Programmheft - Theater für Niedersachsen

Dracula
Musical von Frank Wildhorn,
Don Black und Christopher Hampton
Spielzeit 2015/16
Dracula
Er ist der berühmteste Blutsauger aller Zeiten – der Vampir Graf Dracula. Vampire
sind Untote, gelten als unsterblich und ernähren sich vom Blut ahnungsloser
Menschen. Lediglich angespitzte Holzpfähle, die ihnen durchs Herz getrieben werden,
können sie töten. Sie scheuen: Knoblauch und geweihtes Wasser. Aber sonst? Sonst
hilft nicht viel gegen die Blutsauger.
Draculas Erfinder ist der irischstämmige Autor Bram Stoker, der seinen gleichnami­
gen Roman zum ersten Mal 1897 in England veröffentlichte. Der Tagebuch-Roman
gilt bis heute als Klassiker der Vampirliteratur. Auch wenn der Roman überwiegend
in England spielt, stammt Graf Dracula aus Transsilvanien im heutigen Rumänien.
Dort besucht ihn der englische Anwalt Jonathan Harker, um den Kauf eines Hauses in
London zum Abschluss zu bringen. Doch Harker entdeckt, dass der Graf ein Vampir
ist und ihn gefangen hält.
Dracula macht sich auf den Weg nach England, und schon bald wird Lucy, die beste
Freundin von Jonathans Verlobter Mina, von dem Vampir gebissen und verwandelt
sich selbst in eine untote Blutsaugerin. Jonathan kann unterdessen aus Draculas
Schloss entkommen und seine Verlobte Mina heiraten, denn ihm schwant, dass
Mina Draculas nächstes Opfer werden wird. Zurück in England, gelingt es Jonathan
zusammen mit Lucys Ehemann und Freunden, die Vampirin Lucy zu töten. Mit
vereinten Kräften und der Unterstützung des Vampirjägers Abraham van Helsing
gehen sie nun gegen den Grafen vor. Dracula gelingt es noch Mina Harker, in deren
Bildnis er sich verliebt hat, zu beißen, bevor ihn seine Häscher zur Flucht nach
Transsilvanien zwingen. Dort wird er von seinen Verfolgern gestellt, bekommt ein
Messer ins Herz gestoßen …
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Alexander Prosek (Dracula), Kathelijne Wagner, Teresa Scherhag,.
Judith Bloch, Anne Lütje und Agnes Buliga-Contras (Vampirinnen).
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Keusch und Edel –
Die Vampire des 21. Jahrhunderts
Im Moment hält aber auch kein Sargnagel. Es muss ein aktuelles Thema, ein
gesellschaftliches Phänomen geben, das Vampirfilme und -serien verschlüsselt
aufgreifen. Aber welches Thema? Man weiß es nicht!
Traditionell ging es immer um Trieb und Sex, wenn Vampire auftauchten. Irgendwie.
Bis Stephenie Meyer und ihre „Twilight“-Bücher kamen. Jetzt ist der Vampir eine
quasi-christliche Keuschheitsfigur. Merkwürdig, dass diese 180-Grad-Drehung
des Motivs so erfolgreich ist. Im Grunde ist das so, als würde man Mr. Hyde zum
Kindergärtner umschreiben. Immerhin ist der Vampir des 21. Jahrhunderts – im
Gegensatz zu Bela Lugosis oder Christopher Lees Dracula – häufig gut. Oder
zumindest nicht zu 100 Prozent schlecht.
Der Autor Peter Nicholls hat eine interessante Untoten-Hierachie aufgestellt. Da gibt
es Zombies, instinktgesteuerte, in Massen auftretende Wesen, die im traditionellen
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Alexander Prosek (Dracula) und Tim Müller (Jonathan Harker).
Roman für die Unterschicht stünden. Wir reden natürlich von Stereotypen des
19. Jahrhunderts. Werwölfe dagegen seien halb Mensch, halb Tier, also halb Ratio,
halb Trieb. Sie seien gewissermaßen die Mittelklasse. Der Vampir dagegen sei
aristokratisch, und das nicht nur, weil Dracula ein Graf ist.
Tatsächlich hat der Hauptvampir in den „Twilight“-Büchern und -Filmen etwas
Abgehobenes, Zurückgezogenes, und edel-blass ist er auch noch. Er mischt sich
ungern mit dem Teenagerpöbel, verachtet Gewalt und liest in seiner Freizeit
vermutlich Wordsworth. Das ist natürlich wiederum ziemlich viktorianisch, womit
man wieder bei Bram Stoker wäre. Nur dass Stokers Dracula ein Triebtäter unter
scheinbar Sittsamen ist, während Meyers Twilight-Vampir ein Zivilisierter unter
modernen Wilden ist.
Sind die Vampire am Ende die besseren Menschen? Die Aristokraten des 21. Jahr­
hunderts? Brauchen wir sie als Erinnerung an verlorene Werte? Oder ist „Twilight“
nur erfolgreich, weil alle Teenager-Mädchen Robert Pattinson süß finden?
Vampirinnen
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Der historische Dracula:
Vlad Tepes
In Bram Stokers Dracula-Roman findet sich eine Passage, die auf das historische
Vorbild des berühmten Blut saugenden Grafen verweist. Dort heißt es: „Er muss
tatsächlich jener Fürst Dracula gewesen sein, der sich in den Türkenkriegen berühmt
gemacht hat.“ Stoker spielt mit seiner Bemerkung auf den Fürsten Vlad III. Draculea
(1413 – 1477) an, der wegen seiner selbst für diese Zeit außergewöhnlichen
Grausamkeit „Der Pfähler“ (Tepes) genannt wurde.
Vlad Tepes war ein Sohn des walachischen Fürsten Vlad II. Dracul (Der Drache,
1435 – 1447) und nannte sich selbst Draculea (Sohn des Drachen). Den Namen
Dracul verdankte sein Vater dem deutschen Kaiser, der ihn zum Drachenritter,
das heißt zum Türkenkämpfer, geschlagen hatte.
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Alexander Prosek (Dracula), Ensemble, Damen und Herren des Opernchores.
Elisabeth Köstner (Mina Murray) und Sandra Pangl (Lucy Westenra).
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Vlad III. Draculea oder Vlad, der Pfähler, war kein Blutsauger, aber er eignete sich
hervorragend, um zum Vampir gemacht zu werden. Schon sein Aussehen wirkte
erschreckend und kalt.
Vlad, der Pfähler, hatte dreimal den Thron der Walachei inne. Über seine erste,
sehr kurze Herrschaft ist wenig bekannt. Von größerer Bedeutung war seine zweite
Regierungszeit (1456 – 1462). Vorher hatte Fürst Vlad sich im Exil auf Reisen quer
durch Europa, vor allem auf den Gebieten der Kriegskunst und der Politik, eine
fundierte Bildung angeeignet. Seinen Ruf als erbitterter Kämpfer gegen die Türken
verschaffte Draculea sich ab 1460.
Das Fürstentum Walachei wurde den Türken tributpflichtig. Weil Vlad Tepes den
Tribut an den Osmanensultan verweigerte, schickte der Sultan eine Gesandtschaft
an den walachischen Hof. Als die türkische Gruppe mit ihren prächtigen Turbanen
vor Vlad Tepes erschien, fragte er sie, warum sie nicht die Turbane vor ihm zögen.
Sie entgegneten, dass es in ihrem Land Sitte sei, den Turban sogar vor dem Sultan
aufzubehalten. Darauf erwiderte der Walachenfürst, dann wolle er sie in dieser Sitte
bestätigen. Er ließ die Türken ergreifen und ihnen die Turbane mit Nägeln am Kopf
festnageln. Danach schickte er die Gesandten mit der Bemerkung, er lasse sich in
seinem Land keine fremden Sitten aufzwingen, zu ihrem Sultan zurück.
Mit Mut und militärischer Begabung führte er mit Erfolg zahlreiche Kriege gegen die
verhassten Truppen des Osmanischen Reichs. Mit eigener Hand wütete er gegen seine
türkischen Gefangenen, indem er sie grausam verstümmelte und ihre Überreste auf
Pfähle aufspießen ließ.
Auch im eigenen Land verübte der Fürst Grausamkeiten, wenn er es für nötig hielt.
Auf alten Holzschnitten ist zu sehen, wie er genussvoll unter den wegen Verrats
gepfählten Großbauern zu speisen pflegte. Als ihn sein Mundschenk einmal fragte,
ob ihn der Geruch der Toten nicht beim Essen störe, ließ Vlad Tepes auch ihn pfählen.
Um die Jahreswende 1476/77 fiel ein starkes türkisches Kontingent in die Walachei
ein. Das walachische Militär wurde völlig überrumpelt. Dabei fand auch der Pfähler
sein Ende. Sein Kopf, der einst der Schrecken der Türken gewesen war, wurde nach
Konstantinopel geschickt und dort auf einem Pfahl öffentlich zur Schau gestellt. Sein
Leib wurde in einer kleinen Klosterkirche in der Nähe von Bukarest bestattet.
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Alexander Prosek (Dracula) und Elisabeth Köstner (Mina Murray).
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Aus Jonathan Harkers Tagebuch
Vor sieben Jahren gingen wir alle durch die Hölle, und das Glück, das einige von uns
seither erfahren durften, war, so meinen wir, die Schmerzen wert, die wir durchlitten
haben. Zusätzlich erfüllt es Mina und mich mit tiefer Freude, dass der Geburtstag
unseres Jungen auf den Tag fällt, an dem Quincey P. Morris starb. Seine Mutter hegt
insgeheim den Glauben, dass ein wenig vom Geist unseres heldenmütigen Freundes
auf das Kind übergegangen ist. Seine zahlreichen Namen verbinden unsere kleine
Gruppe von Männern, aber wir rufen ihn Quincey.
Im Sommer dieses Jahres machten wir eine Reise nach Transsilvanien und besuchten
die Stätten, die für uns so viele lebendige und schreckliche Erinnerungen enthalten.
Es schien fast unglaublich, dass die Dinge, die wir mit eigenen Augen gesehen und
mit eigenen Ohren gehört hatten, die reine Wahrheit sind. Jede Spur der damaligen
Ereignisse war ausgelöscht. Nur die Burg stand noch wie früher hoch über der
menschenleeren Einöde.
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Jürgen Brehm (Renfield) und Elisabeth Köstner (Mina Murray).
Als wir wieder nach Hause kamen, sprachen wir über die alten Zeiten – auf die wir
alle ohne Verzweiflung zurückblicken können, denn Holmwood und Seward sind
beide glücklich verheiratet. Ich holte die Papiere aus dem Safe, in dem sie seit unserer
Rückkehr vor so langer Zeit gelegen hatten. Dabei wurde uns plötzlich klar, dass
das ganze Material, aus dem der Bericht besteht, kaum ein authentisches Dokument
enthält – nichts als eine Menge Typoskripte, mit Ausnahme der späten Notizbücher
von Mina, Dr. Seward und mir sowie van Helsings Memorandum. Selbst wenn wir es
wollten, könnten wir wohl kaum verlangen, dass irgendjemand das als Beweis für eine
so verrückte Geschichte gelten lässt. Van Helsing, mit unserem Sohn auf dem Schoß,
fasste das Ganze so zusammen: „Wir brauchen keine Beweise, und wir verlangen von
niemandem, dass er uns glaubt. Dieser Junge wird eines Tages erfahren, was für eine
tapfere und edelmütige Frau seine Mutter ist. Jetzt schon kennt er ihre zärtliche und
liebevolle Fürsorgfalt. Später wird er dann verstehen, dass einige Männer sie so sehr
liebten, dass sie um ihretwillen viel aufs Spiel gesetzt haben.“
Jonathan Harker
Elisabeth Köstner (Mina Murray), Tim Müller (Jonathan Harker),
Jesper Mikkelsen (Arthur Holmwood), Björn Schäffer (Dr. Seward),
Stephan Freiberger (Quincey P. Morris) und Jens Krause (Prof. van Helsing)
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Dracula
Musik von Frank Wildhorn
Buch und Gesangstexte von Don Black und Christopher Hampton
Entwickelt von Don Black, Christopher Hampton, Frank Wildhorn und Des McAnuff
Original-Orchestrierung von Koen Schoots
Deutsch von Roman Hinze
Original-Broadwayproduktion von Dodger Theatricals und Joop Van Den Ende.
In Zusammenarbeit mit Clear Channel Entertainment.
12. Dezember 2015, Großes Haus
Aufführungsdauer 2 Stunden 35 Minuten, inklusive einer Pause
Premiere
Achim Falkenhausen
Craig Simmons
Esther Bätschmann
Katja Buhl
Christof Wahlefeld
Opernchor des TfN
Orchester des TfN
Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreografie
Dramaturgie
Graf Dracula Alexander Prosek
Jonathan Harker Tim Müller
Mina Murray Elisabeth Köstner
Lucy Westenra Sandra Pangl
Professor van Helsing Jens Krause
Doktor Jack Seward Björn Schäffer
Quincey P. Morris Stephan Freiberger
Arthur Holmwood Jesper Mikkelsen
Renfield Jürgen Brehm
Vampirinnen Judith Bloch, Agnes Buliga-Contras, Anne Lütje, Teresa Scherhag,
Kathelijne Wagner
Kind Vanessa Peschel/Sara Schonebeck/Emma Weber
Die Übertragung des Aufführungsrechts erfolgt in Übereinkunft mit JOSEF
WEINBERGER LTD im Namen von MUSIC THEATRE INTERNATIONAL, New York.
Bühnenvertrieb: MUSIK UND BÜHNE Verlagsgesellschaft mbH, Wiesbaden
Während der Vorstellung kommen hochfrequente Lichteffekte zum Einsatz.
Achim Falkenhausen
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Craig Simmons
Esther Bätschmann
Katja Buhl
Alexander Prosek
Tim Müller
Elisabeth Köstner
Sandra Pangl
Jens Krause
Björn Schäffer
Stephan Freiberger
Jesper Mikkelsen
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Regieassistenz und Abendspielleitung Natalie Stadler
Musikalische Studienleitung Kathryn Bolitho
Musikalische Assistenz Francis Benichou, Daniel Stratievsky
Keyboard-Programmierung Andreas Unsicker
Ausstattungsassistenz Melanie Slabon
Inspizienz Konstanze Wussow
Soufflage Marina Brandenburger
Impressum
Technik/Werkstätten
Technische Direktion Guido aus dem Siepen*, Ringo Günther
Ausstattungsleitung Hannes Neumaier*
Technische Leitung Produktion Andrea Radisch*
Bühnentechnik Eckart Büttner*, Holger Müller, Reinhold Bodmann,
Robert Nolewajka
Beleuchtung Lothar Neumann*, Reinhold Bernhards, Lars Neumann
Ton Thomas Bohnsack-Pätsch*, Indra Bodnar, Jan Boe, Paul Flemming
Maske Carmen Bartsch-Klute*
Requisite Silvia Meier*, Friederike Thelen
Schneidereien Annette Reineking-Plaumann* , Egon Voppichler*, Kerstin Joshi,
Anne Lehnberg
Werkstättenleitung Werner Marschler*
Tischlerei Johannes Niepel*
Malsaal Thomas Mache*
Schlosserei Joachim Stief*
Dekoration Danja Eggers-Husarek, Anita Quade
TfN ∙ Theater für Niedersachsen
Theaterstraße 6, 31141 Hildesheim
www.tfn-online.de
Spielzeit 2015/16
Intendant Jörg Gade | Prokuristen Claudia Hampe, Werner Seitzer
Redaktion Christof Wahlefeld
Probenfotos Falk von Traubenberg | Porträtfotos T. Behind-Photo­graphic, privat
Textnachweise Bram Stokers: „Dracula“, neu übersetzt von Andreas Nohl,
Deutscher Taschenbuch Verlag. Alle anderen Texte sind Originalbeiträge für
dieses Programmheft.
Gestaltung ProSell! Werbeagentur GmbH, Hannover | Layout Jolanta Bienia
Druck Sattler Direct Mail GmbH & Co. KG
Fotografieren sowie Ton- und Bildaufzeichnungen sind nicht gestattet und verstoßen
gegen das Urheberrechtsgesetz.
Gefördert durch: Medienpartner:
Sponsoren/Partner:
Freunde des
Theater für Niedersachsen e. V.
*Abteilungsleiter/-in
Jürgen Brehm
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Judith Bloch
Agnes Buliga-Contras
Anne Lütje
Teresa Scherhag
Kathelijne Wagner
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„Imordite Nosferatu!“