Dankesworte „Martin Luther und das Judentum. Rückblick und Aufbruch.“ Eine Ausstellung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz und des Touro Colleges Berlin Sehr geehrter Prälat Dorgerloh, sehr geehrte Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands, sehr geehrte Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, liebe Gäste, es ist mir eine ganz besondere Freude, an diesem heutigen Abend das Wort an Sie zu richten und diese wunderbare wie wichtige Ausstellung „Martin Luther und das Judentum. Rückblick und Aufbruch.“ mit zu eröffnen. Der Reformator Martin Luther hat das Bild über den Juden und jüdischen Glauben so nachhaltig aber auch einseitig geprägt wie kaum ein anderer Theologe. Sein Haltungswandel –von wohlwollender Duldung in frühen Reformationszeiten hin zur offenen antisemitischen Feindseligkeit gegenüber jüdischen Mitmenschen in späteren Jahren, kennzeichnen das komplizierte Vermächtnis Luthers an die Evangelische Kirche. Auch das Verständnis der Juden gegenüber dem Protestantismus ist gefärbt von diesem traumatischen Verhältnis. Bis heute ist dies spürbar in theologischen Debatten aber auch im Miteinander. Als Rektorin der einzigen amerikanisch-jüdischen Privathochschule Deutschlands habe ich es immer als meine besondere persönliche Aufgabe und Bürgerpflicht verstanden, Brückenbauerin zu sein: Das Touro College in Berlin ist ein lebendiges Beispiel kultureller, ethnischer und konfessioneller Begegnung und Versöhnung. „Erinnerung ist eine Form der Begegnung.“ stellte der libanesisch-amerikanische Philosoph Khalil Gibrain einst fest. Eine Überzeugung, die ich nicht nur teile, sondern auch versuche aktiv zu fördern. So schickte ich am 03. November 2010 einen Brief an den Beauftragten des Rates der EKD, Prälat Stephan Dorgerloh. Mir ging es darum zu erfahren, ob und wie die EKD im Rahmen der Lutherdekade das Verhältnis Luthers zu den Juden und vor allem aus jüdischer Perspektive zu thematisieren wünscht. Aus dem inspirierenden Briefwechsel mit der EK Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, vertreten durch Dr. Bernd Krebs, ist diese beispiellose Ausstellung entstanden, die wir Ihnen heute stolz vorstellen dürfen. Die Schau ist ein Vorbild für die gelungene interdisziplinäre wissenschaftliche und konfessionelle Auseinandersetzung. Sie signalisiert auch die Bereitschaft, die Perspektiven des Christenund Judentums einander auf Augenhöhe gegenüberzustellen und den jüdischen Stimmen Gehör zu verschaffen. Auf Seiten des Touro Colleges hat vor allem Prof. Dr. Peter Klein, Dekan des einzigen in Deutschland angebotenen Masterstudiengang „Holocaust Communications and Tolerance“ entscheidend zur Darstellung des jüdischen Standpunktes beigetragen. So zeigt er auf, wie Luthers Antisemitismus noch heute wirkungsgeschichtliche Macht entfaltet und das gegenwärtige Verhältnis zwischen Judentum und Christentum prägt. Vor allem erfreut hat mich die enge Mitarbeit meiner lieben Freunde Ingrid Schmidt und Pfarrer Helmut Ruppel in der Arbeitsgruppe. Ingrid Schmidt und Helmut Ruppel haben gemeinsam beachtenswerte Publikationen zum Dialog zwischen Christen und Juden veröffentlicht. Diese Kenntnisse haben beide bei sowohl der sorgfältigen Bilderauswahl wie auch dem Verfassen einzelner Tafeln einfließen lassen. Hervorzuheben ist jedoch ganz besonders der Einsatz von Prof. Dr. Peter von den OstenSacken: Ein entscheidendes Mitglied des Kuratoriums hat er dieser Ausstellung sein Wissen und seine Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Forschung zum Thema Kirche und Judentum geschenkt. Durch ihn offenbart sich uns Luther nicht nur als schillernde, sondern auch umstrittene Ikone der Reformationsbewegung und polarisierender Begründer der evangelischen Kirche. Als ehemaliger Leiter des IKJ hat er wie kaum ein anderer Wissenschaftler die Beziehung zwischen Luther, der Kirche und dem Judentum aus religionsund ideengeschichtlicher Sicht kritisch untersucht aber auch zu versöhnen gesucht. Die Ausstellung, die wir Ihnen heute präsentieren, bemüht sich – und wie ich finde auch gelungen – einen Überblick in der Breite wie Tiefe zum Binnenverhältnis zwischen dem Christen- und Judentum zu geben. Luther - selbst zutiefst geprägt von einer diffizilen wie komplexen jahrhundertelangen Tradition im Umgang mit Juden – steht hier als prominente nationale Symbolfigur des 20. Jahrhunderts im Zentrum der Schau. Vor allem sein Antisemitismus wurde im Nationalsozialismus von rassistischen und glaubenskonservativen Motiven vereinnahmt und instrumentalisiert. Erst nach 1945 ist es der evangelischen Kirche gelungen, sich von dem erschütternden antijüdischen Erbe Luthers freizumachen und den Weg der Annäherung zu beschreiten. Mein aufrichtiger Dank gilt daher allen, die mit unermüdlichem Einsatz und wissenschaftlichen wie kreativen Input diese Ausstellung ehrenamtlich organisiert und umgesetzt haben. Ganz besondere Wertschätzung gebührt jedoch auch den folgenden Personen, ohne deren Beitrag diese Ausstellung in dieser einzigartigen Form nicht zustande gekommen wäre: Gideon Botsch und Lorenz Wilkens, ohne deren tatkräftiges Mitwirken die Arbeitsgruppe nicht komplett und die Ausstellung nicht so besonders geworden wäre. Hartmut Bomhof, bis 2013 und Matthias Loerbroks, bis 2014, die wichtige Mitglieder der Arbeitsgruppe waren und deren Unterstützung zum Gelingen der Schau beigetragen haben. Bettina Kubanek, die das Ausstellungsdesign konzipiert und alles begleitende Material, wie Katalog und Broschüren, produziert hat. Pfarrerin Christina-Maria Bammel und ihre Vertretung Pfarrerin Dorothea SchulzNgomane, die unserer Ausstellung an diesem prominenten Ort beherbergen. Clemens Bethge, dessen umfassende Bildrecherche wir die wunderbaren Abbildungen verdanken, die wir heute hier sehen. Dirk Michel, der zusammen mit Ingrid Schmid das Lektorat übernommen und somit die orthographische Korrektheit sichergestellt hat. Treibende Kraft und nimmermüder Motivator jedoch war Pfarrer Dr. Bernd Krebs, der das Ausstellungsprojekt wie kein Zweiter geprägt hat. Ihm gebührt daher mein besonderer Dank.
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