Kommentar von Dr. Monika-Isis Ksiensik

Abschließender Kommentar Dr. Monika-Isis Ksiensik,
ehemalige Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-PfalzKreises, zu den Ergebnissen des
kfd-Symposiums „Frauen.Arbeit.Zukunft.“
(29./30.01.2016, Ludwigshafen)
Wie kann der Weg heraus aus der Blindheit der Ökonomie für ihre lebendigen
Grundlagen gefunden werden?
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In der Zukunftswerkstatt der kfd steht die Care/Sorge-Arbeit (die lebendigen
Grundlagen) im Focus. Die Sorgearbeit wird bisher weitgehend von Frauen und
zumeist unbezahlt geleistet---wie und durch was können die ungleichen
Verteilungen aufgelöst werden?
Die Marktmechanismen sind allzeit bekannt: Beispielweise entstehen die
Altenheime parallel zur Industrialisierung, in der heutigen Zeit wächst die
Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen im Zuge der stärkeren
Einbeziehung der weiblichen Arbeitskraft auf den Erwerbsarbeitsmarkt. Andere
Europäische Nachbarländer zeigen, dass im Gesundheitsbereich, in der Pflege
und im Dienstleistungsbereich höhere Löhne möglich sind----doch der Anteil an
Männern in diesen Berufen hat sich nicht wesentlich erhöht.
Für den „unbezahlten“ Anteil der Sorgearbeit gibt es schon im 19ten
Jahrhundert den Vorschlag des Erziehungsgeldes und der Erziehungssteuer.
Verloren ist durch das neue Scheidungsrecht das Unterhaltsgeld für die
Sorgende, eine eigenständige Absicherung , die existenzsichernd ist, fehlt. Eine
Lösung ist, dass sich in diesem Bereich der privaten Sorgearbeit die Eltern in
gleicher Weise diese Sorgearbeit teilen. Das setzt aber eine Arbeitswelt voraus,
die flexibel darauf reagiert. Der Gesetzgeber ist gefordert, Ansprüche der
Sorgearbeit zu verankern.
Genau hier liegt jedoch das größte Hindernis auf dem Weg zur
Geschlechtergerechtigkeit: Einerseits kommt es durch die neoliberal geprägte
Politik zu starken Kürzungen in der Infrastruktur. Eine kritische Hinterfragung
der Ökonomisierung der Sorgearbeit unter der Logik der Effizienz und
Verwertung ist dringend notwendig. Daraus ergibt sich auch ein kritischer Blick
auf das Ehrenamt, welches heute die vormals gesellschaftlichen bezahlten
Aufgaben oftmals unbezahlt übernimmt.
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