Praktikum an der Lena-Valle videregående skole in Norwegen

Praktikum an der Lena-Valle videregående skole in Norwegen
02.03. - 19.06.2015
Vorbereitung
Ich studiere Deutsch als Fremdsprache und Skandinavistik. Da ich im Nebenfach
Norwegisch lerne, wollte ich das Pflichtpraktikum im Hauptfach gerne an einer Schule in
Norwegen machen. Diese Idee dann auch umzusetzen war allerdings erst gar nicht so
einfach. Vom DaF- Praxisbüro gab es keine Angebote in Norwegen und auch die
Skandinavisten konnten mir nicht weiterhelfen. Also habe ich im Internet gesucht. Nach
einer Weile und verschiedenen Suchformulierungen in verschiedenen Sprachen, kam eine
Anzeige der Lena-Valle videregående skole, dass sie einen Sprachassistenten suchen.
Die Stelle war eigentlich für Lehramtsstudenten ausgeschrieben, aber auf Nachfrage sollte
ich trotzdem meine Unterlagen hinschicken und sie haben mich schließlich genommen.
Zwischendurch war es nicht klar, ob es wirklich klappt, weil die Schule mit einer anderen
zusammengelegt wurde. Aber das und danach auch, dass es doch möglich ist, wurde mir
selbstständig mitgeteilt. Ich musste generell auf Antworten per Mail nie lange warten.
Nach billigen Flügen habe ich meine Norwegisch-Dozentin gefragt. Sie hat mir Norwegian
und KLM empfohlen und meinte, dass auch Lufthansa ab und zu billige Angebote hat. Ich
bin letztendlich mit KLM über Amsterdam nach Oslo geflogen und es hat alles gut
geklappt. Von Oslo aus musste ich noch mit dem Bus fahren und wurde dann am
Busbahnhof in Lena von meinem Vorgesetzten abgeholt und zur Wohnung gebracht. Die
Wohnung hat mir die Schule organisiert, da ich im Internet nichts gefunden habe. Dort hat
auch schon meine Vorgängerin gewohnt. In der Wohnung war alles, was man braucht. Die
Vermieter waren sehr nett und man brauchte zu Fuß nur fünf Minuten zur Schule. Der
einzige Nachteil war, dass es kein Internet und Fernsehen gab. Für Internet konnte ich
allerdings in die Bücherei oder Schule, auch am Wochenende.
Ich wollte vor allem meine Sprachkenntnisse in Norwegisch verbessern, Lehrerfahrungen
sammeln und nebenbei ein neues Schulsystem, Land und Kultur kennenlernen. Natürlich
wollte ich auch wissen, ob es stimmt, was man immer über die skandinavischen
Schulsysteme hört. Alle Erwartungen haben sich erfüllt, nur das mit dem Schulsystem
stimmt nicht alles.
Als Vorbereitung habe ich neben meinem Studium auch an einem interkulturellen Training
von Sinik teilgenommen (Empfehlung von Hr. Hoch). Außerdem habe ich Reiseführer und
das Buch „Fettnäpfchenführer Norwegen“ gelesen. In dem Buch werden Klischees und der
Umgang damit erklärt (gibt es auch für andere Länder).
Vor Ort
Ich bin am Donnerstag vor Praktikumsbeginn angekommen. Am Freitag wurde mir von
meinem Vorgesetzten gleich die Schule, am Samstag der Ort und am Sonntag ein
bisschen die Umgebung gezeigt. So hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass man sich
gut um mich kümmert.
Am Anfang meines Praktikums habe ich in den Deutschstunden hospitiert. Wenn die
Schüler einzeln arbeiten sollten (z.B. Texte schreiben), habe ich bei Fragen geholfen. Bald
habe ich mit einzelnen Schülern oder Kleingruppen in einem anderen Raum auf Deutsch
Gespräche geführt oder mir Referate angehört. Ich wurde in die Planungen einzelner
Stunden mit einbezogen. Außerdem habe ich Tests der Schüler korrigiert und zum Schluss
auch Vertretungen übernommen. Das sprachliche Niveau der Schüler war allerdings nicht
so gut wie ich erwartet hatte. Daher war es oft schwierig, sich einfach auf Deutsch zu
unterhalten. Auch grammatikalische Begriffe konnte ich fast nie anwenden, weil die
norwegische Grammatik nicht so komplex ist und daher viele Begriffe unbekannt waren.
Aber mit Hilfe von Norwegisch und zur Not auch Englisch konnte man kommunizieren.
Natürlich habe ich viel Norwegisch gelernt, dadurch dass der (Schul)Alltag auf Norwegisch
war. Aber auch durch das Korrigieren der Schülertexte habe ich Interessantes über die
norwegische Sprache gelernt. Außerdem hat mir die Schule Lehrwerke zu Norwegisch als
Fremdsprache zur Verfügung gestellt und ich konnte eine Prüfung ablegen. Ich habe
einige Unterschiede zwischen Schule in Norwegen und Deutschland festgestellt.
Da der Ort sehr klein ist, war es schwierig, Leute außerhalb der Schule kennenzulernen.
Dafür konnte ich zu Lehrern (nicht nur Deutschlehrern) Kontakte knüpfen. Ich durfte auf
Schulausflüge mit und in der Mittagspause saßen alle immer zusammen. Ich wurde auch
zu einigen Lehrern nach Hause eingeladen und habe Verschiedenes mit ihnen und ihren
Familien unternommen. Ansonsten habe ich eine Tandempartnerin in Oslo über das
Goethe-Institut gefunden und wir haben uns ein paar Mal getroffen. Eine Kollegin hat mich
auch zum Sport mitgenommen, dort habe ich ein paar andere Leute kennengelernt.
Lena ist sehr klein, es gibt einen Pub und eine Art Restaurant. Ich konnte die Bibliothek
und die Sporträume der Schule benutzen und es gibt genügend Einkaufsmöglichkeiten.
Aber man kann auch gut mit dem Bus in größere Städte wie Oslo, Gjøvik, Lillehammer
oder Hamar fahren. In Oslo gibt es jede Menge zu sehen und beim Goethe-Institut kann
man nach Tandempartnern fragen, man muss auch nicht lange auf eine Antwort warten.
Mir wurde nur gesagt, dass man dort nachts nicht alleine unterwegs sein sollte. Gjøvik ist
die nächste größere Stadt, es gibt dort z.B. ein Einkaufszentrum und vermutlich auch
Ausgehmöglichkeiten, aber der letzte Bus fährt schon um 21:00 Uhr. In Lillehammer und
Hamar gibt es die alten Olympiastätten und große Freilichtmuseen. Außerdem kann man
mit dem Skibladner, dem ältesten Schaufelraddampfer, der noch in Betrieb ist, fahren. Und
natürlich kann man auch Wandern.
Mit den Norwegern habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Alle sind sehr nett und
hilfsbereit, aber trotzdem ein bisschen zurückhaltend. Sie nehmen Rücksicht darauf, wenn
man etwas nicht versteht und zur Not ist Englisch (manchmal auch Deutsch) eine Option.
Der Tagesrhythmus ist nur ein bisschen anders und im Sommer verschieben sich die
Aktivitäten nach hinten. So habe ich mich z.B. mit meinem Vorgesetzten erst um 19:00 Uhr
zum Wandern verabredet.
Bezahlen kann man fast überall auch mit einer deutschen EC-Karte. In Bussen braucht
man allerdings eine Kreditkarte oder Bargeld. An Bahnhofstoiletten kann man oft nur mit
Kreditkarte zahlen.
Wenn man mit dem Zug fahren will, sollte man die Fahrkarte am besten vorher im Internet
bestellen. Es gibt dort gute Billigangebote, bei denen man auch mal ein paar hundert
Kronen sparen kann.
Die Schule würde sich auch in Zukunft über Sprachassistenten freuen, allerdings am
liebsten für mindestens ein halbes Jahr, damit sich alle besser aneinander gewöhnen und
dann miteinander arbeiten können. Ich fand die dreieinhalb Monate eigentlich zu kurz. Als
wir uns gerade aneinander gewöhnt hatten (v.a. die Schüler und ich), war das Praktikum
schon vorbei. Wenn man nur ein halbes Jahr Zeit hat, sollte man beachten, dass ungefähr
im letzten Monat des Schuljahres Prüfungszeit ist und der Unterricht oft - aus Mangel an
Schülern und Räumen – nicht wie geplant stattfinden kann.
Auf jeden Fall kann ich ein Praktikum an der Lena-Valle videregående skole nur
empfehlen. Der Mail-Kontakt vorher hat super geklappt, mir wurde der Ort und die
Umgebung gezeigt und die Kollegen sind alle sehr nett und kümmern sich um einen. Ich
hatte immer das Gefühl, dass mir bei Fragen oder Problemen weitergeholfen wird; die
Atmosphäre ist einfach gut und entspannt. Das Praktikum hat mir sehr viel Spaß gemacht
und es war definitiv nicht das letzte Mal, dass ich in Norwegen war.