Industrie-Applikationen 580 LC trifft MALDI-MS Regina Römling Shimadzu Deutschland GmbH, Duisburg HPLC getrennt und identifiziert werden. Die Identifizierung erfolgt in allen Fällen über die Massenspektren der Peptide. All diese unterschiedlichen Trennverfahren stellen daher eigentlich nur die Probenvorbereitung für die massenspektrometrische Analyse dar. Die Zahl der Proteine, die aus einer hochkomplexen Mischung identifiziert werden können, hängt neben der erreichten Auflösung dieser Probenvorbereitung auch wesentlich von der Qualität der Massenspektren ab. Abb. 1: AccuSpot Mikrofraktionierer. Ein Kernproblem in der Proteomforschung ist die Identifizierung einzelner Proteine in komplexen Matrizes. Üblicherweise wird hierzu die Auftrennung eines Zellextraktes mittels zweidimensionaler Gel-Elektrophorese (2D-PAGE) verwendet. Das Trennverfahren beruht in der ersten Dimension auf einer Trennung nach Ladung der Proteine und in der zweiten Dimension nach deren Größe bzw. Molekulargewicht. Um einzelne Proteine anschließend identifizieren zu können, werden diese im Gel enzymatisch gespalten und die Massen der Fragmente mittels massenspektrometrischer Verfahren bestimmt. Dieser Prozess umfasst eine Serie zeitraubender Arbeitsprotokolle, die nur begrenzt automatisierbar sind. Ferner ist der Bereich der detektierbaren Proteine eingeschränkt. Hydrophobe Proteine (wie etwa Membranproteine, sehr kleine Proteine und Proteine in extrem geringer Konzentration) können mit elektrophoretischen Methoden allein nicht identifiziert werden. Als Alternative werden in letzter Zeit verstärkt chromatographische Methoden diskutiert. Schon seit längerem werden unterschiedlichste Methoden der mehrdimensionalen Flüs- Charakterisierung mittels MALDI-MS sigchromatographie (MDLC) für die Auftrennung der komplexen Peptidmischungen verwendet[1, 2]. Junichi et al. zeigten zum Beispiel auf der diesjährigen Tagung der Amerikanischen Gesellschaft für Massenspektrometrie (ASMS) Unterschiede zwischen der Trennung mittels klassischer 2-D Gel-Elektrophorese und MDLC-Trennungen. Nach einer groben Vorfraktionierung wurden die Proteine aus Cerebrospinalflüssigkeit proteolytisch gespalten und mit dem neuen Shimadzu 2D-KapillarHPLC Systems und MSn-Detektion analysiert. Aus 509 detektierten Peptiden konnten mittels Mascot-Datenbank-Recherche insgesamt 126 Proteine identifiziert werden. Nur 60% dieser Proteine waren aus der Analyse auf Basis klassischer 2D-Elektrophorese bereits bekannt[3, 4]. Ein anderer Ansatz verbindet elektrophoretische und chromatographische Trenntechniken. So können zum Beispiel nach der gel-elektrophoretischen Auftrennung nach Molekulargewicht die Proteine einzelner Banden direkt tryptisch gespalten, die entstehenden Peptide aus dem Gel extrahiert und dann mittels reversed phase Kapillar- Zur Identifizierung der Peptide können verschiedene massenspektrometrische Verfahren eingesetzt werden. Die OnlineKopplung der chromatographischen Trennung mit Elektrospray MSn-Geräten stellt sicher den höchstmöglichen Grad der Automatisierung dar. Doch bietet eine offline Kopplung der LC mit MALDI-MSn-Techniken große Vorteile bei unvollständiger chromatographischer Trennung der Peptide. MDLC oder 1D-PAGE gekoppelt mit rp-HPLC kann nie eine vollständige Auflösung aller Peptide eines Proteoms liefern. Das bedeutet, dass in den meisten Peaks mehrere Peptide gleichzeitig eluieren. Bei der online-LC/MS/MS-Kopplung ist die Zeitspanne, die für die MSMessung der co-eluierenden Peptide zur Verfügung steht, entsprechend der Peakbreite der einzelnen Peaks begrenzt. Die Scan-Geschwindigkeit des Massenspektrometers setzt hier der Anzahl der MS/MS-Experimente Grenzen. Daher können selten alle co-eluierenden Peptide identifiziert werden. Wenn man nur das Vorhandensein bekannter Peptide in der Probe bestätigen möchte, stellt das kein Problem dar. Ist das Ziel aber die Charakterisierung möglichst vie- ler unterschiedlicher Proteine eines Zellextraktes, so ist es vorteilhaft, die MS Messung und die chromatographische Trennung zeitlich zu entkoppeln. Für MALDI-MS Messungen muss die Probe immer offline auf einem Probenhalter präpariert werden. Die Probe wird zusammen mit einer Matrix aus kleinen organischen Molekülen auf einem Probenhalter kristallisiert und dann im MALDIMSn analysiert. Da die Probe in festem Zustand auf dem Probenhalter verbleibt, kann das MS-Experiment beliebig lange durchgeführt und optimiert werden. Üblicherweise werden zum Beispiel mit dem AximaQITTM, einem MALDI-QITTOF-Massenspektrometer, zunächst durch eine einfache MSMessung Kandidaten für die folgenden MS/MS-Experimente identifiziert. Das ausgewählte Peptid - das Precurser-Ion - wird in der Ionenfalle (QIT) isoliert und mit Argon als Kollisionsgas fragmentiert. Die Fragmente werden dann mit einem Reflektron Time of Flight (TOF) Analysator analysiert. Im Idealfall kann durch eine Datenbankrecherche in der Mascot-Datenbank (Matrix Science) das Protein, aus dem die untersuchten Peptide entstanden sind, identifiziert werden. Ein weiterer a b c Abb. 2a, 2b, 2c: Spot-Technik des AccuSpot. BIOspektrum · Sonderausgabe · 10. Jahrgang Industrie-Applikationen 581 Literatur [1] Wagner, Y., Sickmann, A., Meyer, H.E., Daum, G. (2003): Multidimensional nano-HPLC for analysis of protein complexes. J Am Soc Mass Spectrom. 14(9):1003–1011. Abb. 3: MS/MS des Peptids mit m/z 2023, identifiziert als Phosphoglycerat Kinase I. Vorteil der MALDI-MS Analyse ist die Möglichkeit der Archivierung der Probe auf dem MALDI-Target für spätere Messungen. Mikrofraktionierung mit dem AccuSpot Für die Kopplung von chromatographischen Methoden mit MALDI-MS-Techniken hat Shimadzu einen neuen Mikrospotter entwickelt. Mit Hilfe des AccuSpot Mikrospotters können kontinuierlich und vollautomatisch Nanoliterfraktionen von Nano- oder Mikro-HPLC-Eluaten auf MALDI-MS-Targets präpariert werden. Der Spotter dosiert vollautomatisch die gewünschte Menge Matrixlösung zum HPLC-Eluat. Die Flussrate der Matrixlösung ist von 100 nl/min bis 50 µl/min variierbar. Herzstück des Spotters ist die Dreifachnadel mit drei coaxialen Kapillaren. In der innersten Kapillare fließt das HPLCEluat. Die Matrixlösung fließt in der mittleren Kapillare und mischt sich an der Spitze der Nadel mit der Probe. Die äußerste BIOspektrum · Sonderausgabe · 10. Jahrgang Röhre dient der Reinigung der Nadel durch Spülflüssigkeit und Druckluft. Ein XYZ-Roboter fährt nacheinander bis zu 9 MALDI-Targets im Standard 96-oder 384-Well-MTP-Format bzw. 18 Targets im Applied-Biosystems-Format unter die Kapillare. Der Tropfen wird so auf der Platte abgesetzt, dass die Spitze der Kapillare die Metalloberfläche nicht berührt (Abb. 2). Dies unterscheidet den AccuSpot von anderen Mikrofraktionier-Systemen, bei denen die Nadel auf der Platte aufsetzt und die Probe außen an der Nadel hochgedrückt werden kann. Das führt dann zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Substanzen über den Spot und zur Kontamination der Nadelaußenseite. Eine CCD-Kamera überwacht die gesamte Mikrofraktionierung. Abbildung 3 zeigt ein MS/MSSpektrum, das bei der Analyse eines Zelllysats aus humanen BJAB-Zellen (Burkitt-Lymphom-Zellinie) gemessen wurde. Das Zelllysat wurde zunächst mittels Elektophorese getrennt. Die Bande des Gels, welche Proteine mit einem Molekularge- wicht zwischen 33 und 42 kDa enthielt, wurde ausgeschnitten und die Proteine im Gel enzymatisch gespalten. Die Peptide wurden aus dem Gel eluiert, durch rp-Kapillar-HPLC getrennt und mit dem AccuSpot auf zwei MALDI-Targets im Mikrotiterplattenformat fraktioniert. Aus dem Massenspektrum des Peptids mit m/z 2023 und den Spektren weiterer Peptiden wurde in der Datanbankrecherche die Phosphoglycerat Kinase I als ein Protein des Zellysats identifiziert. Analog wurden 22 weitere Proteine identifiziert[5]. Im Vergleich zu onlineLC/MS/MS-Methoden erlaubt die Immobilisierung der Probe auf einem MALDI-Target die Datenaufnahme über einen längeren Zeitraum. Ein wichtiger Vorteil, wenn MS/MS von coeluierenden Peptiden oder eine Wiederholungsmessung gefordert ist. Der AccuSpot Mikrospotter eignet sich ideal als Verbindungsglied für die Kopplung chromatographischer Trennungen, wie zum Beispiel 2Dnano/kapillar-HPLC mit HighEnd-Massenspektrometern. [2] Wolters, D.A., Washburn, M.P., Yates, J.R., 3rd. (2001): An automated multidimensional protein identification technology for shotgun proteomics. Anal Chem. 73(23):5683–5690. [3] Sickmann, A., Dormeyer, W., Wortelkamp, S., Woitalla, D., Kuhn, W., Meyer, H.E. (2002): Towards a high resolution separation of human cerebrospinal fluid. J Chromatogr B Analyt Technol Biomed Life Sci.771(1–2):167–196. [4] Masuda, J.1; Saito, K.2; Yang, X.1; Nishimura, M.3; Ueda, T.4; Kowalak, J. A.1; Markey, S. P.1; 1National Institute of Mental Health, Bethesda, MD; 2Gifu University, Gifu, Japan; 3Shimadzu Scientific Instruments, Inc., Columbia, MD; 4Shimadzu Corporation, Kyoto, Japan (2004): Proteomic Analysis of Human Cerebrospinal Fluid after PreFractionation Using Automated 2D Nano HPLC/MS. ASMS, Poster ThPW 480 [5] Martin, R. L.1, Raptakis, E.1; Bienvenut, W.2; 1Shimadzu Biotech, Manchester, UK; 2IDE-ALP Pharma, Lyon, France (2004): Characterization of Complex Protein Gel Bands by Offline LC MALDI-QIT-TOF-MS. ASMS, Poster TPY 452. Korrespondenzadresse: Regina Römling Shimadzu Deutschland GmbH Albert Hahn Str. 6-10 D-47269 Duisburg Tel.: 0203-76870 Fax: 0203-766625 [email protected] www.shimadzu.de
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