Cornerstone Brexit würde Kaufgelegenheiten schaffen Am 23. Juni 2016 stimmen die Briten über den Verbleib im Euro-Währungsraum ab. Viele Finanzfirmen haben sich vorausschauend schon Büroräume im Euro-Währungsraum, vor allem in Luxemburg, gesichert. Was würde ein Brexit für den Immobilienmarkt bedeuten? Vier Fragen an Charles Weeks, Geschäftsführer von Cornerstone Europe. Was sind die Auswirkungen eines möglichen Brexits auf die britische Wirtschaft und auf Ihr eigenes Geschäft in Europa? Charles Weeks: Britische Unternehmen zahlen beim Zugang zum Binnenmarkt der Europäischen Union (EU), dem größten einheitlichen Wirtschaftsraum der Welt, derzeit keine Zölle. 50 Prozent des britischen Handels finden mit der EU statt, rund 2,3 Millionen britische Arbeitsplätze sind unmittelbar damit verknüpft. Derzeit ist Großbritannien die Nummer 2 unter den Empfängern ausländischer Direktinvestitionen (FDI), hinter den USA, die von ihrem Status als globale Leitwährung profitieren. Es scheint plausibel, dass bei einem Exit die FDIs sinken. Das betrifft auch Immobilieninvestitionen und Vermietungen im Rahmen von Unternehmensverlagerungen. Bei einem klaren Abstimmungsergebnis für einen Verbleib in der EU würde die derzeit spürbare wirtschaftliche Unsicherheit sofort verschwinden und verlorenes Terrain kurzfristig wieder aufgeholt werden. Ein Votum für den Austritt würde zu einer Verhandlungsphase von mindestens zwei Jahren führen, bis die EU-Verträge aufgelöst sind. Vielleicht auch länger, wenn in der Folge ein weiteres Referendum in Schottland angesetzt würde. Die verbleibenden EU-Länder werden sich darum bemühen, den Handel wieder aufleben zu lassen, werden aber auch dafür sorgen, dass das Vereinigte Königreich die Kosten eines Exits schmerzhaft zu spüren bekommt. Haben Sie Vorbereitungen für ein Brexit-Szenario getroffen? Weeks: Die jüngsten politischen Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen, sie schwanken um 50/50, bei 15 bis 20 Prozent Unentschiedenen. Obwohl wir die Risiken nicht unterschätzen, beobachten wir doch, dass bei Referenden in Industrieländern meist ein Trägheitsmoment wirksam ist und der Status Quo gewinnt, beispielsweise in Québec und Schottland. Warum sollte man einen Lebensstil mit vorhandenem Wohlstand gegen eine Situation mit unbekannten Risiken eintauschen? Das heißt, wenn die Situation auf ein Votum für den Verbleib hinausläuft, dann erwarten wir keine großen Auswirkungen. Außerdem sind Immobilien eine langfristige Investition und wir vermuten, dass angesichts des typischen Anlagehorizonts von Immobilien selbst ein Brexit kaum einen Unterschied macht. Anders gesagt: Die Franzosen werden uns weiterhin ihren Käse und Wein verkaufen wollen und die Briten werden wahrscheinlich immer noch bevorzugt deutsche Autos fahren. Zum Thema Colliers InternationalDiese Chancen und Risiken birgt das britische EU-Referendum für Investoren Am 23. Juni stimmen die Briten über ihren Verbleib in der EU ab. Für Investoren birgt das Referendum Chancen aber auch Risiken. Das ist das Ergebnis der Studie Brexit: Logic dictates von Colliers International. Wie werden die Auswirkungen auf Ihr Geschäft in Deutschland sein? Weeks: Wir erwarten keine Auswirkungen, da wir ja mit einem positiven Votum für den Verbleib rechnen. Sollte das Abstimmungsergebnis anders sein, werden sich die Kapitalströme für gewerbliche Immobilien wahrscheinlich kurzfristig in Richtung Kontinentaleuropa verstärken. Die Stabilität deutscher Immobilien könnte in Zeiten der Unsicherheit für viele besonders attraktiv sein. Die EU würde durch den Austritt geschwächt werden, zumal viele andere Länder betont haben, wie sehr sie das Gleichgewicht schätzen, das durch die Präsenz der Briten gerade im Handelsblock entsteht. Der würde sich dann zu sehr auf die deutsch-französische Perspektive konzentrieren. Wäre es eine Option, das Geschäft aus Großbritannien auf ein Unternehmen innerhalb der EU zu verlagern? Weeks: Die Immobilien und Immobilienfonds von Cornerstone sind in der Regel lokal gebunden. Die Muttergesellschaft ist in den USA angesiedelt, nicht in der EU. Der Pan European Fund ist europaweit aufgestellt. Er ist nicht auf die Eurozone oder die EU begrenzt. Cornerstone hat in Europa viel in lokale Netzwerke investiert. Wir haben Menschen vor Ort, die Investments in genau den lokalen Märkten verantworten, die sie am besten kennen. Oben genannte Überlegung würde dieser Philosophie zuwiderlaufen. Wenn man glaubt, dass es auf lange Sicht kaum einen Unterschied macht, ob die Briten innerhalb oder außerhalb der EU sind, dann könnte man die Prognose wagen, dass, wenn sich der Staub gelegt hat und die lokalen Preise für gewerbliche Immobilien ausreichend gesunken sind, Kaufgelegenheiten entstehen. Immerhin gibt es gute Gründe für die Attraktivität gewerblicher Immobilieninvestitionen in Großbritannien: hohe Transparenz des Immobilienmarktes, Liquidität und die Anlageperformance. Hintergrund: Am 23. Juni 2016 wird in Großbritannien über den möglichen Austritt des Landes aus dem Euro-Währungsraum abgestimmt. Noch sind die Briten laut Umfragen gespalten: Jeweils rund 40 Prozent sind dafür und dagegen, der Rest ist unentschlossen. Ein Brexit würde die wirtschaftlichen Beziehungen Großbritanniens mit dem Rest der Europäischen Union (EU) verschlechtern: Höhere Zinsen für Kredite, weniger Investitionen und Einschränkungen beim Außenhandel wären die Folge, wie zwei Studien im Auftrag der Industrieverbands CBI und des europäischen Finanzmarktverbands AFME ergeben haben. Die britische Wirtschaftskraft würde laut CBI-Studie bis 2020 im schlechtesten Szenario um 5,5 Prozent geringer ausfallen als bei einem Verbleib in der EU. Das entspricht Kosten von rund 100 Milliarden Pfund (128 Milliarden Euro). 950.000 Arbeitsplätze würden demnach verloren gehen. Dieser Artikel erschien am 29.03.2016 unter folgendem Link: http://www.dieimmobilie.de/cornerstone-brexit-wuerde-kaufgelegenheiten-schaffen-1459241559/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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