigt werden, mit welcher Vorgehensweise Unternehmer, Betriebsräte, Mitarbeitervertreter und Führungskräfte und nicht zuletzt die Mitarbeiter in der Entstehung eines neuen Vergütungssystems im Unternehmen interagieren können. Ohne diese oder eine ähnliche Vorgehensweise wird keine „Feinmechanik“, und sei sie noch so clever und ausgefuchst, umgesetzt werden. Sie wird nur schwer konsensfähig werden und kommt damit eher nicht in die Umsetzung. Ausgangspunkt ist unter anderem auch die Überlegung, dass es nie nur eine Lösung für ein Unternehmen gibt, die möglicherweise schon in den Köpfen der Personalleiter, Betriebsräte oder Unternehmer vorgedacht wurde und dann durchgesetzt werden soll. Im Gegenteil, dies ist mit hoher Sicherheit eine schlechte Ausgangsbasis für die Erzielung eines guten Ergebnisses im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiter. Damit soll die Beschreibung vieler unbefriedigender Erfahrungen in Vergütungsprojekten auch abgeschlossen werden und ein Prozess beschrieben werden, der behutsam in kleinen Schritten zu einem Ergebnis führt. Folgende Themen werden im folgenden als wesentliche Bestandteile eines erfolgreichen Vergütungsprojekts beschrieben, erfolgreich im Sinne von: Zum Abschluss gebracht mit einem vernünftigen, für alle Beteiligten akzeptablen Ergebnis. 1. Phase 0 im Projekt 2. Arbeitsweise des Projektteams 3. Information im Prozess 4. Abschluss einer Vereinbarung 5. Einbeziehung der Führungskräfte 6. Information am Ende 7. Training der Führungskräfte 8. Evaluation des Projekts Auf den ersten Blick mag schon diese erste Sammlung als sehr umfangreich erscheinen. In der Tat, es gibt einiges zu überlegen und vorzubereiten, wenn man in ein Projekt einsteigt, das über die Verwendung bzw. Verteilung eines großen Teils der fixen Kosten eines Unternehmens entscheiden soll. Der Aufwand soll nicht für sich alleine, sondern im Vergleich zum erwarteten Nutzen betrachtet werden, das ist entscheidend. 3 1. Phase 0 Es geht schon los, bevor es richtig los geht. Der erste Schritt im Projekt will mit Bedacht gemacht werden. Die Phase 0 hat die Aufgabe, mit den Beteiligten in einem eintägigen Workshop zu klären, warum es überhaupt Veränderungen geben soll. Folgende Leitfragen sind zu beantworten: • Warum haben wir überhaupt einen Anlass, unser bisheriges Vergütungssystem zu überdenken? Was gefällt uns daran? Was wollen wir erhalten? Was gefällt uns nicht? Was wollen wir verändern? • Was kommt denn in den nächsten Jahren an Veränderungen auf uns und unser Unternehmen zu, die wir bei einer Veränderung des Vergütungssystems möglicherweise berücksichtigen müssen? • Welche möglicherweise auch unterschiedlichen oder konkurrierenden Ziele wollen wir mit einer Veränderung erreichen? sogar In diesem Auftaktworkshop geht es am Anfang nicht darum, dass alle Beteiligten auf eine Linie eingeschworen werden, es geht viel mehr darum, unterschiedliche Sichtweisen und Gemeinsamkeiten zu erkennen und vorerst nur festzustellen. Es werden nicht Details der möglichen Feinmechanik besprochen und diskutiert. Erst in einem letzten Arbeitsschritt werden die Zielvorstellungen bewertet, es werden Prioritäten gebildet. Das Ziel der Phase 0 ist es, den Auftrag für ein Projektteam grob zu umreißen, dessen Aufgabe es dann wiederum ist, mit den groben Leitplanken die Details zu erarbeiten. Wer ist an der Phase 0 beteiligt? Der Kreis der Beteiligten ist eher groß als klein zu ziehen. Vertreter der Unternehmensleitung, Führungskräfte aller Ebenen, Betriebsräte bzw. Mitarbeitervertreter und“last but not least“ Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen. Die obengenannten Leitfragen werden in kleinen Gruppen mit sechs bis acht Personen besprochen. Die wesentlichen Gemeinsamkeiten und unterschiedlichen Sichtweisen werden jeweils wieder ins Plenum eingebracht. Der Austausch von Meinungen und Sichtweisen, nicht das Überzeugen und Rechthaben stehen im Vordergrund. Die Beteiligten des Phase-0-Workshops benennen dann ein Projektteam, das auf der Basis der groben Zielsetzungen aus Phase 0 einen Vorschlag für die Details des Vergütungssystems ausarbeitet und dann wieder mit den Beteiligten des Phase-0Workshops rückkoppelt. Alle Ergebnisse des Workshops haben in dieser Phase des Projekts vorläufigen Charakter und können auf der Basis weiterführender Erkenntnisse im Projektteam aus guten Gründen verändert werden. Im Projektteam ist es erlaubt, Meinungen zu äußern, aber auch Meinungen zu ändern, wenn man dazugelernt hat. Die vorläufigen Ergebnisse des Workshops werden dokumentiert und das Projektteam kann auf die Details der Diskussionen in den Gruppen jederzeit zurückgreifen. 4 2. Projektteam Das Projektteam ist repräsentativ zusammen gesetzt. Alle wichtigen Bereiche und Hierarchieebenen sind von Seiten der Führungskräfte und Vertreter der Mitarbeiter abgebildet. Vertreter der Mitarbeiter können Betriebsräte oder gewählte Mitarbeitervertreter sein oder vom Betriebsrat benannte Mitarbeiter, die vom Betriebsrat oder Mitarbeitervertretung legitimiert sind. Das Projektteam erstellt zuerst eine Liste aller Fragen, auf die im Laufe des Projekts eine Antwort gefunden werden muss. Dies stellt eine Sammlung von Fragen dar, bei der nicht zwingend ein Konsens über die Bedeutung jeder Frage bestehen muss. Es kann nämlich durchaus sein, dass sich im weiteren Verlauf einzelne Fragen von selbst beantworten bzw. sich als nicht relevant erweisen. Folglich ist es nicht notwendig, zu diesem frühen Zeitpunkt darüber zu diskutieren. Diese Liste offener Fragen kann auch zu jedem Zeitpunkt erweitert werden. Diese Spielregel stellt sicher, dass das Projektteam anfangen kann zu arbeiten und nicht gebremst wird durch die Sorge, dass man möglicherweise etwas Wichtiges vergessen hat. Im nächsten Schritt wird die Reihenfolge der Beantwortung der Fragen fest gelegt. Dabei gilt die Prämisse, dass man zu jedem Zeitpunkt wieder auf eine Frage zurück kommen darf, auch wenn sie schon beantwortet schien. Dies stellt sicher, dass sich keiner der Beteiligten zu einem frühen Zeitpunkt an einem für ihn besonders wichtigen Punkt „fest beißen“ muss. Er weiß ja, man kann wieder darauf zurück kommen. Dass es meist nicht notwendig ist, stellt sich später häufig dann heraus. Die Abarbeitung der offenen Fragen kann folgender Maßen verlaufen. Jedes Mitglied des Projektteams stellt vor wie es die Frage beantworten würde. Es wird nicht diskutiert, ob die Ansichten richtig oder falsch sind, unterschiedliche Ansichten werden zur Kenntnis genommen (und respektiert). Wenn alle Argumente vorgetragen sind, und erst dann, erfolgt eine Bewertung. Wenn sichtbar wird, dass sehr unterschiedliche Sichtweisen vorherrschen, werden bezogen auf diesen einen Punkt Kompromissmöglichkeiten gesucht. Mit dieser Vorgehensweise wird in kleinen Schritten mit Konsens ein konsensfähiges Gesamtergebnis erzielt. Die Projektbesprechungen sollten eine Dauer von drei bis vier Stunden nicht überschreiten, sonst die „Besprechungskondition“ überfordert wird und damit konsensfähige Ergebnisse immer unwahrscheinlicher werden. Weniger als zwei Stunden sind wenig sinnvoll, weil erst nach einer „Aufwärmzeit“ handwerklich solide gearbeitet werden kann. Auch für das Projektteam gilt, dass die Ergebnisse, die erzielt wurden, immer protokolliert werden. 5 3. Information im Prozess Die Protokolle werden den Führungskräften und Mitarbeitern des Unternehmens über Aushänge und/oder Intranet mit der Aufforderung zur Verfügung gestellt, Feedback dazu an das Projektteam zu geben. Die Mitglieder des Projektteams haben die Aufgabe, diese Inputs aufzunehmen und bei der nächsten Besprechung in das Projektteam zu tragen. Diese Anregungen können aufgenommen werden oder nicht. Es ist die Entscheidung des Projektteams. Mit dieser kontinuierlichen Information über die Laufzeit des Projekts, die in der Regel mehrere Monate beträgt, wird sicher gestellt, dass die kommende Veränderung in kleinen Schritten nachvollziehbar gemacht wird. Durch diese permanente Rückkoppelung wird die Akzeptanzquote entscheidend gesteigert. Außerdem werden wichtige Korrekturhinweise an das Projektteam gegeben. Die Informations- und Entscheidungsbasis wird größer, weil das Projektteam nicht Gefahr läuft, am „grünen Tisch“ bzw. „im Elfenbeinturm“ zu agieren. Die Ergebnisse werden pragmatischer und realistischer und damit in ihrer Qualität besser. Im übrigen kommt es häufig vor, dass Vorbehalte von Betriebsräten bzw. Mitarbeitervertretern, die aus der Sorge heraus entstehen, etwas falsch zu machen, damit abgebaut werden können. Maximale Transparenz des Projektverlaufs sichert hohe Akzeptanz im Gegensatz zur landläufigen Befürchtung, dass einem Vergütungsprojekt dadurch das frühe „Aus“ droht. In kleinen, nur scheinbar „dichten“ Zirkeln Verhandlungen vorzubereiten bzw. zu führen schafft Misstrauen und führt nicht zum Ziel. 4. Abschluss einer Vereinbarung bzw. Dokumentation einer betrieblichen Regelung In mitbestimmten Unternehmen unumgänglich, es wird nach erfolgtem Abschluss des Projektteams das erzielte Ergebnis in Form einer Betriebsvereinbarung dokumentiert. Auch in Unternehmen ohne Betriebsrat empfiehlt es sich, die betriebliche Regelung zu dokumentieren und eine Informationsbroschüre für alle Mitarbeiter und Führungskräfte zu erstellen. Die Bedeutung des Objekts rechtfertigt den Aufwand. Nur maximale Transparenz schafft Klarheit für alle Beteiligten und Klarheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Akzeptanz. 6 5. Einbeziehung der Führungskräfte Die Führungskräfte im Unternehmen können Motor oder Bremse jeder Veränderung im Unternehmen sein. Dies gilt auch und in besonderem Maße für das Führungsinstrument „Vergütung“. Aus diesem Grunde ist eine mehrmalige Rückkoppelung des jeweils aktuellen Projektstatus mit den Führungskräften notwendig. Auch wenn noch kein Gesamtergebnis vorliegt, ist eine Rückkoppelung nach folgenden Arbeitsschritten möglich, die typisch für ein Vergütungsprojekt sind: • Kriterien für die Bewertung von Arbeitsplätzen • Bewertung verschiedener Referenzarbeitsplätze • Festlegung von Leistungskriterien • Festlegung des Prozesses und der Instrumente der Leistungseinschätzung • Verhältnis von variablen und fixen Vergütungsbestandteilen • Einfluss des Unternehmensergebnisses auf die Jahresvergütung Anregungen dazu aufzunehmen hilft, den Feinschliff der Instrumente in kleinen Schritten zu einem frühen Zeitpunkt zu beginnen und dies auch transparent zu machen. Im übrigen sind die Führungskräfte die ersten, die intensiv mit dem Führungsinstrument „Vergütungssystem“ vertraut gemacht werden, um als Ansprechpartner ihrer Mitarbeiter sattelfest zu sein. 6. Information durch das Projektteam Die ausführliche Information der Mitarbeiter über Präsentationen, Diskussionsrunden, Broschüren und das Intranet ist der Höhepunkt der Einführungskampagne, in der das Projektteam ihr Arbeitsergebnis vorstellt. Nur vollständige Information sichert die Akzeptanz. Vollständige Information führt naturgemäß auch zu Diskussionen, die nicht immer einfach sind. Wenn sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht geführt werden, führen diese Situationen später zu Irritationen und sind dann nur noch schwer kontrollierbar. 7. Training der Führungskräfte Die Führungskräfte sind die Key-User des neuen Vergütungssystems. In intensiven Trainings werden sie mit der Technik des neuen Vergütungssystems vertraut gemacht. Das ist eine Seite der Medaille. Sie müssen aber auch fit gemacht werden für die Gespräche mit den Mitarbeitern über Leistung, über Stärken und Schwächen, über Ziele für die Zukunft usw. Erst wenn dies konsequent geschieht, entwickelt ein Vergütungssystem für das Unternehmen und die Mitarbeiter einen Mehrwert. Nur dann ist es mehr als das kostenträchtige Verteilen der knappen Ressource „Geld“. Zwei Tage Training der Führungskräfte sind ein realistischer Ansatz, um diesem Anspruch gerecht zu werden. 7 8. Evaluation des Projekts Schon zu Beginn es Projekts wird eingeplant, dass eine Evaluation des neuen Systems nach der Einführung ein elementarer Bestandteil des Prozesses ist. Im Laufe des ganzen Projekts muss gelten, dass das System an bestimmten Stellen wieder verändert bzw. nachgebessert werden kann, wenn Schwierigkeiten auftreten. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Unsicherheiten in der Konzeptphase nicht zwangsläufig den Stopp des Projekts bedeuten, sondern als Unsicherheiten wahrgenommen werden, die zu einem späteren Zeitpunkt mit entsprechenden Erfahrungen verifiziert oder falsifiziert werden können. Damit kann die Veränderung in Gang gehalten werden. Dies ist ein entscheidender Erfolgsfaktor in sensiblen Projekten, denn Projektteams machen häufig die Erfahrung, dass auf Grund von mangelnder Vorhersagemöglichkeiten über konkrete Wirkungen einzelner Entscheidungen, diese Entscheidungen nicht getroffen werden. Damit wird die „Projektbremse“ ständig betätigt. Hingegen wird mehr Risikobereitschaft im Projektteam unterstützt, indem bei einer Evaluation des Projekts Nachbesserungen möglich sind. Fazit: Vergütungsprojekte sind mehr als nur die Entwicklung von „Feinmechanik“ für die Verteilung von Geld. Sie sind Abbild einer Unternehmenskultur aber auch gleichzeitig Gestaltungsmöglichkeit und Einflussgröße für Unternehmenskultur. Der systematische und strukturierte Prozess der Entstehung eines neuen Vergütungssystems ist ein Erfolgsfaktor für die spätere Wirkungsweise und den Wirkungsgrad. Ein Vergütungsprojekt, das auf diese Art und Weise gehandhabt wird, wird immer zu einem für die Mitarbeiter und das Unternehmen akzeptablen und passenden Ergebnis führen. Es wird nicht alle Ansprüche befriedigen, die zu Beginn bei allen Beteiligten vorhanden waren, es wird aber die wesentlichen Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen und abbilden. 8 Autor: Jürgen Weißenrieder Geschäftsführer WEKOS Personalmanagement GmbH, Tettnang 9
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