ZUSATZMATERIAL Eine eigene Komposition …mit kleinen Tipps von Arvo Pärt Es ist nicht schwer im Tintinnabuli-Stil zu komponieren. Ausgangspunkt ist eine (vorzugsweise schlichte) Melodie in einer eindeutigen Tonart. Pärts spontane Melodie „Freie Melodie, egal welche Melodie“ in dem Video, in dem er über den Tintinnabuli-Stil spricht (https://youtube/PZR-rwCrGGk), ist diese: Die Melodietöne werden von den Tönen des Tonika-Dreiklangs begleitet, das ergibt auch Dissonanzen. Pärt sagt dazu selbst: Diese zweite Stimme, das ist wie ein Schutzengel, welcher dich auf deinem Wege begleitet, … eine modeste Begleitung, unsichtbar fast… Dazu kann man im Bass einen Halteton, einen sogenannten Bordun (aus der Tonika) ergänzen. Arvo Pärt sagt zu den Grundlagen dieses Stils: „Für Alina“ ist ... meine erste Arbeit, die zum Tintinnabuli-Stil gehört, und auch sie ist … sehr rationell strukturiert. Ihre Melodie habe ich zufällig aus meinen Übungsheften entnommen, als sei es eine tote Melodie, die mir nichts bedeutete. Ich habe sie dann auf eine sehr primitive Weise rhythmisch organisiert: Ich habe ein kleines Gebäude, ein kleines architektonisches Werk konstruiert. Dieser Melodie habe ich dann eine zweite zugeordnet, wobei ich den sehr einfachen Regeln des Tintinnabuli-Stils gefolgt bin, sodass die drei Noten einer festen Tonart – h-Moll – die untere Linie [Anmerkung: in Pärts Handschrift auf M2 die mittlere] bilden. Ich hatte starke Zweifel daran, dass das, was ich geschaffen hatte, wirkliche Musik sei, ich brauchte Zeit, um es zu begreifen. Auf der einen Seite wusste ich, dass das, was ich als meine Entdeckung bezeichnete, nicht zufällig entstanden war, aber diese Komposition erschien mir zu einfach; meine Ohren waren es nicht gewohnt, eine solche Arbeit ernst zu nehmen. Weiter erklärt er: Sie dürfen nicht denken, dass alles nur darin besteht, Formeln und Regeln umzusetzen. Macht euch ans Werk, oder erfindet eine eigene, vorzugsweise schlichte Melodie. Sollte das Ergebnis nicht so gut klingen, wie die Kompositionen von Pärt, seid nicht enttäuscht! Zum Komponieren gehört eben doch mehr als das Befolgen von Regeln, wie Pärt selbst sagt. MUSIK & UNTERRICHT 120/2015 LUGERT VERLAG
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