Können Naturwissenschaft und Literatur voneinander profitieren?

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I Stefan Lang, Osdorf
Können Naturwissenschaft und Literatur
voneinander profitieren?
Wie fremd sind sich Literatur und Naturwissenschaft? Einige erfolgreiche Schriftsteller nehmen
aktuelle Forschungsergebnisse auf und bedienen sich naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Wie
ist es umgekehrt? Was kann die Naturwissenschaft von der Literatur lernen? Es lohnt, darüber
nachzudenken, denn auch Wissenschaftler müssen sich mitteilen: Nur wenn sie ihre Forschung
erfolgreich kommunizieren, entsteht Wissen.
aturwissenschaft und Litera­
tur - werden beide Begriffe
in einem Atemzug genannt,
denkt heute niemand mehr über die
Kluft nach, die die beiden "Kulturen"
trennt. Klimaveränderungen, KoWen­
dioxidkreislauf und Kernphysik bilden
den Hintergrund moderner Romane.
Meeresbiologen und andere Naturfor­
scher bevölkern die Literatur neben Kö­
nigen und Kommissaren. Die von dem
Physiker und Romancier C. P. Snow
1959 angestoßene Diskussion über die
Ignoranz, mit der sich die Literatur und
die Naturwissenschaften angeblich ge­
genüberstehen [1], interessiert heute
niemanden mehr.
Die tiefe Wissenschaftsskepsis, die
noch um 1800 den literarischen Kos­
mos von der naturwissenschaftlich­
technischen Welt trennte, erwies sich
schon früh als eine "semipermeable
Membran":
Naturwissenschaftliche
Spuren "diffundierten" bereits in die
Werke von Thomas Mann (1875-1955),
Alfred Döblin (1878-1957) und Jules
Verne (1828-1905) oder wurden, wie
im Fall der Science-Fiction-Erzäh­
lungen der 1920er und 30er Jahre, aktiv
und zielgerichtet in das Gegenstands­
gebiet der Literatur überführt. Spä­
testens seit Carbon Dreams von Susan
M. Gaines (2001), Der Schwarm von
Frank Schätzing (2004) oder Die
Vermessung der Welt von Daniel
Kehlmann (2005) ist die Diskussion
über die Unvereinbarkeit von Litera­
tur und Naturwissenschaft "Snow" von
gestern.
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Die Schriftsteller unter Ihnen wer­
den an dieser Stelle stutzen: Es sei doch
selbstverständlich, werden sie sagen,
dass das riesige Themengebiet der Lite­
ratur, die Darstellung des Menschen in
Raum und Zeit, auch die Naturwissen­
schaften umfasse. Natürlich basieren
auch die fiktiven Welten der Romane
auf den physikalischen, chemischen
und biologischen Zusammenhängen
der belebten und unbelebten Natur
und sind von technisch-wissenschaft­
lichen Umwälzungen betroffen. Die
Naturwissenschaften bilden aber nicht
nur den Hintergrund von Romanhand­
lungen, sondern bescheren der Erzähl­
kunst auch schillernde Protagonisten
und anschauliche Metaphern: " ... daß
[sie] die Menschen, wenn sie einmal im
Sinken sind, wenn sie einmal im Sinken
sind, wie nach dem Newtonsehen Ge­
setze, immer entsetzlich schneller und
schneller ins Elend herabfallen. " [2]
Oft müssen naturwissenschaftliche
Experimente unvermittelt, gewisser­
maßen als eine "Dea ex machina", in
das Geschehen eingreifen, um blo­
ckierte Romanhandlungen zu mobili­
sieren, wenn etwa einer der zahllosen
Serienkiller nur noch durch eine DNA­
Analyse überführt werden kann.
Eine echte Integration zwischen Li­
teratur und Naturwissenschaft bedeu­
tet dies alles jedoch nicht: Naturwissen­
schaftliches Wissen wird auch in den
modernen Romanen nicht poetisch
wiedergegeben - wie etwa im antiken
Lehrgedicht oder bei einigen Texten
von Goethe - und wissenschaftliches
Arbeiten wird nicht mit literarischen
Mitteln betrachtet. Die Naturwissen­
schaften liefern nur die Bausteine
zur Erschaffung der künstlichen Re­
alität. Mag die Durchmischung von
Naturwissenschaften und Literatur
manchmal noch so homogen erschei­
nen - chemisch betrachtet bleibt sie
ein Gemenge.
In seinem Nachlass zu Lebzeiten [3]
drückte es Robert Musil 1935 so aus:
"Literatur ist keine Wissenschaft. Sie
verwendet Wissenschaft. "
Im Falle der Naturwissenschaft müsste
man hinzufügen: Die Literatur profitiert
von ihr. Es muss nun geklärt werden, ob
es sich hierbei um eine Protokooperati­
on, also um eine lockere Symbiose mit
gegenseitigem Nutzen, oder um einen
Kommensalismus handelt, bei dem
lediglich die Literatur einen Vorteil ge­
nießt. Die Frage lautet also: Kann auch
die Naturwissenschaft von der Litera­
tur profitieren?
An dieser Stelle werden sich nun die
Naturwissenschaftler verwundert die
Augen reiben: Welchen Nutzen sollten
die Naturwissenschaften mit ihren
quantifizierbaren Erkenntnissen und
generalisierenden Schlussfolgerungen
aus der Literatur ziehen, die sich zwar
mit allem Möglichen, aber bevorzugt
mit dem Besonderen, dem Unmess­
baren und Nicht-Reproduzierbaren be­
schäftigt? Wie sollte eine Disziplin, die
allein der Wahrheit verpflichtet ist, von
dichterischer Freiheit profitieren?
Sicher, die Literatur könnte ethisch­
moralische Fragen aufwerfen und dis-
Naturwissenschaftliche Rundschau I 61. Jahrgang. Heft 4,2008
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kutieren. So könnte sie beitragen, die
Folgen des eigenen Experimentierens
und des wissenschaftlichen Fortschritts
abzuschätzen. Doch für die Mehrzahl
der Naturwissenschaftler wird die ent­
scheidende Frage lauten: "Was bringt
mir das Ganze für meinen nächsten
Drittmittelantrag?"
Um sich dieser Frage zu nähern,
muss man die Schnittmenge des natur­
wissenschaftlichen und literarischen
Schaffens, das Schreiben, betrachten.
Daher möchte ich meine Hypothese
zunächst einschränken: Nicht die Na­
turwissenschaften an sich, sondern
ihre Sprache kann von der Literatur
profitieren.
Angesichts des schlechten Rufs der
Wissenschaftssprachen mag die Idee
zunächst sehr reizvoll klingen - man
wird dennoch versucht sein, sie sofort
zu verwerfen, offenbart sich doch ge­
rade in der Sprache die Unvereinbar­
keit von Literatur und Naturwissen­
schaft. Aristoteles hat zwar in seiner
Poetik darauf hingewiesen, dass man
Tatsächliches und Erfundenes nicht
an der sprachlichen Form, sondern
nur an dem Inhalt erkennen könne,
"... dass der eine das wirklich Gesche­
hene mitteilt, der andere, was geschehen
könnte" [4j .
Doch dabei dachte er sicher nicht
an moderne naturwissenschaftliche
Publikationen. Deren Fachsprachen
haben sich ja bewusst von der Alltags­
sprache der Literatur entfernt. Die Wis­
senschaftssprache kann und will auch
nicht so unmittelbar ästhetisch wie li­
terarische Prosa oder Poesie sein, denn
die Schönheit der Worte und Sätze darf
schließlich nicht von den nackten,
ungeschminkten Tatsachen ablen­
ken. Traditionell stehen die Naturwis­
senschaftler daher den spracWichen
Mitteln äußerst skeptisch gegenüber.
Sachlich, schmucklos und transparent
soll der wissenschaftliche Stil sein, sein
oberstes Gebot ist Unauffälligkeit.
Doch abgesehen von den Unter­
schieden in Inhalt und Form verfolgen
literarische wie auch wissenschaftliche
Texte natürlich dasselbe Ziel, nämlich
die Kommunikation mit ihren Lesern:
Denn werden die Erkenntnisse der
Wissenschaft nicht mitgeteilt, bleiben
sie genauso bedeutungslos wie Roma­
ne, die in der Schublade verstauben.
Grund genug also, sich anzusehen, wie
Naturwissenschaftler und Schriftsteller
mit ihren Lesern kommunizieren und
sich zu fragen, ob die einen von den
anderen etwas lernen können.
Bei der ersten Kontaktaufnahme mit
ihren Lesern haben Wissenschaftstexte
gegenüber der Literatur zunächst ei­
nen Vorteil: Titel, Inhaltsverzeichnis
und der vorangestellte Abstract erklä­
ren die wichtigsten Schlüsselbegriffe
und schaffen so die Grundlage für ein
adäquates Textverständnis. Inhaltser­
läuternde Überschriften, Abbildungen
und Tabellen nehmen den Leser an die
Hand und führen ihn durch die Argu­
mentation. Diese kommunikativen
Elemente, die der Literatur aus nahe­
liegenden Gründen verwehrt bleiben,
ermöglichen dem Leser bereits im Vor­
feld, die Bedeutung einer Arbeit für das
eigene Forschungsgebiet zu bewerten.
Sie ersparen ihm aber auch, den Text
überhaupt zu lesen.
So mancher Leser nimmt diese
Möglichkeit auch bereitwillig wahr, da
die Wissenschaftssprache sowohl auf
der inhaltlichen rhetorischen als auch
auf der stilistisch-spracWichen Ebe­
ne alles andere als kommunikativ ist:
Eine übersichtliche und leserbezogene
Argumentationsstruktur wird oft den
publikationsökonomischen
Interes­
sen untergeordnet. Einzelexperimente
ohne Bezug zur Fragestellung werden
mit großem argumentativem Einsatz
in Fachartikel oder Doktorarbeiten in­
tegriert, nur damit sich die Mühe ge­
lohnt hat, mit der die Nebenaspekte
einmal bearbeitet wurden. Wenn auf
diese Weise Mitarbeiter oder Kollegen
eine Koautorenschaft erhalten und
sich bei ihrer nächsten Publikation re­
vanchieren, macht sich der Aufwand
bezahlt. Ein interessanter Titel und ein
prägnanter Abstract können den Le­
ser "einfangen". Eine Einleitung, die
wegen der Vielfalt der Fragestellungen
den Fokus auf eine zentrale Hypothese
verliert und überproportionallang aus­
fällt, lässt ihn wieder ziehen.
Aber auch Rezipienten mit mehr
Durchhaltevermögen verzweifeln mit­
unter am Stil der Original- und Über­
sichtsarbeiten, der Dissertationen und
Habilitationsschriften: Der umständ­
liche Satzbau wissenschaftlicher Texte
ist beinahe sprichwörtlich, und oft
Naturwissenschaftliche Rundschau I 61. Jahrgang, Heft 4, 2008
macht es allein die Länge der Sätze
dem Leser unmöglich, ihren Sinn auf
Anhieb zu erfassen. Da der wissen­
schaftliche Autor in seinen Texten als
Person nicht in Erscheinung tritt, wer­
den seine Handlungen als eine Art un­
persönliches Geschehen dargestellt.
Entsprechend überwiegen die passiven
Verbformen - meist in Kombination
mit verbalen Hauptwörtern: "... wurde
die DNA einer ethanolischen Fällung
unterworfen." Die menscWiche In­
stanz als Quelle von Subjektivität soll
so ausgeblendet werden. Doch indem
der Autor seine Funktion als perso­
neller Übermittler der Informationen
verschleiert, verleugnet er auch den
kommunikativen Aspekt seines Textes.
Die Folge: Der Stil liest sich ungefähr
so flüssig wie das Beamtendeutsch des
frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Kaf­
ka hat diesen Stil eingesetzt, um eine
knöcherne Juristenclique zu charakte­
risieren.
Zusätzlich schafft die kleinteilige
Spezialisierung der Wissenschaftsspra­
chen unnötige Sprachbarrieren und
behindert so die Kommunikation - be­
sonders zwischen den Fachbereichen.
Fachwörter sind als "treffende Ausdrü­
cke" sicherlich notwendig. Auch von
einem Schriftsteller wird ja verlangt,
dass er die Dinge beim Namen nennt,
dass er nicht Baum, sondern Eiche,
nicht Schnaps, sondern Korn schreibt.
Wenn aber ein allzu fachgebietsspezi­
fischer Jargon auch von den Mitglie­
dern der eigenen Disziplin nicht mehr
problemlos verstanden wird, dienen
die Texte nicht mehr der Kommunika­
tion, sondern, wie Sprachwissenschaft­
1er bemängeln, lediglich der "Inszenie­
rung von Expertenschaft" [5).
Ein Schriftsteller kann sich das alles
nicht leisten; die erfolgreiche Kommu­
nikation mit seinen Lesern ist für ihn
lebenswichtig. Er muss vermeiden, un­
ter den Hunderten von Manuskripten
unterzugehen, die wöchentlich bei den
Verlagen eintreffen, oder zwischen den
gut 90 000 Büchern, die in Deutsch­
land jedes Jahr erscheinen, übersehen
zu werden. Ein Schriftsteller muss also
wissen, wie man den Leser in seinen
Bann zieht und bei der Stange hält
- oder auf die Wissenschaft übertra­
gen: wie man das Erkenntnisinteresse
des Lesers weckt und aufrechterhält.
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Die Literatur sollte den Naturwissen­
schaften ihre kommunikativen Strate­
gien verraten.
Aber wie kann das praktisch ausse­
hen? Naturwissenschaftler bevorzugen
konkrete Lösungen: Sollten also Dok­
toranden, die gerade an der Einleitung
schreiben, die berühmtesten Anfangs­
sätze der Literatur studieren, um einen
gelungenen Einstieg zu finden? ,,Als
Gregor Samsa eines Morgens aus unru­
higen Träumen erwachte,fand er sich in
seinem Bett zu einem ungeheueren Un­
geziefer verwandelt. "[6]
Immerhin - das Beispiel zeigt, dass
man sein Thema bereits am Textan­
fang vorstellen kann und nicht bis zum
Ende der Einleitung warten muss. For­
scher, die Schwierigkeiten haben, sich
mit ihren Koautoren auf eine konkrete
Fragestellung zu einigen, könnten
Kurzgeschichten zurate ziehen, um zu
erfahren, wie viele Nebenaspekte ein
Text überhaupt verträgt, bevor der Le­
ser den roten Faden verliert. Und wer
meint, dass sich sein Forschungsantrag
noch nicht richtig "rund" liest, könnte
Wortschatz und Syntax der Klassiker
analysieren.
Dass Genetiker neben Fire und Mel­
10 auch Fontane und Mann studieren,
Chemiker gleichermaßen Ertl und Eco
zitieren und Physiker bei Grünberg und
Grass nachschlagen - bei dieserVorstel­
lung werden vor allem die Linguisten
ihre Stirn in tiefe Falten legen: Die sinn­
volle Gliederung eines Textes, die Aus­
gewogenheit der aktiven und passiven
Verbformen, die Vermeidung unnötiger
Fremdwörter und überlanger Schach­
telsätze - dies alles seien doch keine
kommunikativen "Strategien", werden
sie einwenden, sondern lediglich die
Grundregeln des guten Schreibstils.
Aber wo lernt man sie, diese Grund­
regeln? Bislang werden an naturwis­
senschaftlichen Fakultäten nur die
Konventionen und formalen Regeln
des wissenschaftlichen Schreibens
gelehrt, also Fragen zur Zitierweise
und zur korrekten Nummerierung der
Überschriften. Die Aspekte der wissen­
schaftlichen Sprache, also der Kommu­
nikation auf der Ebene der Sätze und
Worte, kommen dabei zu kurz und be­
schränken sich meist auf die Nennung
der Begriffe "accuracy, brevity, c1arity".
Präzise, kurz und durchsichtig soll also
180
geschrieben werden, und es wird vo­
rausgesetzt, dass die Studenten wissen,
wie das geht. Wenn die an den Gym­
nasien erlernten Schreibfertigkeiten
jedoch nicht ausreichen, übernehmen
die Diplomanden und Doktoranden
den Stil der Skripte und Lehrbücher.
Darin fühlen sie sich bestärkt, da sich
der wissenschaftlichklingende Jargon
schneller zu Papier bringen lässt als
eine präzise Formulierung. Zu dem
Mangel an Positivbeispielen gesellt sich
die fehlende Übung: Wie viele Texte hat
wohl ein Schriftsteller geschrieben, be­
vor er veröffentlicht wird? Wenn Stu­
denten der Naturwissenschaften ihre
Diplom- oder Doktorarbeit verfassen,
ist es meist ihr erster längerer Text. Die
Naturwissenschaften sollten sich also
die Ansicht vieler Schriftsteller zu ei­
gen machen, nämlich dass Schreiben
ein Handwerk ist, das gelernt und trai­
niert werden muss. Konsequenterweise
müssten die naturwissenschaftlichen
Fakultäten beginnen, ihre Studenten
im wissenschaftlichen Schreiben zu
unterrichten. Das könnte die jungen
Wissenschaftler ermutigen, früher zu
publizieren, denn bereits ihre Diplom­
arbeiten enthalten ja oft wertvolle Er­
gebnisse.
Ist das nun der lang erwartete Pro­
fit, der Nutzen, den die Naturwissen­
schaften aus der Beschäftigung mit
dem schöngeistigen Schrifttum ziehen?
Sicher nicht, denn um zu der Einsicht
zu gelangen, dass man eine Tätigkeit
lernen und üben muss, bedarf es nicht
der Literatur.
Der eigentliche Gewinn liegt in der
Erkenntnis, dass die Sprache mehr als
nur eine Datenbank ist, die Informati­
onen lediglich auflistet und bereithält.
In der Sprache manifestieren sich die
Gedanken des Autors. Während des
Schreibens bewertet und strukturiert
er die Ideen, Daten und Ergebnisse.
Er "codiert" sie in lesbaren Informati­
onen, die der Leser dann entschlüsseln
und seinen Vorkenntnissen hinzufü­
gen kann. Die Sprache prägt diesen
Vorgang entscheidend. Sie ist also
weniger ein "Kapsid", das Informati­
onen lediglich in sich trägt, sondern
gleicht eher einem komplexen Virus:
Der sprachliche Ausdruck entscheidet,
wie die Informationen aufgenommen
und wo sie in die Wissensstruktur des
Lesers integriert werden, ob sie nur
latent vorhanden bleiben oder spezi­
fische Effekte hervorrufen. Indem sich
eine Fachsprache an bestimmte Ziel­
gruppen innerhalb der akademischen
Population richtet, kontrolliert sie auch
die Verbreitung des Wissens.
Wenn die beiden "Kulturen" an die­
ser Stelle ihr Gespräch beenden, hat
sich der Schriftsteller bereits fleißig
Notizen gemacht, um Ideen für seinen
neuen Roman festzuhalten. Der Wis­
senschaftler war in Gedanken schon
bei seinem nächsten Experiment und
hat daher wenig darauf gehört, was ihm
die Literatur da alles erzählt. Aber er
hat bemerkt, wie sie es tut. Auch wenn
sich daraus zunächst kein direkter Nut­
zen für ihn ergibt - am Ende hat er viel­
leicht das Gefühl, dass es gut war, sich
wieder einmal unterhalten zu haben.
Literatur
[1) C. P. Snow: The Two Cultures. Cambridge
University Press. NewYork 1959. - [2) H. Heine:
Reisebilder. Band 3. Aufbau-Verlag. Berlin,
Weimar 1972. - [3] R. MusiI: Nachlass zu Leb­
zeiten. Humanitas-Verlag. Zürich 1935. ­
[4] Aristoteles: Poetik. Reclam. Stuttgart 1982.­
[5] G. Antos: Sprachliche Zuschreibung von
"Expertenschaft" am Beispiel wissenschaft­
licher Abstracts. In: E. M. Jakobs, D. Knorr, S.
Molitor-Lübbert (Hrsg.): Wissenschaftliche
Textproduktion. Mit und ohne Computer. Pe­
ter Lang Verlag. Frankfurt/Main 1995. - [6] F.
Kafka: Die Verwandlung. In: P. Raabe (Hrsg.):
Sämtliche Erzählungen. Fischer-Taschenbuch­
Verlag. Frankfurt/Main, Hamburg 1970.
Dr. Stefan Lang (Jahrgang 1967) studierte an
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen­
Nürnberg Biologie und wurde 2001 im Fach
Zellbiologie promoviert. Als wissenschaft­
licher Angestellter des Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein in Kiel und als Projektleiter
eines Biotech-Unternehmens arbeitete er an
immunologischen und onkologischen Frage­
stellungen. Seit 2007 ist er als Medical Writer
freiberuflich tätig. Krusendorfer Str. 21. 24251
Osdorf, [email protected]
Naturwissenschaftliche Rundschau I 61. Jahrgang, Heft 4,2008