David Moss, BMO Global Asset Management: „Europäische Banken

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David Moss, BMO Global Asset Management: „Europäische Banken sind
deutlich besser aufgestellt als bei der Finanzkrise im Jahr 2008“
London, 3. März 2016 – Die Entwicklung des Bankensektors und letztendlich des gesamten
Finanzmarkts seit Anfang 2016 könnte den Schluss nahelegen, dass die Lage vielleicht noch nicht
die Brisanz des Jahres 2008 erreicht hat, die Risiken aber auf jeden Fall steigen. Aber stimmt das
auch? David Moss, Head of European Equities bei BMO Gobal Asset Management, bewertet die
aktuelle Situation im Kontext des Krisen-Jahres 2008 und analysiert im Interview Faktoren, die für
die Banken- und Finanzbranche problematisch werden könnten.
Herr Moss, ist die aktuelle Situation im Finanzsektor mit der aus dem Jahre 2008 zu
vergleichen?
David Moss: Nein. Der europäische Bankensektor steht fundamental besser da als in den dunklen
Tagen der „globalen Finanzkrise“. Europäische Banken haben seit dem Jahr 2007 ohne
Berücksichtigung der Gewinnrücklagen mehr als 800 Milliarden Euro an neuem Kapital
eingesammelt.
Welche Faktoren spielten dabei eine Rolle?
Moss: Auf der einen Seite wünschten sich Banken selber mehr Sicherheit. Auf der anderen Seite
spielte der feste Wille der Aufsichtsbehörden, das eng verwobene globale Finanzsystem stabiler zu
machen, eine wesentliche Rolle. Nie wieder wollen sie für den Beinahe-Kollaps vieler Großbanken
mitverantwortlich gemacht werden. Um dies zu erreichen, wurde nicht nur das Eigenkapital erhöht,
sondern auch die Dividendenzahlungen an Aktionäre verringert, die Risikogewichtungen enorm
angehoben und das sogenannte „Bail-In“ ins Leben gerufen, bei dem Gläubiger – wie etwa in
Portugal im Falle der Novo Banco geschehen – bei Bankenzusammenbrüchen an den Verlusten
beteiligt werden.
Welche Maßnahmen haben Kreditinstitute zusätzliche ergriffen, um die Stimmung positiver
zu gestalten?
Moss: Banken haben ihre Bilanzen bereinigt und sich von Vorkrisenprodukten mit Abkürzungen wie
CDO, CDO Squared, CLO, synthetische CLOs oder RMBS getrennt. Diese waren nur extrem
schwer zu durchschauen. Letztendlich beruhte die eigentliche Problematik des Bankensektors in
den Jahren 2007 bis 2009 gar nicht auf dem Kapital oder den in den Bilanzen gehaltenen faulen
Krediten, sondern auf mangelnder Liquidität und der Unfähigkeit zur Refinanzierung. Denn die
Sparer wurden nervös – das zeigten unter anderem die langen Schlangen vor den Filialen von
Northern Rock – und auch gegenseitig wollten sich Banken kein Geld mehr leihen. Ohne Kapital
und Liquidität waren die Institute gezwungen, Vermögenswerte zum schlechtesten Zeitpunkt zu
veräußern. Dazu passt, dass die irische National Asset Management Agency, die den irischen
Banken alle wirklich faulen Kredite abgenommen hat, voraussichtlich einen deutlichen Gewinn
einfährt, wenn sie ihre Aufgabe abgeschlossen hat. Dieses Problem ist heute vom Tisch, denn
durch die strengeren Kapitalvorschriften können sich die Banken nicht ausschließlich kurzfristig
finanzieren. Vielmehr müssen sie mehr längerfristige Finanzierungen und erhebliche Liquidität
vorhalten, um für Marktverwerfungen gerüstet zu sein. Zudem waren die Zentralbanken das letzte
Mal auch nicht auf ein solches Szenario vorbereitet. Es existierten keine koordinierten
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Liquiditätsfazilitäten der Europäischen Zentralbank wie etwa LTRO oder TLTRO. Heute lassen die
Zentralbanken keinen Zweifel daran, dass sie dem Sektor alle Liquidität gewähren, die er benötigt.
Mit welchen Problemen haben Banken zu kämpfen?
Moss: Es ist offensichtlich, dass nicht alles rund läuft, und das hat die Stimmung zumindest getrübt.
Dies wiederum kann konjunkturanfällige Branchen wie den Bankensektor erheblich beeinträchtigen.
Das liegt an einer Vielzahl verschiedener Faktoren. So stellen beispielsweise niedrige Zinsen ein
Problem für Banken dar. Sie sind schlecht fürs Geschäft, das darin besteht, unser aller Einlagen auf
Giro- und kurzfristig kündbaren Sparkonten als Kredite zu vergeben. Durch die kontinuierlich
sinkenden Zinsen sind die Gewinne der Branche aus diesen Geschäften immer mehr geschrumpft.
Auch die Angst vor einer weltweiten Abschwächung des Wachstums in den USA, China oder
Europa drückt das Sentiment am Markt. Ein weiteres Problem ist das Thema Regulierung. Trotz
gegenteiliger Beteuerungen des englischen Notenbankchefs Mark Carney und von EZB-Präsident
Mario Draghi wird befürchtet, dass immer strengere Kapitalforderungen die Gewinne belasten. In
einem Punkt haben Banken in dieser Berichtsaison allerdings für positive Überraschungen gesorgt:
bei der Zahlung von Dividenden. Das wäre vermutlich nicht geschehen, wenn die
Aufsichtsbehörden weiterhin Zweifel an den vorgehaltenen Kapitalpuffern hätten.
Schätzen Sie diese Probleme als lösbar ein?
Moss: Wir glauben, dass all diese Probleme in den Griff zu bekommen sind, solange die Banken
hohe Kapitalquoten halten, die Aufsichtsbehörden am Ball bleiben und die Zentralbanken bereit und
in der Lage sind, für ausreichend Liquidität zu sorgen. Die schlechte Stimmung hat aber trotz der
grundsätzlich positiven Fundamentaldaten die Kurse belastet, die zum Teil auf Niveaus gefallen
sind, wie wir sie seit der Finanzkrise nicht mehr gesehen haben. Von unbedachten Einkaufstouren
im Bankensektor rate ich allerdings ab.
Medienkontakt:
Stefanie Henn, Köln, [email protected], +49 (0) 221 912 887 15
Richard Janes, London, [email protected], +44 (0) 20 7011 4298
Über BMO Global Asset Management
BMO Global Asset Management ist ein globaler Investmentmanager, der Kunden auf fünf
Kontinenten über 27 Niederlassungen in 14 Ländern einen herausragenden Service bietet.
Einschließlich der in Portfolios mit und ohne Verwaltungsmandat betreuten Anlagen verwaltete
BMO Global Asset Management per 31. Oktober 2015 ein Vermögen von über 216 Milliarden Euro.
Die Organisation stützt sich auf vier multidisziplinäre Teams an den Firmensitzen in Toronto,
Chicago/Milwaukee, London und Hongkong. Diese werden durch ein Netzwerk von BoutiqueManagern von Weltformat an strategischen Standorten in aller Welt ergänzt. Hierzu zählen unter
anderem BMO Real Estate Partners, LGM Investments, Monegy Inc., Pyrford International Ltd. und
Taplin, Canida & Habacht, LLC. Mit Aktivitäten in ganz Nordamerika und Europa sowie in Abu
Dhabi, Mumbai, Peking, Schanghai, Hongkong, Melbourne und Sydney wurde BMO Global Asset
Management von Pension & Investments als einer der 100 größten Vermögensverwalter der Welt
anerkannt. Diese Beurteilung stützt sich auf das insgesamt verwaltete Vermögen per 31. Dezember
2014. Das Unternehmen ist Unterzeichner der von den Vereinten Nationen unterstützten Initiative
Principles for Responsible Investment (UNPRI, Grundsätze für verantwortungsbewusste
Investments).
BMO Global Asset Management ist ein Teil der BMO Financial Group (NYSE: BMO), einer breit
diversifizierten Finanzdienstleistungsorganisation mit einer Bilanzsumme von 672 Milliarden
Kanadischen Dollar per 31. Oktober 2015 und über 47.000 Mitarbeitern.
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