2005/06 Abschlussbericht

Erfahrungsbericht SOKRATES
Nach der Rückkehr aus der europäischen Partnerhochschule sind Ihre Eindrücke sicher noch
frisch. Damit diese nicht verloren gehen und damit auch noch andere Studierende davon profitieren können, sollten Sie einen Erfahrungsbericht mit Aussagen zu folgenden Punkten verfassen:
1.
Ihr Name
Moritz Scholtes
2.
Land und Partnerhochschule
Norwegen, Universitetet i Tromsø
3.
Studienfach
Medizin
4.
Betreuungspersonen in Freiburg und an der Gasthochschule
Freiburg: Britta Goertz
Tromsø: Line Krane
5.
Anmelde- und Einschreibeformalitäten
Wer länger als 3 Monate bleibt, muss sich bei der örtlichen Polizei anmelden. Einschreibung war schon im Voraus durch Koordinatoren geschehen.
6.
Vorbereitung auf das Auslandsstudium
Keine besondere.
7.
Sprachliche Vorbereitung
Habe in der elften Klasse einen Schüleraustausch nach Norwegen gemacht und konnte
daher die Sprache. Ich habe also keine Sprachkurse besucht.
8.
Belegte Veranstaltungen, also Kurse / Seminare / Vorlesungen / Praktika / Exkursionen an
der Gasthochschule: Thema, Namen der Dozenten, Anforderungen, Eindrücke, Bewertung
Ich bin im Rahmen des praktischen Jahres dort hin gegangen. Daher lag bei mir der
Schwerpunkt auf der praktischen Arbeit in verschiedenen Abteilungen der Chirurgie. Kurse oder
Veranstaltungen habe ich nicht besucht, nur die normalen wöchentlichen Fortbildungen von der
Klinik. Allerdings muss ich sagen, dass man in Norwegen als Student sehr viel mitnehmen kann.
Man sollte die Sprache können und eine gewisse Motivation mitbringen und diese auch zeigen.
Dann sind alle sehr hilfsbereit und zeigen einem viel und schleppen einen zu allen möglichen Sachen mit. Es kommt sehr auf einen selbst an.
9.
Unterschiede zum deutschen Studiensystem
Es wird nach Jahren studiert und nicht nach Semestern. Man hat sehr genau vorgeschriebene Kurse und Veranstaltungen, kann nicht so viel vorziehen wie in Deutschland. Vom Ablauf
allerdings sehr ähnlich wie in Deutschland
10. Umsetzung der eigenen Studienplanung an der Gastuniversität
Ich konnte in der Chirurgie auf drei verschiedenen Abteilungen arbeiten und hatte immer
gerade genug Zeit, um mich einzugewöhnen, bevor ich gewechselt habe. So hat man viel gelernt.
11. Anrechnung von Studienleistungen
Die praktische Ausbildung sollte ohne Probleme als äquivalent anerkannt werden.
12. Sprache: Kurse vor Ort, Zurechtkommen in der Sprache des Gastlandes
Keine Kurse gemacht, da ich die Sprache schon konnte. Norwegisch ist sehr leicht zu lernen. Man sollte einfach so viel wie möglich sprechen und üben, und möglichst nicht so viel mit
internationalen Studenten verkehren (oder eben auf norwegisch...), sondern sich auf die Einheimischen konzentrieren. Ich habe andere Studenten gesehen, die sich nach 3 Monaten schon gut verständlich machen konnten.
13. Verwaltungsstellen und/oder Studenteninitiativen, welche sich um die Freiburger Studierenden kümmern
Nicht speziell um die Freiburger, sondern um alle kümmert sich die ISU (International
Students´ Union), bestehend aus Studenten und Mitarbeitern der Uni.
14. Universitäres und kulturelles Rahmenprogramm
Für die Studenten, die zu Beginn eines Semesters ankommen (und nicht wie ich mitten
drin), gibt es Einführungsveranstaltungen und viel Hilfe von anderen Internationalen, die schon
länger da sind und entsprechend viel Erfahrung haben.
15. Anreisetipps
Flugzeug. Der Flughafen ist direkt auf der Insel, auf der die Stadt liegt, 20 min mit dem
Bus ins Zentrum, der Bus fährt durch bis zu dem Studentenwohnheim, wo die meisten ERASMUS-Studenten unterkommen. Früh Tickets kaufen lohnt sich, weil es dann noch billige gibt.
Z.B. www.norwegian.no oder .com oder www.germanwings.de bieten Flüge nach Oslo an, in
Norwegen fliegt man SAS oder Norwegian.
Alternativ bietet sich die Hurtigrute an. Für Studenten 50% Rabatt, und ohne Kabine kann
man auch reisen, wenn man sich mit einem Schlafplatz auf einem Sofa zufrieden gibt und einen
Schlafsack dabei hat. Das machen viele, aber wahrscheinlich nicht für mehr als 1-2 Nächte. Und
die Fahrt ist beeindruckend. Vorbei an der phantastisch schönen norwegischen Küste (u.a. Lofoten). Z.B. nach Trondheim fliegen und dann weiter mit dem Boot.
16. Möglichkeiten, eine Unterkunft zu finden; Zimmersuche, Mietpreise und Mietzuschüsse
Über die Homepage der Uni kann man sich für ein Zimmer bewerben, aber am besten ist
es, anzurufen oder eine Mail zu schreiben. Vielleicht kann auch Line oder Magdalena etwas machen. Die internationalen Studenten landen fast alle in Ørndalen (Tunvegen), an der Nordspitze
der Insel. zu Fuß ca 25 min von der Klinik/Uni und ca. eine Stunde von der Innenstadt. Aber Busse fahren alle paar Minuten, die brauchen 7 Min zur Uni und 15 Min in die Stadt. Miete kostet ca
2500 NOK, also ca. 315 EUR für ein 11 qm Zimmer, man teilt sich zu dritt ein Bad und mit weiteren drei eine Küche. In der Miete ist alles inklusive. Waschmaschinen muss man extra bezahlen.
Bezahlung per Kreditkarte/Bankkarte, bar oder per Überweisung, je nachdem, was einem gefällt.
17. Kontoeröffnung und Kontoführung im Gastland
Keine Erfahrung, habe alles über Kreditkarte gemacht. Es gibt auch Banken, bei denen
man über die Kreditkarte im Ausland umsonst Geld abheben kann. So was lohnt sich.
18. Lebenshaltungskosten
Sind merklich höher als in Deutschland. Lebensmittel sind teuer, Kleidung und Sportsachen gleich teuer oder z.T. sogar billiger. Alkohol und Zigaretten kosten unmenschlich viel, Gesundheitspolitik.
19. Besonderheiten bei Mobiltelefonen, Telefonanschlüssen, Einrichtung von E-Mail, Postzustellung
Beim Handy ist pro Gespräch eine Verbindungsgebühr üblich, die Tarife sind vergleichbar
mit unseren. In Norwegen läuft übrigens jeder telefonierend durchs Krankenhaus... Handy ist
praktisch, weil jeder eins hat und es nicht so viel kostet. Ansonsten empfiehlt sich ein Laptop o.ä.,
damit man im Studentenwohnheim das Uni-Netz nutzen kann. Da kann man dann auch über Skype oder MSN messenger oder so telefonieren, umsonst oder sehr billig. In unserem Wohnheim
war gerade das Uni-Netzwerk eingerichtet worden, sehr schnell und umsonst für alle Studenten.
20. Obligatorische und empfohlene Versicherungen (Haftpflicht-, Unfall-, Krankenversicherung)
Kommt auf die Klinik an. Ich brauchte einen Nachweis über eine Krankenversicherung im
Ausland, aber es gab keine speziellen Anforderungen (Summe, welche Schadensfälle etc...) Haftpflicht läuft über die Uni.
21. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Tipps
Wenn man sich entscheidet, nach Nord-Norwegen zu gehen, muss man auch konsequent
sein und wandern/skifahren (Langlauf) und so. Was ich besonders schön fand, waren unsere Touren mit der Hurtigrute, die täglich nach Süden und Norden fährt und für Studenten relativ billig
ist, wenn man auf den Komfort einer Kabine verzichtet. Das kann ich nur jedem Empfehlen. In
Nord-Norwegen gibt es unglaublich viel zu sehen: Lofoten, Finnmark, die kleinen und großen
Berge direkt bei Tromsø, Sommarøy, Senja und so weiter. Im Netz gibt es eine ganz gute Seite
von der Touri-Info: www.destinasjontromso.no. Da findet man Vorschläge für Touren und alle
möglichen nützlichen Infos.
22. Öffentliche Verkehrsmittel: Preise, Verbindungen, Zuverlässigkeit
Als Student kann man eine Monatskarte für 450 NOK bekommen (56 EUR). Einzelfahrten
kosten 23 NOK (2,90 EUR). Oder man kauft sich für 200, 400 oder 700 NOK (25/50/90 EUR)
eine Karte, wo dann die einzelnen Fahrten weniger kosten (bei der 700er-Karte kostet eine Einzelfahrt 15 NOK, etwas unter 2 EUR). Verbindungen sind sehr gut und meist zuverlässig. Ich weiß
allerdings nicht, wie es im Winter bei Schnee und Eis ist. Da geht man wohl besser zu Fuß... Die
Busse fahren abends bis 12. Danach Nachtbusse freitags und samstags, kosten pro Fahrt ca. 50
NOK (6,50 EUR). Überlandverbindungen sind auch nicht besonders teuer und relativ komfortabel. Empfehlen sich, wenn man mal eine Tour machen will. Züge gibt es nicht, der Nördlichste
Bahnhof ist in Bodø. Manchmal gibt es ganz gute Angebote der Autovermietungen, z.B. wenn
man ein Flugticket hat oder so. Aber meist nur in der Nebensaison.
23. Deutsche Vertretungen in der Nähe: Konsulat, Botschaft
Weiß ich leider nicht. Bei der Polizei muss man sich anmelden, wenn man länger als 3
Monate im Land bleibt und wenn man arbeiten will.
Ansonsten kann ich jedem den Aufenthalt in Tromsø nur schmackhaft machen. Für mich war es
mit eine der besten Zeiten, die ich gehabt habe. Sommer in Tromsø ist zwar kalt, aber dafür 24 h
am Tag hell. Das kann einen auch irgendwann stören, weil man nicht so richtig gut schläft, aber
das sind nur 3 Monate im Jahr. Dafür ist es eben im Winter von Ende Nov. bis Ende Jan. dunkel.
Dafür kann man dann bei schönem Wetter Nordlichter sehen, und das muss eine tolle Sache sein.
Wer sich also von etwas außergewöhnlichen Witterungsverhältnissen nicht abschrecken lässt,
sollte dort seinen Spaß haben.
Und ich kann nur jedem empfehlen, die Gelegenheit zu nutzen und die Landschaft zu erkunden,
dort gibt es so viel zu erleben und so ungewöhnliche Dinge zu sehen, dass man sich die Wochenenden gut einteilen muss, damit man alles hinkriegt. Ich bin wirklich begeistert.
In der Klinik habe ich auch sehr viel gelernt. Wenn man sich selbst etwas engagiert, kann man
viel mitnehmen. Ein gutes Norwegisch ist ein Riesen-Plus, aber man lernt es schnell. Dann kann
man nämlich auch selbständig Patienten aufnehmen, die Patienten mit einem Assistenzarzt von A
bis Z betreuen und so das ganze Prozedere mitbekommen. Und man ist eigentlich immer willkommen, wenn man irgendwo mitgehen will oder etwas sehen will.
Für das PJ lohnt es sich, eine Studentenlizenz zu beantragen. Damit kann man dann selbst Rezepte
unterschreiben (nicht alle, aber die meisten), und andere Sachen verordnen. Muss nicht sein, aber
ist ein weiterer Schritt in Richtung selbständiges Arbeiten. Mit Glück kann man auch eine bezahlte Stelle bekommen, aber da muss man die richtige Abteilung finden und den richtigen Zeitpunkt.
Ich habe das nicht gehabt, kann daher also nicht so viel dazu sagen. Aber die Bezahlung soll gut
sein...
Insgesamt nimmt man immer so viel mit, wie man will. Es liegt sehr an einem selbst. Die Norweger sind nicht immer die, die so gern auf andere zugehen. Aber damit sollte man zurechtkommen.
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SOKRATES-Büro, Rektorat, EU-Angelegenheiten, Fahnenbergplatz, D-79085 Freiburg, Tel. 0761. 203 -4269, -4225; Fax -8866