Studie RESPONS: Die Sicht der Bewohner/innen: Lebensund Pflegequalität in Schweizer Pflegeheimen Sabine Hahn SHURP Konferenz 2016 ▶ Gesundheit | Angewandte Forschung & Entwicklung/Dienstleistung Pflege, Leitung Sciences Prof. Dr. Sabine Hahn Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Hintergrund Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Lebens- und Pflegequalität im Pflegeheim Umfassenden Versorgungsqualitätsmessu ng ▶ berücksichtigt Qualität der Pflege, Lebensqualität, Führung, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Kontext sowie die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Akteure. (Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, 2010) Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Hintergrund Pflegequalitätserhebungen in Alters- und Pflegeheimen ▶ In der Schweiz aus der Sicht der Bewohner/-innen und Bewohner bis heute nicht umfassend evaluiert. ▶ Pflegequalität als multidimensionales Konzept schliesst sowohl die Perspektive der Fachpersonen als auch die der Nutzenden ein und enthält objektive und subjektive Qualitätsindikatoren. Definition von Lebensqualität der WHO-QOL (1994) ▶ Lebensqualität als die individuelle Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation im Kontext der jeweiligen Kultur und des jeweiligen Wertesystems sowie in Bezug auf persönliche Ziele, Erwartungen, Beurteilungsmassstäbe und Interessen. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Die Studie RESPONS Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Fragestellungen ▶ Wie beschreiben Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen ihre Lebensqualität und der Zufriedenheit mit der Pflege? (subjektive Qualitätsindikatoren). ▶ Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Lebensqualität, der Zufriedenheit mit der Pflege, der Charakteristika der Bewohnerinnen und Bewohner und Faktoren der Einrichtung? Erweiterte Fragestellung In Zusammenarbeit mit der SHURP-Studie: Wie sind die Zusammenhänge zwischen subjektiven und objektiven Qualitätsindikatoren sowie den Charakteristika des Pflegepersonals? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 6 Methode Studiendesign Multizentrische Querschnittstudie Stichprobe Pflegeheime der Shurp-Studie: randomisiert und geschichtet nach Sprachregion und Heimgrösse Bewohner/innen: randomisiert, nach Ein- und Ausschlusskriterien Instrumente Resident-Quality-of-Life-Fragebogen (Kane et al., 2004) Care-Dependency-Scale zur Erfassung der Pflegeabhängigkeit Cognitive-Performance-Scale zur Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit Datenerhebung Standardisierte mündliche Bewohnerinterviews Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Stichprobe Bewohner/innen - Auswahlkriterien Einschlusskriterien Ausschlusskriterien ▶ Freiwilligkeit der Teilnahme (schriftliches und mündliches Einverständnis) ▶ Schwere kognitive Beeinträchtigung (Score ≥ 4 auf der Cognitive Performance Scale) ▶ Sprechen und verstehen der deutschen, französischen oder italienischen Sprache ▶ Schlechter physischer Zustand, der eine Teilnahme am Interview nicht zulässt z.B. schwere Dyspnoe, Erschöpfung ▶ Schlechter psychischer Zustand z.B. akute Angststörung, schwere Depression, akute psychotische Krise Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Instrument ▶ Resident-Quality-of-Life-Fragebogen ▶ Erfasst Lebensqualität als mehrdimensionales Konstrukt ▶ Erfasst Zufriedenheit und emotionales Wohlbefinden ▶ Entwickelt von Kane et al. (2004) als strukturiertes Befragungsinstrument ▶ Übersetzt und getestet in Studie RESPONS ▶ Besteht aus 6 Lebensqualitätsdimensionen ▶ Komfort ▶ Alltagsgestaltung ▶ Privatsphäre ▶ Autonomie ▶ Würde ▶ Personenzentriertheit Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Beschreibende Ergebnisse der Studie RESPONS Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Teilnehmende Pflegeheime Kleines Heim: 20-49 Betten Mittleres Heim: 50-99 Betten Grosses Heim: ≥100 Betten 16 kleine Heime 16 mittlere Heime 6 grosse Heime 7 kleine Heime 5 mittlere Heime 1 grosses Heim Keine Teilnahme Rechtsform Anzahl Heime (n=51) öffentlich 21 privat subventioniert 12 privat 18 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Teilnehmende Bewohnerinnen und Bewohner Merkmale Teilnehmende (n=1035) Alter Durchschnitt in Jahren (SD) 85.5 (±7.84) Geschlecht Anzahl Frauen (%) 787 (76.0) Kognitiver Zustand Teilnehmende (n=1035) Anzahl (%) CPS 0 = intakt 474 (45.8) CPS 1 = borderline 225 (21.7) CPS 2 = milde Beeinträchtigung 193 (18.6) CPS 3 = moderate Beeinträchtigung 143 (13.8) Pflegeabhängigkeit Teilnehmende (n=1002) Anzahl (%) Niedrige Pflegeabhängigkeit 737 (73.6) Mittlere Pflegeabhängigkeit 198 (19.8) Hohe Pflegeabhängigkeit 67 (6.7) Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Dimensionen der Lebensqualität im Vergleich 3.0 2.88 2.5 2.52 2.88 2.62 2.45 2.23 2.0 1.5 (n=974) (n=1021) Personenzentriertheit Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Würde (n=1029) Autonomie (n=913) Privatsphäre (n=903) Alltagsgestaltung (n=945) Komfort 1.0 Dimension Komfort Dimension Autonomie Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Körperlichen Schmerzen? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Dimension Alltagsgestaltung 1) Gibt es Aktivitäten hier, die Ihnen Freude machen? (n=1011) 1.9% 29.3% 19.7% 2) Gibt es am Wochendende Aktivitäten, die Ihnen Freude machen? (n=993) 4.1% 3) Können Sie Dinge verändern, die Sie (n=1028) 5) Gibt es hier ab und zu Ihr 5.9% 0.3% angenehm? (n=1025) teilweise nein 75.1% 18.7% 6.5% 11.8% 7) Werden Sie in Ihrem Zimmer durch Lärm gestört? (n=1031) 81.4% 0.3% 0% 20% ja 57.8% 21.8% 16.2% 4.1% 6) Ist die Atmosphäre beim Essen 73.9% 21.7% 4.3% 0.1% Lieblingsessen? (n=868) 46.8% 47.6% 17.7% 17.8% 16.8% hier nicht mögen? (n=976) 4) Haben Sie das Essen hier gerne? 61.5% 17.7% 18.9% 40% 60% 80% Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 100% Aktivitäten die am Wochenende Freude machen? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Dimension Personenzentriertheit 1) Interessiert sich das Personal für Dinge, 32.9% 27.9% 32.4% die Sie in Ihrem Leben gemacht haben? (n=1019) 6.9% 2) Kennt das Personal Sie gut, d. h. weiss es, was Ihnen wichtig ist und worauf Sie 10.5% 10.1% Wert legen? (n=1009) 3) Weiss das Personal allgemein, was Sie 57.2% 22.2% 57.0% 18.9% 10.0% 14.1% gerne mögen und was nicht? (n=1004) ja 30.3% 24.9% 4) Schaut das Personal manchmal bei Ihnen vorbei, nur um zu reden? (n=1026) 0.9% 5) Können Sie sich jemandem, der hier 9.3% arbeitet, anvertrauen? (n=1008) 8.0% 6) Kennen andere Bewohner und 4.8% 0% nein 59.8% 22.8% 37.7% 32.4% 25.1% Bewohnerinnen Sie gut, d. h. wissen diese, was Ihnen wichtig ist und worauf Sie… teilweise 44.0% 20% 40% Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 60% 80% Schaut das Personal vorbei um zu reden? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Zufriedenheit mit der Pflege 1) Hört das Personal auf das, was Sie 1.7% 3.9% sagen? (n=1021) 2) Erklärt Ihnen die Pflegeperson was 69.3% 12.7% 9.3% 8.7% sie tut, wenn sie Ihre tägliche Pflege durchführt? (n=911) 3) Bevor das Personal Ihr Zimmer ja 73.3% 12.6% 11.4% 2.6% betritt, wartet es darauf, hereingebeten zu werden? (n=1023) gegenüber auch schon wütend? (n=1024) 79.3% 3.9% 0% 20% teilweise nein 9.5% 7.3% 4) Wurde das Personal Ihnen ▶ 78.7% 15.7% 40% 60% 80% 100% Allgemeine Einschätzung der Pflegequalität ▶ Sehr gut 39.4%, Gut 53.3%, Mittelmässig 7.3% Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Personal wütend? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Allgemeine Einschätzung der Lebensqualität 4.0% 0.5% 9.3% 24.2% sehr gut gut mittelmässig schlecht sehr schlecht 62.0% Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Zusammenhänge: Lebensqualität, Zufriedenheit Charakteristika Bewohnende, Faktoren der Einrichtung ▶ Vergleiche zwischen Sprachregion, Grösse und Rechtsform der Heime zeigen nur geringe und keine einheitlichen Unterschiede in Bezug auf Lebens- und Pflegequalität ▶ Bewohner mit höherer Pflegeabhängigkeit, geringeren kognitiven Fähigkeiten und schlechterem selbsteingeschätzten Gesundheitszustand ▶ Bewerten Lebensqualität tendenziell schlechter. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Schlussfolgerungen Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Schlussfolgerungen I ▶ Erfassung der Lebensqualität von Pflegeheimbewohner/innen bedarf eines strukturierten Vorgehens, einer engen Zusammenarbeit mit den Pflegeheimen sowie einem Team von geschulten Interviewer/innen ▶ Ergebnisse geben aus der Sichtweise der Bewohnenden erstmals für die Schweiz Hinweise wo Pflegeheime im Rahmen des Qualitätsmanagements die Pflege gezielt verbessert sollten und wo weitere Forschung nötig ist Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Schlussfolgerungen II ▶ Lebensqualität in Schweizer Pflegeheimen wird von den Befragten als gut eingeschätzt ▶ Schutz der Würde und Wahrung der Privat- und Intimsphäre ist gewährleistet. Komfort – Schmerzen als zentrales Thema, Schmerzmanagement ▶ Autonomie nicht durchwegs gegeben ▶ Alltagsgestaltung als Herausforderung ▶ Investition in eine personenzentrierte Pflege und Betreuung ▶ ▶ Zufriedenheit – gute Noten für die Schweizer Pflegeheime ▶ Pflegequalität wird aus Sicht der Bewohnenden als gut eingeschätzt Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Schlussfolgerungen III ▶ Kognitive und gesundheitliche Einschränkungen als Risiko für schlechtere Lebens- und Pflegequalität ▶ Tendenziell schlechtere Beurteilung mit zunehmender Pflegeabhängigkeit und kognitiven Einschränkungen sowie mit schlechterem subjektivem Gesundheitszustand ▶ Erschwert ▶ Teilnahme am sozialen Leben ▶ Autonomie erfahren Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Dank Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Die Studie RESPONS… … dankt ihrem Partner, der SHURP-Studie, für die grosse Unterstützung … wird finanziell unterstützt von: Schweizerische Alzheimervereinigung Stiftung Pflegewissenschaft Schweiz Berner Fachhochschule … wird ideell unterstützt von: • • • • • CURAVIVA Schweiz – Verband Heime und Institutionen Schweiz Dachverband Schweizerischer Patientenstellen Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK Schweizerische Vereinigung der Pflegedienstleiterinnen und Pflegedienstleiter senesuisse – Verband wirtschaftlich unabhängiger Alters‐ und Pflegeeinrichtungen Schweiz Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sabine Hahn, Studienverantwortliche RESPONS [email protected] ▶ Gesundheit | Angewandte |Forschung & Entwicklung/Dienstleistung Pflege, Leitung Prof. Dr. Sabine Hahn, [email protected] Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences
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