Eisprinzessin auf dem Sprung nach oben

Eisprinzessin auf dem Sprung nach
oben
Die 17-jährige Meddewaderin Malu Chayenne Heß nimmt an den Deutschen
Nachwuchsmeisterschaften im Eislaufen in Berlin teil.
Veröffentlicht: Samstag, 02.01.2016 20:10 Uhr Aktualisiert: Sonntag, 03.01.2016 09:53 Uhr
Meddewade. Eisprinzessin Malu Chayenne Heß (17) aus Meddewade tritt
bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Berlin an. Für die
dreifache Hamburger Meisterin erfüllt sich damit ein Traum. Dass der
Hamburger Eis- und Rollsportverband sie für den Wettkampf nominiert
hat, bildet einen krönenden Höhepunkt in ihrer Sportkarriere.
Zehn Jahre hat die junge Meddewaderin hart an Stil und Perfektion ihrer
Darbietungen auf dem Eis gearbeitet, und das ohne je die Begeisterung zu
verlieren. Selbst eine Meniskusverletzung, die sie sich 2014 im
Trainingslager zuzog, vermochte die passionierte Eisläuferin nicht zu
stoppen. Noch kurz bevor das Knie operiert werden sollte, schnürte sie
erneut die Schlittschuhe und drehte als Double für die Hauptdarstellerin
eines Musikvideo Pirouetten auf dem Eis. Inzwischen ist die junge
Sportlerin wieder ganz genesen und freut sich auf die neue
Herausforderung.
Bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften wird sie mit ihrer Kurzkür
antreten, für die sie die Titelmusik des Films „Mission Impossible“ und
einen brasilianischen Samba ausgewählt hat. „Ich bevorzuge schnellere,
modernere Rhythmen“, sagt Malu Chayenne Heß. Zwölf Elemente sind als
Pflicht vorgeschrieben. Dazu gehören Schrittpassagen, Pirouetten,
Mehrfachsprünge und Kombinationen.
Doppel-Lutz und -flip, Toeloop und Salchow sind dabei, aber auch so
schwierige Haltungen wie das Standspagat, das ein außerordentliches
Balancegefühl voraussetzt. Bis die Choreografie perfekt saß, vergingen
Stunden harter Arbeit.
Während der Saison übt Malu jeden Tag eineinhalb Stunden. Dazu
kommen noch Athletiktraining und Streching. Von Zeit zu Zeit bringt ihre
Mutter sie zur Oma nach Hessen. „Dort sind die Bedingungen besser“,
erzählt die Meddewaderin. In Hamburg sei die Halle sehr stark ausgelastet,
da dort auch Eishockey gespielt werde. In Hessen hingegen, könne sie
sogar an Wochenenden drei bis vier Stunden fast ganz allein trainieren.
Dort gebe es zwei Choreografen, mit denen sie gern zusammenarbeite.
Malu Chayenne ist übrigens froh, dass die Nachwuchsmeisterschaften
dieses Jahr ausnahmsweise nach Berlin verlegt wurden. Und das nicht nur,
weil das Stadion nach einer Namensvetterin, der ehemaligen Weddinger
Bezirksbürgermeisterin Erika Heß, benannt ist. „Normalerweise ist
Oberstdorf der Austragungsort. Aber dort ist die Luft so trocken. Das
macht das Laufen konditionell sehr schwer. Insofern ist für mich Berlin
viel besser“, sagt sie.
Große Hoffnungen auf eine vordere Platzierung macht sich die engagierte
Sportlerin allerdings nicht. Andere Mitbewerberinnen, die Möglichkeiten
haben, oft an der Sportuni oder in Leistungszentren zu trainieren und eine
Ballettausbildung haben, seien klar im Vorteil. „Für mich zählt der
olympische Gedanke. Dabei sein ist für mich alles“, gesteht Malu.
In einigen Jahren muss sich die Meddewaderin ohnehin vom
Leistungssport verabschieden. In der Junioren-Klasse bis 19 Jahre kann sie
noch starten, dann wird Schluss sein. „In Deutschland ist Eislaufen ein
Kindersport. Hier gibt es kaum gute ältere Läufer. Die Cracks kommen aus
China oder Russland. Sie werden von klein auf gedrillt“, sagt Malu.
Ganz entsagen will sie dem Eis später aber nicht. Sie möchte den
Trainerschein absolvieren und als Preisrichterin agieren. Nicht zuletzt kann
die 17-Jährige ihre kreativen Talente mit dem Eistanz verwirklichen. Ihre
Show-Kostüme hat sie bislang alle selbst entworfen und stets großen Wert
darauf gelegt, dass sie passgenau geschneidert werden. Die hauchzarten,
zum Teil aus Spitze, Tüll und anderen kostbaren Stoffen designten Anzüge
haben durchaus ihren Preis. Schließlich sollen sie im Scheinwerferlicht
glitzern. Und dafür sorgen tausende winziger Swarovski-Steine.
Die einzige Starterin für Hamburg
Die Deutschen Nachwuchsmeisterschaften werden vom 6. bis 10. Januar
kombiniert mit den Meisterschaften im Synchron-Eislaufen im Erika-HessStadion in der Müllerstraße in Berlin Wedding ausgetragen. Gemeldet sind
Sportler aus elf Landeseissportverbänden. Die Meddewaderin Malu
Chayenne Heß ist die einzige Starterin für Hamburg.
Gewinner der Nachwuchsmeisterschaften qualifizieren sich für die
Junioren-Weltmeisterschaften. Ausgetragen werden sie vom 14. bis zum
20. März im ungarischen Debrecen.
Dorothea von Dahlen