Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann Rede zum 100.jährigen Bestehen des kfd Heilig-Kreuz 15. August, 15 Uhr, Heilig-Kreuz-Kirche Sehr geehrter Pfarrer Poggel, sehr geehrte Frau Schmersträter, sehr geehrte Damen der Frauengemeinschaft, sehr geehrte Gäste, Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Manchmal ist aber auch der Glaube selbst wie ein Berg, der unerschütterlich in der Mitte steht – und an dem alles andere abprallt. Der Glaube bedeutet Gemeinschaft. Der Glaube zeigt uns den richtigen Weg. Der Glaube gibt uns in den vielfältigsten Lebenssituationen das Gefühl, mit der jeweiligen Situation nicht alleine zu sein. Rufen wir uns die Zeit der Gründung der Frauengemeinschaft Heilig Kreuz einmal ins Gedächtnis. Sie fand im Jahr 1915 statt: also mitten im Ersten Weltkrieg. Es war eine Zeit unfassbaren Leids, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen mussten. Es war eine Zeit, in der die Frauen gezwungen waren, eine starke Rolle einzunehmen: Ihre Männer und Söhne kämpften an der Front, sie waren auf sich alleine gestellt. Viele Frauen ließ der Krieg als Witwen zurück. Die typischen Männerberufe mussten in dieser Zeit von den Frauen übernommen werden – und selbstverständlich kamen die klassischen Aufgaben der Frau weiterhin hinzu. Es war eine ungewisse Zeit mit sorgenvollem Blick in die Zukunft. Umso wertvoller war die Gemeinschaft, in der die Frauen Halt und Geborgenheit fanden. Die Kirche und der Glaube an Gott waren für viele Menschen die einzigen Konstanten, auf die sie bauen konnten. Frauen haben in der Kirchengeschichte seit jeher eine ganz besondere Rolle gespielt. Hier in Herringen waren es zu Beginn 60 Frauen, die gemeinsam etwas bewegen wollten. Sie gründeten in Zeiten der größten Not den „Verein Christlicher Mütter“. Die Frauen halfen, wo immer sie gebraucht wurden. Sie nähten Kleidung oder kochten Essen. Der Einsatz der Frauen machte die furchtbare Kriegssituation für kurze Momente erträglicher. 1 Diese Idee des Zusammenhalts wird auch 100 Jahre später noch gelebt. In diesen 100 Jahren hat sich die Rolle der Frau stark gewandelt. Heute vereinbaren Frauen ganz selbstverständlich Familie und Beruf. Heute stehen sie klar für ihre Meinung ein. Der Weg dorthin war lang; er musste mutig beschritten werden. Die kfd sieht sich seit jeher als starker Partner für die Belange von Frauen. Damals wie heute setzen sich Frauen unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen und Lebensformen ganz selbstverständlich füreinander ein. Dabei wird auch der Blick über den eigenen Tellerrand gefördert. Die kfd engagiert sich für Menschenwürde und Gerechtigkeit – und zwar weltweit. Dabei steht immer auch der respektvolle Umgang mit anderen Religionen im Vordergrund. Sicher haben sich die Schwerpunkte in der täglichen Arbeit geändert, doch der Gemeinschaftssinn ist geblieben: Auch schwache Stimmen werden gehört, niemand wird zurück gelassen. Die Arbeit der kfd ist so vielfältig wie ihre Mitglieder. Frauen verschiedenster Generationen bringen sich ein und tragen mit ihren ganz unterschiedlichen Fähigkeiten zur Gemeinschaft bei. Das jüngste Mitglied der Frauengemeinschaft Heilig Kreuz ist 32 Jahre alt, die älteste Dame stolze 96. Diese Zusammenkunft der Generationen ist eine Bereicherung für jeden Einzelnen. Die aktuelle Mitgliederzahl der Frauengemeinschaft Heilig Kreuz hat sich mit 127 aktiven Damen mehr als verdoppelt: Bundesweit ist die kfd mit einer halben Million Mitgliedern der größte Frauenverband und der größte katholische Verband Deutschlands. Dies zeigt, dass Frauen das Fundament unserer Kirche sind - und dass ihre Arbeit von einem unschätzbaren Wert ist. Ich wünsche Ihrer Frauengemeinschaft für die kommenden Jahre alles Gute und Gottes Segen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich immer wieder auf die Gemeinschaft und den Glauben besinnen – auch wenn die Zeiten gerade bei weitem nicht so schwer sind, wie in der Gründungszeit vor 100 Jahren. Gott sei Dank. 2
© Copyright 2024 ExpyDoc