JOACHIM KAPPNER

JOACHIM
KAPPNER
RETTET DIE
KINDHEIT
Mit einem Vorwort von Heribert Prantl
JOACHIM
KAPPNER
RETTET DIE
KINDHEIT
Mit einem Vorwort von Heribert Prantl
© Süddeutsche Zeitung GmbH, München
für die Süddeutsche Zeitung Edition 2015
Projektleitung: Till Brömer, Sabine Sternagel
Art Director und Umschlaggestaltung: Stefan Dimitrov
Innengestaltung: Sibylle Schug
Foto: Jörg Buschmann
Herstellung: Thekla Licht, Hermann Weixler
Druck- und Bindearbeiten: Westermann Druck Zwickau GmbH
Printed in Germany
ISBN: 978-3-86497-294-2
STREITSCHRIFT
INHALT
VORWORT
Lasst die Kinder Kinder sein � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 7
STREITSCHRIFT
Rettet die Kindheit � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 11
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VORWORT
STREITSCHRIFT
Lasst die Kinder
Kinder sein
Von Heribert Prantl
A
m Anfang sind alle Kind. Jeder hat diese Erfahrung
gemacht. Das Kindsein gehört zu den universellsten und allgemeinsten Erfahrungen, die es gibt.
Alle Kinder werden, mit Glück, Erwachsene. Und
die meisten Kinder werden Eltern. So einfach ist das. Und doch
tun sich so viele Rätsel auf, wenn man über Kindheit nachdenkt.
Auch die besten Eltern enttäuschen ihre Kinder. Und auch
die besten Kinder enttäuschen ihre Eltern. Die Welt ist kompliziert geworden für Kinder und Eltern. Deshalb glauben
viele Eltern, den Kindern immer mehr beibringen zu müssen. Mehr lernen bedeutet mehr Erfolg, so denken Eltern;
und „richtig lernen“ sollen die Kinder – und zwar möglichst
früh, möglichst viel und möglichst schnell; als Kind, so heißt
es gern, lerne man ja so leicht. Also werden sie von ihren Eltern von Termin zu Termin gekarrt und vollgestopft mit
Sprachen und sonstigen Fertigkeiten. Das ist gut gemeint,
verstößt aber nicht selten gegen eine alte Weisheit: allzu viel
ist ungesund. Darüber hat Joachim Käppner dieses Büchlein
geschrieben: Es ist eine Streitschrift, weil Käppner für eine
Kindheit streitet, in der Kinder Kinder sein dürfen – und
nicht kleine Erwachsene sein müssen.
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VORWORT
VORWORT
Joachim Käppners Schrift steht in der Tradition von JeanJacques Rousseau. Rousseau hat gelehrt, dass die Kindheit
ihren Eigenwert hat; er hat, vor gut 250 Jahren, mit seinem
Opus Magnum, dem Erziehungsroman „Emile“, die große gesellschaftliche Neuorientierung eingeleitet; er hat die Kindheit
entdeckt, jedenfalls in der Literatur: Kindheit ist für sich wertvoll. Der Junge Emile lernt nicht durch Drill, sondern durch
Spielen, Toben und Faulenzen. „Stets suchen die Erwachsenen
den Erwachsenen im Kind“, klagt Emile, und nie dächten sie
daran, was der Mensch vorher ist: ein Kind; ein Mensch also,
der eine ganz eigene Art habe zu sehen, zu denken und zu empfinden. Erstmals wird hier klar: Kinder haben Rechte, eigene
Rechte, Rechte also, die nicht aus den Rechten der Eltern abgeleitet sind.
Joachim Käppner möchte den Kindern wieder zu ihrem
Recht verhelfen. Er schreibt als innenpolitischer Journalist,
er schreibt als einer, der das Glück und die Mühen des Alltags
mit Kindern kennt. Seine kleine Streitschrift ist ein großes
Plädoyer für eine Kindheit, die von den Erwachsenen nicht
mit deren Interessen belastet werden soll. Kindheit ist sehr
viel mehr als eine Vorwelt der Erwachsenen und die Vorbereitung auf die Welt der Erwachsenen. Joachim Käppner
streitet mit Lust und Verve für die Wiederentdeckung der
Kindheit als eigene Welt.
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