(ICMS), Sydney, Australien WS 2014/15 Studiengang Tourism

Erfahrungsbericht Auslandsstudium
International College of Management (ICMS), Sydney, Australien
WS 2014/15
Studiengang Tourismus-Management, Studentin weiblich
Das International College of Management Sydney, kurz ICMS genannt, liegt in Manly, einem der
nördlichen Vororte Sydneys. Das Schloss, in welchem die Universität sowie die Wohnräume der „oncampus accommodation“ untergebracht sind, thront quasi als Wahrzeichen über der netten Kleinstadt
und hat den berühmten Manly Beach direkt vor der Haustür. Hier verbrachte ich im Wintersemester
2014/ 2015 mein Auslandssemester. Im Folgenden möchte ich eine Zusammenfassung meiner
Erfahrungen geben, beginnend mit der Vorbereitung meines Aufenthaltes über das Studentenleben
und die Strukturen am ICMS bis hin zu einem abschließenden Fazit.
Vorbereitung
Schon zu Beginn meines Studiums an der Hochschule Kempten war ich mir sicher, dass ich ein
Auslandssemester machen wollte. Die Planung begann dann im dritten Semester mit einem Besuch im
International Office, wo mich Frau Lohmann über die Möglichkeiten eines Auslandssemesters
informierte und zur Auswahl einer geeigneten Partnerhochschule auf den entsprechenden Reiter der
Hochschul-Homepage verwies:
http://www.hochschule-kempten.de/internationales/partnerhochschulen.html.
Zudem besuchte ich den im Rahmen der „International Week“ angebotenen Vortrag über das ICMS,
wo ich Informationen über die Studiumsstruktur, die Universität und das Leben in Manly aus erster
Hand erhielt. Schnell wurde mir klar, dass ich mein Auslandssemester an dieser Partnerhochschule
verbringen wollte. Die praxisorientierte Studiumsstruktur, die unter anderem das Tragen von
Business-Kleidung während der Vorlesungszeit beinhaltet, sprach mich an und darüber hinaus konnte
ich den Schwerpunkt „International Tourism“ mit Vorlesungen belegen, die in Kempten nicht
angeboten werden. Zudem wollte ich schon immer einmal nach Australien, mir den Wunsch des
Besuchs einer Vorstellung im berühmten Sydney Opera House erfüllen und die außergewöhnlichen
Orte kennen lernen, die ich nur aus dem Fernsehen kannte.
Der Bewerbungsprozess gestaltete sich als unkompliziert, denn ich erhielt großartige Unterstützung
vom International Office sowie vom ISO, dem deutschen Office des ICMS (allen voran von Frau
Svenja Zenz). So musste ich mich lediglich um die pünktliche Einreichung meiner Unterlagen, die
Flüge und das Visum kümmern, welches nach der Annahme am ICMS sehr einfach online zu
beantragen ist. Einzig bei der Überweisung der „Tuition Fee“ an das ICMS traten Probleme auf.
Obwohl ich sowohl vom International Office als auch vom ISO den Hinweis erhielt, dass eine
Bezahlung sowohl in Australian Dollars (AUD) als auch in Euro möglich sei, hatte die zuständige
Stelle am ICMS offensichtlich ein Problem mit meiner Überweisung in Euro. Trotz pünktlicher
Bezahlung und Eingang des Betrages hieß es immer wieder, dass ich noch nicht bezahlt hätte. Nach
langem hin und her konnte ich die Missverständnisse zwar aus dem Weg räumen, doch am ICMS
angekommen wurde von mir eine Nachzahlung gefordert. Diese Forderung erwies sich erneut als
falsch. Während meines Aufenthalts habe ich erfahren, dass ich in diesem Punkt kein Einzelfall war.
Ich möchte daher darauf hinweisen, den Geldtransfer ordentlich zu prüfen und zu dokumentieren. Im
Falle von Nachforderungen kann so bewiesen werden, dass der Betrag bereits gezahlt wurde, was die
Kommunikation mit den zuständigen Sachbearbeitern am ICMS erleichtert. Gemeinsam kann man die
Missverständnisse aus dem Weg schaffen, wichtig sind aber Eigeninitiative und Beharrlichkeit.
Unterkunft
Ich hatte das Glück, einen Platz in der „on-campus accommodation“ des ICMS zu bekommen, welche
man am besten als Internat beschreiben kann. Für mich erübrigte sich so nicht nur die
Wohnungssuche, sondern ich hatte auch alle Mahlzeiten inklusive - eine finanzielle Entlastung, da die
Lebenshaltungskosten in Australien sehr hoch sind. Zudem kam ich in den Genuss, einige Monate auf
einem Schloss wohnen zu dürfen und von meinem Zimmer aus hatte ich eine traumhafte Aussicht auf
Manly und das Meer. Das Flair ist etwas ganz besonderes und ich fühlte mich in die magische Welt
von Harry Potter versetzt. Neben gemeinsamen Mahlzeiten im „Speisesaal“ (ein Zelt auf dem Campus
des ICMS) fördern Gemeinschaftsbäder und ein Aufenthaltsraum mit Billiardtisch, Tischtennisplatte
und kleiner Bar das gute Gemeinschaftsgefühl der dort lebenden Studenten. Die Wohnbereiche und
Gemeinschaftsbäder werden selbstverständlich nach Geschlechtern getrennt und Studenten, die nicht
auf dem Campus leben, sowie andere Besuchern ist der Zugang verboten. Mit Bett, Schrank und
Schreibtisch sind die Zimmer zwar spartanisch eingerichtet, aber vollkommen ausreichend. Je nach
Anzahl der Bewohner ergeben sich die Preise. Für mein Einzelzimmer habe ich beispielsweise den
Höchstpreis bezahlt, hatte dadurch aber den Vorteil einer Privatsphäre und einen Ort, um ungestört
lernen zu können. Für Fragen ist die Rezeption bis 23 Uhr besetzt, zudem stehen RAs (residential
assistants) rund um die Uhr als Ansprechpartner bereit. Wichtig ist eine frühzeitige Anmeldung, da für
die rund 2.000 Studenten nur um die 250 Plätze zur Verfügung stehen. Das entsprechende OnlineFormular ist auf der Homepage des ICMS leicht zu finden: http://www.icms.edu.au/futurestudents/getting-started/accommodation/campus-accommodation.
Was jedem Outgoing, der nach Australien geht, bewusst sein sollte, ist, dass der Hygiene- und
Instandhaltungsstandard nicht derselbe ist, wie in Deutschland. So ist das Schloss von außen zwar ein
atemberaubender Anblick, innen zeigen sich aber deutliche Alters- und Abnutzungserscheinungen,
wie zum Beispiel abblätternde Farbe und beschädigte Möbel. In den Badezimmern kommt durch die
Gemeinschaftsnutzung natürlich noch hinzu, dass nicht alle Studenten das gleiche Verständnis von
Sauberkeit haben und es des Öfteren aussieht, als hätte „eine Bombe eingeschlagen“. Ärgerlich gerade auch im Hinblick auf die Business-Kleidung - ist, dass die Waschmaschinen alt sind und nicht
mehr reibungslos funktionieren. Über die Hälfte der ungefähr zehn Maschinen können nur kalt
waschen und rauen die Kleidung auf. Ein Tipp an dieser Stelle: Keine Kleidung mitnehmen, von der
man sich auf keinen Fall trennen möchte. Leider bleibt auch das Essen am Campus hinter den
Erwartungen zurück. Die Qualität nimmt von Woche zu Woche ab und zudem gibt es ungefähr 6
Gerichte, die immer wiederholt und nur ab und zu durch etwas Neues unterbrochen werden. Ich sage
nur: chicken and rice. Wirklich inakzeptabel aber war die Begrenzung auf einen Gigabyte Internet pro
Tag. Gerade für die vielen internationalen Studenten ist das schade, denn skypen verbraucht sehr viel
Datenvolumen. Zudem arbeitet das System nicht einwandfrei, sodass des Öfteren der Fall auftrat, dass
das Internetvolumen aufgebraucht war, wenn man nur ein kurzes Youtube-Video gesehen hatte. Für
Tourismus-Studenten wie mich ist das gelinde gesagt Arbeitsbehinderung, denn das Schauen von
Imagefilmen verschiedener Destinationen gehört zum Studium dazu. In meiner fachfremden
Vorlesung auf dem Gebiet Sportmanagement war die Verfolgung von Sportnachrichten zudem
dauerhafte Hausaufgabe. Leider stößt man hier auf Unverständnis der ICMS-Mitarbeiter. Die
Beschwerden von meinen Freunden und mir sowie unser Angebot, zusätzliches Datenvolumen zu
kaufen, wurden abgelehnt.
Im Großen und Ganzen war ich mit der Unterkunft aber zufrieden und würde sie gerade Studenten, die
nur für ein Semester ans ICMS gehen, weiterempfehlen, denn es handelt sich hierbei auf jeden Fall um
die praktischste und günstige Wohnart. Zudem haben mir die gute Gemeinschaft und die traumhafte
Lage des Schlosses sehr gefallen.
Studium an der Gasthochschule
Anfangs war es ein seltsames Gefühl, in Business-Kleidung zu den Vorlesungen zu erscheinen, doch
habe ich schnell gemerkt, dass es eine wertvolle Stütze ist, um ein Gefühl für den späteren Alltag als
Managerin zu bekommen. Äußerlich ähnelten wir Studenten den Dozenten und dieser Punkt allein hat
zu einer anderen Umgangsform geführt - Studenten und Dozenten verstanden sich als Kollegen.
Verstärkt wurde dieses durch den lockeren Umgang miteinander. Die Anrede per Vorname spielte
dabei eine große Rolle, doch noch eindrucksvoller fand ich die persönliche und dennoch respektvolle
Atmosphäre, welche ich generell in der australischen Gesellschaft beobachten konnte. So war es
durchaus üblich, dass man sich während der Pause oder nach den Vorlesungen mit den Dozenten über
private Themen unterhielt. Insgesamt herrschte eine gute Lernatmosphäre und ein gegenseitiges
Lernen auf Augenhöhe war allen Dozenten wichtig. Die Einbindung der Studenten sowie das
selbstständige Lernen waren an der Tagesordnung und halfen bei der leichteren Verinnerlichung des
Stoffes. Neben der Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen fielen in jeder Vorlesung drei bis vier
sogenannte „assignments“ (Aufgaben) in Form von wissenschaftlichen Aufsätzen verschiedener Art
an. Mir gefiel diese praxisorientierte Form der Vorlesung nicht nur sehr gut, sondern sie vermittelte
mir auch Sicherheit in Bezug auf mein späteres Berufsleben. Besonders herausfordernd und spannend
war eine Gruppenarbeit, die sich durch das gesamte Semester zog. Es handelte sich hierbei um eine
Durchführbarkeitsstudie für ein Disneyland in Sydney und mit dem klaren Aufgabenziel vor Augen
war es wirklich so, als würde man einen realen Auftrag bearbeiten. Dabei meisterten wir als Gruppe
interne und fachliche Herausforderungen und wurden dafür am Ende mit der Bestnote HD und
persönlichem Lob unseres Dozenten belohnt. Eine für mich sehr hilfreiche und lehrreiche Erfahrung.
Insgesamt lagen mir die Art der Vorlesungen und die Lernatmosphäre mehr, als die in Deutschland
praktizierte Form. Zudem gefiel mir die Tradition, zur Begrüßung neuer Studenten sowie zur
Verabschiedung von Absolventen feierliche Zeremonien durchzuführen. Diese stärken darüber hinaus
die Identifikation mit der Universität sowie das Gemeinschaftsgefühl am ICMS. Für mich war es eine
Ehre, an einer dieser Zeremonien als Fahnenträgerin mitwirken zu dürfen. Ich würde mir wünschen,
dass sich langfristig im deutschen System etwas in diese Richtung ändert, denn zusammen mit meinen
Erfahrungen aus dem Praxissemester kann ich sagen, dass das australische Studiensystem einen
Berufsalltag besser spiegelt als das deutsche. Eine Schwachstelle des ICMS-Systems liegt allerdings in
der Organisation, denn in den Wochen zehn und elf fallen viele der „assignments“ mit der
Klausurvorbereitung und Exkursionen zusammen, während die ersten Wochen locker aufgebaut sind.
Eine gleichmäßigere Aufteilung wäre hier wünschenswert.
Alltag und Freizeit
Fachlich und menschlich war die Zeit am ICMS für mich eine große Bereicherung. Einen guten Start
bot das „Intercultural Immersion Program“ in Cairns vor dem eigentlichen Semesterbeginn. Hier hatte
ich nicht nur die großartige Gelegenheit, spätere Kommilitonen kennenzulernen, sondern erlebte schon
zu Beginn meines Aufenthalts eines der größten Highlights Australiens: Das atemberaubende Great
Barrier Reef. Zudem standen ein Besuch im Regenwald mit dem Kennenlernen der Kultur der
Aborigines und White Water Rafting auf dem Programm. Auch die Sportangebote des ICMS boten
einen guten Rahmen, um neue Kontakte zu knüpfen und nach den Vorlesungen einen Ausgleich zu
schaffen. Mit Zumba und Jui-Jutsu habe ich zudem zwei neue Sportarten kennen gelernt. Und neben
den Vorlesungen hab ich mit Freunden den vielseitigen Kontinent erkundet. Ein großes Highlight
waren für mich die Besuche im Sydney Opera House, wovon ich seit Jahren geträumt hatte.
Landschaftliche Höhepunkte waren neben dem Great Barrier Reef die Great Ocean Road bei
Melbourne und die Blue Mountains. Und natürlich war auch Sydney immer einen Besuch wert. Das
Feuerwerk Samstag abends im Darling Harbour ist wirklich zu empfehlen!
Etwas schade im Hinblick auf den kulturellen Austausch war, dass während meines
Auslandssemesters ungefähr 120 Deutsche am ICMS waren, von denen ein Großteil wie ich auf dem
Campus lebte. Folglich habe ich deutlich mehr in meiner Muttersprache geredet, als ich es mir für das
Semester vorgenommen hatte. Zudem wünsche ich mir im Nachhinein, dass ich mehr Ausflüge
unternommen hätte, denn Australien ist so ein beeindruckender Kontinent. Und wo ich auch
hingekommen bin, herrschte eine einladende Atmosphäre, denn die Menschen sind unglaublich
freundlich und hilfsbereit. Als Reiseziel für die Zukunft habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, bei
einer Rundreise weitere Teile Australiens zu erkunden. Zur Zeit kann ich mir auch gut vorstellen,
meinen Master in Down Under zu machen.
Fazit
Ein atemberaubender und unvergesslicher Moment für mich war die erste Fährfahrt von Manly nach
Sydney. Bei der Einfahrt in den Hafen (Circular Quay) tauchte es links auf - das berühmte Sydney
Opera House, in dessen Muscheln sich die Sonne spiegelte. Es war der Moment, in dem ich in
Australien ankam und die Einfahrt in den Hafen von Sydney wird für mich immer etwas ganz
besonderes bleiben. Enttäuscht war ich dagegen von dem groß angekündigten Surf Camp, für welches
wir uns anmelden konnten. Das Surfen stand hierbei eher im Hintergrund, stattdessen wurde das
Wochenende zum Abenteuertrip, bei dem eine 6 Meter lange Würgeschlange in der Dusche noch
erträglich war. Hier muss ich leider sagen: reine Geldverschwendung, obwohl das surfen an sich Spaß
gemacht hat.
Abschließend möchte ich festhalten, dass mein Auslandssemester in Australien eine großartige
Erfahrung war, die ich auf keinen Fall missen möchte. Die vielen neuen und spannenden Erlebnisse
waren für mich sowohl fachlich als auch menschlich eine große Bereicherung, aus denen ich viel
mitgenommen habe. Diese Erfahrungen möchte ich nun mit anderen Studenten teilen und freue mich
daher sehr darauf, als ICMS-Botschafterin des ISO künftige Studenten auf ihrem Weg ans ICMS zu
unterstützen.