in den Ort weisen. Es heißt dann

Vorschau - Klett-Cotta Verlag, J. G. Cotta'sche Buchhandlung
MARTIN
HEIDEGGER
GEORG TRAKL
EINE
ERÖRTERUNG
SEINES
GEDICHTES
E r ö r t e r n meint hier zunächst: in den Ort weisen. Es heißt dann: den
Ort beachten. Beides, das Weisen in den Ort und das Beachten des Ortes,
sind die vorbereitenden Schritte einer Erörterung. Doch wagen wir schon
genug, wenn wir uns im folgenden mit den vorbereitenden Schritten begnügen. Die Erörterung endet, wie es einem Denkweg entspricht, in eine
Frage. Sie fragt nach der Ortschaft des Ortes.
Die Erörterung spricht von Georg Trakl nur in der Weise, daß sie den
Ort seines Gedichtes bedenkt. Solches Vorgehen bleibt für das historisch,
biographisch, psychoanalytisch, soziologisch, an der nackten Expression
interessierte Zeitalter eine offenkundige Einseitigkeit, wenn nicht gar
ein Irrweg. Die Erörterung bedenkt den Ort.
Ursprünglich bedeutet der Name „Ort" die Spitze des Speers. In ihr
läuft alles zusammen. Der Ort versammelt zu sich ins Höchste und
Äußerste. Das Versammelnde durchdringt und durchwest alles. Der Ort,
das Versammelnde, holt zu sich ein, verwahrt das Eingeholte, aber nicht
wie eine abschließende Kapsel, sondern so, daß er das Versammelte
durchscheint und durchläutet und dadurch erst in sein Wesen entläßt.
Jetzt gilt es, denjenigen Ort zu erörtern, der das dichtende Sagen
Georg Trakls zu seinem Gedicht versammelt, den Ort seines Gedichtes.
Jeder große Dichter dichtet nur aus einem einzigen Gedicht. Die Größe
bemißt sich daraus, inwieweit er diesem Einzigen so anvertraut wird, daß
er es vermag, sein dichtendes Sagen rein darin zu halten.
Das Gedicht eines Dichters bleibt ungesprochen. Keine der einzelnen
Dichtungen, auch nicht ihr Gesamt, sagt alles. Dennoch spricht jede
Dichtung aus dem Ganzen des einen Gedichtes und sagt jedesmal dieses.
Dem Ort des Gedichtes entquillt die Woge, die jeweils das Sagen als ein
dichtendes bewegt. Die Woge verläßt jedoch den Ort des Gedichtes so
wenig, daß ihr Entquellen vielmehr alles Bewegen der Sage in den stets
verhüllteren Ursprung zurückfließen läßt. Der Ort des Gedichtes birgt
als die Quelle der bewegenden Woge das verhüllte Wesen dessen, was dem
metaphysisch-ästhetischen Vorstellen zunächst als Rhythmus erscheinen
kann.
Weil das einzige Gedicht im Ungesprochenen verbleibt, können wir
seinen Ort nur auf die Weise erörtern, daß wir versuchen, vom Gesprochenen einzelner Dichtungen her in den Ort zu weisen. Doch hiefür bedarf