Erfahrungsbericht : 2014 Sun Yat-sen Business School, Guangzhou Studiengang: MMM Austauschjahr/Semester: HWS 2014 Gastuniversität: Sun Yat-sen Business School (SYSBS) Stadt: Guangzhou Land: China Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor. Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. Vorwort Ich habe mein Auslandssemester an der Sun Yat-sen Business School in Guangzhou, China, absolviert. In meinem Bachelor Studium hatte ich bereits an der Tongji Universität in Shanghai studiert, weswegen das Land für mich nicht vollkommen neu war. Shanghai kann man wahrscheinlich als„einsteigerfreundlicher“ beschreiben – mehr Internationalität und mehr Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten sind seine Vorteile. Guangzhou hingegen kann mit einer besseren geografischen Lage, günstigerem Leben und einem alles in allem authentischer vermittelten Bildes Chinas aufwarten. Vorbereitung Nach Durchlaufen des Anmeldungsprozesses in Mannheim und der Zusage, muss man sich generell in Geduld üben. Dies ist womöglich der erste Kontakt mit chinesischer Bürokratie und vollkommen normal. Während dieser Zeit ist es ratsam, sich um Stipendien zu kümmern. Mir wurde hierzu das CSC (Chinese Scholarship Council) Stipendium über das Akademische Auslandsamt angeboten. Die Anmeldung war mühelos mit dem Motivationsschreiben für das Auslandssemester zu absolvieren und die Zusage wurde in allen Fällen in meinem Jahrgang gegeben. Das Geld reichte, um einen Großteil der Monatsmiete zu zahlen und fiel sogar höher aus, als ursprünglich angekündigt. Neben der monetären Komponente, bringt das CSC Stipendium noch weitere Vorteile bei der Wohnungssuche und der Anmeldung an der Uni vor Ort. Wenn die nötigen Unterlagen von der Sun Yat-sen eingetroffen sind, kann man sich dann um das Visum kümmern. Hierfür unbedingt alle geforderten Unterlagen checken und einen Termin im Visa Application Center in Frankfurt machen. Mit dem Stipendium erhält man zusätzlich Dokumente, die theoretisch ebenfalls verwendet werden können, ein Visum zu beantragen. Standardmäßig berechtigt das Visum zur einmaligen Einreise nach China. Wer ein wenig reisen möchte oder einen Abstecher in die benachbarten Metropolen Hongkong und Makao machen will, wird mehrere Einreisen nach China benötigen. Mit etwas Glück und Betteln erhält man hierfür in Frankfurt ein Multiple-Entry Visum. Andernfalls muss man sich darum in China vor Ort kümmern. Weitere Dinge, die zu beachten sind, bevor man losfliegt: Internet: In China ist das Internet zensiert – Google, Googlemail, Facebook, Twitter, Instagram und diverse andere Seiten funktionieren nicht. Es ist möglich, kostenlos mit dem Uni Mannheim VPN eine Verbindung nach Deutschland aufzubauen. Eine kostenpflichtige VPN Leitung ist jedoch schneller und sicherer (auch an VPN fürs Smartphone denken!). Geld: Die DKB und Comdirect Bank bieten Kreditkarten an, mit denen man kostenlos und problemlos Geld im Ausland abheben kann. Wechselkurse für Bargeld sind sehr schlecht. Buddy-Programm: Nach Zusage, muss man sich unteranderem online anmelden. Dabei kann man freiwillig sich ins Buddy-Programm eintragen. Dies ist wärmstens zu empfehlen. Die Buddies sind zwar teilweise sehr jung und unerfahren, helfen aber gerne bei Fragen und bei Übersetzungen mit Vermietern, Behörden und Co. Apps: WeChat ist das Whatsapp Chinas und ein absolutes Muss. Die Buddies richten eine extra Gruppe mit Internationals für euch ein für erste Bekanntschaften und offene Fragen. Übersetzung: Die hilfreichste App meiner Meinung nach war „Waygo“ und kostete ca. 7€uro. Mit Hilfe der Handy-Kamera kann sie ganze Sätze direkt übersetzen und war somit beim Lesen von Speisekarten und Info-Tafeln jeden Cent wert. Wohnen: Sich im Vorfeld um Wohnungen zu kümmern ist schlichtweg unmöglich. Vorbereitend könnt ihr euch jediglich in der WeChat Gruppe für Internationals in 3er Gruppen für eine WG zusammenfinden (nicht 2 und nicht 4, genau 3!). Wohnungen sind fast ausschließlich für diese Gruppengröße ausgelegt. Für die Anreise dann abgleichen, wann ihr euch frühstmöglich für die Wohnungssuche treffen könnt und Termine vereinbaren. Flug: Meinen Flug habe ich nicht nach Guangzhou, sondern nach Hongkong gebucht. Hongkong ist 2 Stunden Zugfahrt entfernt und ein gutes Ziel um sich an China zu gewöhnen, da hier chinesiche mit westlicher Kultur gepaart wird. Qatar Airways fliegt hier für wenig Geld mit Zwischenstopp in Katar. Unterkunft: Als finale Vorbereitung solltet ihr vor Ort ein Hotel/Hostel für ca. eine Woche buchen. Das Lady Gaga Hostel war hochgelobt, wurde zu meiner Zeit aber leider renoviert. Hotels in der Binjiang East Road sind etwas teurer aber dennoch ratsamer. Ankunft und Wohnungssuche Die Ankunft in China ist der erste große Test für Neulinge. Der Kulturschock kann einen leicht erschlagen und ist nicht zu unterschätzen. Die Wohnungssuche gestaltet sich hierbei als sehr anstrengend und nervenaufreibend und ist wohl die höchste zu nehmende Hürde. Hat man es dann jedoch geschafft, kann man anfangen, seinen Auslandsaufenthalt in vollen Zügen zu genießen. Ort: Die meisten Kurse für Master-Studenten finden auf dem Süd-Campus in der Nähe des NordTores statt. Weiterhin ziehen ca. 95% aller Internationals hierhin – genauer in die Binjiang East Road. Hier zu wohnen ist extrem ratsam – Nähe zu Kommilitonen, Nähe zur Uni, zentrale Lage. Die beliebtesten Wohnkomplexe waren die sog. „Blue Gardens“ westlich vom Nordtor. Preis: Der Preis fiel für viele höher aus als gedacht. In einer 3er WG muss man pro Person (!) mit 2000-3000 Yuan rechnen. Gezahlt wird die Miete für die Wohnung, von allen gemeinsam - Buddies können euch bei Banktransfers helfen. Hinzu kommen Kosten für die Kaution (2fache Monatsmiete) sowie für die Agentur (bis zu 1 Monatsmiete). Laufende Kosten fallen an für Strom (vor allem Klimaanlage !), Wasser, Internet und Hausverwaltung – insgesamt pro Monat nochmal ca. 500 Yuan. Diese Kosten unbedingt vorher erfragen. Alternative: Wer das CSC Stipendium ergattert hat, darf kostenlos ins Dorm. Für Studenten ohne dieses Stipendium wird kein Platz im Dorm angeboten. Die 2er Dorms bestehen aus Zimmern mit etwa 25-30m² für 2 Personen mit zwei getrennten Betten und einem Bad. Die Wohnungen sind ausreichend ausgestattet und liegen auf dem Süd-Campus. Wem die Wohnungssuche zu lästig und vor allem zu teuer ist, findet also im Dorm eine durchaus passable Wohngelegenheit. Kurswahl Die Kurswahl findet in mehreren Phasen statt und bietet genug Zeit sich Kurse anzugucken oder sich seine Wahl zu überlegen. Lediglich die Kurse „Chinese Speaking and Listening“ und „Negotiation with Chinese“ waren irgendwann voll. Generell ist der Anspruch geringer als in Mannheim. Als Master ist es so gut wie unmöglich einen Kurs als Äquivalent anerkannt zu bekommen, weswegen man auf 18 ECTS durch International Courses limitiert ist. Chinesische Credits zählen ca. das doppelte von ECTS, weswegen man also auf 9 Credits im Endeffekt kommen sollte. Der Prüfungsausschuss behält sich individuelle Änderungen vor, jedoch kann dies als Richtwert herhalten. All meine Kurse waren auf dem Süd-Campus und hatten teilweise Anwesenheitspflicht. Weiterhin variierten Prüfungen von In-Class-Assignments wie kurzen Tests, über Hausarbeiten und Referaten bis hin zu ganz normalen Klausuren am Ende der Vorlesungszeit. Die sog. CIMBA Kurse sind hier noch zu nennen. Sie waren zwar nicht wirklich anspruchsvoll, boten aber einen tiefen Einblick in betriebswirtschaftliche Themen mit chinesischem Hintergrund. Zusätzlich waren sie so konzipiert, dass sie vor Weihnachten zu Ende gingen und somit perfekt für Ausländer zugeschnitten. China und Guangzhou China ist ein interessantes Land, was jeder einmal bereist haben sollte. Hongkong, Shanghai und Peking sind ihre Städtetrips allemal wert. Da China kein Tourismus-Land ist und erst vor kurzem sich der Welt geöffnet hat kriegt man durch solche Reisen jedoch nur einen Bruchteil des Landes und dessen Kultur mit. Wer sich etwas abenteuerlicher als Backpacker aufmachen will, der kann Geheimtipps wie die Einreise per Zug von Moskau nach Peking, die malerischen Reisterrassen von Yuanyang in der Provinz Yunnan oder Chengdu als Hauptstadt und Ausgangspunkt für Reisen nach Tibet in der Provinz Sichuan wahr nehmen. Guangzhou selbst ist zwar eher unbekannt, das macht es jedoch nicht zu einer unterentwickelten Stadt. Mit Flughafen, Fernbus- und normalen Bahnhof stehen einem diverse Reiseoptionen offen. Ferner bietet die Stadt ein ausgeweitetes Nachtleben an, dem kaum Grenzen gesetzt sind. Schlusswort Wer nach China reist, wird nicht unbedingt immer Spaß haben. Es wird Momente geben, in denen einem die kulturellen Unterschiede einfach zu viel sind. Wer sich jedoch durchbeißt, der kann in China nicht nur Spaß haben sondern auch unvergessliche Erfahrungen machen, die einem nicht mehr genommen werden können. Dieses Fazit hätte ich schon nach meiner ersten Reise nach China ziehen können und bin trotzdem ein zweites Mal dorthin gereist. China ist den Auslandsaufenthalt allemal wert. Wer sich jedoch auf einen einzigen Spaziergang ohne Komplikationen einstellt, kann schnell enttäusch werden und sollte sich sein Ziel nochmal überdenken. An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse: KursKurs bezeichnung SWS/ Credits Anerkennung Bemerkungen in Mannheim MAN 550 Chinese Business Development and Prospects 3 ja Ein Kurs, der die Gemüter spaltet. Die Professorin ist noch ein Überbleibsel aus dem kommunistischen China und das Vermittelte ist gelinde gesagt nicht mehr zeitgemäß. Allerdings erhält man hier auch den tiefsten Einblick in Chinas Geschichte und sein System. Definitiv der Kurs, bei dem ich am meisten gelernt habe, jedoch Besuch auf eigene Gefahr. Das Englisch ist eher einfach gehalten und Kommunikation ist schwierig. Anwesenheitspflicht und eine Powerpointpräsentation als Hausarbeit, keine Klausur. OPM 550 Chinese Logistics and Supply Chain Management 2 ja Ein sehr einfacher Kurs, der geblockt in der Mitte des Semesters lag und bereits im November zu Ende war. Englisch war in Ordnung. Eine Gruppenpräsentation und eine sehr machbare Klausur. MAN 550 Chinese 3 Management and Legal Aspects of Business ja Mein persönlicher Favorit. Zwar manchmal etwas trocken aber viel vermitteltes Wissen über Chinas Gesetze und Regelungen sowie ein Gastvortrag. Die Professorin ist sehr aufgeschlossen und geht auch häufig mit der Politik ihres eigenen Landes hart ins Gericht. Wer Fragen stellt, kann hier sehr viel lernen. Gutes Englisch. Anwesenheitspflicht und ein Final Paper über 3000 Wörter zu einem Thema eigener Wahl. MKT 550 Chinese Marketing System 3 ja Angenehmer Kurs mit interessanten Infos über Marketing aber auch über kulturelle Unterschiede. Die Professorin ist manchmal jedoch auch mehr an euch interessiert als am eigentlichen Lehren. Das Englisch ist in Ordnung. Mehrere Präsentationen und eine Klausur. MAN 550 Negotiation with Chinese 2 ja Sehr interessanter Kurs aber womöglich nicht mehr im Angebot. Der Professor ist kompetent und spricht sehr gutes Englisch. Der Kurs ist jedoch samstags und die Anwesenheitspflicht schmerzt manchmal sehr. Außerdem gibt es fast in jeder Veranstaltung die Möglichkeit, Punkte für die Endnote zu sammeln. Die Abschlussprüfung besteht aus einer Gruppenaufgabe, mit Chinesen auf dem Teemarkt in Kontakt zu treten und zu handeln. MAN 550 Strategic Management 2 ja Guter Kurs aber eventuell zu anspruchslos für Master Studenten. Generell etwas mehr Workload und Vorbereitung für jeder Veranstaltung gewünscht. Ausreichend gutes Englisch. Mehrere Gruppenpräsentationen, Gruppen-Arbeiten und eine Klausur als Prüfung
© Copyright 2024 ExpyDoc