Geraden und Ebenen Geraden und Ebenen Definition 5.6 (Parallelität, Orthogonalität, Windschiefe von Geraden) 1 2 Zwei Geraden in Rn sind parallel (orthogonal), wenn ihre Richtungsvektoren l.a. (orthogonal zueinander) sind. Zwei Geraden in Rn sind zueinander windschief, wenn sie nicht parallel sind und keinen gemeinsamen Schnittpunkt haben. Beispiele: vgl. Vorlesung bzw. später nach Definition 5.13 Satz 5.7 In R2 gibt es keine windschiefe Geraden, d.h. in R2 sind Geraden entweder parallel oder sie schneiden sich. ~ kann irgendeine u~0 kann irgendeinen Punkt auf E bezeichnen und mit ~v , w Basis der Richtung die Richtungsvektoren liefern. Die Richtung selbst ist wieder eindeutig zu E bestimmt. Animation Bemerkung: Daraus folgt natürlich: Liegen 2 Geraden in R3 in einer Ebene, so sind sie entweder parallel oder sie schneiden sich. ~ ). E ist (2-dim.) UVR von Rn , wenn ~0 2 E ,d.h. E = sp(~v , w Beweis: Die impliziten Gleichungen ax + by = c und ãx + b̃y = c̃ für die beiden Geraden formen ein LGS, dessen Lösung die Schnittpunkte der Geraden sind. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I ✓ WS 2015/2016 133 / 285 In E liegen die beiden sich in u~0 schneidenden Geraden g : u~ = u~0 + ~v und h : u~ = u~0 + µ~ w . Man kann also Ebenen durch zwei sich schneidende Geraden beschreiben. Aus den PDen der Geraden kann sofort die PD der Ebene als E : u~ = u~0 + ~v + µ~ w (zurück) gewonnen werden. G. Skoruppa (TU Dortmund) Geraden und Ebenen ◆ a b Hat die Koe↵matrix Maximalrang 2, so ist das LGS lösbar, d.h. ã b̃ es gibt einen Schnitt, hat es Rang 1, so sind die die Normalenvektoren (a, b) und (ã, b̃) der beiden Geraden l.a., also auch die senkrecht auf ihnen stehenden Richtungsvektoren l.a., d.h. die Geraden parallel. Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 135 / 285 Geraden und Ebenen Satz 5.9 Zwei Geraden oder Ebenen sind gleich, wenn sie einen Punkt gemeinsam haben und ihre Richtungen übereinstimmen. Definition 5.8 (Ebene) ~ 2 Rn mit l.u. ~v , w ~ gibt mit E ⇢ Rn heißt Ebene, wenn es u~0 , ~v , w E = {~ u 2 Rn | u~ = u~0 + ~v + µ~ w, , µ 2 R}. u~ = u~0 + ~v + µ~ w , , µ 2 R heißt eine Parameterdarstellung (PD) von E . ~ ) heißt Richtung von E , die Vektoren ~v , w ~ Richtungsvektoren. , µ sp(~v , w heißen Parameter. Mathematik für Chemiestudierende I Ein Beispiel in den Übungen bzw. später. Ebenen können auch als Verbindungsebenen dreier Punkte (welche nicht auf einer Geraden liegen), charakterisiert werden. ~ sind nicht eindeutig zu E bestimmt. Klar: u~0 , ~v , w G. Skoruppa (TU Dortmund) Hat man also zwei Ebenen-PD, so muss man zum Beweis der Ebenengleichheit zeigen, dass es einen Punkt gibt, der in beide PDen passt und sodann noch verifizieren, dass die Richtung einer der Ebenen in der Richtung der anderen Ebene enthalten ist (woraus wegen der Dim.gleichheit der Richtungen schon die Richtungsgleichheit folgt). WS 2015/2016 134 / 285 G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 136 / 285 Geraden und Ebenen Geraden und Ebenen Definition und Satz 5.10 (Verbindungsebene) 2 Zu drei verschiedenen Punkten ~a, ~b, ~c 2 die nicht auf einer Geraden ~ liegen (d.h. b ~a, ~c ~a l.u.) gibt es genau eine Ebene E mit ~a, ~b, ~c 2 E (Verbindungsebene von ~a, ~b, ~c ): u~ = ~a + (~b ~a) + µ(~c ~a), , µ 2 R. Rn , 3 Multipliziert man eine implizite Darstellung einer Ebene E ⇢ R3 mit 6= 0, so ergibt sich eine andere implizite Darstellung von E . Umgekehrt unterscheiden sich zwei implizite Darstellungen von E nur um einen Faktor 6= 0. Eine implizite Darstellung ax + by + cz = d einer Ebene E ⇢ R3 mit |(a, b, c)> | = 1 heißt Hessesche Normalform (HNF) von E . n~ := (a, b, c)> heißt dann Einheitsnormalenvektor von E . Notation der HNF oft mit u~ := (x, y , z)> in der Form h~ u , n~i = d. Eine implizite Darstellung ↵x + y + z = kann durch Normierung (= Division durch |(↵, , )|) in HNF gebracht werden. Für eine HNF ax + by + cz = d gilt Beweis: Dass die angegebene Ebene es tut, ist klar. Dass sie die einzige ist, kann man per Theorie der LGSe zeigen. |d| = min{|(x, y , z)> | | (x, y , z)> 2 E } =: dist(0, E ). Aufgaben 1) Beschreiben die PDen E : u~ = (1, 0, 0)> + (1, 1, 0)> + µ(0, 1, 0)> und F : u~ = ( 2, 0, 0)> + µ(4, 2, 0)> die gleichen Ebenen? G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 137 / 285 Das Minimum wird angenommen in d · n~ 2 E . Also ist |d| der Abstand dist(0, E ) der Ebene E zum Nullpunkt. G. Skoruppa (TU Dortmund) Geraden und Ebenen Definition und Satz 5.11 (Implizite Darstellung, HNF für Ebenen in R3 ) (x, y , z) 2 E , > > ax + by + cz = d , h(x, y , z) , (a, b, c) i = d. Dabei ist (a, b, c)> orthogonal (=: normal) zu jedem Vektor der Richtung von E und heißt deshalb Normalenvektor von E . Die (lineare) Gleichung heißt implizite Darstellung (ID) von E . 1 Rezept: PD ! ID Ist u~ = u~0 + ~v + µ~ w , µ 2 R PD von E , so bilde Skalarprodukt mit ~ orthogonalem Vektor n~. Diesen sieht man oder man setzt zu ~v , w ~ . Dann n~ := ~v ⇥ w h~ u , n~i = hu~0 , n~i + h ~v + µ~ w , n~i . | {z } Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 =0 Mit u~ = (x, y , z)> , n~ = (a, b, c)> , hu~0 , n~i =: d ergibt sich ax + by + cz = d. Hierbei auch gezeigt: Der aus den gewählten Zahlen a, b, c gebildete Vektor (a, b, c)> ist orthogonal zu allen Richtungsvektor von E . Vorsicht: Eine lineare Gleichung wie x + y = 1 kann eine Gerade in R2 oder eine Ebene in R3 beschreiben, je nachdem, ob man dadurch eine Menge in R2 oder R3 bezeichnet. G. Skoruppa (TU Dortmund) 139 / 285 Beweis: Analog Geradenfall, daher werden 2) und 3) nicht ausgeführt. Zu einer Ebene E ⇢ R3 gibt es a, b, c, d 2 R, (a, b, c) 6= (0, 0, 0) mit > WS 2015/2016 Geraden und Ebenen 2) Beschreibe die Ebene, die A = (3, 1, 2), B = (2, 1, 0), C = (0, 0, 1) enthält. 3) Parametrisiere das Parallelogramm mit den drei Ecken A, B, C (aus 2) und D als A gegenüberliegender Ecke. 1 Mathematik für Chemiestudierende I 138 / 285 Rezept: ID ! PD Betrachte implizite Gl. als LGS in x, y , z, führe für zwei Unbekannte einen Parameter ein und löse nach dritter Unbekannten auf. . . . G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 140 / 285 Geraden und Ebenen 0 1 0 1 0 1 1 1 0 @ A @ A @ 2 + µ 1 A , , µ 2 R, hat Beispiel: Die Ebene E : u~ = 0 + 2 0 1 0 1 2 o↵ensichtlich als einen Normalenvektor n~ = @ 1 A. Es ist 1 * 0 1 1 0 2 1+ hu~0 , n~i = @ 0 A , @ 1 A = 4. Damit lautet eine implizite Darstellung 2 1 * 0 2 1+ u~, @ 1 A = 4 1 Geraden und Ebenen 2 Beispiele: E: z= G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I 2 R, ist orthogonal zu Auch Winkelmessungen sind bei Geraden/Ebenen möglich: WS 2015/2016 141 / 285 G. Skoruppa (TU Dortmund) Geraden und Ebenen Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 143 / 285 Geraden und Ebenen Definition 5.14 (Schnittwinkel zw. Geraden/Ebenen) Ist h~ u , n~i = d HNF einer Ebene E in R3 und p~ ein Punkt in R3 , dann gilt für den Abstand dist(~ p , E ) zwischen E und p~: dist(~ p , E ) = |d h~ p , n~i|. 1 Ist ↵ der Winkel zwischen den Richtungsvektoren zweier sich schneidender Geraden g und h in Rn , so bezeichnet := min(↵, ⇡ ↵) den Schnittwinkel zwischen g und h. 2 Ist ↵ der Winkel zwischen den Normalenvektoren zweier sich schneidender Ebenen E und F in R3 , so bezeichnet := min(↵, ⇡ ↵) den Schnittwinkel zwischen E und F . 3 Ist ↵ der Winkel zwischen dem Richtungsvektor einer Geraden g und dem Normalenvektor einer Ebene E in R3 , so bezeichnet := | ⇡2 ↵| den Schnittwinkel zwischen g und E . Beweis: Absolut analog zum Beweis von Satz 5.5. In allg. Form ein bereits in 5.6 für Geraden angesprochenes Thema . . . Definition 5.13 (Parallelität, Orthogonalität von Ebenen/Geraden) Geraden und Ebenen in Rn heißen parallel, wenn ihre Richtungen gleich sind. Geraden in Rn heißen orthogonal, wenn der Richtungsvektor der einen Gerade orthogonal zum Richtungsvektor der anderen ist. Ebenen in R3 heißen orthogonal, wenn ihre Normalenvektoren orthogonal sind. Parallelität von Ebenen bedeutet in R3 auch, dass die Normalenvektoren l.a. sind. G. Skoruppa (TU Dortmund) 6z = 1 sind parallel. Die Gerade h : u~ = (1, 0, 3) + ( 1, 1, 2), obigem E , denn ( 1, 1, 2), ( 2, 2, 4) l.a. Satz 5.12 1 3y Die Gerade g : u~ = (1, 0, 3) + (1, 2, 0), 2 R, ist parallel zu obigem G , denn (1, 2, 0) 2 sp((0, 1, 0), (1, 0, 0)). 4 Eine HNF erreicht p man, wenn man diese Gleichung durch |( 2, 1, 1)| = 6 dividiert. 2x + 2y + 4z = 6 und F : 3x G : u~ = (1, 0, 1) + (0, 1, 0) + µ(1, 0, 0), , µ 2 R und H : u~ = (0, 0, 2) + (1, 1, 0) + µ(2, 0, 0), , µ 2 R sind parallel, denn es gilt sp((0, 1, 0), (1, 0, 0)) = sp((1, 1, 0), (2, 0, 0)). bzw. 2x + y Eine Gerade g in Rn heißt parallel (orthogonal) zu einer Ebene E in Rn , wenn die Richtung von g enthalten in der Richtung (orthogonal zur Richtung, d.h. allen Richtungsvektoren) von E ist. Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 142 / 285 Beispiele: Winkel zw. g : u~ = (1, 0) + (1, 1) und h : u~ = (1, 2) + (0, 1): Berechne Winkel ↵ zwischen (1, 1) und (0, 1): cos(↵) = p12 . Damit ↵ = 3⇡ 4 . Bei Wahl des Richtungsvektors (0, 1) für h hätte sich ergeben. Nun = min(↵, ⇡ ↵) = ⇡4 . G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 ⇡ 4 144 / 285 Geraden und Ebenen Unter welchem Winkel schneidet g : u~ = (1, 0, 0) + (0, 0, 5) die xy -Ebene? Diese hat den Normalenvektor (0, 0, 1). Der Winkel zwischen (0, 0, 5) und (0, 0, 1) ist ⇡. Der Schnittwinkel zwischen Gerade und Ebene ist daher ein rechter: | ⇡2 ⇡| = ⇡2 . SATZ 5.15 IST NICHT PRÜFUNGSRELEVANT IM WS 15/16 Satz 5.15 (Abstandsmessung zwischen Punkten, Geraden, Ebenen in R3 ) 1 Der Abstand zwischen einem Punkt p~ und einer Geraden g : u~ = u~0 + ~v , 2 R, in R3 ist dist(~ p, g ) = 2 |(~ p u~0 ) ⇥ ~v | . |~v | Ist eine Gerade g oder Ebene G in R3 parallel zu einer Geraden h oder Ebene H in R3 , so hat jeder Punkt auf g bzw. G den gleichen Abstand zu h bzw. H. Ermittle Abstand dann mit 1. bzw. Satz 5.12. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 145 / 285 Geraden und Ebenen 3 Sind die Geraden g : u~ = u~0 + ~v , 2 R und h : u~ = ~ũ0 + µ~ṽ , µ 2 R in R3 windschief, dann gilt für ihren Abstand: dist(g , h) = |hu~0 u~˜0 , ~v ⇥ ~ṽ i| . |~v ⇥ ~ṽ | Beweis: Zu 1) Idee per Bild in der Vorlesung (falls Thema behandelt wird). Zu 2) Exemplarisch für den Fall Ebene-Ebene. Alle anderen Fälle analog. Sei u~ = u~0 + ~v + µ~ w PD von G und h~ u , n~i = d HNF von E . Sind G und E parallel, dann n~?~v , n~?~ w . Für ein beliebiges u~ = u~0 + ~v + µ~ w 2 G gilt dist(~ u , E ) = |h~ u0 + ~v + µ~ w , n~i d| = |h~ u0 , n~i d|. Das ist parameterunabhängig. Damit hat jeder Punkt in G den gleichen Abstand von E . Zu 3) Idee per Bild in der Vorlesung (falls Thema behandelt wird). G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2015/2016 146 / 285
© Copyright 2024 ExpyDoc