MYSTISCHE NACHT GRUSSWORT DES SCHIRMHERREN MUSIK NOTIZEN ZUM PROGRAMM VORBEREITUNGSTEAM Regierungspräsident Dr. Lars Witteck „Wer die Musik verachtet, wie denn alle Schwärmer tun, mit denen bin ich nicht zufrieden. Denn die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes, nicht ein Menschengeschenk. Sie vertreibt auch den Teufel und macht die Leute fröhlich: man vergißt dabei allen Zorns, Unkeuschheit, Hoffart und anderer Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musik die nächste Stelle und die höchste Ehre“ schrieb einst Martin Luther. Seine Choräle gehören zur Weltkultur. Die Musik hat sich seit Luther indessen weiterentwickelt. In ihr kommt Emotionalität und Rationalität gleichermaßen zum Ausdruck. Mehr noch: Im Idealfall kann sie Medium für das Transzendente werden, kann sie das Unsagbare in Tönen sagen. Der Komponist Arvo Pärt steht im musikalischen Teil der Mystischen Nacht im Zentrum. Seine Werke werden vom Universitätsorchester der JLU und vom Belcanto-Studio aufgeführt. Arvo Pärt hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Komponist die spirituelle Dimension der Musik wiederentdeckt. In der Begründung für die Verleihung des internationalen Brückepreises an ihn heißt es: „Der Komponist Arvo Pärt hat mir musikalischen Mitteln dazu beigetragen, die spirituell prägenden Kräfte Europas aufeinander zuzuführen. In seinem Schaffen treffen sich Traditionen aus dem östlich-orthodoxen, dem römisch-katholischen und dem protestantischen Europa und bereichern sich wechselseitig. Es gelang ihm, eine Brücke zwischen Ästhetik, Ethik und Spiritualität zu schlagen und Elemente der Musiksprache des Ostens in die Konzertsäle des Westens einzubringen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“ Frank-Tilo Becher (Deken), Stefan Ottersbach (UMD), Dr. habil. Karsten Mackensen, Tobias Essinger (E-Productions), Christian Grammel, Federführung: Prof. Dr. Wolfgang Achtner Sehr geehrte Damen und Herren, uns steht eine mystische Nacht bevor, die abrahamitische Religionen mittels künstlerischer Akzente in origineller Weise vereint. Sehr gerne habe ich die Schirmherrschaft für diese außergewöhnliche Veranstaltung übernommen. In dieser spannenden Nacht werden das Judentum, der Islam und das Christentum in ein neues Licht gerückt und wir werden diese Religionen auf eine ganz unbekannte Weise erleben. Ich freue mich, dass die Evangelische Studierendengemeinde Gießen, die Justus-Liebig-Universität und das Evangelische Dekanat gemeinsam diese Religionen in das Bewusstsein der Menschen bringen und mit Musik, Malerei und Mystik zusammenführen. Wir leben heutzutage in einer nahezu grenzenlosen Gesellschaft, in der viel Rücksicht auf interkulturelle Werte gelegt wird und die durch verschiedenste Glaubensrichtungen geprägt ist. Das christlich-abendländisch geprägte Hessen ist durch Zuwanderung bunter und lebendiger geworden. Die Gebräuche und auch die religiösen Traditionen, die von Migranten in unsere Gesellschaft eingebracht werden, bereichern uns und schenken uns neue Einblicke, diese Erfahrungen sind gute für uns als Gesellschaft. Die mystische Nacht wird uns das verdeutlichen. Durch das Engagement zahlreicher ehrenamtlicher Kräfte werden in dieser Nacht die drei abrahamitischen Religionen durch künstlerische Fertigkeiten, als auch durch wissenschaftliche und fachspezifische Beiträge in einzigartiger Weise dargeboten. Dieses Engagement trägt ganz wesentlich dazu bei unsere heterogene Gemeinschaft zu erhalten und die kulturelle und religiöse Vielfalt in unserem Land zu unterstützen. Ich danke den Veranstaltungsorganisatoren für dieses besondere Wirken und wünsche Ihnen allen eine interessante mystische Nacht. Ihr Dr. Lars Witteck Regierungspräsident DICHTUNG Auch die Dichtung kann ein Medium sein, um das Unsagbare der Transzendenz auszudrücken, das Unendliche im Endlichen, das Ewige im Zeitlichen, das Jenseitige im Diesseitigen, das Ganze im Teil. Besonders ist hier ein Gedicht des englischen Malers und Dichters William Blake – ein Zeitgenosse Goethes – zu nennen. To see a world in a grain of sand And heaven in a wild flower Hold infinity in the palm of your hand And eternity in an hour. Kann das Unsagbare und Unausdrückbare einer religiös-spirituellen Erfahrung zum Ausdruck gebracht werden? Ist es nicht so persönlich, dass es nicht kommunizierbar ist? Oder ist es gerade in seiner persönlichen Eigenheit Anlass, zum Ausdruck zu bringen, was allen Menschen an spirituellen Erfahrungsmöglichkeiten zukommen kann? Gibt es spirituelle Tiefendimensionen, die allen Menschen gemeinsam sind, und die jenseits konfessioneller und religiöser Besonderheiten den allgemeinen Erfahrungsschatz der Menschheit darstellen? Ja, die sich sogar in nichtreligiösen Bereichen, wie Kunst, Musik und Dichtung Ausdruck verschaffen. Die Mystische Nacht will mit ihren verschiedenen Dimensionen einen Raum eröffnen, in dem der Besucher von solchen Erfahrungen ergriffen werden kann. MUSIK DICHTUNG MALEREI WEITERE INFORMATIONEN MALEREI Die Malerei des 20. Jahrhunderts weist einige Tendenzen auf, die sich durchaus im Sinne einer spirituellen Dimension deuten lassen. In der Tat gehörten zu den Vorläufern der modernen Malerei naturmystische Bewegungen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, z.B. Karl Wilhelm Diefenbach und zahlreiche weitere Künstler. Bekannt ist etwa die Metaphysik in den Bildern des italienischen Malers Giorgio de Chirico. Aber auch die ätherisch-abstrakten Bilder von Wassily Kandinsky können in diesem Sinne gedeutet werden. der abrahamitischen Religionen Impressum Evangelische Studierendengemeinde Gießen (ESG) www.esg-giessen.de Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) www.uni-giessen.de Evangelisches Dekanat Gießen www.giessen-evangelische.de/dekanat ZUM PROGRAMM: www.uni-giessen.de/ BÜCHERTISCH: Rickertsche Universitätsbuchhandlung Freitag 18. September 2015 ab 17.00 Uhr Aula der JLU Freitag 18. September 2015 Aula der Justus-Liebig Universität Gießen MUSIK DICHTUNG MALEREI 17.00 – 17.15 VORTRÄGE VIDEO- UND KLANGINSTALLATION MEDITATION 17.15 – 18.00 MITTERNACHTSGESPRÄCH STILLE Unsere Mystische Nacht möchte über die verschiedenen Medien der Musik, der Malerei, der Dichtung und der Stille sowie auch des Nachdenkens für jeden Besucher einen Raum schaffen, in dem sich diese schöpferische Mitte bemerkbar machen kann. Bitte beachten Sie: Ein- und Auslasszeiten finden nur während den Pausen statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Am Ausgang erbitten wir eine Spende. 19.00 – 19.20 Prof. Dr. Joybrato Mukherjee Präsident der JLU „Jeder Engel ist schrecklich ... Die Faszination der Dichtung Rainer Maria Rilkes und der Buddha.“ „Fratres“ von Arvo Pärt (Musik) Prof. em. Dr. Michael von Brück Ludwig-Maximilians-Universität München 18.00 – 18.15 19.20 – 19.35 18.15 – 18.45 23.00 – 23.15 Jerusalem“ von Arvo Pärt 21.45 – 22.15 Belcantoensemble Leitung: Beate Achtner, Belcantostudio 19.45 – 20.15 „4, 33“ John Cage (Bildvorstellung) 20.15 – 21.00 „Trishagion„ von Arvo Pärt (Musik) Orchester der JLU Leitung: UMD Stefan Ottersbach (Musik) „Das Unaussprechliche, hier wird‘s gesungen“ – Über mystische Hintergründe in der Musik des Spätmittelalters In der Pause Meditation mit Dr. Ulrich Ott, Neurowissenschaftler und Meditationslehrer, Rektoratszimmer (20.30 – 20.50 Uhr) Pause 23.45 – 00.00 Videoinstallation Leitung: Christian Grammel und Jean-Noel Lenhard PD Dr. Wolfgang Fuhrmann Universität Wien 22.15 – 22.30 „Es sang vor langen Jahren“ von Arvo Pärt (Musik) Pia Webler (Alt) Mitglieder des Universitätsorchesters Gießen. Pause 23.15 – 23.45 (Vortrag mit Klangbeispielen) „Mystik und Bild – Von Hieronymus Bosch bis Wassily Kandinsky“ Dr. Manfred Osten Diplomat und ehem. Generalsekretär der Alexander von Humboldt Stiftung Prof. em. Karl Erich Grözinger Universität Potsdam (Vortrag zur Christlichen Mystik) Prof. Dr. Dr. Mariano Delgado Universität Freiburg, Schweiz Dr. Saeed Zarrabi-Zadeh Universität Erfurt 21. 30 – 21. 45 „Theresa von Ávila“ „Alta Trinita“ und „Peace upon (Musik) „Jüdische Mystik – Erleben und Erzählen“ Pause 22.30 – 23.00 Orchester der JLU, Leitung UMD Stefan Ottersbach 19.35 – 19.45 (Vortrag zur Jüdischen Mystik) 18.45 – 19.00 „Jalal al-Din Rumi – Mystiker der Liebe“ (Vortrag zur Islamischen Mystik) „Spirituelles Bild von Dietmar Gross“ (Bildvorstellung) Dietmar Gross im Gespräch mit Dr. Mischa Steidl „Mystische Gedichte und Texte“ William Blake, Meister Eckhart, Reiner Maria Rilke, Jalal al-Din Rumi, Gottfried Benn, Adalbert Stifter und Josef von Eichendorff Leitung: Martin Gärtner und Christian Grammel 21.00 – 21.30 Orchester der JLU Leitung: UMD Stefan Ottersbach (Vortrag) Wenigen Menschen war es bisher vergönnt, jene spirituell-religiöse Tiefendimension zu erleben, in der sich die polaren Kräfte des Lebens zu einer Balance und Einheit ordnen. Dabei ist gerade dies für unsere Zeit nötiger als je. In einer Zeit der Zerstreuung, Ablenkung, einseitiger Zielorientierung und psychischen Erschöpfung ist es mehr als geboten, jene schöpferischen Kräfte zu entwickeln, die wirksam werden, wenn Ratio und Emotio, Glaube und Wissenschaft, Kunst und Alltag, Aktion und Kontemplation, Rationalität und Mysterium zueinander finden und so dem Menschen helfen, in seine eigene schöpferische Mitte zu gelangen. Begrüßung und Einleitung „Vater Unser “ von Arvo Pärt (Musik) Sarah Haimb (Sopran), Beate Achtner (Klavier) 23.00 – 23.15 „Vom eindimensionalen Menschen zur Integralen Spiritualität – Mystik in Literatur Musik, Malerei und Religion“ (Mitternachtsgespräch) Dr. habil. Karsten Mackensen, Musikwissenschafter Prof. Dr. Karl Erich Grözinger, Religionswissenschafter Dr. des. Saeed Zarrabi-Zadeh, Islamwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Mariano Delgado, Theologe UMD Stefan Ottersbach, Dirigent Dietmar Gross, Maler Moderation: Prof. Henning Lobin, Sprachwissenschaftler Veranstalter: Unterstützer / Kooperationspartner: Belcanto Studio Beate Achtner Gesangspädagogin HERMANN SCHLEGEL-STIFTUNG - nichtrechtsfähige Stiftung in der Verwaltung der EKHN -
© Copyright 2024 ExpyDoc