Zu Besuch bei Papa Dracula

Zu Besuch bei Papa Dracula
Die literarischen Wurzeln von Graf Dracula liegen nicht in Rumänien, sondern in Dublin.
Denn dort lebte sein Erfinder Bram Stoker. Noch heute kann man auf dessen Spuren viel erleben und sich richtig gruseln.
E
s liegt sich bequem in Draculas
Sarg. Etwas zu klein ist er für
mich, ich stoße unten mit den
Füßen an, aber die purpurrote
Polsterung ist weich und anschmiegsam.
Fast könnte man in der Dunkelheit wegdämmern. Aber es ist auch ein wenig beklemmend, allein in einem Sarg im „Castle
Dracula“ zu liegen. Normalerweise sind
noch 50 andere Leute mit dabei. „Irlands
spleenigster Abend in Dublins ausgefallenster Location“ heißt es im Prospekt. Das
Programm läuft allerdings nur freitagsabends. Und jetzt ist Mittwoch.
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Erbauer und Direktor Ronan hat das „Castle“ nur ausnahmsweise für mich aufgeschlossen. Das passte ganz gut, weil er sowieso noch zwei Requisitenmacher begleiten muss. Wir sind zusammen durch das
leere Schloss gelaufen und haben anfangs
gelacht, denn das Schloss ist der Anbau eines edlen Fitness-Centers. Wir stoßen mit
den Köpfen an herunterbaumelnde Puppenleiber, die mit Kinderstimmen flüstern.
Wir verlieren das Gleichgewicht, als wir über
eine Brücke wanken, die durch einen sich
drehenden Tunnel führt. Ronan ist plötzlich mit den Requisitenmachern fertig. „Ich
bring’ sie schon mal raus“, sagt er zu mir.
„Du kannst dich solange in den Sarg legen.
Ich schalte die Hydraulik für dich ein.“
„Castle Dracula“ ist noch eine verhältnismäßig junge Attraktion. Vorher gab es an
dieser Stelle eine „Bram Stoker Dracula Experience“, aber das lief nicht so gut. Jetzt beleben Schauspieler und Spezialeffekte die
Szenerie. Zutritt ab 14 Jahren.
Viele Touristen wissen gar nicht, dass Dublin etwas mit Dracula zu tun hat. Der Graf
wird in Transsylvanien verortet - völlig richtig. Aber Draculas Erfinder Bram Stoker
(1847-1912) ist dort niemals gewesen. Er ist
Frank - Dezember 2015