Psychologische Hindernisse

Psychologische Hindernisse – Barrieren
im Kopf
Christine Chaloupka-Risser,
FACTUM Chaloupka und Risser
Verkehrs- und Sozialanalysen
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Ausgangspunkt
•Geschwindigkeitsverhalten  Verkehrssicherheit & Umwelt,
sowohl Niveau als auch Schwankungen
•Nüchterne & faktenbasierte Behandlung des Themas Tempo ist
schwierig
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Situationsangepasste
Geschwindigkeit
•Problem: situationsangepasste Geschwindigkeit = kaum exakt
bestimmbar
•Aber: Annahme legitim dass
– Verantwortungsbewusstsein,
– Gelassenheit,
– Bereitschaft soziale & physische Umwelt zu berücksichtigen,
– Ressourcen sparende Einstellungen,
– Tendenz Tempo eher nach unten anzupassen
– Keine scharfen Bremsungen & Beschleunigungen
– Konfliktvermeidung statt Konfliktbewältigung
für gesamtes Geschwindigkeitsverhalten positiv wirken und
Vorteile für Sicherheit & Umwelt bringen
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Verkehrssicherheit, Umwelt?
• Welche Argumente zur Umwelt und welche zur Sicherheit
kommen bei unterschiedlichen Gruppen motorisierter
Verkehrsteilnehmer gut an?
• Argumente die „ziehen“ sowohl zur direkten Bewusstseinsbildung als auch zur Unterstützung des „Verkaufs“ von
Maßnahmen ( Akzeptanz)
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Systemverständnis ist
Voraussetzung
• Oft falsches Handeln zum Schaden von Gesellschaft & Umwelt
ohne das zu sehen und zu verstehen  oft irrtümliche
Meinung das Richtige bzw. nichts Falsches zu tun
• Im Straßenverkehr kann leicht irrige Meinung entstehen was
richtiges Verhalten ist – auch bei Personen mit Bereitschaft zu
verantwortlichem Handeln.
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Faktenwissen?
• Forschung zeigt  eminente Rolle überhöhter
Geschwindigkeit
• Powermodell von Göran Nilsson  Zahl Schwerverletzter
ändert sich mit 3. Potenz & Zahl der Getöteten mit 4. Potenz
der Veränderung der Durchschnittsgeschwindigkeit
– (v1/v0 )  Anzahl Unfälle
– (v1/v0)2  Anzahl Verletzte
– (v1/v0)3  Anzahl Schwerverletzte
– (v1/v0)4  Anzahl Getötete
v1 = Geschwindigkeit nachher
v0 = Geschwindigkeit vorher = 100%
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Beispiel: Geschwindigkeitsreduktion um 3%
• Veränderung der Geschwindigkeit um 3%:
- 97% (nachher)/100% (vorher) = 0.97
- führt zu Veränderung bei den Getötetenzahlen
von 100% (also Stand vorher)
auf {0,974x100 } = 88,6%
• Verringerung Durchschnittsgeschwindigkeit um 3% 
Verminderung Getöteter um 11,4% auf 88,6%.
• Fakten bzgl. Umwelt haben Sie in den anderen Referaten
gehört!
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Warum werden Fakten nicht
berücksichtigt?
• Häufiger Makel: Ergebnisse nicht aus eigenem Land 
Gültigkeit leicht anzuzweifeln wenn man will
• Man will Relevanz nicht zur Kenntnis nehmen ohne
nachzuprüfen ≠ verantwortliches Handeln der
Entscheidungsträger
• Hingegen: Der Frage der Gültigkeit für Öffentlichkeit
erkennbar nachzugehen  Chance zur Verbesserung
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Handeln des/r Einzelnen
beeinflusst durch:
Individuelle
Entwicklung
Beobachtung der
Anderen,
Kommunikation
Strukturen: Gesetze,
Handeln der Politiker,
Medien, öffenliche
Diskussion etc.)
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Möglichkeiten &
Bedingungen des
Fahrzeuges
Infrastruktur & was
sie für
unterschiedliche
Gruppen bietet
Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Erwünschtes Verhalten braucht
Hilfe von außen
• Beispiel: Autobahn mit 130km/h-Tempobeschränkung.
Fahrbahn trocken, Sicht gut, wenig Verkehr. Bedingungen ideal
 ist es verantwortbar ein wenig schneller zu fahren als Limit?
• Problem: Zehntausende Personen weltweit in ähnlicher
Situation wo großzügige Regelauslegung verantwortbar
scheint. Einige irren sich  Unfälle.
• Viele Fehler  relativ „wenige“ Unfälle  individuell nicht
möglich zu verstehen was richtig und was falsch ("Ignorance of
system behaviour").
• Zusammenhänge sind stochastischer & nicht deterministischer
Natur.
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Problematisches Verhalten wird
toleriert
• Unklare, irreführende oder einfach falsche Signale von Seiten
der Gesellschaft  sehr viele Tempoüberschreitungen
werden toleriert – wie soll Laie entscheiden, was richtig ist?
• Auch Entmutigung: „Wenn nur ich mich einsetze und auf
kurzfristige Vorteile zugunsten von Vorteilen für das System
verzichte bringt das nichts und ich habe nur Nachteile davon.“
 Systematische Eingriffe um jene unter Kontrolle zu bringen,
die sich nicht zurückhalten wollen sind notwendig, um nicht
jene zu entmutigen, die zu verantwortlichem Handeln bereit
wären.
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Aufgaben der
Entscheidungsträger
• Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse & Medien in diesem
Prozess besser einzubeziehen (z.B. das Power-Modell von
Nilsson).
• Umsetzung von Maßnahmen für Sicherheit und Umwelt und kein
Schlechtreden  sonst Glaubwürdigkeitsproblem
• Wichtig:
Maßnahmen gegen Widerstand (Lobbies) zeigen, man meint
es ernst.
Sie signalisieren: Verkehrssicherheit und Umwelt sind wichtig.
Sie geben dem Einzelnen Mut.
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Infrastruktur & Planung
• Lösungen
– sanfteren & gelasseneren Fahrstil fördern
– erkennbar machen, dass auch andere Verkehrsteilnehmer
auf Straße sind als Autofahrende (gilt auch für Landstraßen)
– die verdeutlichen, dass öffentlicher Raum andere Funktionen hat als schnell fahrende Autos durchzuschleusen
• In Interaktionsbereichen Geschwindigkeiten der Autos näher an
andere Interagierende angleichen bzw. homogene
Geschwindigkeiten anstreben
• Aus wien.gv.at: „Der öffentliche Raum erfüllt eine wichtige integrative und
kommunikative Aufgabe im städtischen Leben. Er muss dabei seiner Funktion als Ort
der Begegnung, des Verweilens und des Kommunizierens gerecht werden”
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Das Fahrzeug
• Besseres Feedback bzgl. Geschwindigkeit & Folgen  evtl.
Feedback das positive Konsequenzen auch zeigt (EU-Projekt
ecoDriver  positive Effekte für Umwelt werden analog
angezeigt)
• Natürlich: Andere Verkehrsmittelwahl …
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Quelle:
Standard vom
10.11.2015
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Öffentlichkeitsarbeit
• Zuständigen Institutionen meinen oft  Information reicht.
Aber: dann gäbe es keine rauchenden Ärzte
• Problem: unterschiedliche und teils widersprüchliche Motive
an ein- & dasselbe Verhalten geknüpft:
- z.B.: Wunsch Geschwindigkeitsregeln einzuhalten kann
Wünschen Anderer widersprechen  Widerstand & Stress.
- Wunsch nach Regeleinhaltung vs. Eile, etc.
• Öffentlichkeitsarbeit  Vorteile erwünschten Verhaltens &
größere Zusammenhänge zeigen.
• Wichtig: Richtiges Verhalten aufwerten  nicht immer die
klägliche Argumentation mit „Verzicht“.
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
Motivationswaage
Bisheriges Verhalten: Erlebter
Nutzen z.B. des Schnellfahrens:
Finanzieller Nutzen
Zeit ist Geld, schnelleres Fahren
spart Zeit
Nicht-finanzieller Nutzen
Prestige, Gefühl der Stärke, schneller
sein als die anderen
etc.
Erwünschtes Verhalten:
Erlebte Kosten:
Finanzielle Kosten
„Zeit ist Geld“, „langsames Fahren
kostet Zeit“
Nicht-finanzielle Kosten
Prestigeverlust, “Hindernis”, “kann
nicht Auto fahren”, Druck der
anderen, etc.
Bisheriges Verhalten:
Erlebte Kosten:
Finanzielle Kosten
Treibstoffkosten, Verschleiß,
Eventuelle Strafen, Unfallkosten
Nicht-finanzielle Kosten
Umweltbelastung, Gefährdung,
Stress, Hektik
Erwünschtes Verhalten
Erlebter Nutzen:
Finanzieller Nutzen
Weniger Treibstoff und Verschleiß,
weniger Unfallrisiko, geringere
Versicherungsprämien
Nicht-finanzieller Nutzen
Weniger Hektik und Stress,
Gelassenheit, “erwachsenes”
Verhalten, Pilotieren = Prestige, etc.
Quelle: Delhomme et al. 2009
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?
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Strategien für sicheren und umweltfreundlichen Verkehr:
Temporeduktion auf Landstraßen?