Konzertprogramm detailliert - Altstadt

Konzert
Sonntag, 24. Januar 2016, 17 Uhr
Predigerkirche Zürich
Leitung: Anita Jehli
Konzertmeisterin: Muriel Schweizer
Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656 – 1746)
Journal du Printemps op. 1 Nr. 4 in d-Moll
für Streichinstrumente, Flöten und Fag0tt
Ouverture – Entrée – Rondeau – Gavotte – Menuet – Passacaille
Ferenc Farkas (1905 – 2000)
Partita all’ungaresca für Streichinstrumente
Basse danse – Gagliarda – Passamezzo – Saltarello –
Intermezzo – Heiduckentanz
Franz Xaver Richter (1709 – 1789)
Sinfonie op. 4 Nr. 2 in F-Dur
Streichinstrumente, Flöten, Hörner und Fagott
Allegro spiritoso – Andante grazioso – Tempo di Menuetto
Karl Jenkins (*1944)
Aus Palladio: Allegretto für Streichinstrumente
Johann B. Wanhal (1739 – 1813)
Sinfonie e-Moll
Streichinstrumente, Flöten, Hörner und Fagott
Allegro molto – Andante – Menuetto – Contratantz: Presto
Eintritt frei – Kollekte
Das Gerüst dieses Konzerts bilden drei Werke im Übergang vom
Barock zur Klassik, in gemischter Besetzung für Streich- und Blasinstrumente. Dazwischen stehen zwei Werke für Streichorchester aus
unserer Zeit.
Vom Barockmusiker Johann Caspar Ferdinand
Fischer, geb. 1656 in Schönfeld bei Karlsbad, 1746
in Rastatt verstorben, erklingt die Ballett-Suite Le
Journal du Printemps IV (1695). Diese Tanzfolge zeigt
Einflüsse von Jean Baptiste Lullys Opern-Ouvertüren.
Als umfassend geschulter Komponist, Musikpädagoge und Hochfürstlicher markgräflicher Badischer Kapellmeister schuf Fischer Kirchenmusik (Messen, Psalmen,
Orgelwerke) und Instrumentalmusik für Bühne und Fest.
Ferenc Farkas, 1905–2000, ungarischer Pianist, lehrte
Komposition in Klausenburg (Siebenbürgen) und an
der Musikakademie Budapest. Zu seinen Schülern zählten György Kurtág, György Ligeti u.a. Farkas komponierte für viele Sparten, u.a. für den Film und für alle
gängigen Instrumente (inkl. Alphorn und Baryton, ein
nach Joseph Haydn vergessenes Streich- & Zupfinstrument). Sein Lebenswerk spiegelt – wie diejenigen von
Béla Bartók und Lajos Bárdos – eine intensive Beschäftigung mit ungarischer Volksmusik, so auch die heute erklingende
mitreissende Partita all’ungaresca für Streichinstrumente.
Franz Xaver Richter, geb. 1709 in Mähren,
verstorben 1789 in Strassburg, gehört mit Joh.
Stamitz zur älteren Generation der »Mannheimer Schule«. Diese wusste ihre Stilmittel parallel zur italienischen Sinfonie in Opern effektvoll einzusetzen: Abkehr vom barocken Generalbass-Fundament, Bestimmung des harmonischen Verlaufs primär durch die Melodie, Einführung des Menuetts als 3. Satz, gesteigerte
Rolle der Bläser, auf Ausdruck zielende «Manieren» (musikalische
Form-Elemente). Dafür stellt Richters Sinfonie ein gutes Beispiel dar.
Karl Jenkins (Karl William Pamp Jenkins), geb.
1944 in Penclawdd, ist ein walisischer Komponist,
Keyboarder, Oboist, Saxophonist. Beim Komponieren einer Filmmusik für Diamanten-Werbung
ließ er sich für die Streicher-Suite Palladio (1996)
von Bauten des Renaissance-Architekten Andrea
Palladio im Veneto inspirieren. Seine weithin
gerühmten Werke The Armed Man / A Mass for Peace
(2000), Requiem (2005) und Stabat Mater (2008)
schuf Jenkins in der aktuellen Sorge um Frieden und Gerechtigkeit.
Johann Baptist Wanhal (Jan Křtitel Vaňhal),
geb. 1739 in Neu-Nechanitz (Ostböhmen), gest.
1813 in Wien, war ein vielseitiger Komponist,
Violinist und Musiklehrer. Legendär ist sein
Auftritt 1784 in Wien als Cellist im Streichquartett mit Haydn, Dittersdorf und Mozart. Er
komponierte hundert Streichquartette, 73 Symphonien, 58 Messen und weitere Vokalmusik
für den Gottesdienst, zwei Opern, InstrumentalKonzerte, Orgel- und Klavierstücke, eine reiche
Ernte mit über 1300 Werken!
Ein Vielschreiber? Hören wir ihm selber zu: Mit der Sinfonie in eMoll erklingt eines seiner bis heute aufgeführten Orchesterwerke.
Was einst Georg Philipp Telemann irrtümlicherweise vorgeworfen
worden war, gilt ebenso wenig für Johann Baptist Wanhal: Diese
Sinfonie ist nicht das Werk eines Routiniers. Sie gehört ganz im
Gegenteil zu jenen Kompositionen, in denen durch alle Sätze eine
deutliche Weiterentwicklung hin zur Vernetzung der thematischen
Motive hörbar wird.
Beim Überblicken des gesamten Programms fällt auf, dass vier Komponisten der ehemaligen Donaumonarchie entstammen. Gegenüber
diesem durch die Katastrophen des 20. Jahrhunderts in jeder Hinsicht
gründlich umgepflügten Kulturraum Mitteleuropas vertritt Jenkins,
ein Zeitgenosse aus Wales, beachtenswerte neue Musikstile.
Unsere Dirigentin, Anita Jehli, absolvierte ihre Ausbildung im Fach Violoncello an der Musikhochschule Zürich und schloss ihr Konzertdiplom mit
Auszeichnung ab. Später folgten Studien an der Zürcher Hochschule der Künste
in den Fächern Barockcello, Dirigieren, Kirchenmusikalische Praxis; an der
Universität Basel der Abschluss MAS in Art’s Management. Anita Jehli ist
Gründungsmitglied des Ensemble Pyramide (Werkjahr für Interpretation der
Stadt Zürich), Solocellistin der Camerata Schweiz, Dirigentin von Orchestrina Chur,
zudem Schulleiterin der Musikschule Domat/Ems Felsberg.
Seit 2015 führt Muriel Schweizer das Altstadt-Orchester als Konzertmeisterin
an. Sie ist Mitglied im Ensemble Pyramide, Stimmführerin der Bratschen in der
Camerata Schweiz und unterrichtet Violine- und Viola an der Musikschule
Hombrechtikon.
Das Altstadt-Orchester, 1983–2014 Helferei Ensemble, Orchester der Kirchgemeinde Großmünster, musiziert seit 2015 reihum in den vier Kirchen der
Zürcher Altstadt: Fraumünster, Grossmünster, St. Peter und zu Predigern. Im
heutigen Programm spielen:
Violine
Viola
Cello
Kontrabass
Flöte
Horn
Fagott
Muriel Schweizer; Verena Aebi, Liliane Andres, Sonya Bieri,
Pascal Brühwiler, Margrit Cincera, Verena Gilli, Esther Haller,
Doris Hollenstein, Marianne Piguet, Brigitte Rühl, Lilian
Schatzmann, Ueli Seiler, Ursula Seiler, Yvonne Sturzenegger,
Marianne Wacker, Edith Zuppiger
Heidi Eppler, Ursula Häderli, Elke Mittendorf, Jörg Palm, HansJürg Stefan
Christoph Schatzmann; Elsbeth Asper, Hanna Baumann, Ursula
Häusermann, Ruth Kaufmann, Brigitte Kröll
Peter Schatzmann
Christine Lanz, Regina Dubath
Walter Lämmler, Christina Landolt
Beatrix Michel
Nächstes Konzert:
Sonntag, 26. Juni 2016, 11.30 Uhr,
Matinee im Großmünster
«Italianità«
Werke von Pietro Locatelli, Tomaso Albinoni,
Domenico Cimarosa und Luigi Boccherini
Solistin: Barbara Tillmann, Oboe
www.altstadt-orchester.ch