Wie Europa Internet-Unternehmen erfolgreich machen kann

Medienmitteilung, 25. August 2015
Wie Europa Internet-Unternehmen erfolgreich machen kann
Mit dem Internet der Dinge wird das US-dominierte Internet zum Wettbewerbsfaktor in der EUdominierten produzierenden Industrie. Wie kann Europas Industrie die Chancen der digitalen Welt
besser nutzen? Wie kann der «alte Kontinent» seine Wettbewerbsfähigkeit steigern und digitale
Champions fördern? Ein Team von Wirtschaftsexperten und Forschenden der Universität St.Gallen,
ETH Zürich und der Tuck School of Business des Dartmouth College (USA) legt einen «5-PunktePlan für Europas Hightech-Industrie» vor. Darin skizzieren sie Ideen, wie Europa InternetUnternehmen erfolgreich machen kann.
Hätte PayPal- und Tesla Motors-Gründer Elon Musk sein Business auch in einer europäischen Garage
aufziehen können? Oder hätte ihn die sichere Kleinheit seiner Umgebung davon abgehalten?
Fragen wie diese diskutierte Technologie-Experte Prof. Dr. Elgar Fleisch (Universität St.Gallen/ETH
Zürich) mit Forschenden des «Center for Digital Strategies» an der Tuck School of Business,
Dartmouth College, USA. Gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern aus Grosskonzernen und VentureCapital-Unternehmen sowie Start-up-Investoren und Firmengründern haben die Wissenschaftler
einen «5-Punkte-Plan» zur Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit europäischer HightechStart-ups ausgearbeitet.
Impulse für den Wirtschaftssektor «Internet»
Die produzierende Industrie Europas ist global erfolgreich – europäische Produkte sind weltweit
gefragt. Sie sind ein Motor der sozial geprägten Volkswirtschaften in Europa. Im relativ jungen
Wirtschaftssektor «Internet» sieht das anders aus. Kaum ein europäisches Internet-Unternehmen hat
sich bislang international durchgesetzt. Die europäischen Konsumenten und Unternehmen kaufen
und nutzen täglich und nahezu alternativlos Internetservices von Unternehmen aus den USA.
Mit dem «Internet der Dinge» dringt das Netz nun in die produzierende Welt ein und löst eine
industrielle Erneuerung aus.
5-Punkte Plan zum Ausbalancieren der risiko-aversen Kultur
«Wohlstand, politische Stabilität und soziale Sicherheit fördern eine risiko-averse Kultur in Europa.
Diese bremst häufig unternehmerische Ideen und wirtschaftliche Impulse», erklärt Elgar Fleisch die
Grundidee des Massnahmenplans, welchen er mit dem Expertenteam aus Wirtschaft und
Wissenschaft erstellt hat. «Innovationen brauchen Mut zu unternehmerischer Freiheit.
Unser 5-Punkte-Plan trägt darum den Titel The Revaluation of Risk-Taking».
Nachfolgend ein Auszug aus den Massnahmenpaketen, ausführlicher beschrieben im White Paper:
1. «Not-invented-here»-Phänomen überwinden: Europäische (Gross-)Unternehmen sollten sich frisch
gegründeten Firmen öffnen. Mit Start-ups forschen und neue Geschäftsfelder entwickeln bringt
etablierte und neue Unternehmen gleichermassen weiter. Auch die Übernahme von Start-ups sollten
(Gross-)Unternehmen in ihrer Strategie berücksichtigen.
2. Wagniskapital-Industrie nicht bestrafen: In Europa ist die Venture-Capital-Industry im mittleren
Sektor stark unterentwickelt. Investoren werden aufgefordert, in professionell geführte VentureCapital-Fonds zu investieren, um den ernüchternden Performance-Statistiken der Branche
entgegenzuwirken. Regulatoren werden aufgefordert, das dringend benötigte «Risk-Taking-Capital»
im Vergleich zu anderen Kapitalanlagen zumindest nicht zu bestrafen.
3. Internationale Talente willkommen heissen: Da der Grossteil der erfolgreichen Gründer
Einwanderer sind, fordert das dritte Massnahmenpaket eine einfache und schlanke Immigration
internationaler Talente – aber auch die einfache grenzüberschreitende Anstellung von Mitarbeitenden
innerhalb von Europa.
4. Gründergeist im Bildungssektor fördern: Das vierte Massnahmenpaket wendet sich an jene, die
«Risk-Taking Talents» hervorbringen. Gründungen an Universitäten und Fachhochschulen sollen
verstärkt gefördert werden. An vielen Orten müssen sich Dozierende heute noch verteidigen, wenn
sie Start-ups unterstützen. Eine weitere Massnahme schlägt vor, dass Lehrer und Kinder das Fach
Werken/Handarbeiten im Sinne von «Maker-» und Programmierfähigkeiten lernen sollen.
5. «One digital Europe»: Das fünfte Massnahmenpaket fordert mit «one digital Europe» eine
minimale Harmonisierung digitaler Rahmenbedingungen in den wichtigsten europäischen Märkten,
um eine oft zwingend notwendige kritische Grösse im Heimmarkt schneller und kostengünstiger
erreichen zu können.
Die Vollversion des 5-Punkte-Plans The Revaluation of Risk-Taking finden Sie auf der HSG-Webseite
unter www.unisg.ch (Shortlink: http://bit.ly/1EgLL1q )
Kontakte für Rückfragen:
Prof. Dr. Elgar Fleisch
Institut für Technologiemanagement (ITEM-HSG), Universität St.Gallen (HSG)
Chair for Information Management, Departement of Management, Technology, and Economics, ETH
Zürich
Tel.: +41 71 224 72 41 / [email protected] / www.item.unisg.ch
Hans Brechbühl
Executive Director, Glassmeyer/McNamee Center for Digital Strategies
Adjunct Associate Professor of Business, Tuck School of Business, Dartmouth College, USA
Phone: +1 603 646 09 75, Swiss Mobile: +41 78 838 63 07
[email protected] / http://digitalstrategies.tuck.dartmouth.edu/
Autoren des 5-Punkte-Plans The Revaluation of Risk-Taking
Pius Baschera, Hans Brechbühl, Malte Brettel, Thomas Buberl, Adrian Bult, Volkmar Denner, Rolf
Christof Dienst, Gina Domanig, Fritz Fahrni, Alois Flatz, Elgar Fleisch, Mario Fontana, Dietmar
Grichnik, Daniel Gutenberg, Alexander Ilic, Cédric Köhler, Christian Mangstl, Jan Schoch, Joachim
Schoss, Helmut Schönenberger, Florian Schweitzer, Peter Vogel, Thomas Zellweger