Grußwort von Christine Morgenstern (BMFSFJ)

Grußwort von Christine Morgenstern, Leiterin der
Abteilung Gleichstellung im BMFSFJ
anlässlich des kfd-Symposiums „Frauen.Arbeit.Zukunft.“
(29./30.01.2016, Ludwigshafen)
Sehr geehrte Damen, liebe Herren,
vielen Dank für Ihre Einladung in mein Heimatbundesland Rheinland-Pfalz. Ich
freue mich sehr über die Gelegenheit, gerade hier und gerade bei Ihnen ein
Grußwort sprechen zu dürfen und grüße Sie ganz herzlich von der
Parlamentarischen Staatssekretärin Elke Ferner.
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Ich freue mich besonders, an einer so zukunftsgewandten Veranstaltung
„Frauen“ – „Arbeit“ – „Zukunft“ teilnehmen zu können. Die kfd und das
Bundesfrauenministerium verbindet ja eine langjährige und gute
Zusammenarbeit. Und das stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch weiterhin
gemeinsam die Zukunft der Frauen (mit)gestalten können.
Die kfd hat – auch mit Unterstützung des Bundesfrauenministeriums – schon
viele wichtige und zukunftsweisende Veranstaltungen durchgeführt – u.a. auch
diese! - und den 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung sehr intensiv
begleitet – darunter mit einer vielbeachteten Veranstaltungsreihe „Neuer Blick
auf alte Fragen – Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf“.
Die Diskussionen, die dort und auch auf anderen Foren geführt wurden, haben
mit dazu beigetragen, dass der 1.Gleichstellungsbericht so stark wahrgenommen
wurde. Und dass er eine so nachhaltige Wirkung entfalten konnte.
Die kfd ist auch seit 2013 Teil des Projekts „Kompetenzzentrum für
Professionalisierung und Qualifizierung in haushaltsnahen Dienstleistungen“
und hat hier vor allem die Rolle der Privathaushalte als Arbeitgeber im Blick - ein
ganz wichtiges Thema für die Beschäftigten - überwiegend Frauen- und für die
Arbeitgeber im Privathaushalt - ebenfalls überwiegend Frauen!
Diese Ihre Arbeit ist auch in einen Beschluss des kfd-Bundesvorstands gemündet,
der fordert, mit neuen Formen der finanziellen Förderung haushaltsnaher
Dienstleistungen mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu schaffen.
Sehr geehrte Frauen der kfd,
und wenn ich mir Ihre Thesen so anschaue und Ihr Positionspapier, dann finde
ich darin so viele Gemeinsamkeiten, dass es niemanden mehr wundern dürfte,
wenn ich sage:
Die kfd ist uns ein wichtiger und zuverlässiger Partner.
Und das soll auch so bleiben:
Die Gleichstellungspolitik braucht die Unterstützung der zivilgesellschaftlichen
Akteure. Und sie braucht eine breite gesellschaftliche Debatte der
gleichstellungsrelevanten Themen, und das sind ja – wie wir wissen – alle
Themen. Gleichstellung ist eine politische Aufgabe und ein gesellschaftlicher
und ein individueller Veränderungsprozess. Ein Veränderungsprozess, der beide
Geschlechter umfasst. Und deswegen finde ich es gut und wichtig, dass das
Bundesforum Männer heute auch dabei ist. Auch Sie sind ein ganz wichtiger
Partner des Bundesfrauenministeriums.
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Frau Ministerin Schwesig hat im Mai 2015 die Sachverständigenkommission für
den 2. Gleichstellungsbericht berufen. Diese steckt jetzt schon voll in der Arbeit
und tagt gerade in Berlin. Ihr Gutachten wird auf den Befunden des 1.
Gleichstellungsberichts aufbauen und sich besonders mit den weichenstellenden
Übergängen Berufseinstieg und Berufskarriere, Familienplanung und familiäre
Pflege befassen - Themen also, die Ihnen vertraut sind und mit denen Sie sich
heute und morgen auch befassen wollen.
Der 2. Gleichstellungsbericht soll Anfang 2017 vorliegen, und ich freue mich
schon darauf, wenn sich die kfd in die Diskussionen um die Befunde und
Empfehlungen genauso engagiert einbringen wird wie beim 1. Bericht.
Denn natürlich geht es gut voran mit der Gleichstellung der Geschlechter in
unserem Land seit dem 1. Gleichstellungsbericht. Aber am Ziel sind wir noch
lange nicht.
Der rote Faden beider Berichte sind die Übergänge.
Und ein ganz entscheidender Punkt bei den Übergängen im Erwerbsleben ist, ob
und wie die partnerschaftliche Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit
gelingt.
Eine Repräsentativ-Befragung – im Auftrag des BMFSFJ vom Delta-Instituts
erstellt – zeigt:
Für die große Mehrheit der Bevölkerung (80%) sind die Themen
-
Gleichstellung am Arbeitsmarkt und in der Partnerschaft
wirtschaftliche Rationalität und Vorteilhaftigkeit
und
- der Zusammenhalt in der Gesellschaft
wechselseitig und unauflösbar miteinander verknüpft.
Aber:
„In der Mitte des Lebens, wenn die beruflichen und familiären Rahmen
geschaffen sind, klaffen Wunsch und Wirklichkeit in der Lebensführung von
Frauen und Männern erheblich auseinander.“
Die Hälfte aller Frauen zwischen 30 und 64 Jahren will ein gleichberechtigtes
Partnerschaftsmodell in der Familie – aber nur 23% können es auch realisieren.
Übrigens wollen auch 45% der Männer eine gleichgestellte Partnerschaft – aber
nur knapp 30% leben das auch – so die Studie.
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Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist zwar in den letzten Jahren gestiegen.
Aber das ist in erster Linie auf die Zunahme von Teilzeitarbeit zurückzuführen.
Noch immer sind es in der Regel die Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit nach der
Geburt eines Kindes länger als ein Jahr unterbrechen. Und der Wiedereinstieg ist
dann ein wichtiger Knotenpunkt im Leben: Gelingt er gut, dann bedeutet das
ein eigenständiges Einkommen, berufliche Perspektiven und eine spürbare
Verbesserung der eigenen Alterssicherung.
So sollte es ja auch sein.
Aber oft geht Sorgearbeit immer noch einher mit weniger Verdienst, weniger
Entwicklungschancen im Beruf und mit einem höheren Armuts-Risiko im Alter.
Wir haben heute die bestausgebildete Frauengeneration, die wir je hatten - das
ist schon lange eine Binsenweisheit - und trotzdem wird dieses Potenzial längst
noch nicht in ausreichendem Maße genutzt – zu Lasten der Frauen und zu
Lasten der Gesellschaft.
„Die Zukunft ist weiblich“ war übrigens 2012 einer der ausgerufenen
Megatrends.
Die Politik hat dies aufgegriffen:
Viel wurde seitdem auf den Weg gebracht.
Um ein paar Beispiele zu nennen:
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Das ElterngeldPlus und die Investitionen in den Ausbau und die Qualität
der Kinderbetreuung, mit denen partnerschaftliche Elemente beim
Elterngeld gestärkt, Anreize für frühen Wiedereinstieg und beiderseitige
Teilzeiterwerbstätigkeit verbessert und eine bedarfsgerechte, qualitativ
hochwertige Kinderbetreuung ermöglicht werden,
der gesetzliche Mindestlohn, der auch schon Wirkung zeigt und von dem
überwiegend Frauen profitieren,
das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern
an Führungspositionen“ , das nach jahrelangem zähen Ringen am 01. Mai
2015 in Kraft getreten ist,
ein weiterer wichtiger Schritt wird das Rückkehrrecht von Teilzeit auf
Vollzeit sein – in vielen Lohngleichstellungsgesetzen schon lange
verankert – in der Wirtschaft noch keineswegs selbstverständlich.
Ja, und schließlich bereiten wir gerade ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit
vor, damit der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige
Arbeit“ besser durchgesetzt werden kann und wird.
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Denn existenzsichernde und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die
Durchsetzung der Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern sind
Kernforderungen der Gleichstellungspolitik. Das schreiben Sie auch zu Recht In
Ihrem Thesenpapier.
Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg obwohl es schon heute eine Verpflichtung zur Beseitigung von
Lohndiskriminierung gibt.
Aber deren Feststellung und der Beweis sind schwierig.
Das wollen wir mit unserem Gesetz ändern.
Und ebenso einig sind wir uns, dass die sogenannten typischen Frauenberufe
aufgewertet werden müssen. Auch die professionelle Sorgearbeit braucht eine
angemessene gesellschaftliche Wertschätzung und finanzielle Anerkennung!
Noch ist der Gesetzentwurf nicht in der Ressortabstimmung, aber wir hoffen,
dass wir damit gut vorankommen.
Frauen, Arbeit und Zukunft sind eng miteinander verbunden.
Frauen und Männer wollen heute mehrheitlich partnerschaftlich arbeiten und
leben.
Und die Arbeitswelt der Zukunft ist natürlich auch auf die Potenziale der Frauen
angewiesen.
Sie beflügeln in Ihrer Zukunftswerkstatt heute und morgen die Debatte hierzu.
Das ist gut. Denn Gleichstellung ist kein Selbstläufer. Sie braucht den politischen
Gestaltungswillen und den Schub der Zivilgesellschaft, der Frauenbewegung
ebenso wie der fortschrittlichen Männerbewegung.
Ich wünsche Ihnen einen interessanten Abend und eine ebenso interessante
Fortsetzung der Veranstaltung morgen mit guten Ergebnissen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!
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